„[M]eine Phantasie arbeitet zu sehr, und ich muss aus allen Kräften dagegen ankämpfen. –jede etwas unebene Stelle an der Wand, ja jede Falte im Kissen, bildet sich mir gleich zu, mitunter recht schönen, Gruppen aus, und jedes zufällig gesprochene etwas ungewöhnliche Wort, steht gleich als Titel eines Romans oder einer Novelle vor mir, mit allen Hauptmomenten der Begebenheit“, schreibt die bettlägerige Annette von Droste-Hülshoff an ihre Freundin Elise Rüdiger am 16. Februar 1847 (vgl. Woesler X,I: 423). Die Beobachtungsgabe, und vor allem die Fähigkeit, das Wahrgenommene detailiert wiederzugeben, zeigt Annette von Droste-Hülshoff vor allem auch bei der Portraitierung von weiblichen Charakteren: Diese sind mal kämpferisch und voll Tatendrang wie in An die Schriftstellerinnen in Deutschland und Frankreich oder zurückhaltend und domestiziert, doch nicht weniger heldenhaft, wie in Der Graf von Thal. Während diese Frauenfiguren aber mit mehr oder weniger typisch menschlichen Attributen dargestellt sind, setzt die Dichterin in den Gedichtsammlungen Haidebilder und Fels, Wald und See vermehrt auf eine metaphorische Darstellung von Frauen. Dafür nutzt sie Bilder aus der höfischen Welt oder der griechischen Mythologie, welche aber vor allem durch den Kontext der Natur bestimmt sind, und erst dort, in der Heide, unter Wasser oder am Rande eines Weihers, verschiedene Frauenrollen preisgeben.
Inhaltsverzeichnis
- Frauen in der Bildersprache Annette von Droste-Hülshoffs in Die Lerche, Die Wasserfäden und Am Thurme
- Die Lerche
- Die Wasserfäden
- Am Thurme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die metaphorische Darstellung von Frauen in drei Gedichten Annette von Droste-Hülshoffs: Die Lerche, Die Wasserfäden und Am Thurme. Ziel ist es, die Funktion der Bildersprache zur Darstellung weiblicher Rollen in diesen Gedichten zu untersuchen.
- Anthropomorphisierung der Natur als Mittel der Frauencharakterisierung
- Die Bedeutung von Kontext und Symbolen für die Konstruktion weiblicher Identitäten
- Vergleich von traditionellen weiblichen Rollen mit modernen Konzepten
- Der Einfluss von literarischen Traditionen und Zeitgeist auf die Darstellung von Frauen
- Die Rolle von Sprache und Reimschema als Indizien für die Interpretation weiblicher Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Lerche
In Die Lerche wird die Sonne als „junge Fürstin“ dargestellt, die durch die Natur des Haidelandes symbolisiert wird. Die Dichterin zeigt die Herrscherrolle dieser Figur durch die Reaktion ihrer Untertanen, die „ehrfürchtig“ und „dienend“ vor ihr auftreten.
Die Wasserfäden
Die Wasserfäden dienen als Allegorie für eine verführerische und verhängnisvolle Frauenrolle. Die Autorin nutzt typisch weibliche Attribute, um diese Figur als „lieb und treu“ darzustellen, während gleichzeitig der Vergleich mit einem „liebend Weib“ durch das „Bohren“ und „Eindringen“ der Pflanze pervertiert wird.
Am Thurme
Das lyrische Ich in Am Thurme wird nicht nur auf seine Rolle als Frau begrenzt, sondern lässt auch männliche Identitäten annehmen. Das Gedicht zeigt die Konzepte von Freiheit, Mut und Stärke, die mit männlichen Rollen verbunden sind, im Kontrast zu der weiblichen Identität, die als „fein und klar“ und „heimlich“ dargestellt wird.
Schlüsselwörter
Annette von Droste-Hülshoff, Bildersprache, Frauenfiguren, Frauenrollen, metaphorische Darstellung, Die Lerche, Die Wasserfäden, Am Thurme, Anthropomorphisierung, Natur, höfische Welt, griechische Mythologie, 19. Jahrhundert, Verführung, Dominanz, Identität, Geschlecht, Geschlechterrollen, Reimschema, Literaturwissenschaft, Lyrik, Poetik, Symbolanalyse.
- Citation du texte
- Franz Kröber (Auteur), 2011, Frauen in der Bildersprache Annette von Droste-Hülshoff in "Die Lerche", "Die Wasserfäden" und "Am Thurme" , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189276