Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Korruption - ein facettenreicher Begriff
2.1 Arten der Korruption und ihre Messbarkeit
2.2. Gründe für korruptes Verhalten
2.3 Direkte Auswirkungen von Korruption
2.3.1 Direkte Auswirkungen von Korruption auf das Wirtschaftswachstum
2.3.2. Direkte Auswirkungen von Korruption auf FDI und Investoren
2.3.3 Direkte Auswirkungen von Korruption auf public services
2.3.4. Direkte Auswirkungen von Korruption auf Armutsbekämpfung
3. Fallstudie: Korruption in Indien
3.1 Das Erbe des licence-raj-Systems
3.2 Versuch einer Messung und Erklärungsansätze für die Korruption in Indien
3.3 Auswirkungen der Korruption in Indien
3.3.1 Jüngere Fallbeispiele in Indien und ihre mediale Bedeutung
3.3.2 Betroffene Bevölkerungsschichten und vorherrschende Art von Korruption in Indien
3.3.3 Direkte Auswirkungen der Korruption in Indien für Investoren und FDI
3.4 Diskussion: Warum stetige Wachstumsraten und florierende Korruption in Indien kein Paradox darstellen
3.5 Lösungsvorschläge
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem weit gefassten Thema der Korruption in Indien. Wie vor allem in jüngster Zeit bekannt wurde, ist das Land geprägt von spektakulären Bestechungsfällen, korrupten Bürokraten und einem überfrachteten, ineffektiven Verwal- tungsapparat. Dennoch folgt Indien seit der Liberalisierung im Jahre 1991 einem stetigen Wachstumstrend und wird nach China als der BRIC-Staat angesehen, der bis zum Jahr 2050 die USA als nächststärkere Wirtschaftsmacht überholen kann1. Auf der anderen Seite jedoch ist das Land durch weit verbreitete Armut und ein schlechtes Bildungs- und Gesundheitssys- tem gekennzeichnet, wobei nicht wenige Forscher gerade dafür die schon angesprochene Kor- ruption als Ursache der sich immer weiter vergrößernden Einkommensschere in Indien sehen.
Ziel dieser Arbeit ist es, die direkten Auswirkungen der Korruption in Indien zu untersuchen und dabei zu erfragen, ob diese das Wirtschaftswachstum auch in Zukunft nachhaltig behin- dern kann. Die dabei aufgestellten Hypothesen sind zum einen, dass Korruption in Indien nur deshalb zum Tagesgeschäft gehört, da das bis 1991 bestehende planwirtschaftliche Älicence- raj-System“ den optimalen Nährboden dafür bot und Korruption zu einem gängigen und legi- timen Mittel zur Beschleunigung planwirtschaftlich gelenkter Verfahren machte, Korruption also quasi ein kulturelles ‚Erbe‘ in Indien darstellt. Zum anderen wird die Hypothese aufge- stellt, dass es sich bei der in Indien gängigen Form der Korruption um eine wachstumsfeindli- che handelt, diese also Wachstum nachhaltig mindern wird und die indische Regierung im Gegenzug konsequent Anti-Korruptions-Maßnahmen vorantreiben muss. Zur Klärung dieser Fragen wird in einem ersten Schritt eine genaue Untersuchung des Begriffs ‚Korruption‘ an- gestellt, woraufhin dann die Fallstudie ‚Korruption in Indien‘ folgt, in der geklärt werden soll, welche Art der Korruption in Indien vorherrscht, wer von ihr in besonderem Maße betroffen ist und welche Auswirkungen sie auf das Wirtschaftswachstum hat.
2. Korruption - ein facettenreicher Begriff
In diesem Kapitel soll nun der Begriff Korruption ausführlich geklärt werden. Dieses Vorge- hen wird deshalb sehr ausführlich sein, da bei der Betrachtung von Korruption in einem Land keine generalisierte Forschungstheorie herangezogen werden kann, sondern lediglich einzelne Komponenten des Begriffes ‚Korruption‘ auf die empirische Realität bezogen und geprüft werden können.
