Wie ich zeigen konnte, durchlief die nukleare Abstinenz der Atommächte nach den Abwürfen 1945, 2 Phasen. Die erste Phase war jene des Kalten Krieges, in welcher die gegenseitige Abschreckung und Konkurrenz der beiden Blöcke Ost und West das Haupthindernis zum erneuten Einsatz darstellte. In dieser Phase kann das Tabu lediglich als Beschreibung des Nichteinsatzes Geltung haben, nicht jedoch als Ursache des Nichteinsatzes. In der zweiten Phase, fiel zwar durch den Kollaps der UdSSR ein Hindernisgrund zum Einsatz weg, was jedoch durch ebenso wegfallende „sinnvolle“ Einsatzszenarien wiederum zu keinen weiteren Einsätzen der Bombe führte. Auch hier ist ein normativ-ethischer Grund für den weiteren Nichteinsatz nur ein sehr untergeordneter Erklärungsfaktor.
Parallel zu diesen zwei Phasen wurde jedoch die Entwicklung neuer Waffensysteme ständig vorangetrieben, Waffen welche den Anforderungen moderner Konflikte hinsichtlich Zielgenauigkeit und begrenzbarer Wirkung weitaus besser entsprechen als dies Atomwaffen je könnten (Stichwort: Fallout). Diese Waffen werden auch in Anlehnung an den Determinismus des Machbaren in Konflikten zum Einsatz gebracht. Hier offenbart sich nun ein neuer, höchst realer Einsatzzweck der Atomwaffen, wie auch des Tabus. Nämlich, der Nichteinsatz. Durch Förderung und Stärkung des Tabus in der öffentlichen Diskussion, ist es nun Atommächten wie der USA oder Russland möglich, eigene wenig populäre Kriegsgründe in ein Normativ aufzuwerten und die eingesetzten „konventionellen“ Waffen durch den „Verzicht“ auf nutzlose Nuklearwaffen in den Arsenalen, zu legitimieren. Auf diese Weise wird das Tabu selbst zur Waffe – im Kampf um die öffentliche Meinung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsleitende Fragestellung und ergänzende Fragen
- Hypothese
- Abgrenzung der Forschung
- Vorgehensweise
- Hauptteil
- Die Atombombe und der Determinismus des Machbaren
- Die Entwicklung des Tabus - ein Fehlschluss?
- Waffe ohne Ziel. Nukleare Abstinenz nach Ende des Kalten Krieges
- Das nukleare Tabu als Waffe
- Resümee
- Beantwortung der Fragestellung
- Hypothese
- Anhang/Abkürzungsverzeichnis
- Anhang/Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit „Tabuloses Tabu. Das nukleare Tabu und seine Rolle im 21. Jahrhundert“ untersucht die Gründe für den Nichteinsatz von Atomwaffen seit dem Zweiten Weltkrieg, trotz der Verbreitung nuklearer Waffen. Sie analysiert die Rolle des nuklearen Tabus im Kontext der modernen Kriegsführung und fragt, ob das Tabu selbst zu einem strategischen Vorteil geworden ist.
- Die Entwicklung des nuklearen Tabus im historischen Kontext
- Der Einfluss des nuklearen Tabus auf die Abschreckungsstrategie
- Die Bedeutung des Tabus für die Legitimation moderner Kriegsführung
- Die Rolle des Tabus in der öffentlichen Meinung und im Diskurs
- Der Vergleich des nuklearen Tabus mit anderen Formen der Waffennutzung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Forschungsfrage, die Hypothese und die Vorgehensweise der Arbeit. Sie betrachtet den Einsatz der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki und führt das Konzept der nuklearen Abschreckung ein. Der Hauptteil analysiert die Entwicklung des nuklearen Tabus und dessen Rolle im Kontext der modernen Kriegsführung. Kapitel 2 untersucht die Frage, ob die Entwicklung des Tabus ein Fehlschluss war. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Frage, wie der Nichteinsatz von Atomwaffen nach dem Kalten Krieg zu erklären ist. Kapitel 4 befasst sich mit der Nutzung des nuklearen Tabus als Waffe im Kampf um die öffentliche Meinung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit untersucht das nukleare Tabu, die Abschreckungstheorie, die moderne Kriegsführung, den Nichteinsatz von Atomwaffen, die Legitimation von Waffeneinsatz, die Rolle des Tabus in der öffentlichen Meinung, sowie die vergleichende Analyse von Nuklearwaffen und konventionellen Waffen.
- Citar trabajo
- BA Markus Philipp Vogtenhuber (Autor), 2012, Tabuloses Tabu, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189453