Hildegard Knef - Der deutsche Weltstar mit drei Karrieren


Livre Spécialisé, 2012

67 Pages


Extrait


Ernst Probst

Hildegard Knef

Der deutsche Weltstar mit drei Karrieren

Ein deutscher Weltstar war die Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin Hildegard Knef (1925–2002). Die erste Karriere der Knef als Filmstar begann 1944, ihre zweite als Chansonsängerin 1963 und ihre dritte als Autorin 1970. In den 1950-er Jahren war sie die wichtigste Vorkämpferin des westdeutschen Nachkriegsfilms. 1968 galt sie als beste deutschsprachige Chansonsängerin. Ihre Autobiografie „Der geschenkte Gaul“ von 1970 erreichte eine Auflage von vier Millionen Exemplaren.

Hildegard Frieda Albertine Knef erblickte am 28. Dezember 1925 als Tochter des flämischstämmigen Tabakkaufmannes und Prokuristen Hans Theodor Knef (1898–1926) in Ulm/Donau das Licht der Welt. Ihr Vater hatte sich einen „Stammhalter“ gewünscht und machte ihrer Mutter deswegen Vorwürfe. Einige Wochen nach der Geburt erfolgte die evangelische Taufe.

Der Vater von Hildegard starb am 6. Juni 1926 früh im Alter von 28 Jahren an Syphilis, nachdem ihm drei Tage zuvor ein Abszess an den Mandeln entfernt worden war. Hildegard war im Alter von sechs Monaten bereits Halbwaise.

Nach dem Tod ihres Ehemannes zog die aus Berlin stammende Mutter Frieda Auguste, geborene Gröhn, zusammen mit ihrer Tochter Hildegard nach Berlin. Zunächst wohnten die Beiden in der Sedanstraße 33 in Berlin-Schöneberg, wenige Monate später im dritten Obergeschoss des Hauses Nr. 68 (heute Leberstraße 68). In derselben Straße wurde im Haus Nr. 69 die Schauspielerin Marlene Dietrich (1901–1992) geboren. Im April 1931 hatte Hildegard ihren ersten Schultag in Berlin-Wilmersdorf. 1932 erkrankte sie an Kinderlähmung und rheumatischem Fieber.

Im Sommer 1933 heiratete die Mutter von Hildegard den aus Hannover stammenden Schuhmachermeister und Mitbesitzer einer Berliner Lederfabrik, Wilhelm Wulfestieg. Der Stiefvater adoptierte Hildegard nicht. Vor ihm hatte sie anfangs wegen seiner klobigen Hände große Angst. Im Alter von acht Jahren zeichnete sie erstmals Porträts vor allem von alten Menschen.

Am 20. August 1935 kam in Berlin der Halbbruder Heinz Wulfestieg zur Welt, den Hildegard sehr liebte. Heinz litt unter einem angeborenen Herzfehler, wurde später Jazzmusiker (Trompeter) und starb 1978 mit 43 Jahren in Berlin.

Wilhelm Wulfestieg, der Stiefvater von Hildegard Knef, verlor seine Schuhfabrik, als sein jüdischer Partner Gold emigrierte und er sich mit den Nationalsozialisten nicht einigen konnte. Danach verdiente die Familie in einem Schuhmacherladen in der Bernhardstraße in Berlin-Friedenau ihren Lebensunterhalt. Anfangs wohnten sie im Nachbarhaus Nummer 5 in der Bernhardstraße, später in Nummer 6.

Als Zehnjährige wechselte Hildegard 1936 in das Rückert-Lyzeum in der Mettestraße 8 in Berlin-Schöneberg. Gemeinsam mit ihrer Schulklasse erlebte sie einen Wettbewerbstag bei den „Olympischen Spielen 1936“ in Berlin.

Die Kindheit von Hildegard war nicht immer unbeschwert. Sie musste die Wohnung ihrer Eltern sauber halten, kochen, im Laden des Stiefvaters ihre Schularbeiten erledigen und dort mitarbeiten. Zu ihren Aufgaben gehörte es, Sohlen anzustreichen und zu polieren sowie nachts Schuhe auszutragen. Im Sommer 1939 wurde sie von ihrer Mutter einmal so heftig ins Gesicht geschlagen, dass sie einen Nasenbeinbruch erlitt. Kiefer- und Nasenoperationen waren die Folge. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) musste sie mit ihren Schulkameraden zum Ernteeinsatz. In der evangelischen Kirche von Berlin-Schöneberg feierte sie im Frühjahr 1941 ihre Konfirmation.

