Seit Jahrzehnten wird in der deutschen Gesellschaft über die Nutzung der Kernenergie kontrovers diskutiert und auch die Parteien nehmen äußerst unterschiedliche Positionen bei diesem Thema ein. Während die rot-grüne Bundesregierung 2002 einen Ausstieg aus der Kernenergieerzeugung durch befristete Reststrommengen im Atomgesetz festschrieb, verlängerte die schwarz-gelbe Bundesregierung im Herbst 2010 diese Befristung um durchschnittlich 12 Jahre je Kraftwerk.
Diese Gesetzesänderung war jedoch nicht von Dauer, denn am 11. März 2011 kam es in Japan zur atomaren Katastrophe mit schwerwiegenden Folgen für das deutsche Regierungshandeln. Die Laufzeitverlängerung wurde für drei Monate ausgesetzt und die sieben ältesten Meiler sofort vom Netz genommen. Um Maßnahmen einer Energiewende zu erarbeiten, rief man eine Ethik-Kommission ins Leben. Die Reaktor-Sicherheitskommission wurde beauftragt die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke unter dem Einfluss von Fukushima erneut zu überprüfen.
Nach der Stellungnahme der Reaktor-Sicherheitskommission und dem Abschlussbericht der Ethik-Kommission folgte im Juni 2011 das 13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes. Das Gesetz sieht eine stufenweise Abschaltung aller Atommeiler bis Ende 2022 vor. Die Abschaltung richtet sich dabei nach festgelegten Daten und nicht nach Reststrommengen. Mit diesem Gesetz entfernte sich die Bundesregierung von ihrem eigenen im Herbst des Vorjahres durchgesetzten Energiekonzept, welches noch Laufzeiten bis teilweise 2036 vorsah.
Diese Bachelorarbeit untersucht im Rahmen der beschriebenen Entwicklungen 2010 und 2011 die Berichterstattung in den Leitartikeln verschiedener Zeitungen (die Financial Times Deutschland, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die taz, die Welt, die Zeit und die International Herald Tribune). Folgende Frage soll beantwortet werden: Wie erklären die Leitartikel den Wandel der Regierung? Welche Argumente liefern sie und welche Theorie nehmen sie an?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hypothese
- Untersuchungsmaterial
- Vorgehensweise
- Prüfung der Hypothese
- Financial Times Deutschland
- Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Die tageszeitung
- Die Welt
- Die Zeit
- International Herald Tribune
- Zwischenbilanz
- Andere Erklärungen für den Atomausstieg
- Notwendigkeit einer politischen Reaktion
- Gesellschaftlicher Druck
- Historischer Hintergrund
- Die Laufzeitverlängerung als politischer Fehler
- Parteiinterne Entwicklungen
- Sicherheit
- Institutionelle Möglichkeit I: Konzept- und Inhaltslosigkeit der Regierung Merkel
- Institutionelle Möglichkeit II: Keine supranational verbindlichen Regelungen
- Andere Erklärungen
- Zusammenfassende Analyse
- Ökonomische Erklärung
- Normative Erklärung
- Historische Erklärung
- Soziologische Erklärung
- Politikwissenschaftliche Erklärungen
- Institutionelle Erklärungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit analysiert die Kehrtwende in der deutschen Atompolitik der Regierung Merkel im Jahr 2011, insbesondere im Kontext der CDU, welche sich zuvor für die Kernenergie eingesetzt hatte. Ziel ist es, die Ursachen für den „U-Turn“ von der Laufzeitverlängerung im Herbst 2010 zum Ausstieg aus der Atomenergie im Jahr 2011 herauszufinden.
- Die Rolle der Medien und ihrer Berichterstattung über den Atomausstieg
- Die Analyse verschiedener Erklärungen für die Kehrtwende, einschließlich gesellschaftlicher, politischer und institutioneller Faktoren
- Die Bedeutung der Katastrophe von Fukushima und deren Einfluss auf die deutsche Atompolitik
- Die historische Entwicklung der deutschen Atompolitik im Kontext der CDU-Positionen
- Die Analyse der institutionellen und politischen Möglichkeiten zur Umsetzung des Atomausstiegs
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel legt die Hypothese der Arbeit dar und beschreibt das verwendete Untersuchungsmaterial sowie die Vorgehensweise.
Kapitel 2 beleuchtet die Berichterstattung über die Atompolitik in verschiedenen deutschen und internationalen Zeitungen, um die Rolle der Medien in der öffentlichen Debatte zu analysieren.
Kapitel 3 untersucht alternative Erklärungen für den Atomausstieg, darunter gesellschaftlicher Druck, historische Entwicklungen und die Sicherheitsbedenken nach Fukushima.
Kapitel 4 bietet eine zusammenfassende Analyse der Ergebnisse und diskutiert die verschiedenen Perspektiven auf die Kehrtwende in der Atompolitik.
Schlüsselwörter
Atompolitik, Atomausstieg, Regierung Merkel, CDU, Medienanalyse, Fukushima, Katastrophe, Laufzeitverlängerung, politische Kehrtwende, gesellschaftlicher Druck, historische Entwicklung, institutionelle Erklärungen, normative Erklärungen.
- Citar trabajo
- Anna-Katharina Dhungel (Autor), 2012, Die Kehrtwende in der Atompolitik der Regierung Merkel – Erklärungsansätze in der Presse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188694