Bei der Untersuchung des Begriffs soll dieser kurz definiert werden, woraufhin die Arten der Korruption sowie die Möglichkeiten zur Messung präsentiert werden. Danach werden verhaltenspsychologische Gründe für korruptes Verhalten erläutert, woraufhin die direkten Auswirkungen von Korruption - aus volkswirtschaftlicher Perspektive - untersucht werden.
2.1 Arten der Korruption und ihre Messbarkeit
Korruption wird zumeist als schädlich angesehen2, beträgt doch der Schaden, der dabei ent- steht, zumindest für das Jahr 2004 mehr als 400 Milliarden Dollar3. Laut einem Report der Weltbank werden insgesamt jährlich mehr als eine Billion US-$ an Schmiergeldern gezahlt4. Abgesehen davon, dass diese Zahlen Ätentativ und tendenziös“5 bleiben, muss man bedenken, dass Äwir es bei Korruption [aus ökonomischer Sicht] mit Tauschvorgängen zu tun [haben]“6, Korruption also in einem ersten Schritt lediglich als eine Art Einkommensumverteilung gese- hen werden muss. Teilt man den recht diffusen Begriff Korruption nun in seine einzelnen Be- standteile, so erhält man ‚Diebstahl durch Falschangaben‘, ‚Veruntreuung‘ und ‚Beste- chung‘7.
Diese rein lexikalische Definition deckt jedoch bei weitem nicht die einzelnen Bestandteile des Begriffs ab; wo Heilmann drei Arten der Korruption, nämlich Äkonfiskatorische <räuberi- sche> Korruption (extrem wachstumsfeindlich), <Dividenden-Eintreibung> (wachstumskon- form) und <Organisierte Kriminalität> (meist wachstumsfeindlich)“8 unterscheidet, trifft dies nicht mehr den Kern der aktuellen Korruptionsforschung. Bei dieser hat sich vor allem die Unterscheidung zwischen Entlastungs- und Belastungskorruption durchgesetzt, wobei erstere als Vergünstigung für alle Betroffenen empfunden wird, letztere jedoch für mindestens einen Teilnehmer als Belastung9. Diese Belastung rührt daher, dass der Bestechende hier Äein Opfer des korrupten Bürokraten“10 ist, dem bürokratische Wege und Verfahren nur dann eröffnet werden, wenn er bereit ist, eine gewisse ‚Sonderzahlung‘ zu leisten. Bei der Entlastungskor- ruption bilden der Bestechende und der Bürokrat eine Koalition, die zu Lasten eines Dritten, meistens des Gemeinwesens, geht.
Die besondere Relevanz dieser Unterscheidung besteht nun in dem Merkmal, dass Belas- tungskorruption, die ja dem Bestechenden11 einen unmittelbaren Schaden zufügt, bei diesem das unbedingte Interesse, sich gegen den Bürokraten zur Wehr zu setzen, hervorruft. Belas- tungskorruption kann folglich also nur dann funktionieren, wenn der Bürokrat durch seine Kollegen und Vorgesetzten hinreichend geschützt ist, wobei hier zu bedenken ist, dass der Bestechende als Opfer einem Apparat gegenüber steht, den er als Einzelner nicht bekämpfen kann. Wo also Belastungskorruption herrscht, erfolgt Korruption als Einkommensumvertei- lung vom Bestechenden in die - trivial gesprochen - ‚Taschen‘ des Bürokraten. Länder, in denen diese Art von Korruption vorherrscht, sind also meist auch gekennzeichnet durch einen überfrachteten bürokratischen Apparat sowie schlecht ausgebaute Institutionen zur Überwa- chung ebendieses Apparats.
