Empowerment heißt so viel wie Selbstbemächtigung, Selbstermächtigung, Selbstbefähigung. Man kann Empowerment auch mit der Stärkung von Eigenmacht und Autonomie bezeichnen.
M ist im Sommer auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob wir, da der TSV Alemannia Aachen ja nun erste Bundesliga spielt, auch mal ein Auswärtsspiel besuchen fahren, am besten zu einer Stadt, die weiter weg gelegen ist. Schnell war mir klar, dass dieses Praxisprojekt dahingehend strukturiert wird, das M diesen Auswärtsspielbesuch selbstständig erörtert, plant und durchführt, wobei zu sagen ist, das meine Assistenz ständig gegeben ist, sobald er sie benötigt.
In Bezug auf die Handlungsfähigkeit von M bleibt mir zu sagen, dass er sich einen Schritt mehr Emanzipation durch diese Reihung bemächtigt, indem es nicht, wie sonst immer, seine Mutter ist, die ihm die Aufgaben abnimmt, sondern dass er die treibende Kraft ist. In diversen Vorgesprächen mit M habe ich ihn über mein Vorgehen informiert, er hat es verstanden und findet es gut, selbstständiger zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Arbeitsplatzbeschreibung
Die Einrichtung
Teileinrichtung
Eigene Tätigkeit
Kurzbeschreibung der Bewohnergruppe
Beschreibung von M
Allgemeine Angaben
Vorgeschichte
Äußere Erscheinung
Motorisches Verhalten
Kognition / Denken
Emotionales Verhalten
Sozialverhalten
Kommunikation
Verhalten in Arbeit und Lebenspraxis
Anmerkung zur Theoriewahl
Beschreibung des theoretischen Ansatzes
Herkunft Empowerment
Definitionen von Empowerment
Grundwerte und Grundüberzeugungen
Lebensautonomie und Selbstbestimmung
Soziale Gerechtigkeit / Verteilungsgerechtigkeit
Demokratische Partizipation
Ziel des Empowerment-Konzept
Voraussetzungen für Empowerment-Prozesse
Empowerment- Ebenen
Das Menschenbild des Empowerment-Konzept
Assistenzformen
Empowerment als Theorie in der Behindertenarbeit
Beschreibung der Methode Empowerment
Methodisch-didaktische Umsetzungsmöglichkeiten
a) den Menschen mit einer geistigen Behinderung ernst nehmen
b) Zum Äußern von Wünschen und Kritik ermutigen
c) den Menschen mit Behinderung in Entscheidungsprozesse einbinden
d) die eigene Rolle deutlich machen
e) Neugier fördern
f) Raum zum Experimentieren lassen
g) Verständnis für Fehler zeigen
h) Bevormundung vermeiden
Theorie-Praxis-Bezug
Bezug des Teilnehmers zum theoretischen Ansatz und zur Methodenwahl
Planung der praktischen Arbeit
Erreichbares Erziehungsziel
Erste Übungseinheit : Information, Absprache und Diskussion
Zweite Übungseinheit – Rollenspiele und Teilhabe am kulturellen Leben
Teamgespräch
Planung des Gesprächs
Praktisches Arbeiten
Reflexion der ersten Übungsstunde
Schriftliche Ausarbeitung für die zweite pädagogische Übung
Zweite pädagogische Übung
Methodisch – didaktische Analyse
a) Darstellung und Begründung der Wahl der Methode
b) Darstellung und Begründung des Übungs-Ablaufes
c) Begründung und Darlegung meines pädagogischen Verhaltens
Mögliche Schwierigkeiten
Reflektion der zweiten Übungsstunde
Schriftliche Ausarbeitung für die dritte pädagogische Übung
Dritte pädagogische Übung
Methodisch – didaktische Analyse
a) Darstellung und Begründung der Wahl der Methode
b) Darstellung und Begründung des Übungs-Ablaufes
c) Begründung und Darlegung meines pädagogischen Verhaltens
Reflektion der dritten Übungsstunde
Reflektion der vierten Übungsstunde
Reflektion der fünften Übungsstunde
Schriftliche Ausarbeitung für die sechste pädagogische Übung
Achte pädagogische Übung
Methodisch – didaktische Analyse
a) Darstellung und Begründung der Wahl der Methode
b) Darstellung und Begründung des Übungs-Ablaufes
c) Begründung und Darlegung meines pädagogischen Verhaltens
Mögliche Schwierigkeiten
Reflektion der sechsten Übungsstunde
Reflektion der siebten Übungsstunde
Schriftliche Ausarbeitung für die achte pädagogische Übung
Achte pädagogische Übung
Methodisch – didaktische Analyse
a) Darstellung und Begründung der Wahl der Methode
b) Darstellung und Begründung des Übungs-Ablaufes
c) Begründung und Darlegung meines pädagogischen Verhaltens
Mögliche Schwierigkeiten
Reflektion der achten Übungsstunde
Gesamtreflexion
Reflexive Verlaufsbeschreibung
Entwicklungsbericht über M
Beschreibung meiner eigenen Entwicklung in diesem Arbeitsfeld
Gedanken zur Theoriewahl
Literaturverzeichnis
Situationsanalyse
Arbeitsplatzbeschreibung
Der X e.V., ist der Träger des Y-Hauses. Gegründet wurde der Verein Mitte der 60er Jahre als Elterninitiative.
