Die Medientheorie von Hans Magnus Enzensberger


Seminararbeit, 2002

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Persönlicher Hintergrund

Der Medienbaukasten

Das digitale Evangelium

Fazit

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Es gibt verschiedene Kategorien von Medientheorien – verschieden je nach Kontext der Betrachtung (zum Beispiel kommunikationstheoretische Medientheorien) oder auf ein spezielles Medium beschränkt (z.B. Brechts Radiotheorie). Enzensberger betrachtet in seinem frühen „Baukasten zu einer Theorie der Medien“[1] und dem 30 Jahre später verfassten Essay „Das digitale Evangelium“[2] die Medien im gesellschaftlichen Kontext. Dabei ist bei seinem „Baukasten“ keine Trennung zwischen Medientheorie und Gesellschaftskritik möglich. Im „digitalen Evangelium“ handelt es sich dagegen mehr um eine Medien-Wirtschafts-Diskussion, in der Enzensberger einige Punkte des früheren, politischen Programms ironisch wieder aufgreift und damit interessante Rückblicke eines Theoretikers auf seine eigenen Ideen bietet.

2. Persönlicher Hintergrund

Hans-Magnus Enzensbergers Ausflug in die Medientheorie ist nur ein Feld der weiteichenden Aktivitäten des am 11.11.1929 in Kaufbeuren geborenen Zeitkritikers, Philosophen, Dichters und Dramatikers. Nach Philosophie- und Germanistik-Studium in Erlangen, Hamburg und Paris arbeitet er zunächst als Rundfunkredakteur in Stuttgart. Seine erste zeitkritische Lyrik „Verteidigung der Wölfe“ verfasst er 1957, in den 60er Jahren folgen politische und medienkritische Essays („Deutschland, Deutschland unter anderem“, 1967). In dieser Zeit gibt Enzensberger die Zeitschrift „Kursbuch“ heraus, in der 1970 auch der „Baukasten zu einer Theorie der Medien“ erscheint.

Nach einer Reiseperiode in den 70er Jahren, findet er 1980 seinen festen Wohnsitz in München. 1985 veröffentlicht er die Buchreihe „Die andere Bibliothek“, 1997 erhält er den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essaykritik, ein Jahr darauf ehrt ihn die Stadt Düsseldorf mit dem Heinrich-Heine-Preis. Enzensberger galt in frühen Jahren als aggressiver, politischer Lyriker in Nähe zum jungen Brecht und äußert sich bis heute als Zeit- und Gesellschaftskritiker, den eiskalter Zynismus und Satire gegen den Zeitgeist prägen.

3. Der Medienbaukasten

Enzensbergers Text stammt aus dem Jahr 1970, Studentenbewegung und Klassenkampf bestimmen die politische Diskussion. Medien-Produzenten stehen dabei vertretend für das Kapital, Medien-Konsumenten gelten dagegen als abhängige Massen. Medien nehmen unmittelbar am politischen Geschehen teil, wie es besonders am Beispiel des Wirkens des Springer-Konzerns deutlich wird.

Enzensberger greift an diesem Punkt an – die Medien seien kein wahres Kommunikations-Instrument, da Informationen nur vom Produzenten zum Empfänger geleitet werden: „In ihrer heutigen Gestalt dienen Apparate wie das Fernsehen oder der Film nämlich nicht der Kommunikation sondern ihrer Verhinderung. Sie lassen keine Wechselwirkung zwischen Sender und Empfänger zu: technisch gesprochen, reduzieren sie den feedback auf das systemtheoretisch mögliche Minimum.“[3] Dabei argumentiert Enzensberger nicht medienfeindlich – er sieht die Medien durchaus als Schrittmacher der sozialen und ökonomischen Entwicklung – sondern prangert den falschen Gebrauch der Medien an, den er in gesellschaftlichen Bedingungen begründet sieht.

Das Problem liege also nicht in der technischen Machbarkeit, sondern im Grundwiderspruch zwischen herrschenden und beherrschten Klassen, Konsumenten und Produzenten, Monopol-kapital und abhängige Massen: „Die elektronische Technik kennt keinen prinzipiellen Gegensatz von Sender und Empfänger. [...] Die Entwicklung vom bloßen Distributions- zum Kommunikationsmedium ist kein technisches Problem.“[4] Die Produzenten der Medien haben kein Interesse daran, die Medien zu echten Kommunikationsmitteln zu machen, da sie ihr Monopol verlieren würden. Dabei würden sich die Medien aber gut dazu eignen, die Massen zu mobilisieren: „Das offenbare Geheimnis der elektronischen Medien, das entscheidende politische Moment, das bis heute unterdrückt oder verstümmelt auf seine Stunde wartet, ist ihre mobilisierende Kraft.“[5] Enzensberger plädiert 1970 dafür, die Massen nicht in lähmenden Paraden herumzuschicken, sondern sie vielmehr individuell zu aktivieren und beruft sich dabei auch auf Brechts Radiotheorie.[6]

[...]


[1] Kursbuch 20, 1970

[2] Spiegel 2/2000

[3] Kursbuch 20, 1970, S.160

[4] a.a.O.

[5] a.a.O.

[6] vgl. a.a.O., S.161

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Medientheorie von Hans Magnus Enzensberger
Hochschule
Universität der Künste Berlin  (Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung)
Veranstaltung
Kommunikations- und Medientheorie
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V18756
ISBN (eBook)
9783638230261
ISBN (Buch)
9783656619840
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medientheorie, Hans, Magnus, Enzensberger, Kommunikations-, Medientheorie
Arbeit zitieren
Michael Clemens (Autor:in), 2002, Die Medientheorie von Hans Magnus Enzensberger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18756

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