Diese Länder jedoch auszumachen, führt zwangsläufig dazu, Korruption auch objektiv mess- bar machen zu müssen. Leider liegen jedoch keine Instrumente vor, mittels derer man Korrup- tion genau errechnen kann, was dazu führt, dass man sich in der Forschung auf Wahrneh- mungs-Indizes verlässt. Der wohl bekannteste unter diesen ist der von Transparency Interna- tional erstellte CPI, der Corruption Perceptions Index12, der sich auf Befragungen von Unter- nehmen und Geschäftsleuten stützt. Solche Indizes sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten: Bhattacharyya / Jha stellen heraus, dass zwischen wahrgenommener Korruption und tatsächli- cher Korruption ein Unterschied auszumachen ist, wenn zwar nicht in überhöhtem, doch aber in signifikantem Maße13.
Im Folgenden sollen nun die Gründe für korruptes Verhalten erläutert sowie die empirisch überprüfbaren Korrelationen von Korruption zu anderen Faktoren dargelegt werden.
2.2. Gründe für korruptes Verhalten
Die Gründe für korruptes Verhalten sollen hier sowohl aufseiten der Bestechenden als auch aufseiten der Bestochenen erläutert werden. Wo die Bestechenden Gründe dafür haben müssen, gewisse Sonderausgaben zu leisten, so müssen Bestochene gewisse Gründe hegen, zusätzliche Entlohnungen in irgendeiner Form entgegen nehmen zu wollen.
Aufseiten der Bestechenden steht vor allem die Metapher des ‚greasing the wheels‘-Effekts, also des Beschleunigens von bürokratischen Verfahren mittels sog. ‚speed money‘14. Wie dieser Ausspruch schon erahnen lässt, so dient gerade Investoren und Unternehmen, die in einem Land einen Betrieb bzw. eine Niederlassung aufbauen wollen, Korruption der Be- schleunigung von standardisierten Verfahren wie z.B. der Erteilung einer Baugenehmigung. Es sind jedoch auch andere Einsatzmöglichkeiten von - speziell - Bestechungsgeldern de]nk- bar: In Betrieben, z.B. um Inspektoren zu beeinflussen, über nicht eingehaltene Sicherheits- standards hinwegzusehen oder aber bspw. bei der Erlangung von Lizenzen, zu denen ein ge- wisser Betrieb unter normalen Umständen keinen Zugang hätte. Korruption ist also für den Bestechenden Wettbewerbsumgehung. ÄAus welchen Gründen auch immer ist der Korrupteur […] ein defekter Wettbewerber. Er weiß, dass er den Wettbewerb nicht bestehen könnte. Oder er versucht, ‚by chance‘, ein Monopol zu etablieren“15.
Aufseiten des Bestochenen ist korruptes Verhalten eine Art ‚rent-seeking‘: Nicht die Produk- tivität des Individuums determiniert sein zusätzliches Einkommen, sondern gewisse ‚Tricks‘ sorgen für ein gewisses Nebengeld16. Gründe für die Erlangung dieses Nebengeldes können sowohl Unterbezahlung sein, die dem korrupten Individuum keine stabile Existenzgrundlage ermöglichen, aber auch blanke Gier steht im Fokus korrupten Verhaltens. Priddat schildert zudem die Situation, in der ein Individuum sich schlichtweg in der Karriere geirrt hat und Äda man zu alt ist, offiziell neu zu beginnen, beginnt man inoffiziell“17 ; korruptes Verhalten kann also auch ein Zeichen für die Kompensierung unerfüllter Lebensträume sein, was dazu führt, dass vor allem monokausale verhaltenspsychologische Ansätze, die korruptes Verhalten er- klären wollen, scheitern. Wie Albrecht / Knoepffler darstellen, lässt sich Korruption nicht auf Grundlage des ‚Homo oeconomicus‘-Modells erklären, da Individuen aufgrund falscher stochastischer Annahmen dem systematischen logischen Denkfehler zum Opfer fallen, immer größere Risiken dadurch eingehen zu können, weil sie in der Zeit, in der sie korrupt waren, ‚ja auch nie aufgeflogen sind‘18. Das Gefühl falscher Sicherheit ist es auch, dass Individuen so anfällig für korruptes Verhalten macht, wobei ein korruptes Umfeld zudem noch eine Art Gruppengefühl kreiert, das dem Individuum zur Rechtfertigung und Aufrechterhaltung des eigenen korrupten Verhaltens dient19.