Die Zielgruppe des X wird durch Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung gebildet, welche dem Leitbild des Vereins, Förderung und Integration, unterstehen.
Dem X unterliegen verschiedene Einrichtungen, die eigenständig die Förderung von Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung bewerkstelligen.
Zum Verein gehört das Y-Haus als Wohnstätte, eine integrative Kindertagesstätte, ein betreutes Wohnen sowie dem Familien unterstützenden Dienst (FUD) sowie eine Außenwohngruppe für 8 Bewohner in Nähe des Universitätsklinikums.
Das Y-Haus liegt in V, welches ein Stadtteil von Z ist. V hat etwa 3000 Einwohner und ist zwischen W und U gelegen. Die gute und rasche Möglichkeiten, die Innenstadt von Z zu erreichen und der ländliche Charme machen V zu einem attraktiven Lebensraum. Im Ort selbst ist eine kleine Infrastruktur gegeben, welche durch zum Beispiel einen Einkaufsladen, eine Sparkasse, eine Apotheke sowie ein kleines Blumengeschäft geprägt ist.
Die Einrichtung
Die Wohnstätte ist gegliedert in 3 Wohngruppen, in denen 24 Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung leben. Das Erdgeschoss und das 1.Obergeschoss wird von jeweils 8 Menschen bewohnt, das Dachgeschoss von 7.
Am jetzigen Standort der Wohnstätte befand sich ursprünglich ein alter Bauernhof. Renovierungsmaßnahmen des Hofes sprengten den finanziellen Rahmen des Vereins, sodass das Vorhaben, den Bauernhof als Wohnstätte umzubauen, nicht in Frage kam. Also wurde 1999 beschlossen, den alten Hof abzureißen und ein neues Gebäude zu bauen. Unter Denkmalschutz steht der ehemalige Wohnaltbau des Hofes. Dieser an die Wohnstätte angrenzende Altbau dient als Betreutes Wohnen mit zur Zeit 2 Bewohnern. Das Internet-Café, welches von interessierten Bewohnern regelmäßig genutzt wird, befindet sich im Erdgeschoß des Altbaus.
Das Y-Haus kann ständig über einen VW Caddy mit Rollstuhlrampe und einen Mercedes Sprinter mit Hebebühne verfügen. Mittels dieser Fahrzeuge werden oft und regelmäßig Ausflüge in die Eifel, nach Köln zu öffentlichen Veranstaltungen wie Konzerte und nach Z durchgeführt. Jeden Dienstag wird Boccia angeboten, was auch durch einen festen Stamm von 10-12 Bewohnern mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungsbildern genutzt wird.
Das Y-Haus arbeitet eng mit der einer Behinderten-Sport-Gemeinschaft zusammen. Dieser Verein bietet verschiedene Sportarten wie Fußball, Wasserball, Schwimmen etc. an.
Im Altbau findet montagabends Musikgruppe statt, aus der sich eine Band entwickelt hat. Diese ist in den letzten 4 Jahren auf den verschiedensten öffentlichen Veranstaltungen in und um Z aufgetreten, bei denen sie regelmäßig Begeisterung beim Zuhörer bewirkt haben.
Jahrelange Tradition in der Wohnstätte haben die Spielbesuche des Bundesligisten TSV Alemannia Aachen. Fast zu jedem Spiel fährt eine Gruppe von 2-6 Bewohnern. Zu Auswärtsspielen wird von einigen Bewohnern oft ein Fahrdienst genutzt, wenn dies von Wohnstättenseite nicht möglich ist.
Der nahe an V gelegene Wald bietet zudem die oft genutzte Möglichkeit, Spaziergänge und kleine Wanderungen zu tätigen.
Teileinrichtung
Die Gruppe, in der ich seit September 2002 eingesetzt bin, befindet sich im Dachgeschoß des Y-Hauses und wird von 7 Menschen mit geistiger Behinderung bewohnt. Die Zusammensetzung der Gruppe ist gegliedert in 4 männliche und 3 weibliche Bewohner im Alter zwischen 24 und 49 Jahren.
Eine Bewohnerin ist durch ihre schwere Körperbehinderung auf einen Rollstuhl angewiesen, eine andere Bewohnerin ist neben ihrer schweren geistigen Behinderung noch blind, findet sich jedoch gut in ihr vertrauter Umgebung zurecht.
Bis auf einen Bewohner, der in der Lage ist, öffentliche Verkehrsmittel alleine zu nutzen, sind alle anderen Bewohner des Dachgeschoß auf Begleitung angewiesen. Die Orientierung innerhalb der Wohnstätte ist aber bei allen gegeben.
Das Y-Haus wurde 1999 eröffnet. Bis auf zwei sind alle Gruppenmitglieder in dieser Zeit eingezogen.
Nach anfänglichen Problemen, was das Zusammenleben in der Wohnstätte angeht, hat sich die Gruppe mittlerweile sehr gut arrangiert und geht sehr freundschaftlich miteinander um. Es hat sich im Laufe der Zeit eine sehr familiäre Gruppengemeinschaft entwickelt. Die wenig selbstständigen Gruppenmitglieder werden fast selbstverständlich von der selbstständigen Bewohnern unterstützt.