Im Alter von 15 Jahren verließ Hildegard im Sommer 1941 mit der „Mittleren Reife“ das Rückert-Lyzeum in Berlin-Schöneberg. Ihre Mutter wollte, dass sie eine Handelschule besuchen sollte.

Im Frühjahr 1942 begann Hildegard eine Ausbildung als Zeichnerin in der Malabteilung des Studios „Universum Film AG“ („UFA“) in Berlin-Mitte. Diese Ausbildung wurde durch ein Stipendium finanziert, das sie durch ihre erfolgreiche Teilnahme an einem Preisausschreiben der „UFA“ für Zeichnerinnen erworben hatte. Abends arbeitete sie für die Trickfilm-Abteilung der „UFA“.

Anfang Juli 1943 machte Hildegard Knef Probeaufnahmen für die Schauspiel-Abteilung der „UFA“. Dies wurde ihr von der Besetzungschefin Else Bongers (1907–1994) ermöglicht. Am 13. August 1943 machte Hildegard in der Hauskantine den „UFA“-Produktionschef Wolfgang Liebeneiner (1905–1987) auf sich aufmerksam, indem sie nach dem Ergebnis ihrer Schauspiel-Probeaufnahmen fragte. Bereits einen Tag später erhielt sie am 14. August 1943 einen durch ein Stipendium finanzierten Vertrag über eine Ausbildung als Schauspielerin an der Staatlichen Filmschule in Potsdam-Babelsberg. Karl Meichsner und die damalige „UFA“-Nachwuchschefin Else Bongers fungierten als ihre Schauspiellehrer. Hildegard erhielt monatlich 300 Reichsmark. Zu ihrer Ausbildung gehörten auch Unterricht in Ballett, im Gesang und im Fechten.

Im Herbst 1943 wurden die Mutter und der Halbbruder Heinz nach Uelzen in Niedersachsen evakuiert. Hildegard dagegen blieb in Berlin bei ihrem Stiefvater in der Bernhardstraße in Berlin-Friedenau.

1944 begann die 18-jährige Hildegard Knef eine Affäre mit dem doppelt so alten und verheirateten Reichsfilm-Dramaturgen Ewald von Demandowsky (1906–1946), der auch Produktionschef der zweitgrößten deutschen Filmfirma „Tobis“ war. Er lebte damals von seiner Frau und seinen zwei Kindern getrennt. Demandowsky war die erste große Liebe der Knef. Am 8. Juni 1944 spielte sie in dem Stück „Der kleine Herr Niemand“ in den Kammerspielen des „Deutschen Theaters Berlin“ erstmals eine kleine Theaterrolle. Im Juli 1944 konnte Else Bongerts verhindern, dass Hildegard eine private Einladung der Nazi-Größe Joseph Goebbels (1897–1945) annehmen musste.

Das Debüt der Knef auf der Kinoleinwand in „Träumerei“ (1944) von Harald Braun (1901–1960) entfiel beim Schnitt. Während der letzten Monate des Zweiten Weltkrieges wirkte sie in den Streifen „Unter den Brücken“ (ein halber Drehtag), „Frühlingsmelodie“ (unvollendet), „Die Brüder Noltenius“ und „Fahrt ins Glück“ (erste Hauptrolle) mit, die allesamt erst nach Kriegsende im Kino zu sehen waren.

Im Winter 1944/1945 zerstörte eine Fliegerbombe das Haus in der Bernhardstraße, in dem Hildegard damals bei ihrem Stiefvater wohnte. Danach fand sie bei dem österreichischen „UFA“-Mitarbeiter Fritz Dippert und seiner Ehefrau Alike am Teltower Damm 5 in Berlin-Zehlendorf eine neue Bleibe.

Im Februar 1945 wollten Hildegard Knef und ihr Liebhaber Ewald von Demandowsky zusammen mit einer Volkssturm-Truppe aus der umkämpften deutschen Hauptstadt Berlin flüchten. Hildegards Ziel war Uelzen in der Lüneburger Heide in Niedersachsen, wo sich ihre Mutter und ihr Halbbruder Heinz aufhielten. Um eine Vergewaltigung zu vermeiden, verkleidete sie sich als Mann in Soldatenuniform. Doch in einem Haus in Berlin-Wilmersdorf wurde sie von SS-Männern aufgehalten, wegen „Entfernens von der Truppe“ zum Tod durch Erhängen verurteilt, offenbarte sich aber als Mädchen und kam wieder frei.