Zuletzt scheinen auch kulturelle Gegebenheiten korruptes Verhalten zu begünstigen: In meh- reren Aufsätzen verweist Lambsdorff auf die Tatsache, dass Länder mit einem hohen Anteil an Protestanten geringer unter Korruption leiden als Länder mit einem niedrigen Anteil an Protestanten. Dies erklärt er durch die Eigenheit des Protestantismus, eine Gesinnung zu ver- mitteln, die ein klares Unrechtsbewusstsein durchsetzt und in der Individuen in einem gerin- geren Maße in Netzwerke eingebettet sind, die materiellen Reichtum auf Kosten der Gemein- schaft anhäufen wollen20. Zudem nimmt er eine hohe kulturelle Heterogenität innerhalb der Bevölkerung als ausschlaggebenden Faktor, das Vorhandensein von Korruption erklären zu können: Wo ein hohes Maß an kultureller Zersplitterung existiert, so Lambsdorff, sei das Inte- resse von Bürokraten, der eigenen Ethnie behilflich zu sein, besonders groß, was den Weg für korruptes Verhalten frei mache21.
2.3 Direkte Auswirkungen von Korruption
In diesem Kapitel sollen nun die vielfältigen Auswirkungen von Korruption beschrieben werden. Dabei soll sowohl auf die Korrelation Korruption - Wirtschaftswachstum und die Korrelation Korruption - FDI besonderen Wert gelegt werden. Schließlich sollen noch die Probleme geschildert werden, die Korruption bei der öffentlichen Verwaltung und bei der Bevölkerung, v.a. bei der armen, verursacht.
2.3.1 Direkte Auswirkungen von Korruption auf das Wirtschaftswachstum
Die Auswirkungen von Korruption auf das Wirtschaftswachstum werden in der Forschung heiß diskutiert. Wo Jansen Korruption als Drei-Phasen-Modell begreift, in dem diese erst wachstumskonform ist, schließlich aber bei ausbleibender Korruptionsbekämpfung wachs- tumsfeindlich wird22, so begreifen die meisten Korruptionsforscher sowohl Belastungs- als auch Entlastungskorruption als ausschließlich investoren- und wachstumsfeindlich23. Campos et al. weisen jedoch auf das ‚asiatische Paradox‘ hin, das sich darin begründet, dass gerade Länder wie China oder Indien, die ein hohes Maß an wahrgenommener Korruption aufweisen dennoch ein steiles und stetiges Wirtschaftswachstum aufweisen können - und gerade im Fal- le Chinas - sogar noch mit der Erhöhung der Leitzinsen durch die Zentralbank auf die dro- hende wirtschaftliche ‚Überhitzung‘ reagieren müssen, was das gängige Argument der Korruptionsforschung, dass eben Korruption wachstumsfeindlich sei, auf tönerne Füße stellt24. Erklärbar ist das hohe Wirtschaftswachstum trotz Korruption in diesen Länder zum einen durch die recht verlässliche Kenntnis, welche Behörden ein Investor mit ‚speed money‘ bestechen muss, was also Korruption kalkulierbar macht; es muss aber angenommen werden, dass ein ‚korruptionsbereinigtes‘ Wirtschaftswachstum noch wesentlich über den offiziellen Zahlen liegt und diese durch die Korruption unter ihrem Optimalwert liegen.
Klar ist jedoch, dass Korruptionseinkommen zur Änderung in der Einkommensverteilung führen25, was zu der Annahme verleitet, dass Länder mit hoher wahrgenommener Korruption auch immer einen hohen Gini-Koeffizienten aufweisen müssten. Zudem geht eine hohe Korruption auch mit der Missachtung von Eigentumsrechten und - üblicherweise - dem Mangel an Verlässlichkeit von politischen Institutionen einher26 ; diesen beiden Aspekten kann man eine deutliche negative Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum eines Landes zuweisen. Zusätzlich Äverzerrt [Korruption] die effiziente Allokation von Produktionsfaktoren, so dass Ressourcen unproduktiv verschwendet werden“27.
