Zeit und Zeitpathologien bei Jugendlichen in besonderen Lebenslagen


Mémoire de Maîtrise, 2006

155 Pages, Note: 1,3


Extrait


Gliederung und Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Vorwort und Zielsetzung der Arbeit

1 Zeit in der Soziologie
1.1 Vorläufer der Zeitsoziologie
1.1.1 Marx und Engels
1.1.2 Weber
1.1.3 Simmel
1.1.4 Bergson
1.1.5 Die Durkheim-Schule
1.2 Handlungstheoretische Konzepte der Zeitsoziologie
1.2.1 Mannheim
1.2.2 Schütz
1.2.3 Mead
1.2.4 Sorokin und Merton
1.3 Neuere Aspekte soziologischer Zeitforschung
1.3.1 Gurvitch
1.3.2 Luhmann
1.3.3 Rammstedt
1.3.4 Schöps
1.3.5 Elias
1.3.6 Giddens
1.3.7 Rinderspacher
1.3.8 Dux
1.3.9 Virilio

2 Anomie, Zeit und Zeitpathologie
2.1 Anomie
2.2 Institutionelle Anomie
2.3 Ökonomie, Ökonomik und Zeit
2.4 Zeitpathologie

3 Methodische Anlage und Durchführung der Untersuchung
3.1 Jugendliche in besonderen Lebenslagen
3.2 Untersuchungsdesign
3.3 Vorauswahl, Beobachtungsphase und Auswahlphase
3.4 Leitfadengestütztes Interview – Entwicklung des Leitfadens
3.5 Durchführung der Interviews
3.6 Transkription
3.7 Interpretation

4 Ergebnisse der Untersuchung
4.1 Typen der Zeitpathologie
4.2 Fallbeispiele
4.2.1 Christian G., 17 Jahre – anomische Zeitpathologie
4.2.2 André Z., 17 Jahre – neurotische Zeitpathologie, pathogene Vergangenheitsdominanz
4.2.3 Christian D., 15 Jahre – neurotische Zeitpathologie, pathogene Zukunftsdominanz
4.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
4.4 Abschließende Überlegungen

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Interview-Leitfaden 1

Abb. 2 Arbeitsblatt – Zeitempfinden

Abb. 3 Interview-Leitfaden 2

Abb. 4 Arbeitsblatt – Orientierung an den Zeitmustern der protestan­ tischen Ethik