Jedem Bewohner steht ein Einzelzimmer von 14-17m² Wohnfläche zur Verfügung. Diese Zimmer sind mit einem Waschbecken ausgestattet. Die Möbel werden vom Verein gestellt, jedoch hat jeder Bewohner die Möglichkeit, sein Zimmer auf individuelle Weise einzurichten und eigene Möbel zu integrieren.
Die Wohngruppe „Dachgeschoß“ verfügt über zwei Bäder mit Dusche, WC und Waschbecken, sowie ein großes Pflegebad mit Dusche, Pflegebadwanne, WC und Waschbecken. In diesem Pflegebad befindet sich zudem die gruppeneigene Waschmaschine, die von den Bewohnern zur Reinigung ihrer Tageskleider genutzt wird. Dies geschieht zum Teil völlig selbstständig, zum Teil mit Assistenz und Unterstützung durch die Mitarbeiter. Zentraler Punkt für Betreuer und Bewohner des Dachgeschoß ist der großräumig angelegte Gruppenraum mit Fernsehecke, angrenzender Küche und großem Esstisch.
Unser Team im Dachgeschoß besteht zur Zeit aus 8 Betreuern und setzt sich zusammen aus vier Erzieherinnen, einer Kinderpflegerin, einer Aushilfe, einem HEP-Auszubildenden sowie einer Hauswirtschaftskraft. Die Arbeit im Team basiert auf relativer Gleichberechtigung. Jedes Teammitglied besitzt gleiches Entscheidungsrecht und Mitbestimmung in Teamsitzung und im Alltag.
Der Einsatz der einzelnen Mitarbeiter erfolgt anhand einer an den Bedürfnissen der Bewohner orientierten, bedarfsgerechten Dienstplangestaltung, die von der Teamleiterin durchgeführt wird. Dienstplanwünsche können von jedem Mitarbeiter bei der Teamleitung vor Planung des monatlichen Dienstplans beansprucht werden.
Die Dienstzeiten sind in der Regel auf Früh- und Spätdienst verteilt. Der Frühdienst beginnt um 6Uhr und endet meistens gegen 14Uhr, wobei der Spätdienst um 13:30Uhr beginnt und meistens bis 22Uhr andauert.
Am Wochenende wird gruppenübergreifend gearbeitet, d.h. die eingesetzten Betreuer sind für alle drei Gruppen verantwortlich.
Eigene Tätigkeit
Meine Arbeit im Dachgeschoß umfasst umfangreiche Arbeiten im Gruppenalltag.
In pflegerischer Hinsicht sind es bei uns im Dachgeschoß 2 Bewohner, deren Körperpflege komplett vom betreuenden Personal übernommen werden muss. Bei den anderen 5 Bewohnern wird assistiert und kontrolliert ob die eigene Hygiene ordentlich durchgeführt wird und ob die selbst gewählte Kleidung der Witterung entspricht.
Bei den im Wohnheim zu sich genommenen Mahlzeiten wird von unserer Seite stets darauf geachtet, dass Maß und Masse nicht verwechselt werden, insbesondere bei einer Bewohnerin, die stark übergewichtig ist. Das Essen angereicht bekommt bei uns in der Gruppe niemand, da dies kontraproduktiv gegenüber der Selbstressourcenförderung wäre.
Wir im Dachgeschoß unterstützen die Bewohner bei ihren Pflichten innerhalb der Gruppe, wie zum Beispiel Tischdecken, Müllsortierung und auch Vorbereitung beim Kochen. Dies bewirkt bei allen ein großes Maß an Eigenverantwortung und Selbstsicherheit sowie Selbstbewusstsein.
Seit der Währungsumstellung von DM auf EURO wird bei denjenigen Bewohnern, die mit Geld gut umgehen können, auch immer verglichen, ob das gekaufte Produkt nun teuer ist oder ob dies nur den Anschein hat.
Womit ich direkt übergehen kann zu gemeinsamen Einkaufstouren in V und Z, bei denen der Bewohner selbst entscheidet, was er sich zulegen möchte und dies auch selbstständig an der Kasse bezahlt. Dies ist leider nur mit 5 von unseren Bewohnern möglich.
Für die Bewohner unserer Gruppe organisiere ich Besuche beim TSV Alemannia Aachen, sowie bei Konzerten, die sehr häufig genutzt werden. Diese Touren erfreuen ausnahmslos jeden von uns, ob Betreuer oder Bewohner, und stärken somit das ohnehin schon große Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Gruppe.
Da jedoch Konflikte zum Alltag dazugehören, ist es auch meine Aufgabe, diesen Konflikten entgegen zu wirken und mittels viel Reden mit den betreffenden Parteien zu einer vernünftigen und zufriedenstellenden Lösung zu kommen.
Eine tägliche Aufgabe von mir und meinen Kollegen ist das ordnungsgemäße und lückenlose Ausfüllen der Dokumentationsmappe der Gruppe. Diese Mappe wurde vor etwa 3 ½ Jahren bei uns im Wohnheim eingeführt und hat eine klare Linie und Struktur in die Bewohnerangelegenheiten gebracht.
