In dieser Seminararbeit geht es um einen Fallbericht einer Patientin, der unter psychoanalyti-schen und neuropsychologischen Gesichtspunkten betrachtet werden soll.
Die Abhandlung erläutert einen Teil der Krankheitsgeschichte einer Frau, die sich in psycho-therapeutische Behandlung begab. Dort wurde eine multiple Persönlichkeitsstörung festge-stellt und im weiteren Anamneseverfahren die Diagnose einer psychogenen Blindheit konsta-tiert. Diese Blindheit, die nach erfolgreicher Psychotherapie nur noch einige der Identitäten der Patientin betraf, wurde durch neurologische Methoden dokumentiert.
Da der behandelnde psychologische Psychotherapeut und Psychoanalytiker Dr. Bruno Wald-vogel in seinem Aufsatz erwähnt, dass bereits von Freud und Charcot zum Thema „psychogen bedingter Verlust (bewusster) visueller Wahrnehmung“ Erkenntnisse gewonnen wurden, ist ein Vergleich dieser beiden wissenschaftlichen Bereiche naheliegend.
Es wird nun im Folgenden versucht, Freud’sche Thesen zum Thema Konversionsstörung und psychogener Blindheit aufzuzeigen und mit dem Fallbeispiel zu verknüpfen. Weiter werden im kleinen, verständlichen Rahmen neurologische Erkenntnisse und Forschungsmethoden zu diesem Fall beschrieben. Das Bemühen ist es, im Laufe der Arbeit zu erläutern, wie es zu die-ser kortikalen Blindheit kommen konnte.
Die Fokussierung liegt somit auf dem Phänomen der psychogenen Blindheit / Konver-sion(sstörung); es lässt sich jedoch aus Verständnisgründen und Verknüpfungspunkten nicht vermeiden, in wenigen Erläuterungen auch auf die multiple Persönlichkeitsstörung (im Weite-ren dissoziative Identitätstörung genannt) einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Blind und sehend in einer Person, der Fallbericht
- Psychoanalytische Betrachtung des Falls Ida K. nach Freud
- Grundannahmen der Psychoanalyse
- Systeme der Bewusstseinszustände
- Instanzenmodell
- Dynamik der Persönlichkeiten
- Die psychogene Sehstörung in psychoanalytischer Auffassung 1910
- Abwehrmechanismus Konversion
- Grundannahmen der Psychoanalyse
- Neuropsychologische Betrachtung des Falls Ida K.
- Konversion unter neuropsychologischer Sicht
- Wahrnehmungsverarbeitung im Gehirn
- Visuelle Wahrnehmungsverarbeitung
- Top-Down-Modulation
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert den Fall von Ida K., einer Patientin mit psychogener Blindheit und multipler Persönlichkeitsstörung, aus psychoanalytischer und neuropsychologischer Perspektive. Die Arbeit zielt darauf ab, Freuds Theorien zur Konversionsstörung mit aktuellen neurologischen Erkenntnissen zu verknüpfen und die Entstehung der kortikalen Blindheit im Kontext der DIS zu beleuchten.
- Psychogene Blindheit als Konversionsstörung
- Verknüpfung psychoanalytischer und neuropsychologischer Ansätze
- Die Rolle traumatischer Erlebnisse und der multiplen Persönlichkeitsstörung
- Neurologische Mechanismen der Wahrnehmungsverarbeitung und Top-Down-Modulation
- Die Bedeutung des Unbewussten für die Symptombildung
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Die Seminararbeit untersucht den Fall einer Patientin mit psychogener Blindheit und multipler Persönlichkeitsstörung (DIS) unter psychoanalytischen und neuropsychologischen Aspekten. Sie vergleicht Erkenntnisse von Freud und Charcot mit modernen neurologischen Methoden und versucht, die Entstehung der kortikalen Blindheit zu erklären. Der Fokus liegt auf der psychogenen Blindheit/Konversionsstörung, wobei die DIS im Kontext erläutert wird.
1. Blind und sehend in einer Person, der Fallbericht: Der Bericht beschreibt den Fall der 33-jährigen Ida K., die mit Blindheit und DIS in psychotherapeutische Behandlung kam. Traumatisierende Kindheitserlebnisse werden als Ursache der DIS vermutet. Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) im Alter von 20 Jahren verschlimmerte die Sehbehinderung bis zur vollständigen Blindheit. Während der Therapie erlangte Ida K. in einigen ihrer Persönlichkeiten das Sehvermögen zurück, wobei die Sehfähigkeit sekundenschnell zwischen den Identitäten wechselte. Visuell evozierte Potenziale (VEP) bestätigten die psychogene Natur der Blindheit.