Anschließend setzte Hildegard als Junge verkleidet und unter dem falschen Namen „Heinz“ ihre Flucht fort. Bei Friesack im westlichen Havelland kurz vor der Elbe gerieten sie und ihr Liebhaber Demandowsky in die Gewalt polnischer Partisanen. Man brachte die Beiden in ein großes russisches Gefangenenlager in Polen. Dort war Hildegard lange Zeit unerkannt die einzige Frau unter 40.000 Männern.

Als man erkannte, dass sie kein Junge, sondern ein Mädchen war, kam Hildegard in Einzelhaft. wo sie an Typhus erkrankte. Zu allem Überdruss wurde sie durch den versehentlichen Schlag eines russischen Soldaten mit einem Gewehrkolben am Kiefer verletzt, was später 20 Operationen erforderte. Nach drei Monaten konnte sie mit Hilfe eines polnischen Arztes aus dem russischen Gefangenenlager flüchten und kehrte nach Berlin zurück.

Auch Demandowsky hat man aus dem russischen Gefangenenlager in Polen entlassen. Er kehrte nach Berlin zurück, wurde 1946 von der US-Militärpolizei verhaftet und der sowjetischen Militäradministration übergeben, von einem Militärtribunal zum Tod verurteilt und am 7. Oktober 1946 in Berlin-Lichtenberg erschossen. Erst Anfang der 1990-er Jahre wurde er rehabilitiert.

Anfang Juni 1945 durfte Hildegard Knef dank Vermittlung ihrer Förderin Else Bongers in der Villa des Schauspielers Victor de Kowa (1904–1973) in Berlin-Ruhleben wohnen. Von ihm wurde sie auch protegiert. Später mietete sie eine Wohnung in der Kleiststraße 9 in Berlin-Zehlendorf.

Am 16. Juni 1945 hatte Hildegard Knef ihren ersten Theaterauftritt nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie spielte in dem Kabarettprogramm „Heute Abend um sechs“ mit Victor de Kowa in dessen Kurfürstendamm-„Tribüne“ in Berlin-Charlottenburg mit und sang das Lied „So oder so ist das Leben“. An jenem Tag erfuhr sie, dass ihr geliebter 79-jähriger Großvater mütterlicherseits, Karl Gröhn, in Zossen südlich von Berlin Selbstmord begangen hatte.

Am 3. November 1945 trug Hildegard Knef bei der Einweihung des „Schloßparktheaters“ in Berlin-Steglitz den Prolog des Stückes „Hokuspokus“ von Curt Goetz (1888–1960) vor. Regie führte der Intendant Boleslaw Barlog (1906–1999), der die Knef auf dem S-Bahnhof Berlin-Wannsee entdeckt hatte. Während der Aufführungen lernte Hildegard den US-Amerikaner jüdisch-tschechischer Herkunft Kurt Hirsch (1923–2008) kennen. Dieser war damals US-Kontrolloffizier für das Filmwesen im besetzten Deutschland und spielte später im Privatleben der Knef eine wichtige Rolle.

Wolfgang Staudte (1906–1984), einer der wichtigsten deutschen Filmregisseure der Nachkriegszeit, sah Hildegard Knef in dem Stück „Zum Goldenen Anker“ im „Schloßpark-Theater“ auf der Bühne und engagierte sie für den ersten deutschen Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ (1946). Darin verkörperte die Knef eine ehemalige KZ-Insassin. Dieser Streifen war auch im Ausland erfolgreich und machte sie international bekannt. Anschließend spielte Hildegard Knef weiter Theater.

Im Frühjahr 1946 bezog Hildegard Knef eine Wohnung in der Königsmarckstraße 9 in Berlin-Grunewald. Dort gab es ein Wiedersehen mit ihrer Mutter und ihrem Halbbruder Heinz.

Den Durchbruch als Theaterschauspielerin schaffte die Knef durch ihren 291-maligen Auftritt als lispelnde Mabel in dem Stück „Drei Mann auf einem Pferd“ am „Schloßpark-Theater“. Gustaf Gründgens (1899–1963) erklärte beim Verlassen einer Vorstellung begeistert, er habe seit Chaplin nicht mehr so gelacht.

