Die Reaktorkatastrophe von Fukushima, die sich am 11. März 2011 infolge eines Erdbebens ereignete, hat unmittelbar eine Atomkraft-Debatte ausgelöst, die nicht nur in Japan, sondern weltweit zu beobachten ist. Auch in der deutschen Öffentlichkeit ist das Thema „Kernenergie“ infolgedessen neu diskutiert worden. Die öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Gegenstand war hierzulande eine zunehmend kritische, was sich durch den Aufschwung der Anti-Atomkraft-Bewegung und nicht zuletzt durch die politische Entscheidung der Bundesregierung zeigte, alle deutschen Atomkraftwerke einer Sicherheitsprüfung zu unterziehen und die sieben ältesten Kraftwerke mit einem Moratorium drei Monate lang stillzulegen. Diese scheinbar nicht mit der bisherigen Atompolitik zu vereinbarende Entscheidung brachte die Bundesregierung selbst in die Kritik und bedeutete darüber hinaus eine Krise für die vier großen Betreiber der Atomkraftwerke in Deutschland. Die plötzlich auftretende Krise der Energiepolitik und -wirtschaft erfordert eine genaue Analyse der öffentlichen Debatte um Atomkraft: Inwiefern hat neben der Katastrophe in Fukushima die Medienberichterstattung zu dieser Krise beigetragen? Da sich die Entscheidung für das Atom-Moratorium und die anschließende Debatte bereits wenige Tage nach dem Unglück in Japan ereignete, ist es besonders relevant, zeitnahe Medienberichte zu betrachten. Eine solche Analyse kann besonders für die an der Debatte beteiligten Akteure fruchtbar sein. Mit Blick auf deren Krisenmanagement ist eine Betrachtung der Medienberichterstattung sogar unumgänglich, um eine Evaluation der Entscheidungen und Handlungen zu ermöglichen, aber auch um mögliche Issues zu erkennen und zu steuern und um somit weiteren Krisen vorzubeugen.
Die folgende Arbeit bezieht sich ausschließlich auf die politische Krise und soll die Berichterstattung deutscher Medien während des zweiwöchigen Zeitraumes nach der Katastrophe in Fukushima analysieren. Hierfür wird zunächst der Ansatz des Issues Managements erklärt. Ausgehend hiervon wird die Methode des Term Mappings nach der Smallest Space Analysis erläutert, die es ermöglicht Issues-Debatten graphisch zu erfassen. Dies dient als Grundlage für die eigene Untersuchung der Medienberichterstattung zur Atomkraftdebatte, deren empirische Vorgehensweise im vierten Kapitel dargelegt wird. Danach sollen die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert werden: Lassen sich aus den Daten Issues zur Atomkraftdebatte extrahieren?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Issues Management in der Krisen-PR
- 3. Die Methode der Smallest Space Analysis
- 4. Eigenes methodisches Vorgehen
- 5. Ergebnisse
- 5.1 Identifikation
- 5.2 Interpretation
- 5.3 Erkenntnisgewinn
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Medienberichterstattung zur Atomkraft-Debatte in Deutschland im Kontext der Reaktorkatastrophe von Fukushima. Das Ziel ist es, mithilfe der Smallest Space Analysis (SSA) relevante Issues zu identifizieren und zu interpretieren. Die Analyse konzentriert sich auf die zweiwöchige Berichterstattung nach der Katastrophe und untersucht, inwiefern die Medien die öffentliche Diskussion um Kernenergie beeinflusst haben. Die Arbeit fokussiert auf die politische Krise, die durch die Entscheidung der Bundesregierung zum Atom-Moratorium entstanden ist.
- Die Auswirkungen der Katastrophe von Fukushima auf die deutsche Atomkraft-Debatte
- Die Rolle der Medien in der öffentlichen Meinungsbildung zum Thema Kernenergie
- Die Identifizierung und Analyse relevanter Issues im Kontext der Atomkraft-Debatte
- Die Anwendung der Smallest Space Analysis als Methode zur Issue-Analyse
- Die Bedeutung des Issues Managements für Krisen-PR
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und stellt den Kontext der Arbeit dar. Es beleuchtet die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe von Fukushima auf die Atomkraft-Debatte in Deutschland. Kapitel 2 widmet sich dem Issues Management als spezialisiertes Diagnoseverfahren innerhalb der PR. Es erklärt die Bedeutung des Issues Managements für die Früherkennung und Steuerung von potenziellen Krisen. In Kapitel 3 wird die Methode der Smallest Space Analysis erläutert, die es ermöglicht, Issues-Debatten graphisch zu erfassen. Das Kapitel beschreibt die Anwendung der SSA in der Medienanalyse. Kapitel 4 legt die empirische Vorgehensweise der Untersuchung dar, während Kapitel 5 die Ergebnisse der Medienanalyse präsentiert und diskutiert. Es untersucht, ob sich aus den Daten Issues zur Atomkraftdebatte extrahieren lassen.
Schlüsselwörter
Atomkraft, Atomkraftdebatte, Fukushima, Issues Management, Smallest Space Analysis, Krisen-PR, Medienanalyse, Medienberichterstattung, öffentliche Meinungsbildung, Stakeholder, Politik, Energiepolitik, Krisenmanagement, Framing, Agenda Setting.
- Citation du texte
- Isabelle Klein (Auteur), 2010, Identifikation von Issues in der deutschen Atomkraft-Debatte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188588