Für einen Bewohner habe ich seit September 2004 die Bezugsbetreuung übernommen. Somit gehört die Elternarbeit, neben der „normalen“ Elternarbeit bei den übrigen Bewohnern, mit den Eltern dieses Bewohners, verstärkt zu meinen Aufgaben. Der Kontakt zu den WfbMs ist ständig gegeben um einen Überblick darüber zu haben, wie sich der einzelne dort benimmt, ob er auffällig ist und ob alles seine Ordnung dort hat. Entwicklung und Rückschritte der Bewohner werden regelmäßig besprochen und einer neuen Zielsetzung unterteilt.
Sehr viel Spaß macht es, mit den Gruppenmitgliedern einmal pro Woche zu kochen. Ausnahmslos alle Bewohner sind mit Eifer bei der Sache und sehen mit Staunen, wie eine Mahlzeit mit der Zeit wächst. Das anschließende gemeinsame Vertilgen der zusammen hergestellten Mahlzeit gehört zu den intensivsten Momenten der Gruppe
Kurzbeschreibung der Bewohnergruppe
Im Folgenden werde ich eine kurze Beschreibung der Gruppenmitglieder des Dachgeschoß aufführen.
N
N wurde am 29.12.1978 in M geboren, sie hat einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Zur Zeit lebt N im Y-Haus in V.
Laut Akte kam es bei ihrer Mutter in der Schwangerschaft häufig zu Blutungen. Die Entbindung erfolgte im 7. Schwangerschaftsmonat durch Kaiserschnitt mit einem Geburtsgewicht von 1650g. Es folgte ein dreimonatiger Krankenhausaufenthalt im städtischen Krankenhaus in M.
N’s Behinderung besteht aus einer Tetraspastik aufgrund frühkindlichen Hirnschadens. Des Weiteren ist eine deutliche mentale und sprachliche Beeinträchtigung und eine Skoliose vermerkt.
N kann nicht laufen und ist daher auf einen Elektrorollstuhl angewiesen, den sie innerhalb der Wohnstätte selbsttätig steuert. Grob- und Feinmotorik sind bei ihr aufgrund der Spastik wenig ausgeprägt. Sie kann den rechten Arm und die rechte Hand eingeschränkt nutzen, um z.B. aus einer Tasse zu trinken, einen Löffel zu benutzen und auf ihrem Keyboard einzelne Tasten anzuschlagen. An ihrem Rollstuhl ist ein Tisch angebracht, der es ihr ermöglicht Tasse, Teller usw. in ihrer Reichweite abzustellen; so ist es ihr möglich, die o.g. Handlungen durchzuführen.
N geht einmal in der Woche zum Bocciaspielen, und obwohl sie den Ball nicht sonderlich weit werfen kann, hat sie sichtlich Spaß an der Bewegung.
Sie besucht die WfbM der Caritas in O. An manchen Tagen ist sie äußerst ungehalten, wenn sie am Morgen in die Werkstatt muss, und sie beschimpft dann den jeweiligen Mitarbeiter, der die Morgenpflege mit ihr durchführt, aufs Heftigste. Dieses Verhalten hält in der Regel nicht sonderlich lange an, und sie beruhigt sich dann schnell und entschuldigt sich für ihr Benehmen.
A
A ist 49 Jahre alt und wurde am 27.12.1957 in W geboren. Sie ist die älteste von drei Geschwistern, lebte bis zu ihrer Aufnahme in die Wohnstätte im Jahre 1999 bei ihrer Mutter.
Laut Akte sind folgende Behinderungen bekannt:
Mikrophtalmus (unterentwickelte Augen), d.h. bei ihr, dass ein Auge gar nicht angelegt ist, und das andere Auge seit der Geburt blind ist. Seit der Geburt besteht eine geistige Behinderung, zudem zeigt A autistische Züge.
Meist sitzt sie auf dem Sofa, und redet nicht zusammen hängend vor sich hin, oder stellt immer wieder dieselbe Frage, unabhängig davon, ob diese von einem Mitarbeiter oder einem Mitbewohner beantwortet wird, oder nicht.
Nach Auskunft der Mutter verlief die Schwangerschaft unkompliziert und unauffällig. Es folgte auch kein Geburtstrauma. A erreicht nur das intellektuelle Niveau einer 9-Jährigen.
Im Alter von 20 Jahren habe sie einen Grand-Mal-Anfall erlitten. Seit dieser Zeit wird sie mit einem Antiepileptikum behandelt.
A ist die meiste Zeit bewusstseinsklar, sie ist nicht ausreichend orientiert und kann weder Datum noch Uhrzeit benennen, und nur selten den Tag.
War sie in der Vergangenheit bei allen Verrichtungen auf Hilfe angewiesen, so hat sie bis heute gelernt, Toilettengänge selbstständig zu erledigen. Auch ist sie heute in der Lage, sich alleine die Zähne zu putzen, sich ein Nachthemd anzuziehen und zu Bett zu gehen. Beim Duschen ist sie jedoch noch immer auf Assistenz angewiesen.
D
D ist 49 Jahre alt und wurde am 05.10.1957 auf Sizilien geboren. Sie hat drei jüngere Geschwister. (Einen Bruder und zwei Schwestern, eine von ihnen lebt auf Sizilien).
