Die medikamentöse Behandlung von Kindern/ Jugendlichen ist deshalb risikobehaftet, da sie sich noch in der körperlichen und geistigen Entwicklung befinden. Kaum ist bekannt, inwieweit die eingesetzten Medikamente Hirnschäden verursachen können oder die kindliche Entwicklung anderweitig gefährden können. Hinzu kommt, dass es sich bei dem eingesetzten Medikament um ein Amphetamin mit hohem Suchtfaktor handelt und derzeit noch Studien zur Langzeitwirkung der Substanz fehlen. In zunehmendem Maße werden Kinder und Jugendliche häufig jahrelang mit Medikamenten behandelt, deren Neben- und Langzeitwirkungen unbekannt sind, bei denen allerdings ein hohes Abhängigkeitsrisiko besteht; diese Substanzen fallen zum Teil unter das Betäubungsmittelgesetz. Außerdem wird durch die Einnahme eines Medikamentes dem Betroffenen suggeriert, er sei krank. Nicht zu unterschlagen ist also das Stigma, dem Kinder/ Jugendliche mit der Diagnose ADHS ausgesetzt werden.
Andererseits haben jahrelange Erfahrungen mit den pharmakologischen Wirkstoffen gezeigt, dass den Betroffenen durch die Einnahme von Medikamenten wie z.B. Ritalin® ein vergleichsweise normales Leben ermöglicht werden kann. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben - etwa in Kita, Schule, Ausbildungsstätte, Familie – ist für viele Kinder/ Jugendliche mit dem hyperkinetischen Syndrom ohne die Einnahme von besagten Medikamenten häufig kaum oder gar nicht möglich. Die Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit steigert die Leistungsfähigkeit und eine in den Griff bekommene Impulskontrolle ermöglicht soziale Beziehungen, ja schränkt sogar die zuweilen auftretende Gefährlichkeit/ Aggressivität jener ADHS-Kinder, die ihre Impulse nur schwer kontrollieren können, erheblich ein.
Ein Medikament, dessen genaue Wirkweise ebenso unbekannt wie dessen Langzeitwirkungen (Abhängigkeit?) ist, was aber gleichzeitig dem Betroffenen in den meisten Fällen einen fast normalen Alltag ermöglicht. Hier stehen die Rechte des Kindes einerseits und gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Normen andererseits auf dem Prüfstand. Darf die Gesundheit und Persönlichkeit des Kindes/ Jugendlichen um den Preis seines Funktionierens in der Gesellschaft aufs Spiel gesetzt werden?
Die UN-Kinderrechtskonvention stellt das Wohl des Kindes vornean; sich dem anschließend wird hier ethisch zu prüfen sein, ob die medikamentöse Behandlung von Kindern/ Jugendlichen mit ADHS ihrem Wohl dienlich sein kann und wenn ja, unter welchen Bedingungen.
Inhaltsverzeichnis
1. Zum Wohle des Kindes
Das ethische Problem
2. ADHS gibt es - und gibt es nicht?
Situationsanalyse
Etablierung eines Krankheitsbildes
Wissenschaftstheoretische Einwände
Marktwirtschaftliche Fakten und Zahlen
Unheilbar!?
Ursachenforschung anhand der Bindungstheorie
3. „Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen“
Biblisch-theologischer Befund
Der Mensch als Gemeinschaftswesen
Gottes Wirken am und durch den Menschen
Anthropologische Grundpositionen der Schöpfungsberichte
Der Mensch als Dreiheit
Krankenheilungen und Dämonenaustreibungen als Zeichenhandlungen
Des Menschen Aufgabe
Kinder in der Bibel
4. Hilfe zum Leben
Prüfung von Normen und Gütern
5. Zur Beziehung berufen
Urteilsentscheid
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Sonstige Quellen
- Quote paper
- Janka Vogel (Author), 2011, Christlich-ethische Überlegungen zur medikamentösen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187971
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