Abb. 5 Kodierparadigma

Abb. 6 Typen der Zeitpathologie

Abb. 7 Fallverteilung nach Typen

Abb. 8 Darstellung des Zeitempfindens von Christian D

Abb. 9 Dimensionen der anomischen Zeitpathologie

Abb. 10 Dimensionen der neurotischen Zeitpathologie

Vorwort und Zielsetzung der Arbeit

Das Verhältnis der Menschen zur Zeit, sein Erleben von Zeit, seine Orientierung an der Zeit, seine zeitlichen Handlungsmuster, sind Ausdruck menschlichen Lebens in der Gesellschaft. Während der Vorbereitung auf diese Abschlussarbeit kam ich früh zu dem Entschluss, mich eingehender mit dem Verhältnis der Soziologie zur Zeit beschäftigen zu wollen. Durch meine berufliche Praxis in der Jugendhilfe wurde ich zudem auf ein interessantes Phänomen gestoßen. Viele der Jugendlichen die mir begegneten zeigten massive Auffälligkeiten hin­ sichtlich ihres Umgangs mit der Zeit. Es stellte sich mir die Frage, ob die Veränderungen im Zeitbewusstsein der Jugendlichen allein auf ihre, teils schwerwiegenden, seelischen Stö­ rungen zurückzuführen sind. Es entwickelte sich die Annahme, dass nicht nur auf der indivi­ duellen Ebene Auslösefaktoren für die beobachtbaren Abweichungen von der Norm zu finden sind. Es schien, dass auch und gerade durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Pathologien in der Zeitwahrnehmung von Jugendlichen entstehen können. Im Rahmen dieser Arbeit wollte ich mich eingehender mit dieser Hypothese beschäftigen. Im Vorfeld der empi­ rischen Arbeit habe ich mich ausführlich mit verschiedenen soziologischen Theorien zur Zeit beschäftigt. Das erste Kapitel dieser Arbeit soll einen knappen Überblick über verschiedene Zeitsoziologien bieten. Die kurze Abhandlung beginnt bei den Vorläufern der Zeitsoziologie, erläutert die wichtigsten handlungstheoretischen Konzepte der Zeitsoziologie und stellt einige neuere Aspekte soziologischer Zeitforschung vor. Die weiteren Kapitel sind, dem dialektischen Arbeitsprinzip der Grounded Theory entsprechend, parallel entstanden. Im zweiten Kapitel soll dargestellt werden, dass Zeitpathologien ein Symptom gesellschaftlicher Anomie sein und im Ausklang der Moderne zunehmen können. Vor allem die Prekarisierung der Lebenswelt trägt zu einer Zunahme der gesellschaftlichen Anomie bei, was das Auftreten einer bestimmten Form der Zeitpathologie begünstigen kann. Dabei wird vor allem auf die Auswirkungen des modernen Kapitalismus verwiesen. Der Kapitalismus bildete nicht nur das Kernproblem der frühen soziologischen Klassiker – wie Marx, Durkheim, Simmel oder We­ ber –, sondern kann auch heute noch als Horizont der soziologischen Arbeit gelten. Im dritten Kapitel werden die Voraussetzungen zur empirischen Erfassung von Zeitvorstellungen und möglicher Zeitpathologien bestimmt. Die Methode der empirischen Vorgehensweise soll er­ örtert, das Untersuchungsdesign festgelegt sowie über den Verlauf der Feldphase berichtet werden. Weiterhin soll über die qualitative Auswertung der Daten berichtet werden. Im vierten Kapitel sollen die Ergebnisse dieser Auswertung ausführlich dargestellt werden.

1 Zeit in der Soziologie

„Zeit ist ein Objekt, was nicht visuell erfahrbar ist, jedoch kann man sie ergründen, wenn man über ihr Wesen nachdenkt.“

Aristoteles

„Im Vorbeigehen begegnet man hier einem Grundproblem der Soziologie: Aus dem Zusammenleben der Menschen geht etwas hervor, was sie nicht verstehen, was ihnen selbst als rätselhaft und ge­ heimnisvoll erscheint.“

Norbert Elias

Zeitkonstruktionen und -wahrnehmungsmuster haben sich in einem langen geschichtlichen Prozess entwickelt. Der Umgang mit Zeit ist ein Ergebnis kulturell transformierter gesell­ schaftlicher Konstruktionsleistungen. Gegenwärtig lässt sich von einer Dominanz der natur­ wissenschaftlichen Auffassung von Zeit im Sinne einer Zerlegung in immer kleinere Einhei­ ten, also von einer infinitesimalen Logik der Zeit sprechen (vgl. Rinderspacher 1985). In wel­ cher Weise Zeit zum Gegenstand gesellschaftlicher Organisation wird, beeinflusst soziales und individuelles Handeln. Erst mit der heute global gültigen Weltstandardzeit sind viele gesellschaftliche Prozesse synchronisationsfähig geworden. Zeitkonventionen bilden darüber hinaus einen Rahmen, in den personale und soziale Handlungen eingebettet sind.

Im ersten Abschnitt dieser Arbeit soll die Entwicklung der soziologischen Zeitforschung anhand grundlegender Konzeptionen dargestellt werden. Zur Ausarbeitung des Verständnis­ ses von Zeit innerhalb der Soziologie werden Theorien vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert angeführt. Die folgende Aufzählung enthält nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, weiterhin werden die einzelnen Theorien nur kurz angerissen, um dem Charakter dieser Arbeit gerecht zu werden.

1.1 Vorläufer der Zeitsoziologie

Die Soziologie beschäftigte sich bereits kurz nach ihrer Bezeichnung durch Auguste Comte mit dem Phänomen der sozialen Zeit. Im folgenden sollen nun kurz Klassiker der soziolo­ gischen Theoriebildung hinsichtlich ihrer Bezüglichkeit zur Zeit dargestellt werden.

