Der Begriff „Asphalt“ und seine Verwendung haben eine in der Geschichte weit zurückreichende Entstehens- bzw. Entwicklungsgeschichte. Das wohl prägendste Kapitel ist seine ideologische Instrumentalisierung durch die nationalsozialistische Propaganda gegen jüdische Großstadtintellektuelle und das Intellektuellentum an sich. Auch heute noch verbinden sich mit dem Wort „Asphalt“ oftmals verschiedenartige Assoziationen – von Großstadtfaszination und – reiz über Skepsis gegenüber einem gleichmachenden, allgegenwärtigen Erscheinungsbild bis hin zu völliger Ablehnung einer als „Leben erdrückend“, „Schmutz aufzeigend“, „verkommen“ und „kalt“ verstandenen Lebenswelt.
Schauplatz für die verschiedenen Auseinandersetzungen mit dem Einfluss des „Asphalts“ und der „Großstadt“ soll im Folgenden die Stadt Berlin sein, die sich von der Reichsgründung bis zu Beginn des zweiten Weltkriegs zu einer kosmopolitischen Metropole entwickelte. Die Anfänge einer Asphaltliteratur, gegen welche sich die Rechten später wenden sollten, sind in dieser Zeit zu finden. Naturalistische und expressionistische Schriftsteller/innen thematisieren den „Asphalt“ und die Lebensbedingungen in der Großstadt Berlin auf vielfältige differenzierte Weise. Die metaphorische Verwendung des Ur – Motivs „Asphalt“ soll im Folgenden am Beispiel von Julius Hart, Oskar Loerke, Paul Boldt, Johannes R. Becher und Hans Janowitz aufgezeigt werden.
Diese konzentrierte Beschäftigung mit der Großstadt stand nach dem ersten Weltkrieg mehr und mehr in einem Spannungsfeld zu ländlicheren Gegenden, welche die neueren Entwicklungen in Berlin mit Argwohn betrachteten oder betrachten sollten. Die Polemik des Wegbereiters Wilhelm Stapel und später die Propaganda Goebbels sorgten für eine Polarisierung zwischen Berlin und der Provinz, welche mit ideologisch aufgeladenen Begriffspaaren wie Asphalt – Scholle oder wurzellos – bodenständig einherging. Der „Asphalt“ und die „Großstadt“ wurden zu Kampfbegriffen im Ringen um die geistige „Besetzung“ Berlins. Grundpfeiler dieses Vokabulars waren eine ausgeprägte Großstadtfeindschaft, Intellektuellenhass und Antisemitismus. Zur Folge hatte diese Hatz nicht nur die Diffamierung der Asphaltliterat(inn)en und besonders der jüdischen Großstadtintellektuellen. Zu Beginn des Jahres 1933 sollten die Werke jener Autor(inn)en zunächst durch eine „Schwarze Liste“ gebannt und kurz darauf auf dem Scheiterhaufen der Nationalsozialisten verbrannt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Berlin und die Weimarer Republik
- Die Großstadt und das Ur - Motiv „Asphalt“
- Berlin vs. Provinz – Der ideologischer Missbrauch des Begriffs,,Asphalt“ als Kampfvokabel der Nationalsozialisten
- Berlin vs. Provinz
- Der ideologische Missbrauch des Begriffs „Asphalt“ als Kampfvokabel der Nationalsozialisten
- Großstadtfeindschaft
- Intellektuellenhass
- Antisemitismus
- Bücherverbrennung
- Aktualität des „,Asphalts”
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte des Begriffs „Asphalt“ und seine Verwendung in der Literatur, insbesondere im Kontext der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Der Fokus liegt dabei auf der ideologischen Instrumentalisierung des Begriffs durch die nationalsozialistische Propaganda, die den „Asphalt“ als Symbol für jüdische Großstadtintellektuelle und das Intellektuellentum an sich verunglimpfte.
- Die Entwicklung des Begriffs „Asphalt“ und seine assoziierten Bilder in der deutschen Kultur
- Der Konflikt zwischen Berlin als Großstadt und der Provinz in der Weimarer Republik
- Die ideologische Aufladung des Begriffs „Asphalt“ durch die Nationalsozialisten als Kampfvokabel
- Die Verfolgung und Verunglimpfung von Großstadtintellektuellen und jüdischen Autoren durch die Nationalsozialisten
- Die Aktualität des Begriffs „Asphalt“ im Kontext der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Bedeutung des Begriffs „Asphalt“ in der Geschichte und die vielfältigen Assoziationen, die sich mit ihm verbinden. Sie stellt Berlin als Schauplatz der Auseinandersetzungen mit dem Einfluss des „Asphalts“ vor und kündigt die folgenden Kapitel an.
Kapitel 1 beleuchtet die Entwicklung Berlins zur Weltmetropole während der Weimarer Republik und beschreibt die rasante Urbanisierung, die sich auch im wachsenden Lesepublikum und der Kommerzialisierung des literarischen Marktes widerspiegelte.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Ur-Motiv „Asphalt“ und dessen Verwendung in der Literatur. Es wird dargestellt, wie der „Asphalt“ zum Symbol für die Großstadt und das Lebensgefühl der Metropolen wurde.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Konflikt zwischen Berlin und der Provinz und dem ideologischen Missbrauch des Begriffs „Asphalt“ durch die Nationalsozialisten. Es zeigt auf, wie die Nationalsozialisten den „Asphalt“ als Kampfvokabel gegen jüdische Großstadtintellektuelle und das Intellektuellentum einsetzten.
Schlüsselwörter
Asphalt, Großstadt, Berlin, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Propaganda, Intellektuellenhass, Antisemitismus, Literatur, Kultur, Urbanisierung, Ideologie, Kampfvokabel, Großstadtfeindschaft.
- Citar trabajo
- Annika Onken (Autor), 2011, Der Urtyp der Asphaltliteratur - Berlin vs. Provinz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187864