Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlagen des Islamic Bond - Sukuk
2.1 Definition und Merkmale
2.2 Die wichtigsten Arten von Sukuk
2.2.1 Sukuk-al-Ijarah
2.2.2 Sukuk-al-Musharakah
2.2.3 Weitere Arten von Sukuk
3 Chancen auf dem internationalen Markt
3.1 Kundenpotenzial
3.2 Geschichte und Marktentwicklung der Sukuk
3.3 Praxisbeispiele
3.3.1 Stichting Sachsen-Anhalt Trust Sukuk-al-Ijarah
3.3.2 DP World Sukuk-al-Musharakah
4 Risiken auf dem internationalen Markt
4.1 Marktrisiken
4.2 Scharia-Konformitätsrisiken
4.3 Liquiditätsrisiken
4.4 Risiken, die mit dem Special Purpose Vehicle zusammenhängen
4.5 Risiken, die mit dem Initiator zusammenhängen
5 Fazit und Bewertung
Glossar
Literaturverzeichnis
Internetquellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Der Ablauf einer klassischen Sukuk-Struktur
Abbildung 2: Sukuk-al-Ijarah-Struktur
Abbildung 3: Sukuk-al-Musharakah-Struktur
Abbildung 4: Muslime in Europa
Abbildung 5: Sukuk Neuemissionen 2009 in % nach Ländern
Abbildung 6: Sukuk Neuemissionsvolumen (Mrd. USD)
Abbildung 7: Transaktionsstruktur Stichting Sachsen-Anhalt Trust
Abbildung 8: Transaktionsstruktur DP-World-Sukuk
1. Einleitung
Seit dem Beginn der Finanzkrise im Frühjahr 2007 wird zunehmend über moralische Verpflichtungen der Wirtschaft debattiert. Das islamische Finanzwesen betont dies traditionell, da alle Finanzprodukte in diesem Rahmen mit den Grundsätzen des islamischen Rechts, der Scharia, in Einklang stehen sollten. Es wird immer mehr über Islamic Finance gesprochen und die schariakonformen Produkte, die sich daraus entwickelt haben. Man liest in wissenschaftlichen Publikationen in letzter Zeit Aussagen wie „Islamic Finance ist ein relativer Gewinner der Finanzkrise.“1 Des Weiteren wird häufiger auch in der öffentlichen Presse über die Alternative islamischer Finanzprodukte gegenüber herkömmlicher Finanzinstrumente geschrieben.
Nun kann ich nicht das gesamte islamische Finanzwesen betrachten, denn es würde den Rahmen der Arbeit überschreiten. Vielmehr werde ich mich in dieser Arbeit mit den sogenannten Sukuk oder auch bekannt als Islamic Bonds befassen und deren Chancen und Risiken auf dem internationalen Markt genauer betrachten.
Zum Anfang der Arbeit definiere ich die Sukuk und gehe auf deren Eigenschaften ein. In Kapitel 2 zeige ich die Chancen sowie Herausforderungen, die der internationale Kapitalmarkt zu bieten hat, auf. Zum besseren Verständnis gehe ich auf die Entwickelung des Sukuk-Marktes ein und befasse mich zum Ende des zweiten Kapitels genauer mit zwei Praxisbeispielen. Die Risiken auf dem internationalen Markt werden im Kapital 3 behandelt. Ich gehe nicht nur auf die Marktrisiken ein, sondern analysiere zusätzliche Risiken die weitestgehend durch Marktveränderungen auftreten können. Im letzten Kapitel schließe ich mit einem Fazit und einer Bewertung über die erarbeiteten Ergebnisse ab. Zusätzlich gebe ich einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Sukuk und deren Chancen und Risiken. Um die Thematik praxisnah zu vermitteln, werden in dieser Arbeit die arabischen Bezeichnungen der elementaren Begriffe benutzt. Zum besseren Verständnis schließt sich ein Glossar an das Ende der Arbeit an.
