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Auch der Vorsatz einer starken Abgrenzung gegenüber „Fehlinterpretationen“2 des
politischen Denkens Webers deutet die zeitgeschichtliche Beeinflussung des Werkes an.3
Die Quellen, die auf die politischen Positionen Webers hinweisen, sind allerdings gut
erschlossen und so fußt meine Arbeit neben der Herrschaftssoziologie seines Hauptwerks
„Wirtschaft und Gesellschaft“ auf den „Gesammelten Politische Schriften“ Max Webers,
herausgegeben von Johannes Winkelmann.
Der erste Abschnitt des Hauptteils meiner Arbeit beinhaltet eine Einführung in die politischen
Vorstellungen Max Webers für eine Neugestaltung der Verfassung, wobei die Forderung nach
dem plebiszitär legitimierten Reichspräsidenten den zentralen Punkt der Darstellung bildet.
Der zweite Abschnitt befasst sich mit den Grundlagen seiner Vorstellungen, und nimmt
Bezug auf den Bereich der wissenschaftlichen Konzeption des charismatischen Charakters
politischer Herrschaft, der sich mit der weberschen Konzeption des Reichspräsidenten
verknüpfen lassen könnte.
Besonders im Hinblick auf die Intention des charismatischen Konzepts in Webers
verfassungspolitischen Vorstellungen, werde ich am Ende der Hausarbeit auf Mommsen
zurückkommen. Auf dessen Interpretation müsste jede Theorie basieren, die die These
vertritt, Weber hätte mit der Vorstellung einer „cäsaristischen-plebiszitären
Führerdemokratie“ die nationalsozialistische Diktatur „konzeptionell“ mit vorgedacht.
Ob in Webers Vorstellungen aber nicht eher ein liberales „Gewaltenbalancedenken“ überwog,
möchte ich in einem Exkurs der Arbeit ansprechen. Eine Zusammenfassung soll letztendlich die wichtigsten Erkenntnisse dieser Hausarbeit
wiederholen und in den Kontext meiner Fragestellung setzen, die auf den Stellenwert des
charismatischen Konzepts eines plebiszitären Reichspräsidenten innerhalb des weberschen
Gedankengerüst eingeht.
2 Insbesondere das Werk von Marianne Weber: Max Weber – Ein Lebensbild, 1.Aufl. erschienen in Tübingen
1926.
3 Vgl. Wolfgang J. Mommsen: Vorwort zur zweiten Auflage, in: Wolfgang J. Mommsen: Max Weber und die
deutsche Politik 1890-1920, 2.Aufl., Tübingen 1974, S.XII.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. a) Politische Vorstellungen
- Einführung in den Kontext
- Das Parlament
- Der Reichspräsident
- b) Wissenschaftliche Grundlagen
- Macht und Herrschaft
- Die rational-legale und traditionale Herrschaft
- Die charismatische Herrschaft
- 3. a) Exkurs -Liberales Gewaltenbalancedenken oder plebiszitäre Führerdemokratie-
- b) Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss von Max Webers charismatischer Konzeption auf die Verfassung der Weimarer Republik. Die Analyse konzentriert sich auf Webers politische Vorstellungen für eine Neugestaltung der Verfassung und seine wissenschaftlichen Grundlagen, insbesondere die charismatische Herrschaft.
- Webers politische Vorstellungen für eine Neugestaltung der Verfassung
- Die Rolle des plebiszitären Reichspräsidenten in Webers Konzeption
- Die wissenschaftlichen Grundlagen von Webers charismatischer Herrschaftstheorie
- Die Verbindung zwischen Webers charismatischer Konzeption und dem Konzept der plebiszitären Führerdemokratie
- Die Frage, ob in Webers Vorstellungen ein liberales Gewaltenbalancedenken oder eine plebiszitäre Führerdemokratie überwog
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die wichtigsten Quellen, insbesondere das Werk von Wolfgang J. Mommsen „Max Weber und die deutsche Politik 1890-1920“. Die Einleitung skizziert außerdem die Struktur der Arbeit und stellt die zentralen Fragestellungen vor.
2. a) Politische Vorstellungen
Einführung in den Kontext
Dieser Abschnitt beschreibt die politische Situation in Deutschland im Herbst 1918, die durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die Revolution geprägt war. Die Entstehung des neuen Kabinetts unter Prinz Max von Baden und die Forderungen nach einer Verfassungsreform werden erläutert.
Das Parlament
Dieser Abschnitt untersucht die Rolle des Parlaments in Webers politischen Vorstellungen für eine Neugestaltung der Verfassung. Die Bedeutung des Reichstages im Kontext der parlamentarischen Monarchie und der Forderungen nach einer Verfassungsreform werden betrachtet.
Der Reichspräsident
Dieser Abschnitt analysiert Webers Konzept des plebiszitären Reichspräsidenten als zentralen Punkt seiner politischen Vorstellungen für eine Neugestaltung der Verfassung. Die Bedeutung des Reichspräsidenten für die Stabilität und Legitimität des Staates werden beleuchtet.
2. b) Wissenschaftliche Grundlagen
Macht und Herrschaft
Dieser Abschnitt beleuchtet Webers Definition von Macht und Herrschaft, die grundlegend für seine charismatische Herrschaftstheorie sind. Die verschiedenen Formen der Herrschaft, insbesondere die rational-legale und die traditionelle Herrschaft, werden vorgestellt.
Die rational-legale und traditionale Herrschaft
Dieser Abschnitt beschreibt die Merkmale der rational-legalen und der traditionellen Herrschaft und ihre Abgrenzung zur charismatischen Herrschaft.
Die charismatische Herrschaft
Dieser Abschnitt behandelt Webers Theorie der charismatischen Herrschaft und ihre Bedeutung für die Analyse von Politik und Gesellschaft. Die Voraussetzungen und Folgen der charismatischen Herrschaft werden untersucht.
3. a) Exkurs
Dieser Abschnitt setzt sich mit der Frage auseinander, ob in Webers Vorstellungen ein liberales Gewaltenbalancedenken oder eine plebiszitäre Führerdemokratie überwog.
3. b) Zusammenfassung
Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und setzt diese in den Kontext der Fragestellung nach dem Stellenwert des charismatischen Konzepts eines plebiszitären Reichspräsidenten innerhalb des weberschen Gedankengerüsts.
Schlüsselwörter
Max Weber, Weimarer Republik, Verfassung, charismatische Herrschaft, plebiszitärer Reichspräsident, Gewaltenbalance, politische Vorstellungen, Herrschaftssoziologie, Führerdemokratie, Mommsen.
- Quote paper
- Robert Westermann (Author), 2003, Max Weber und die Verfassung der Weimarer Republik - der Einfluss seiner charismatischen Konzeption, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18935