Laut Akte werden folgende Störungen bzw. Behinderungen benannt:
Adipositas (Fettsucht), chronische Psychose, geistige Behinderung, Hyperprolaktinämie bei v.a. Mikroadenome der Hypophyse (krankhafte Erhöhung des Prolaktinspiegels, sowie einen Nebennierentumor.
D ist ca. 165cm groß, bei einem Körpergewicht von etwa 145kg. Sie hat kurzes dunkles Haar.
Aufgrund ihres Übergewichtes ist ihr Gang schwerfällig und das Gehen für sie sehr anstrengend, was sie durch lautes Stöhnen bei jedem Schritt verdeutlicht.
Sie erledigt die Körperpflege in allen Bereichen selbstständig, und benötigt keine Assistenz bei Toilettengängen, jedoch beim Anziehen des Stützkorsetts, welches sie aufgrund ihres Gewichts trägt.
Ihre Kleidung wählt D selbst aus und der Witterung entsprechend.
D bastelt gerne und liest gern Frauenzeitschriften, jedoch ist sie sehr antriebsarm. Man muss sie gelegentlich zu ihrem Glück zwingen.
C
C ist 27 Jahre alt und wurde am 24.4.1980 in Z geboren. Er hat eine leibliche Schwester und zwei Halbgeschwister. Bis zu seiner Aufnahme in die Wohnstätte am 02.11.1999 lebte er bei seinen Eltern. Seit dieser Zeit steht er unter amtlicher Betreuung in den Bereichen Gesundheit, Aufenthalt und Vermögen.
Laut Akte ist C mit einem schweren Herzfehler geboren, und in den ersten Monaten seines Lebens war sein Überleben ungewiss. Im Alter von 5 Monaten wurde dieser Herzfehler operativ vollkommen korrigiert. Im Alter von 6 Wochen kam es zu einer Hirnembolie, woraus sich eine spastische Parese linksseitig entwickelte. C bekam jahrelang eine Tablette Carbamazepin 300 am Tag, seit einigen Wochen jedoch wurden seine Medikamente abgesetzt, aufgrund seiner Anfallsfreiheit.
Mit 3 Jahren trat das erste mal ein linksseitiger Grand-Mal-Anfall auf, später kam es zu Brechanfällen. Der letzte Anfall wurde 1992/93 beobachtet.
C kann seine Bedürfnisse verbal klar und deutlich zum Ausdruck bringen, Fremden gegenüber verhält er sich hierbei eher zurückhaltend. Seine Aussprache ist normal verständlich, nur hin und wieder stottert er ein wenig. Gesprächen kann er mühelos folgen und er beteiligt sich, wenn ihn das Thema interessiert, rege.
C ist sehr hilfsbereit, und zeigt dich im Gruppenalltag mehr als deutlich, indem er „schwächeren“ Bewohnern tatkräftig zur Seite steht, hierbei aufkommendes Lob sehr genießt und sich darüber freut.
T
T ist 26 Jahre alt und wurde am 26.08.1981 in Z geboren. Er hat keine Geschwister und lebt seit 1999 in der Wohnstätte.
T kam als völlig gesundes Kind zur Welt, erlitt im Alter von 3 ½ Jahren während eines Winterurlaubs in Österreich einen Fieberkrampf. Der Transport in das nächstgelegene Krankenhaus war erst verzögert möglich, und die dort durchgeführte Behandlung hatte keinen Erfolg gezeigt. T war nicht mehr in der Lage gewesen seine Eltern zu erkennen oder sich an die bis dahin erlernten Fähigkeiten zu erinnern. Folgende Behinderungsbilder sind der Akte zu entnehmen:
Geistige Behinderung mittleren Grades aufgrund frühkindlichen Hirnschadens, wobei das Intelligenzalter etwa das eines 2-7 Jährigen beträgt. Des Weiteren Epilepsie, aber seit nahezu 10 Jahren ist T anfallsfrei.
T ist in der Lage, an ihn gerichtete Sprache zu verstehen und sinnvolle Informationen zu entnehmen. Er besitzt einen großen Wortschatz, aufgrund seiner geistigen Behinderung „plappert“ er aber zumeist zusammenhanglos vor sich hin. Auch wenn er Mitarbeiter oder Mitbewohner anspricht, ist es in der Regel schwer, den Sinn hinter seinen Aussagen zu ergründen.
T betätigt sich gerne körperlich, fährt gerne Rad, schwimmt sehr gerne und geht einmal die Woche zum Boccia. Er liebt es in Spielwarenhandlungen zu gehen und sieht sich dort mit Vorliebe Bagger und andere Baustellenfahrzeuge an.
Seine Grundstimmung ist friedlicher Natur, jedoch kann er reizbar sein, und wird in solchen Fällen auch schon mal fremdaggressiv.
T sitzt gern in der Gruppe zusammen und sucht die Gemeinschaft, er redet viel mit D.
J
J ist 41 Jahre alt und wurde am 08.01.1966 in G geboren. Er hat eine jüngere und eine ältere Schwester. J lebt seit 2001 im Y-Haus.
Laut Akt werden folgende Störungen benannt:
Psychomotorische Verlangsamung, Differenzierungsschwäche auf allen Sinnesgebieten, Rückstände in Grob- und Feinmotorik aufgrund frühkindlicher Hirnschädigung, Verhaltensauffälligkeiten und soziale Anpassungsschwierigkeiten, sowie Artikulationsprobleme.
