„Es geht darum, auch komplizierte Themen so aufzubereiten, dass man zwischendurch darüber lachen kann und sich unterhalten fühlt. Deswegen ist Unterhaltung überhaupt nicht schlimm. Unterhaltung und Anspruch schließen einander nicht aus.“ (Frank Plasberg 2007)
Obwohl die politische Talkshow hart aber fair in der ARD in der Kategorie der regulären Informationssendungen zu finden ist, wird sie von den Machern mit unterhaltenden Elementen inszeniert. Sie verbindet Information und Unterhaltung, Diskussionen und Show. Damit reiht sich in ein Genre zum Zwecke einer Politikvermittlung eigener Art ein – dem Politainment. Mit der zunehmenden Unterhaltungsorientierung in den Massenmedien fallen häufig die Begriffe Infotainment, Edutainment, Docutainment, Politainment usw. Ihre gemeinsame Referenz ist die Unterhaltung. Dieser Entwicklung stellt sich die Frage, inwiefern die Symbiose aus unterhaltenden und informierenden Elementen die Politikvermittlung unterstützen. Oder tragen Infotainmentformate, wie Neil Postman es 1985 befürchtete1, tatsächlich zu unser aller Verdummung bei?
Die folgende Arbeit befasst sich zum einen damit, welche Faktoren den Entertainisierungstrend bedingen und auf welche Weise er sich manifestiert. Zum anderen will sie untersuchen, welche Konsequenzen dies für die normativ-demokratietheoretischen Ansprüche an Politikvermittlung und die Funktionalität demokratischer Öffentlichkeit hat. Dafür wird zunächst der Wandel zu einer modernen Politikvermittlung und -darstellung in den Massenmedien skizziert. Der Schwerpunkt liegt auf der Betrachtung des Fernsehens. Dabei wird auf zwei Variablen eingegangen, welche den Unterhaltungstrend in der Politikvermittlung maßgeblich beeinflussen: das Bild vom Publikum und ökonomische Interessen. Ist das Publikum unterhaltungsorientiert, gar entpolitisiert? Welche Rolle spielt dieses Publikumsbild und die politische Unterhaltung im Wettbewerb um Quoten und Absatz? Das Politainment als eine aus dieser Entwicklung heraus neu entstandene Form der Politikvermittlung wird im dritten Kapitel behandelt. Hierbei wird besonders auf die politischen Talkshows geschaut. Im letzten Abschnitt geht es schließlich um negative und positive Potentiale des Politainments: Unterstützen sich unterhaltende und informierende Elemente eines Medienbeitrags? Oder führt die Verbindung von Politik und Entertainment zum Verfall politischer Kultur?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Politikvermittlung im Medienwandel
- 2.1 Das Publikumsbild
- 2.2 Ökonomisierung...
- 3. Politainment als eine spezifische Form des Infotainment
- 3.1 Merkmale
- 3.2 Formen
- 3.3 Exkurs: politische Talkshows
- 4. Unterhaltende Politikvermittlung und Bildungsansprüche
- 4.1 Medienkritiker und Kulturpessimisten
- 4.2 Chancen
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Trend zur Entertainisierung von Politikvermittlung in den Massenmedien. Ziel ist es, die Faktoren zu identifizieren, die diesen Trend befördern und die Auswirkungen auf die normativen Ansprüche an Politikvermittlung und die Funktionsfähigkeit der demokratischen Öffentlichkeit zu untersuchen.
- Wandel der Politikvermittlung in den Massenmedien
- Das Publikumsbild und seine Rolle in der Unterhaltungskultur
- Ökonomische Interessen und ihre Auswirkungen auf die Politikvermittlung
- Politainment als spezifische Form des Infotainment
- Bewertung der Chancen und Risiken von unterhaltender Politikvermittlung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Die Einleitung führt in das Thema Politainment ein und stellt die zentrale Frage nach den Auswirkungen von Unterhaltungselementen auf die Politikvermittlung. Sie stellt die wichtigsten Forschungsfragen und den Aufbau der Arbeit vor.
- Kapitel 2: Politikvermittlung im Wandel Dieses Kapitel beleuchtet den Wandel der Politikvermittlung in den Massenmedien, insbesondere im Fernsehen. Dabei werden zwei wichtige Faktoren beleuchtet, die den Trend zur Unterhaltungskultur beeinflussen: das Bild vom Publikum und ökonomische Interessen. Es wird diskutiert, ob das Publikum tatsächlich unterhaltungsorientiert und entpolitisiert ist und welche Rolle dieses Bild im Wettbewerb um Quoten und Absatz spielt.
- Kapitel 3: Politainment als eine spezifische Form des Infotainment Dieses Kapitel untersucht Politainment als eine neue Form der Politikvermittlung. Es beleuchtet die Merkmale und Formen des Politainments und widmet sich insbesondere den politischen Talkshows. Es wird die Frage diskutiert, ob und inwiefern Politainment-Formate die Politikvermittlung unterstützen oder zu einer Verdummung führen.
- Kapitel 4: Unterhaltende Politikvermittlung und Bildungsansprüche Dieses Kapitel befasst sich mit den Chancen und Risiken von unterhaltender Politikvermittlung. Es werden sowohl die Kritik von Medienkritikern und Kulturpessimisten als auch die potenziellen Vorteile des Politainments für die politische Bildung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Politikvermittlung, Massenmedien, Fernsehen, Unterhaltungskultur, Infotainment, Politainment, Publikumsorientierung, Ökonomisierung, politische Talkshows, Bildungsansprüche und demokratische Öffentlichkeit.
- Citation du texte
- Isabelle Klein (Auteur), 2010, Unterhaltende Politikvermittlung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188587