Im Winter 1946/1947 synchronisierte Hildegard Knef sowjetische Filme für die „DEFA“ in Berlin-Johannisthal. Außerdem synchronisierte sie die amerikanische Schauspielerin Lana Turner (1920–1995) in den Streifen „Ziegfeld Girl“ („Mädchen im Rampenlicht“).

1947 sah man Hildegard Knef in „Zwischen Gestern und Morgen“ und in „Film ohne Titel“ auf der Kinoleinwand. Am 10. Mai 1947 zierte ihr Bild erstmals den Titel des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Neun Tage später erschien am 19. Mai 1947 erstmals ein Artikel im US-Nachrichtenmagazin „LIFE“ über die Knef. Darin wurde sie als neuer deutscher Star vorgestellt und erklärte sie, dass sie gern in Hollywood arbeiten würde. Nach dem internationalen Erfolg des Films „Die Mörder sind unter uns“ und einem mehrseitigen Artikel über die Hauptdarstellerin im US-Magazin „LIFE“ lud der Hollywood-Produzent David O. Selznick (1902–1965) die Knef in die USA ein.

Am 15. Dezember 1947 heiratete Hildegard Knef in der St. Annen-Kirche in Berlin-Dahlem den amerikanischen Filmoffizier Kurt Hirsch. Einen Monat später siedelte das Ehepaar am 23. Januar 1947 in die USA über. Am Tag der Abreise feierte „Film ohne Titel“ im „Marmorhaus“ in Berlin seine Premiere. Besucher/innen wurden per Handzettel gebeten, einen echten Titel für diesen Streifen vorzuschlagen. Dem Sieger winkte eine Belohnung von 3.000 Reichsmark.

Bei einem Zwischenstopp des Fluges von Deutschland in die USA unterzeichnete Hildegard Knef in London einen Vertrag mit David O. Selznick, der ihr 250 US-Dollar pro Woche für ein halbes Jahr garantierte. In den USA wohnten Hildegard und Kurt zunächst bei den Eltern von Hirsch im Stadtteil Astoria im Bezirk Queens in New York. Nach dem Rausschmiss durch den Vater zogen sie in eine Pension im Bezirk Bronx.

Am 27. Januar 1948 gab es ein erstes Treffen von Hildegard mit Selznick in dessen New Yorker Apartment. Der Filmproduzent bat sie, täglich sechs Stunden Englisch zu lernen. Nach mehrtägiger Autofahrt durch die USA kam Hildegard in Hollywood (Kalifornien) an. Ihr Filmstudio präsentierte sie fälschlicherweise als Österreicherin und gab ihr den Künstlernamen „Hildegarde Neff“. Das von Selznick vorgeschlagene Pseudonym „Gilda Christian“ hatte sie strikt abgelehnt.

Am 1. August 1948 zierte Hildegard Knef als Titelmädchen die erste Ausgabe der neuen deutschen Illustrierten „Stern“. Es handelte sich um ein Foto aus „Film ohne Titel“. Sie wurde zum ersten großen Star der Nachkriegszeit.

Der Vertrag mit Selznick bescherte der Knef einerseits wöchentlich einen Scheck, andererseits aber keine Filmrollen. Weil Selznick mit ihr keine Filme produzierte, wurde der Agent Kurt Frings, bei dem ihr Ehemann Kurt Hirsch angestellt war, für sie aktiv.

Zwischen Sprechunterricht und Probeaufnahmen lernte die Knef in den USA die wie sie aus Berlin stammende Marlene Dietrich kennen. Im Januar 1949 erhielt sie bei dem Filmfestspielen in Locarno den Preis als beste weibliche Darstellerin in „Film ohne Titel“. Diesen Streifen bezeichnete sie später als ihren besten Film.

Am 16. Juni 1949 kam Hildegard Knef wieder nach Berlin. Dort waren Dreharbeiten für den Film „The Big Lift“ („Es begann mit einem Kuß“ bzw. „Die viergeteilte Stadt“, 1950) mit Montgomery Clift (1920–1966) geplant. Unerwarteterweise wurde die ihr zugedachte Rolle mit Cornell Borchers neu besetzt. Angeblich hatte die Borchers auf die Affäre der Knef mit dem „Nazi“ Ewald von Demandowsky hingewiesen. Nach drei Wochen flog die Knef wieder in die USA zurück.