1.1.1 Marx und Engels

Bereits Marx und Engels haben sich mit dem Verhältnis von Arbeitszeit und Freizeit beschäf­ tigt. Dies kann angesichts der zentralen Stellung der Arbeit und damit der Arbeitszeit in ihren Werken kaum verwundern. Zeit wird bei Marx und Engels analog zu den Modellbildungen der klassischen ökonomischen Theorie gesehen in ihrem Zusammenhang mit dem Naturstoff­ wechsel: „Gemeinschaftliche Produktion vorausgesetzt, bleibt die Zeitbestimmung natürlich wesentlich. Je weniger Zeit die Gesellschaft bedarf, um Weizen, Vieh etc. zu produzieren, desto mehr Zeit gewinnt sie zu anderer Produktion, materieller oder geistiger. Wie bei einem einzelnen Individuum, hängt die Allseitigkeit ihrer Entwicklung, ihres Genusses und ihrer Tä­ tigkeit von Zeitersparung ab. Ökonomie der Zeit, darein löst sich schließlich alle Ökonomie auf.“ (Marx 1953, 89). „Die wirkliche Ökonomie – Ersparung – besteht in Ersparung von Arbeitszeit“; „freie Zeit“ ist sowohl „Mußezeit als Zeit für höhere Tätigkeit“ (ebd., 599), denn ein „Mensch der nicht über freie Zeit verfügt, dessen ganze Lebenszeit – abgesehen von rein physischen Unterbrechungen durch Schlaft, Mahlzeiten usw. – von seiner Arbeit für den Ka­ pitalisten verschlugen wird, ist weniger als ein Lasttier.“ (ebd.). Zwar nimmt der Begriff der Zeit in Marx und Engels Theorie einen wichtigen Raum ein, da auf dem Schaffen von frei verfügbarer Zeit die Entwicklung des Reichtums beruht, aber ein eigenständiges Konzept von sozialer Zeit wird nicht angeboten.

1.1.2 Weber

Weber erläutert in seiner „Protestantischen Ethik“ die Bedeutung der religiösen Zeitvorstel­ lungen für die Herausbildung eines „Geistes des Kapitalismus“ (vgl. Weber 1991). Er stellt die protestantische Ethik als Fundament des ökonomischen Rationalismus dar. Für die Pietis­ ten galt die Kombination von intensiver Frömmigkeit und stark entwickeltem geschäftlichen Erfolg. Die Grundlage dieser Ethik war der Erwerb von Geld und seine Anhäufung unter strengster Vermeidung alles unbefangenen Genießens. Der Gelderwerb war als reiner Selbst­ zweck gedacht, wobei er dennoch zur Mehrung von Gottes Ruhm diente, da die Gnadenge­ wissheit sich so darstellte, dass Gott jenen hilft, die sich selber helfen. „Der Mensch ist auf das Erwerben als Zweck seines Lebens, nicht mehr das Erwerben auf den Menschen als Mit­ tel zum Zweck der Befriedigung seiner materiellen Lebensbedürfnisse bezogen.“ (Weber 1991, 44) So war gerade das Ausruhen auf dem eigenen Besitz, der Genuss des eigenen Reichtums mit der Konsequenz von Müßigkeit das sittlich wirklich verwerfliche, da es dem Streben nach einem heiligen Leben im Wege stand. „Nicht Muße und Genuß, sondern nur Handeln diente nach dem unzweideutig offenbarten Willen Gottes zur Mehrung seines Ruhms. Zeitvergeudung ist also die erste und prinzipiell schwerste aller Sünden. Die Zeit­ spanne des Lebens ist unendlich kurz und kostbar, um die eigene Berufung ‚festzumachen‘. Zeitverlust durch Geselligkeit, ‚faules Gerede‘, selbst durch mehr als der Gesundheit nötigen Schlaf – 6 bis höchstens 8 Stunden – ist sittlich absolut verwerflich.“ (ebd., 167f.). Es lässt sich festhalten, dass die innerweltliche protestantische Askese mit großer Vehemenz gegen den unbefangenen Genuss des Besitzes wirkte und die Luxuskonsumtion vereitelte bezie­ hungsweise nicht zur Entfaltung kommen ließ. Im Gegensatz dazu entlastete sie im psycholo­ gischen Effekt den Gütererwerb von den Hemmungen der traditionalistischen Ethik des Ge­ winnstrebens, indem sie es nicht nur legalisierte, sondern direkt als gottgewollt ansah. Der Kampf gegen Luxus und Fleischeslust war kein Kampf gegen den rationalen Erwerb, sondern gegen die irrationale Verwendung des Besitzes. Die ungleiche Verteilung der Güter war ein ganz spezielles Werk von Gottes Vorsehung. Das, was Weber als „Geist des Kapitalismus“ bezeichnet hat, war die religiöse Wertung der rastlosen, stetigen, systematischen, weltlichen Berufsarbeit als höchstes asketisches Mittel und zugleich sicherste und sichtbarste Bewährung des Menschen. Letztlich ist der moderne Kapitalismus beziehungsweise die moderne Kultur, das heißt die rationale Lebensführung auf Grundlage der Berufsidee, geboren aus dem Geist der christlichen Askese (vgl. ebd., 180ff.). Das Prinzip, Zeit als eine Ressource zu betrachten, geht daher weitgehend auf den Einfluss der protestantischen Ethik zurück. Das Aufkommen und Vordringen der Geldwirtschaft, repräsentiert durch das Handels- und Kaufmannskapital und die Einführung der Buchführung, führten zu einer sukzessiven Ersetzung des Arbeits- und Lebensrhythmus durch eine rationale, von konkreten Inhalten abstrahierte Gliederung des Jahres, der Woche und des Tages. Zum erstenmal in der Geschichte wurde die Zeit selbst zum Gegenstand der Ökonomie.