Starosta de Waldemar stellt zusätzlich in seiner Studie heraus, dass Korruption die Innovati- onsfähigkeit von Betrieben negativ beeinflusst, vermutlich auch durch die durch Korruption ermöglichte Missachtung von Eigentums- und vor allem Urheberrechten28. All diese einzelnen Faktoren, die eindeutig von Korruption beeinflusst werden, lassen es als durchaus plausibel erscheinen, eine negative Korrelation von Korruption auf das Wirtschafts- wachstum zu vermuten.
2.3.2. Direkte Auswirkungen von Korruption auf FDI und Investoren
Da die Annahme aufrecht erhalten werden kann, dass Korruption negativ zum Wirtschafts- wachstum korreliert, muss ebenfalls angenommen werden, dass ausländische Investoren und damit der Zustrom ausländischer Direktinvestitionen in korruptionsbehaftete Länder blockiert werden. Lambsdorff schließt in seinem Aufsatz, dass Investoren durch Korruption selbst dann abgeschreckt werden, wenn das Land, in dem investiert werden soll, ein ansonsten stabiles politisches Umfeld bietet29. Ein Aufsatz von Koch / Paschke / Hajos offenbart folgendes Di- lemma: Verzichten Unternehmen auf Korruption, so sind sie nicht mehr wettbewerbsfähig, verhalten sie sich korrupt, macht dies die Manager vor Ort auf Dauer erpressbar30. Sowohl also der Widerstand gegen als auch die Einwilligung in Korruption birgt für ausländische Unternehmen große Risiken, die nur dann überwunden werden können, wenn die Aussichten auf dem jeweiligen Markt diese Risiken bei Weitem übersteigen.
Einen Erklärungsansatz für das Phänomen, dass Länder, die eine hohe wahrgenommene Kor- ruption aufweisen, dennoch einen hohen Zustrom an ausländischen Direktinvestitionen erhal- ten, bietet die 1964 von Nathaniel Leff verhaltenspsychologisch argumentierende Begrün- dung, dass ÄInvestoren - als begrenzt rationale Entscheider - durch die Verwaltung verunsi- chert seien und daher durch Korruption eine höhere Investitionssicherheit bestünde“31. Diese Investitionssicherheit ist aber nur dann gegeben, wenn Korruption in einem Land ein gewisses Maß an Vorhersagbarkeit offeriert und der bürokratische Apparat im Investitionsland derge- stalt verregelt ist, dass Korruption ausschließlich als ‚speed money‘ und nicht als Möglichkeit, von der lokalen Verwaltung erpresst zu werden, betrachtet wird32. Einen anderen Erklärungs- ansatz bietet Lambsdorff: Er weist darauf hin, dass ausländische Direktinvestitionen in kor- ruptionsbehafteten Ländern nicht ungewöhnlich seien, unter der Prämisse jedoch, dass der Investor zu dem Kreis derer gehört, die unmittelbar von der Korruption profitieren33 ; auch hier überwiegt also zu einem gewissen Teil das Sicherheitsargument.
Man kann also nicht ohne Weiteres schließen, dass Korruption niedrigere Investmentraten hervorruft. Im Vordergrund bei der Betrachtung stehen hier eindeutig die Vorhersagbarkeit der Korruption v.a. bei der lokalen Verwaltung sowie die Involviertheit des Investors in ein schon bestehendes Korruptionsnetz.
[...]
1 Vgl. Neuhaus (2011): 1.
2 Vgl. Mc Cann (2008): 107.
3 Vgl. Jansen (2005): 11.
4 Vgl. Boehm (2008): 2.
5 Ebd.: 12.
6 Schmidt (2003): 88.
7 Übersetzt nach Evans: 3 (I.O.: ‚Corruption‘ is a very broad term. It covers fraud (theft through misrepresentation), embezzlement (misappropriation of corporate or public funds) and bribery (payments made in order to gain an advantage or to avoid a disadvantage”, 3)
8 Heilmann (20022 ): 185. Wie in einem späteren Kapitel noch erläutert wird, hat sich vor allem durch die For- schungen von Lambsdorff die Sichtweise durchgesetzt, dass Korruption immer wachstumsfeindlich ist, egal welcher Art.