Am 14. April 1950 erhielt Hildegard Knef in Los Angeles die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Im August 1950 kamen Hildegard Knef und ihr Ehemann für kurze Zeit wieder nach Deutschland. In Bendestorf bei Hamburg und in Positano (Italien) drehte sie mit dem Regisseur Willi Forst (1903–1980) „Die Sünderin“, den nach ihrer eigenen Einschätzung schlechtesten Film. Dieser Streifen verursachte wegen einer kurzen Nacktszene, in der die Knef ein Malermodell darstellte, sowie wegen der Thematisierung der Tabus Prostitution und Selbstmord einen Skandal. Die Folge waren Demonstrationszüge gegen oder für die „Sünderin“, verbarrikadierte Kinos, Verbot des Films in vielen deutschen und anderen europäischen Städten sowie Klageverfahren bis hin zum Bundesgerichtshof. Katholiken protestierten vor allem gegen die Tötung auf Verlangen in der Schlussszene. Allein in Deutschland sahen mehr als sieben Millionen Kinobesucher den Film „Die Sünderin“, welcher der Knef 19.000 Mark einbrachte und sie noch bekannter machte.

Bereits während der Mitwirkung für „Die Sünderin“ begannen die Dreharbeiten in mehreren deutschen Orten für den US-Film „Decision Before Dawn“ („Entscheidung vor Morgengrauen“, 1951) des amerikanischen Regisseurs russischer Herkunft, Anatole Litvak (1902–1974). Dabei handelte es sich um den ersten Film der Knef für die „20th Century Fox“ von Danyl F. Zanuck, mit dem sie einen Siebenjahres-Vertrag abschloss. Hildegard hatte eine Affäre mit dem Regisseur Litvak, was die Trennung von ihrem Ehemann Kurt Hirsch zur Folge hatte.

Im Sommer 1951 stand Hildegard Knef in München und Frankfurt am Main für den deutschen Film „Nachts auf den Straßen“ vor der Kamera. Bei den Dreharbeiten in Tag- und Nachtschichten verletzte sie sich am Meniskus. In Wien drehte sie „Es geschehen noch Wunder“. Dabei handelte es sich um ihren zweiten Film mit Willi Forst. „Der Spiegel“ kritisierte, die Knef sei eine Fehlbesetzung. Im Oktober 1951 veröffentlichte sie ihre erste Schallplatte mit dem Titel „Ein Herz ist zu verschenken“.

Am 30. Oktober 1951 kehrte die Knef zu Dreharbeiten in Hollywood für den Film „Diplomatic Courier“ („Kurier nach Triest“, 1952) in die USA zurück. Damals hatte sie eine Affäre mit dem Co-Star Tyrone Power (1914–1958).

Im November 1951 reichte Hildegard Knef die Scheidungsklage gegen Kurt Hirsch ein. Am 15. Januar 1952 wurde ihre erste Ehe geschieden. Ihr Ex-Gatte arbeitete in der Folgezeit als Versicherungsvertreter in den USA.

Zwischen den Dreharbeiten in den Vereinigten Staaten lernte die Knef die amerikanische Filmschauspielerin Marilyn Monroe (1926–1962) kennen. Am 13. Dezember 1951 verewigte sie ihre Hand- und Fußabdrücke vor Hollywoods legendärem Premierenkino, dem „Grauman’s Chinese Theatre“.

Mitte Januar 1952 erlebte der Knef-Film „Nachts auf den Straßen“ im „Turmpalast“ in Frankfurt am Main seine Uraufführung. Kritiker urteilten ungnädig darüber. Trotzdem wurde dieser Streifen ein großer Erfolg. Er erhielt den „Goldenen Leuchter“ als „bester abendfüllender Spielfilm“ bei der Verleihung der Bundesfilmpreise 1953.

Am 2. April 1952 starb Wilhelm Wulfestieg, der Stiefvater von Hildegard Knef, im Alter von 60 Jahren in Berlin-Charlottenburg. Im April jenes Jahres veröffentlichte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ eine Umfrage des Instituts für Publizistik der Universität Münster mit unerfreulichen Ergebnissen für die Knef. Bei der Frage „Welche Darsteller wollen sie nicht mehr sehen?“ landete sie auf Platz 3. Ihr Film „Die Sünderin“ kam bei der Frage „Welcher Film hat Ihnen besonders missfallen?“ sogar auf Platz 1.