J erledigt seine Körperhygiene mit wenig Assistenz selbstständig, kann lesen und schreiben, kann die Uhr lesen und kennt den Wert des Geldes. Auch die Euroumstellung bereitete ihm keinerlei Probleme.
J ist fähig, gesprochener und geschriebener Sprache sinnvoll Informationen zu entnehmen, sein Sprachverständnis ist gut, er hat einen großen Wortschatz, ist aber aufgrund seiner holprigen, undeutlichen Aussprache, Betreuern gegenüber sprachgehemmt und antwortet auf Ansprache nur widerwillig und muss wiederholt dazu aufgefordert werden. Er ist lernfähig und kann Gelerntes übertragen. In der Mimik spiegeln sich seine Emotionen wieder, er gestikuliert aber beim Sprechen so gut wie nicht. J ist in der Lage, sein Befinden, sein Wissen, sowie seine Gedanken mündlich und schriftlich anderen zugänglich zu machen.
M ist Teilnehmer dieser Reihung und wird an dieser Stelle nicht beschrieben, die genaue Beschreibung folgt auf den nächsten Seiten.
Beschreibung von M
Allgemeine Angaben
M ist 25 Jahre alt und wurde am 30.04.1979 in K geboren; er hat keine Geschwister.
Er lebt nun seit April 2003 in der Wohnstätte Y-Haus in Z.
Vorgeschichte
M besuchte ab 1983 einen Sonderkindergarten für Körperbehinderte. 1985 wurde er vom Schulbesuch rückgestellt. Im Jahr 1986 ist M in eine Sonderschule für Körperbehinderte aufgenommen worden. Von 1987-1992 war M Schüler der Städtischen Schule für Sprachbehinderte in Z.
Ab 1992 besuchte er eine Schule für Sprachbehinderte in W, bevor er 1995 in eine Schule für Geistigbehinderte kam, wo er bis 1997 verweilte.
Seit 1997 ist M Mitarbeiter in der WfbM der Lebenshilfe Z.
Die Geburt erfolgte 5 Wochen vor Termin per Kaiserschnitt mit einer perinatalen Asphyxie bei grünem Fruchtwasser. Aufgrund einer Zytomegalie-Infektion während der Schwangerschaft kam es zu einer intrauterinen Mangelversorgung.
M entwickelte ein schweres Atemnotsyndrom und wurde in der Kinderklinik stationär 6 Wochen betreut.
Zusätzlich ließ sich im Computertomogramm eine angeborene Kleinhirnhypoplasie/ -aplasie nachgewiesen.
Das ärztliche Gutachten der Stadt Z von 1996 gibt folgende Diagnose von M an: geistige Behinderung, Bewegungs- und Koordinationsstörung mit Gleichgewichtsproblem bei Kleinhirnhypoplasie, Microcephalie und teilkorrigierte Sehstörung.
M bekommt keine Medikamente.
Äußere Erscheinung
M ist ca. 1,62m groß bei einem Gewicht von etwa 51kg und von schlanker Statur. Sein Gang ist lautlos und geprägt durch kleine, teilweise schnelle Schritte. Die Kopffehlhaltung von M nach rechts ist ein wesentliches Merkmal seines Erscheinungsbildes.
M achtet sehr auf seine äußere Erscheinung. Dies erkenne ich stets daran, dass er minutenlang vor seinem Schrank steht und verschiedene Kleidungsstücke herausnimmt und abwägt, ob Hose und Pulli respektive T-Shirt zueinander passen. Er wählt seine Kleidung der Witterung entsprechend, selbstständig aus. Die Körperpflege erledigt M ohne fremde Hilfe, bis auf Anleitung beim Nassrasieren.
M duscht sehr gerne und gewissenhaft, ohne den Duschvorgang unnötig in die Länge zu ziehen.
Motorisches Verhalten
Aufgrund seiner organischen Behinderung (unvollkommene Ausbildung des Kleinhirns) zeigt M Gleichgewichtsstörungen.
Diese Unsicherheit fällt besonders beim Treppensteigen auf, wobei er sich leicht verkrampft per Geländer führen lässt.
Seine früheren grob- und feinmotorischen Störungen und mangelnde Bewegungskoordination haben sich in den letzten Jahren sehr verbessert. M ist in seinen grobmotorischen Bewegungen sicherer und stabiler geworden.
Die Teilnahme am wöchentlich stattfindenden Boccia-Spiel macht ihm Spaß, er stellt sich dabei auch sehr geschickt und vor allem gewissenhaft an. Er sagt mir sehr oft, dass er gerne Boccia spielt und von Einheit zu Einheit besser wird, was ihn sichtlich stolz macht.
Anfallende Hausarbeiten innerhalb der Wohngruppe tätigt M mit körperlicher Geschicklichkeit. Er nimmt sich stets genügend Zeit, weil er darauf bedacht ist, die ihm aufgetragenen Arbeiten, sorgfältig und gewissenhaft zu erledigen. Sein ausgesprochenes „So, alles ordentlich und fertig“ nach Tätigkeiten bestätigt mir meine Annahme hierbei.