2. Grundlagen des Islamic Bond - Sukuk
2.1 Definition und Merkmale
Sukuk sind mit Abstand die bekanntesten islamischen Finanzinstrumente. Meistens werden sie als islamische Anleihen bezeichnet, doch streng genommen müssen sie als Trust-Zertifikate oder Partizipations-Securities bezeichnet werden.2
Genauso wie der Bond sind auch die Sukuk an der Börse handelbar, können ein Rating erhalten, sowie durch Garantien der Bank kreditmäßig verbessert werden.3
Sukuk (arabisch4 ) ist der Plural von Sakk (arabisch5 ), was übersetzt Zertifikat bedeutet, d. h. dass mit diesem Zertifikat Rechte an dem unterlegten Vermögenswert bestehen. Die Sukuk zahlen jedoch keine Zinsen bzw. Riba, wie es im Islam genannt wird, aus. Das verstößt gegen die Grundsätze der Scharia, wonach sich alle islamischen Finanzprodukte richten müssen. Zusätzlich muss das hinterlegte Asset halal sein, damit ein Islamic Bond aufgelegt werden kann. Mit halal werden alle erlaubten Tätigkeiten im Islam beschrieben. Sie verstoßen weder gegen die Scharia, den Koran oder der Sunna. Es wird besonderer Wert auf sozialen und ethischen Ausschlusskriterien gelegt. Es darf z. B. kein Tabak- oder Spirituosengeschäft sein.6
„Generally, Sukuk are asset-backed, stable income, tradable and Shari'ah compatible trust certifikates.“7
Als offizielle Definition von Sukuk, nach der Accounting and Auditing Organization for Islamic Financial Institutions (AAOIFI), lautet:
„In May 2003, the Accounting and Auditing Organization for Islamic Financial Institutions (AAOIFI) officially defined Sukuk in the Standard for Investment Sukuk as certificates of equal value representing undivided shares in ownership of tangible assets, usufruct and services, and it identified at least fourteen possible Sukuk structures.“8
Der Gedanke, der sich hinter Sukuk verbirgt, ist es eine scharia-konforme Anlagemöglichkeit und auch Finanzierungsmöglichkeit über die Kapitalmärkte zu schaffen. Herkömmliche Anleihen sind für jeden gläubigen Muslim verboten, da diese Anlage- und Finanzierungsmethode größtenteils von den Gesetzen der Scharia betroffen ist.9
Bei dem Islamic Bond wird ein reales Asset, ein Vermögenswert hinterlegt, woraus die Erträge an die Investoren weitergeleitet werden. Damit die Sukuk jedoch herausgegeben werden können, bedarf es einer bestimmten Vorgehensweise, um keines der Gesetze der Scharia zu verletzen. Deshalb wird ein so genanntes SPV, ein Special Purpose Vehicle gegründet.10 Eine SPV dient als eine Zweckgesellschaft, die nur deswegen gegründet wird, damit die Finanzierung über sie erfolgen kann. Die Vermögenswerte werden in die SPV eingebracht. Daraufhin werden sie emittiert und als Islamic Bond an die Investoren verkauft. Bei Fälligkeit der Sukuk wird das SPV aufgelöst.11 Die Sukuk-Investoren sind im Prinzip Eigentümer des Assets und partizipieren an den Erträgen, die durch deren Verkauf generiert werden. Dies kann in Form von Mieten, die aus der Vermietung von Grundstücken und Immobilien gezahlt werden oder auch durch die Gewinne der Investments gezahlt werden.12 Über die Sukuk werden ABS-Finanzierungen durchgeführt. Bei dieser Asset-Backet-Securities (ABS) Finanzierung verkauft das Unternehmen den verbrieften Vermögenswert an die SPV, die wiederum veräußert diese verbrieften Vermögenswerte an Kapitalanleger.13 Um sicherzustellen, dass der Islamic Bond im Einklang mit dem islamischen Recht ist, kontrolliert das Scharia-Board die Zulässigkeit des Finanzproduktes.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Der Ablauf einer klassischen Sukuk-Struktur14
Der hinterlegte Vermögenswert muss real bestehen, wie z. B.: Häuser,u Maschinen und Grundstücke. Zusätzlich muss es rein sein, d.h. es darf kein vermischtes Gebäude oder Teil eines Ganzen sein.15