Erfreulicher klang, was die deutsche Zeitschrift „Neue Revue“ am 5. November 1952 schrieb. Sie bezeichnete Hildegard Knef als „den Weltstar des deutschen Films“. Außerdem hieß es, stets fordere sie durch ihre Erscheinung und durch ihr Spiel Widerspruch oder Beifall heraus. Nur lauwarm lasse sie keinen. Zudem zitierte die „Neue Revue“ die Hollywood-Klatschreporterin Edda Hopper: „Hildegarde Neff ist eine Sensation in Hollywood, weil sie nahezu völlig einen langen Traum der Filmleute erfüllt – nämlich eine zweite Garbo zu finden“.

Im ersten Halbjahr 1953 begann die Freundschaft der Knef mit dem Herausgeber des in Hamburg erscheinenden Magazins „Stern“, dem Publizisten Henri Nannen (1913–1996). Angeblich soll sich Nannen in sie verliebt und sogar ernsthaft darüber nachgedacht haben, sich von seiner Ehefrau scheiden zu lassen. Hildegard hatte damals in Hamburg-Poppenbüttel ein Haus gemietet. Bei der Premiere der englischen Fassung des Films „Die Sünderin“ („The Sinner“) im August 1953 in London war Nannen ihr Begleiter. Ein Londoner Boulevard-Blatt bezeichnete ihn übertriebenerweise als ihren „SS-Bodyguard“.

Im Januar 1954 hatte Hildegard Knef ihren ersten Auftritt im deutschen Fernsehen. Man sah sie als Interviewpartnerin in der Sendung „Unsere ersten Gäste im neuen Jahr“ des „Nordwestdeutschen Rundfunks“ („NWDR“) auf dem Bildschirm.

Der entscheidende internationale Durchbruch als Schauspielerin gelang Hildegard Knef, als sie von 1954 bis 1956 in 576 Vorstellungen als Ninotschka in dem Musical „Silk Stockings“ („Seidenstrümpfe“) von Cole Porter in Philadelphia, Boston, Detroit und am Broadway in New York City auftrat. Sie gilt als einzige deutsche Schauspielerin, die es bisher geschafft hat, in einer Hauptrolle am Broadway ein Debüt zu feiern. Allein in New York trat sie 478-mal auf.

Cole Porter war durch die Interpretation zweier seiner Lieder im Film „The Snows of Kilimanjaro“ („Schnee am Kilimandscharo“, 1952) auf Hildegard Knef aufmerksam geworden. Während der fünfwöchigen Voraufführungen von „Silk Stockings“ in Philadelphia erkrankte sie an Masern. Folgen dieser Krankheit waren Kurzsichtigkeit und ein Stimmbandriss sowie lebenslang zwei Knoten in den Stimmbändern.

Nach einem Streit mit dem Filmstudio „20th Century Fox“ verließ Hildegard Knef im April 1956 die USA. Das konkurrierende Studio „MGM“ hatte die Filmrechte von „Silk Stockings“ erworben und wünschte sich die Knef für die Hauptrolle des gleichnamigen Films. Doch „Fox“ erfüllte diesen Wunsch nicht, sondern beharrte darauf, dass die Knef zunächst die vertraglich vereinbarten Filme zu drehen habe, die sich wegen ihrer Verpflichtung an den Broadway verschoben hatten. Daraufhin packte die Knef ihre Koffer und kehrte mit ihrer Mutter nach Europa zurück, wo sie sich ein Dreivierteljahr lang im „Berghüsli“ bei Sankt Moritz in der Schweiz erholte. Damals erfuhr sie die traurige Nachricht, dass ihr Anwalt und Manager den größten Teil ihrer Einnahmen für ihre Auftritte in „Silk Stockings“ veruntreut hatte und mit dem Geld nach Venezuela geflohen war. Der Vertragsbruch bei „Fox“ bedeutete für die Knef im Prinzip das Ende ihrer Filmkarriere in den USA. Ab November 1957 war sie mehrere Monate lang als Schauspielerin arbeitslos.

Als Flop erwies sich der Streifen „Madeleine und der Legionär“ (1957/1958), in dem Hildegard Knef mitwirkte und den sie hinterher als „Schwachsinn der Schwachsinne“ bezeichnete. Offenbar hatte sie damals den Zenit ihrer Filmkarriere bereits überschritten. Zeitweise war sie mit Herbert Reinecker, dem Drehbuchautor von „Madeleine und der Legionär“, liiert. Diese Affäre endete mit dem Rauswurf von Reinecker aus der Wohnung der Knef.