9 Vgl. Pies (2005): 66.
10 Ebd.: 69.
11 Der Einfachheit halber wird im Folgenden das Begriffspaar ‚Bestechender - Bestochener‘ verwendet, wenn auch geklärt wurde, dass Korruption nicht ausschließlich aus Bestechung besteht. Da das von Priddat (2010) verwendete Wort ‚Korrupteur‘ jedoch keinen Eintrag im Rechtschreib-Duden findet, soll es in der vorliegenden Arbeit auch nicht zum Einsatz kommen.
12 Siehe dazu: Transparency International Deutschland (2010).
13 Vgl. Bhattacharyya / Jha (2009): 18.
14 Vgl. Aidt (2009): 272.; Méon / Sekkat (2005): 91 weisen jedoch nach, dass Korruption lediglich einen ‘sanding the wheels’-Effekt hat.
15 Priddat (2010): 98.
16 Vgl. Lambsdorff (2005): 17.
17 Priddat (2005): 90.
18 Vgl. Albrecht / Knoepffler (2010): 43.
19 Vgl. Cameron et al. (2006): 13.; Vgl. dazu auch: Mauro (2004): 2.
20 Vgl. Lambsdorff (2005): 6f.
21 Vgl. Lambsdorff (2003): 239.
22 Vgl. Jansen (2005): 17. Jansen betrachtet bei seinen drei Phasen eine erste, in der die emerging markets so verlockend sind, dass Investoren aufgrund ihrer ÄMarktphantasien“ Korruption in Kauf nehmen, woraufhin dann ein ‚Signalling‘ notwendig wird, mit dem die Länder den Investoren verdeutlichen, dass Korruption nicht unberechenbar wird, was schließlich in Anti-Korruptions-Maßnahmen mündet.
23 Vgl. dazu: Chemin (2008): 2; Lambsdorff (2005a): 8; Pellegrini / Gerlagh (2004): 429 (Diese nennen noch eine Vielzahl weiterer Aufsätze, die den negativen Effekt von Korruption auf das Wirtschaftswachstum nachweisen); Boehm (2008): 5; Lambsdorff (2005b): 15 (Dieser merkt hier jedoch an, dass der Einfluss von Korruption auf Wachstum und das BIP durchaus von der Korruptionsart abhängt).
24 Vgl. Campos et al. (1999): 1059.
25 Vgl. Schmidt (2003): 95.
26 Vgl. Aidt (2009): 272.
27 Pies (2008): 54.
28 Vgl. Starosta de Waldemar (2011): 21.
29 Vgl. Lambsdorff (2003): 235. Auch Wei (in: Nikopur et al. (2009): 10) kommt zu diesem Ergebnis.
30 Vgl. Koch / Paschke /Hajos (2008): 173.
31 Jansen (2005): 33.
32 Vgl. Campos / Lien / Pradhan (1999): 1061 erklären dieses Modell wie folgt: Ein Investmentlevel x erzeugt den Gewinn f(x). Korruption wird als Art ‚Gewinnsteuer‘ betrachtet, wobei diese durch die Variable q ausge- drückt wird. Der Profit, den der Investor macht, ist also P = (1-q)*f(x) - c(x), wobei c(x) das investierte Kapital ausdrückt.
Die Formel zeigt deutlich, dass q eine zufällige innerhalb einer Reihe konstanter Variablen ist, die nur durch stochastische Annahmen definiert werden kann, Investoren also gewisse Maßstäbe benötigen, mit denen sie den Rahmen von q (also 0 bis 1) möglichst genau abschätzen können.
33 Vgl. Lambsdorff (2005b): 14.