2. Psychoanalytische Betrachtung des Falls Ida K. nach Freud: Dieses Kapitel erläutert Freuds Grundannahmen der Psychoanalyse, insbesondere das Instanzenmodell (Es, Ich, Über-Ich) und die Bewusstseinssysteme (Bewusstes, Vorbewusstes, Unbewusstes). Es werden Freuds Theorien zur psychogenen Sehstörung und zum Abwehrmechanismus der Konversion dargestellt. Die Arbeit diskutiert die Anwendbarkeit dieser Theorien auf Ida K.s Fall, unter Berücksichtigung ihrer traumatisierenden Erlebnisse und der DIS.
3. Neuropsychologische Betrachtung des Falls Ida K.: Dieses Kapitel beleuchtet die Konversionsstörung aus neuropsychologischer Sicht, diskutiert die Rolle des retikulären Systems und der automatischen Aufmerksamkeitsprozesse. Es beschreibt die visuelle Wahrnehmungsverarbeitung im Gehirn und die Bedeutung der Top-Down-Modulation im Kontext von Ida K.s alternierenden Zuständen der Sehfähigkeit. Die Ergebnisse der VEP-Untersuchungen werden eingeordnet und die Hypothese einer durch die Psyche beeinflussten Blockade der visuellen Informationsverarbeitung diskutiert.
Schlüsselwörter
Psychogene Blindheit, Konversionsstörung, Multiple Persönlichkeitsstörung (DIS), Psychoanalyse, Sigmund Freud, Neuropsychologie, Visuell evozierte Potenziale (VEP), Top-Down-Modulation, Thalamus, Trauma, Schädel-Hirn-Trauma (SHT), Bewusstsein, Unbewusstes, Abwehrmechanismen.
Häufig gestellte Fragen zum Fall Ida K.: Psychogene Blindheit und Multiple Persönlichkeitsstörung
Was ist das Thema der Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert den Fall von Ida K., einer Patientin mit psychogener Blindheit und multipler Persönlichkeitsstörung (DIS). Sie untersucht den Fall aus psychoanalytischer und neuropsychologischer Perspektive, verknüpft Freuds Theorien mit aktuellen neurologischen Erkenntnissen und beleuchtet die Entstehung der kortikalen Blindheit im Kontext der DIS.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit kombiniert psychoanalytische und neuropsychologische Ansätze. Sie stützt sich auf Freuds Theorien zur Konversionsstörung und integriert moderne neurologische Erkenntnisse, insbesondere die Ergebnisse von Visuell evozierten Potentialen (VEP) Untersuchungen.
Was ist der Fall Ida K.?
Ida K. ist eine 33-jährige Patientin mit psychogener Blindheit und multipler Persönlichkeitsstörung. Traumatisierende Kindheitserlebnisse werden als Ursache der DIS vermutet. Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) verschlimmerte ihre Sehbehinderung bis zur vollständigen Blindheit. Während der Therapie erlangte sie in einigen ihrer Persönlichkeiten das Sehvermögen zurück, wobei die Sehfähigkeit sekundenschnell zwischen den Identitäten wechselte.
Wie wird die psychogene Blindheit erklärt?
Die Arbeit betrachtet die psychogene Blindheit als Konversionsstörung. Aus psychoanalytischer Sicht wird sie als Abwehrmechanismus im Kontext der unbewussten Konflikte und Traumata interpretiert. Neuropsychologisch wird die Rolle des retikulären Systems, automatischer Aufmerksamkeitsprozesse, der visuellen Wahrnehmungsverarbeitung und der Top-Down-Modulation untersucht. Die VEP-Untersuchungen bestätigen die psychogene Natur der Blindheit.
Welche Rolle spielt die Multiple Persönlichkeitsstörung (DIS)?
Die DIS spielt eine zentrale Rolle, da die Sehfähigkeit von Ida K. mit den verschiedenen Persönlichkeiten wechselt. Die traumatisierenden Kindheitserlebnisse, die als Ursache der DIS vermutet werden, werden auch mit der Entstehung der psychogenen Blindheit in Verbindung gebracht.
Welche Schlüsselkonzepte werden behandelt?
Wichtige Konzepte sind: Psychogene Blindheit, Konversionsstörung, Multiple Persönlichkeitsstörung (DIS), Psychoanalyse (Freud, Instanzenmodell, Abwehrmechanismen), Neuropsychologie (visuelle Wahrnehmungsverarbeitung, Top-Down-Modulation, VEP), Trauma, Schädel-Hirn-Trauma (SHT).
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in ein Vorwort, ein Kapitel zum Fallbericht, ein Kapitel zur psychoanalytischen Betrachtung nach Freud, ein Kapitel zur neuropsychologischen Betrachtung und ein Resümee. Jedes Kapitel beleuchtet spezifische Aspekte des Falls und verknüpft psychoanalytische und neuropsychologische Perspektiven.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Entstehung der psychogenen Blindheit bei Ida K. im Kontext ihrer multiplen Persönlichkeitsstörung zu erklären, indem sie psychoanalytische und neuropsychologische Erkenntnisse integriert. Die genauen Schlussfolgerungen sind im Resümee der Arbeit zusammengefasst.
- Citation du texte
- Vanessa Eden (Auteur), 2011, Blind und sehend in einer Person, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189297