Bei Dreharbeiten in Brighton (England) für den britischen TV-Film „International Detective: The Carrington Case“ lernte Hildegard Knef im Mai 1959 den sieben Jahre jüngeren und damals noch verheirateten Briten griechischer Abstammung, David („Tonio“) Cameron kennen. Dieser fügte später seinem Familiennamen noch den zweiten Namen Pastalanga nach seinen griechisch-italienischen Vorfahren väterlicherseits hinzu.

Im Juli 1959 begleitete David Cameron bei den „Internationalen Filmfestspielen“ in Berlin die Knef zu ihrer Verleihung des Bundesfilmpreises („Filmband in Silber“) für die beste weibliche Nebenrolle in „Der Mann, der sich verkaufte“. Dies bewog die „Bild“-Zeitung zur Schlagzeile „Sünderin nun auch Ehebrecherin“.

1959 trat Hildegard Knef auch in der Fernsehshow „The Hildegarde Neff Show“ der „BBC“ auf. Im Winter 1959/1960 kam sie zu Dreharbeiten für ihren ersten italienischen Film „La Strada dei Giganti“ („Die Furchtlosen von Parma“, 1960) in der Cinecittá nach Rom. Damals zog sie sich eine schwere Virusinfektion zu, die von der deutschen Boulevardpresse als Selbstmordversuch gedeutet wurde. Wieder zurück in Berlin erkrankte sie an Gehirnhautentzündung.

Geldsorgen plagten Hildegard Knef im Herbst 1960. Kurz vor einem sechswöchigen Aufenthalt mit David Cameron in Tanger (Marokko) erfuhr sie, dass sie für die Jahre 1954 bis 1956 rund 65.000 US-Dollar Steuern an den US-Fiskus entrichten müsse. Ihr Agent Harry Heidemann wies darauf hin, dass sie nicht über die nötigen Mittel hierfür verfüge und empfahl ihr, möglichst viele Filme zu drehen. Im Winter 1960/1961 wurde die Knef – unter anderem wegen hoher Arztkosten für ihr kranke Mutter – gezwungen, ein Pfandhaus aufzusuchen. Für ihre letzten Wertsachen – einen Nerz und Schmuckstücke – erhielt sie 3.000 Mark.

Am 14. August 1961– einen Tag nach dem Bau der Berliner Mauer – zogen Hildegard Knef und ihr Lebensgefährte David Cameron in eine Wohnung in Pöcking am Starnberger See in Bayern. Zwei Tage vor Weihnachten 1961 starb die Mutter der Knef im Alter von 64 Jahren in München an Krebs.

Nach zehnjähriger Pause nahm Hildegard Knef im April 1962 wieder Schallplatten in Deutschland auf. Zuvor hatte sie einen Vertrag mit „Telefunken -Decca“ („Teldec“) unterzeichnet. Mit „Er war nie ein Kavalier“ und „Der Mann mit der Mundharmonika“ startete sie ihre neue Karriere als Schlager- bzw. Chansonsängerin.

Am 30. Juni 1962 heiratete Hildegard Knef in Percha am Starnberger See ihren Geliebten David Cameron, der zu diesem Zeitpunkt seit acht Wochen geschieden war. Anschließend zog das Paar in eine neue Villa mit 16 Zimmern in Percha ein. 1965 erfolgte ein Umzug ins nahe gelegene Wolfratshausen und später in die „Villa Birkenhof“ in Kempfenhausen am Starnberger See.

Bei Dreharbeiten in Frankreich im Sommer 1962 freundete sich Hildegard Knef mit dem französischen Modeschöpfer Pierre Balmain an. Er entwarf ihr Kleider für Tourneen in den Jahren 1966 und 1968.

1963 veröffentlichte Hildegard Knef ihre erste Lang-spielplatte (LP) mit dem Titel „So oder so ist das Leben“. Diese LP erreichte Platz 8 in den deutschen Charts. In deutschen Single-Charts kam sie mit „Aber schön war es doch“ (1963), „Mackie-Messer“ (1963) und „Eins und eins, das macht zwei“ (1964). Als Chansonsängerin erhielt sie erste Shows im deutschen Fernsehen. 1965 verfasste sie erstmals einen eigenen Liedtext. Dieser trug den Titel „Werden Wolken alt?“ Ein Riesenerfolg wurde auch ihre LP „Ich seh die Welt durch deine Augen“ (1966) mit eigenen Texten. In jenem Jahr ging sie erstmals auf Konzertournee.