Kognition / Denken
M ist stets gut ansprechbar. Er versteht an ihn gerichtete Fragen ohne große Mühe, meistens überlegt er gut, bevor er auf Fragen antwortet.
Es kommt jedoch auch vor, dass Antworten aus ihm „heraussprudeln“, meist dann wenn es um Fußball geht. Dabei merkt er sehr schnell, dass er in dem Fall ohne Sinn geantwortet hat, was er oft mit einem verlegenen „Hand-vor-den-Kopf-Schlag“ versieht. Er lacht dann und korrigiert sich selbstständig.
M verfügt über eine gute Konzentrationsgabe, was sich durch beispielsweise Lesen von Büchern oder Anschauen von Fußballspielen zeigt, wobei M dort sehr konzentriert und aufpassend ist.
Bezüglich seinen Fähigkeiten der Kulturtechniken ist zu sagen, dass M lesen und schreiben kann und den Zahlenraum bis 100 mühelos beherrscht; zudem kann er die Uhr lesen und kennt den Wert des Geldes. Die Währungsumstellung von DM auf Euro bereitete ihm keine großen Probleme. Befinden wir uns beim Einkaufen, rechnet er oft kleinere Beträge schnell in alte Währung um und befindet den Preis als angemessen oder als überteuert.
Seine Abstraktionsfähigkeit ist gut ausgebildet, er besitzt viel Fantasie, die bei ihm aber stets nüchtern „durchdacht“ ist, und selten ins Übertriebene gleitet. So sieht er z.B. die Situation seines Lieblingsfußballvereins TSV Alemannia Aachen sehr realistisch, was die Zukunft angeht, fantasiert aber auch gelegentlich von großen Erfolgen des Vereins.
Auch verfügt M über ein recht gutes Gedächtnis, vor allem was Fußballdaten und Ergebnisse angeht. Er weiß mit kleiner Überlegung Spielergebnisse, die schon Wochen zurückliegen und kann sich auch gut Daten von Zügen, was ein weiteres großes Hobby von ihm ist, merken.
Geburtstage von Eltern und Verwandten kennt er zwar, hat jedoch Mühe, sie anzugeben. Nach seiner eigenen Aussage benötigt er etwas Überlegung, um die Daten zu nennen.
Eigeninitiative bei kreativen Dingen zeigt M eigentlich selten, und wenn, dann handelt es sich um Sachen, die den Fußball angehen und PC-Spiele.
Er hat sich z.B. selbstständig einen kleinen Ordner angelegt, indem er Autogrammkarten von Spielern des TSV Alemannia Aachen sammelt.
Bei Bastelarbeiten ist er mit Eifer dabei, wenn ihm die Abläufe vorgegeben werden.
Emotionales Verhalten
Die Grundstimmung von M ist sehr ausgeglichen. Er ist die meiste Zeit freundlich und nur phasenweise genervt von seiner Umwelt. Dies zeigt sich mir immer dann, wenn er sich in sein Zimmer zurückzieht und für sich sein will, was er uns Betreuern dann auch verbal mitteilt.
M hat ein normal ausgeprägtes Selbstwertgefühl, er nimmt sich nicht zu wichtig, weiß aber genau um seine Stellung in der Wohngruppe, in der Werkstatt und im familiären Bereich. So hat er mir schon des Öfteren gesagt, das ihm seine Rolle als „Schlichter“ in der Wohngruppe zusagt, weil er „ja so ausgeglichen ist“.
Zum Thema Selbstwahrnehmung ist zu sagen, das ihm sehr bewusst ist, inwiefern und inwieweit ihn seine Behinderung im Alltag beeinträchtigen. Er erwähnte z.B. beim letzten Spiel von Aachen, welches abends stattfand, dass er lieber in meiner Nähe bleibt, weil er „ja keine so gute Orientierung hat und sonst recht hilflos“ sei.
Er sagt auch oft bei Kinobesuchen und Stadtbummel, das es für ihn richtig und wichtig ist, einen Betreuer an seiner Seite zu haben.
Sexualität
M ist heterosexuell. Er pflegt gelegentliche Partnerschaften mit weiblichen Mitarbeitern seiner WfbM. Voller Stolz erzählt er dann immer von seiner Freundin, wie gern er sie hat, spricht aber auch offen über Probleme mit der Beziehung.
Bezüglich seiner geschlechtlichen Kontakte ist es sehr schwer, eine Aussage zu treffen, da er sich zu diesem Thema nicht gerne äußert. Entsprechend seinem guten Selbstwertgefühl weiß er, dass dies auch seine Privatsphäre ist. Jedoch ist mit Ausdruck zu sagen, das M sich niemals Schwächeren in irgendeiner Weise sexuell nähern würde und es nie getan hat.
Sozialverhalten
Bei Kontaktaufnahmen zeigt M eine gesunde Zurückhaltung. Er geht vorsichtig auf Fremde zu und wägt für sich die Aussagen ihm nicht so vertrauter Personen ab. Hat er Vertrauen zu Personen gefasst, weicht seine anfängliche Ängstlichkeit und er baut Kontakte auf, ohne jedoch distanzlos zu werden.