2.2 Die wichtigsten Arten von Sukuk
Es gibt eine Vielzahl von Sukuk, die sich nach der Art des zugrunde liegenden Geschäftes unterscheiden. Die Abbildung, der in der Praxis am weitesten verbreiteten islamischen Anleihen Sukuk-al-Ijarah und Sukuk-al-Musharakah, ist wichtig um diesen fortschrittlichen Markt und die Vorgehensweise bei den Sukuk-Modellen leichter verstehen zu können. Des Weiteren werden anschließend noch weitere Modelle von Sukuk dargestellt.16
2.2.1 Sukuk-al-Ijarah
Wie aus den Namen hervorgeht, ist die zugrunde liegende Finanzierung ein Ijarah-Geschäft, was soviel wie islamkonformes Leasing bedeutet. Es handelt sich dabei um eine Mischform zwischen Operating und Finance Leasing. In dieser Form bleiben bestimmte Eigentumsrisiken wie z. B. die Pflicht der Instandhaltung und Versicherung beim Leasinggeber. Im normalen Leasing tragen diese Risiken die Leasingnehmer. Wie aus der Abbildung 2 hervorgeht muss der Auftraggeber einer Sukuk-Transaktion in einem ersten Schritt den Vermögensgegenstand an eine selbstgegründete Special Purpose Vehicle (SPV) verkaufen. Es muss sich hierbei um einen realen Gegenstand handeln. Das SPV finanziert den Kauf des Gegenstandes, indem es die Sukuk-Notes (Anteilscheine) auflegt. Die Höhe des Emissionsvolumen ist gleichzusetzen mit dem Wert des Underlying Assets. Danach wird der Vermögensgegenstand an einen Dritten verleast, dies ist i. d. R. der Initiator der Transaktion. Die zu leistenden Leasingraten werden von der Zweckgesellschaft als CouponZahlungen an die Investoren weitergeleitet.17
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Sukuk-al-Ijarah-Struktur18
2.2.2 Sukuk-al-Musharakah
„Musharakah ist ein arabisches Wort für Partnerschaft und beschreibt die grundlegende eigenkapitalbasierte Finanzierungstechnik.“19 Die Bank und der Kunde gründen ein Joint Venture. In dieser gemeinsamen Unternehmung wird von beiden Parteien Kapital zur Verfügung gestellt. Ob die Musharakah- Partnerschaft als eigene Rechtseinheit anerkannt wird, hängt von der nationalen Gesetzgebung ab. Da dies in vielen Ländern nicht der Fall ist, wird es in erster Linie als eine vertragliche Partnerschaft zwischen zwei beteiligten Parteien angesehen. In diesem Fall werden gemeinsam Ressourcen für ein Vorhaben zur Verfügung gestellt. Eine der Parteien ist meistens der Kapitalgeber.20
Bei dem Sukuk-al-Musharakah wird die Partnerschaft zwischen dem Initiator und der gegründeten Zweckgesellschaft geschlossen. Der Initiator steuert den Vermögensgegenstand bei und die SPV bringt das Kapital in die Partnerschaft mit ein. In der Musharakah-Vereinbarung wird festgehalten, welchen Anteil beide Vertragspartner durch ihre Beiträge an dem gemeinsamen Vorhaben bekommen. Nach der vertraglichen Regelung wird die Musharakah- Unternehmung aktiv. Das benötigte Kapital für die Musharakah-Transaktion erhält das SPV aus der Emission der Sukuk-Zertifikate. Technisch gesehen wird ein Management Agent bestellt, der im Auftrag der Musharakah-Unternehmung handelt. In der Regel wird diese Funktion von dem Initiator der Musharakaha- Transaktion selbst ausgeführt. Aus den gewonnen Einnahmen werden die vereinbarten Coupon-Zahlungen an die Käufer der Islamic Bonds geleistet. Alle Einnahmen, die über die Coupon- und Rückzahlungen hinausgehen, werden von dem Initiator als Gewinn vereinnahmt. Das eingesetzte Kapital der Investoren wird am Ende der Laufzeit zurückgezahlt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Sukuk-al-Musharakah-Struktur21
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1 Gassner, Michael / Wackerbeck, Philipp, Islamic Finance: Islam-gerechte Finanzanlagen und Finanzierungen, Köln, Bank-Verlag Medien, 2. Auflage 2010, S. 7.