Am 16. Mai 1968 brachte die damals 42 Jahre alte Hildegard Knef in München-Gräfelfing ihre Tochter Christina Antonia („Tinta“) durch eine Kaiserschnittentbindung zur Welt. Die Geburt erfolgte etwa sieben Wochen zu früh. Kurzzeitig schwebte die Knef in Lebensgefahr. Durch die Bluttransfusion bei der Notgeburt infizierte sie sich mit dem Hepatitis-Virus. „Tinta“ litt wegen Sauerstoffmangel seitdem an zerebraler Kinderlähmung. Erst nach vier Wochen konnte die Knef ihre kleine Tochter, die kein Wunschkind war, erstmals durch eine Glasscheibe sehen und nach sechs Wochen erstmals im Arm halten.

Im Herbst 1968 gab Hildegard Knef insgesamt 40 Konzerte in 32 Städten. Für drei Millionen verkaufte Langspielplatten verlieh man ihr am 13. November 1968 im „Deutschen Museum“ in München die „Goldene Schallplatte“. Außerdem wurde sie als beste deutschsprachige Sängerin des Jahres 1968 ausgezeichnet. Innerhalb weniger Jahre sind mehrere Millionen ihrer Langspielplatten verkauft worden. Für ihr bekanntestes Lied „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ (1968) und etwa 80 weitere schrieb sie selbst den Text.

Ella Fitzgerald (1917–1996), die „Königin des Jazz“, hielt Hildegard Knef für die „beste Sängerin ohne Stimme“. Im Online-Lexikon „Wikipedia“ wurde sie mit den Worten gelobt: „Das rauchige Organ, die präzise, zuweilen schnoddrige, dabei aber durchweg gefühlvolle Art des Vortrags machten die Knef zu einer einzigartigen Erscheinung in der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik“. Ihre Wirkung sei durch erstklassige Begleitbands noch gesteigert worden.

Im März 1969 arbeitete Hildegard Knef in ihrer Villa „Birkenhof“ in Kempenhausen am Starnberger See (Bayern) und in der Villa „Belvair“ in Sankt Moritz (Schweiz) an ihrem Buchmanuskript „Der geschenkte Gaul“ weiter. Ende 1969 zog sie wegen

Fön-Überempfindlichkeit in die „Chesa Bodmer“ in Samedan im Engadin (Schweiz). Damals erhielt sie Morddrohungen und deswegen die Erlaubnis, eine Pistole zu besitzen. Zwei Bodygards beschützten mehrere Jahre lang sie und ihre Tochter.

1970 erschien die ehrliche Lebensbeichte der Knef in dem Buch „Der geschenkte Gaul“. An diesem Werk hatte sie jahrelang gearbeitet. Man übersetzte es in 17 Sprachen und verkaufte weltweit vier Millionen Exemplare davon. „Der geschenkte Gaul“ gilt als international erfolgreichstes Buch eines deutschen Autors seit 1945. Der Titel führte die Bestseller-Liste des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ an. Ein Jahr lang stand er auf der Bestseller-Liste der „New York Times“, davon 18 Wochen auf Platz 1. Beim Signieren von schätzungsweise 60.000 Exemplaren in rund 200 Buchhandlungen bekam die Knef regelrecht Schwielen an den Händen.

1971 erschienen die Musikalben „Ich brauch Tapetenwechsel“ und „Worum geht es eigentlich?“. Sie wurden von Hans Hammerschmid und Les Humphries vertont. Künstlerisch gehören diese pop-beeinflussten Werke zu den Besten der Knef, finanziell waren sie dagegen weniger erfolgreich als ihre früheren Alben.

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Titre
Hildegard Knef - Der deutsche Weltstar mit drei Karrieren
Auteur
Année
2012
Pages
67
N° de catalogue
V189244
ISBN (ebook)
9783656134299
ISBN (Livre)
9783656134480
Taille d'un fichier
3562 KB
Langue
allemand
Annotations
Mots clés
Hildegard Knef, Hildegarde Neff, Film, Theater, Schauspielerinnen, Filmschauspielerinnen, Theaterschauspielerinnen, Frauenbiografien, Biografien
Citation du texte
Ernst Probst (Auteur), 2012, Hildegard Knef - Der deutsche Weltstar mit drei Karrieren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189244

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