M nimmt viel Rücksicht auf schwächere Mitbewohner und ist generell sehr hilfsbereit. Er akzeptiert jeden seiner Mitbewohner und hört ihnen zu, wenn diese was zu sagen haben. Er lässt sein Gegenüber stets ausreden und nimmt fair und rücksichtsvoll an Gesprächen teil. Dies zeigt sich immer dann deutlich, wenn er dem „Redner“ Blickkontakt aufbringt und ruhig zuhört.
Er pflegt eine sehr enge Freundschaft mit einem Bewohner, beide kennen sich schon jahrelang aus gemeinsamen Schulzeiten. Mit diesem Bewohner redet M auch über sehr intime Dinge, beide vertrauen sich blind, auch wenn es in letzter Zeit öfters zu kleineren Streitigkeiten gekommen ist, meist in Bezug auf Freundinnen. In diesen Phasen sucht M oft das vertraute Gespräch mit einem Mitarbeiter.
Auch der Kontakt zu seinen Betreuern ist als sehr positiv zu bezeichnen. Er hält ihm aufgestellte Regeln ein und versteht sie auch im vollen Umfang. M ist sehr offen im Umgang mit seinen Betreuern und ergreift oft die Initiative in der Konversation. So kommt er z.B. fast jeden Montag auf mich zu und diskutiert freudig erregt mit mir die Ergebnisse und Ereignisse vom Fußballwochenende. Auch teilt er sehr oft mit, was z.B. in der Werkstatt passiert ist.
Zu seinen Eltern hat er ein gutes Verhältnis, wobei zu sagen ist, dass diese seit Jahren geschieden sind. Dementsprechend ist der Kontakt zu seiner Mutter viel intensiver als zu seinem Vater, der ihn nur gelegentlich besucht, auch deswegen, weil er im 14-tätigen Rhythmus zu seiner Mutter nach Hause fährt.
M ist ohne jegliche Schwierigkeiten in die Gruppe integriert worden, was vor allem wohl seiner Offenheit und Ehrlichkeit zuzusprechen ist. Da er sehr hilfsbereit ist und viele Dinge von sich aus erledigt, ist M sehr beliebt in der Gruppe.
Von keinem seiner Mitbewohner der Gruppe ist eine Ablehnung zu bezeichnen, was auch für die gesamte Wohnstätte gilt. M ist überall geachtet und beliebt. Man erkennt dies einfach an den Reaktionen der restlichen Bewohner, wenn M den Raum betritt oder etwas erzählt.
M geht Konflikten nicht aus dem Weg, sondern verarbeitet Kritik ruhig und überlegt, und gibt seine Meinung offen kund. Er wird selten laut oder beleidigend. Zeitweise zeigt er ein großes Temperament bei Diskussionen mit seinen Mitbewohnern, und vertritt seine Meinung in ruhiger Art und Weise.
Kommunikation
Das Sprachverständnis von M ist gut ausgeprägt. Er kann Gesprächen gut folgen und hört aufmerksam zu, wenn man ihm etwas erzählt. M antwortet auf Fragen gezielt, wenn auch zeitweise mit Überlegung. Es ist nicht immer notwendig, ihm das Gesicht bei Konversation zuzuwenden, da er konzentriert teilnimmt an Gesprächen. Ist M aufgeregt, weil er etwas wichtiges zu sagen hat, stolpert seine Stimme des Öfteren und seine ansonsten ruhige, helle Stimmlage wird krächzend.
M hält guten Augenkontakt und weicht nur selten Fragen aus. Seine Sprache ist in der Regel sehr flüssig und von gutem Satzbau. Generell ist zu sagen, dass die Konversation mit M selten ins Belanglose übergeht.
Verhalten in Arbeit und Lebenspraxis
M arbeitet in der WfbM der Lebenshilfe Z im Verpackungsbereich. Dort werden Produkte der Firma S verpackt und weitergeleitet. Laut eigener Aussage geht M sehr gerne arbeiten, was sich in seinem Fleiß und seiner Gewissenhaftigkeit bei der Arbeit zeigt, laut Aussage des Gruppenleiters. Wie mir sein Gruppenleiter dort erzählte, ist M während der Arbeit sehr hilfsbereit, soweit es ihm möglich ist. Er arbeitet ruhig und bedacht und gibt fast nie zu einer Klage Anlass. Der Gruppenleiter ist sehr froh, das M bei ihm arbeitet, weil, wie er sagt, auf M stets Verlass ist.
M ist sehr vielseitig interessiert. Er besucht sehr gerne Spiele des TSV Alemannia Aachen und beobachtet auch die restlichen Geschehnisse der 2. und auch der 1. Bundesliga. M spielt gerne Playstation und zeigt dort ein großes Geschick. So kommt es nicht selten vor, dass er mich beim gemeinsamen Fußballspiel an der Playstation besiegt.
Sein Interesse für Züge, speziell amerikanische und ungewöhnliche Züge, zeigt sich in seinen Büchern und Wandbildern.
Spaziergänge und Stadtbummel, sowie Kinobesuche und Konzertbesuche bereiten ihm auch keine Schwierigkeiten, in diesen Dingen ist er auch sehr belastbar, da er es genießt, was zu unternehmen.
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- Arbeit zitieren
- Marc Leidinger (Autor:in), 2007, Hamburg ist eine Reise wert. Förderung der Selbstständigkeit durch Empowerment in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189076
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