2 Vgl. Bergmann, Daniel K., Islamic Banking: Ein Studienhandbuch, Norderstedt ,Books on Demand GmbH, 1. Auflage 2008, S. 78.
3 Vgl. von Albertini, Flurin, Islamische Finanzinstrumente: Mudarabah und Sukuk, Der Schweizer Treuhänder 2008|4, S. 226 - 231, S. 228.
4 Vgl. IslamOnline NetworkSukuk: Islamic News, Articles, Fatwas and Business, Education, What is Sukuk?, unter: http://islamonline.com/news/articles/73/What-is-Sukuk-.html, Abruf 05.01.2011.
5 Vgl. IslamOnline NetworkSukuk: Islamic News, Articles, Fatwas and Business, Education, What is Sukuk?, unter: http://islamonline.com/news/articles/73/What-is-Sukuk-.html, Abruf 05.01.2011.
6 Vgl. Bergmann, Daniel K., (FN 2), S. 76 - 78.
7 Tariq, Ali Arsalan: Managing Financial Risks of Sukuk Structures, Diss. Leicestershire 2004, S. 20.
8 Godlewski, Christophe J. / Turk-Ariss, Rima / Weill, Laurent, Are Islamic Investment Certificates Special? Evidence on the Post-Announcement Performance of Sukuk Issues, Working Paper 2010-05, Strasbourg Cedex, April 2010, S. 6.
9 Vgl. Bergmann, Daniel K., (FN 2), S. 76 - 77.
10 Vgl. Bergmann, Daniel K., (FN 2), S. 77.
11 Vgl. Bergmann, Daniel K., (FN 2), S. 77.
12 Vgl. ABS und Islamic Finance, Sukuk - Islamic Securitisation, http://www.true-sale- international.de/abs-im-ueberblick/abs-und-islamic-finance.html, Abruf 03.01.2011.
13 Vgl. ABS Finanzierung, http://www.kapitalwissen.de/abs-finanzierung, Abruf 04.01.2011.
14 Quelle: Ashrati, Mustafa, Islamic Banking: Wertevorstellungen - Finanzprodukte - Potenziale, Frankfurt am Main, Frankfurt School Verlag, 1. Auflage 2008, S. 83.
15 Vgl. Bergmann, Daniel K., (FN 2), S. 78.
16 Vgl. Mahlknecht, M. (FN 15), S. 177.
17 Vgl. Gassner, M. / Wackerbeck, P., Islamic Finance, (FN 1), S. 128.
18 Vgl. Gassner, M. / Wackerbeck, P., Islamic Finance, (FN 1), S. 129.
19 Gassner, M. / Wackerbeck, P., Islamic Finance, (FN 1), S. 81.
20 Vgl. Gassner, M. / Wackerbeck, P., Islamic Finance, (FN 1), S. 81 u. 130 - 131.
21 Vgl. Gassner, M. / Wackerbeck, P., Islamic Finance, (FN 1), S. 131.