1.1.3 Simmel

Simmel wiederum näherte sich seinem jeweiligen Forschungsgegenstand einer Systematik folgend hinsichtlich bestimmter Strukturprinzipien oder Dimensionen. Eine dieser Dimensionen war „Zeit“. Mit den Begriffen des „Nebeneinander“ und „Nacheinander“ (Simmel 1970, 17) untersucht er soziale Phänomene im Hinblick auf ihre synchrone und dia­ chrone Entwicklung. Weiterhin interessierte ihn unter anderem das Tempo einer Entwicklung unter der Annahme, dass sich Formen der Vergesellschaftung unter den Bedingungen der Beschleunigung beziehungsweise Verlangsamung ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit unter­ schiedlich entwickeln (vgl. Nedelmann 2000, 138f.). Zudem wies Simmel auf die Bedeutung des Rhythmus für den Einzelnen und die Gesellschaft hin: „Die Einteilung der Tätigkeitsrei­ hen, im großen wie im kleinen, in rhythmisch wiederholte Perioden dient zunächst der Kraftersparnis. Durch den Wechsel innerhalb der einzelnen Periode werden die Tätigkeitsträ­ ger, physischer oder psychischer Art, abwechselnd geschont, während zugleich die Regelmä­ ßigkeit des Turnus eine Gewöhnung an den ganzen Bewegungskomplex schafft, deren all­ mähliches Festerwerden jede Wiederholung erleichtert. Der Rhythmus genügt gleichzeitig den Grundbedürfnissen nach Mannigfaltigkeit und nach Gleichmäßigkeit, nach Abwechslung und nach Stabilität: indem jede Periode für sich aus differenten Elementen, Hebung und Senkung, quantitativen oder qualitativen Mannigfaltigkeiten besteht, die regelmäßige Wieder­ holung ihrer aber Beruhigung, Uniformität, Einheitlichkeit im Charakter der Reihe bewirkt.“ (Simmel 1920, 553)

1.1.4 Bergson

Zwar kann Bergson nicht zu den Soziologen gerechnet werden, aber dennoch soll seine Zeit­ theorie hier kurz Erwähnung finden, da sie einen großen Einfluss auf die Zeitsoziologie hatte. Bergson differenzierte zwischen der gemessenen Zeit der Naturwissenschaften und der ge­ fühlten Zeit des inneren Erlebens. Er lehnte jedoch ein Zeitverständnis, das sich auf physikalische Grundbegriffe und auf Messungen richtet, ab und betonte statt dessen die Zeit als intuitiv erlebte Schau des Menschen in sein eigenes Inneres. Erst in der Intuition der Dauer erfährt für ihn der Mensch seine eigene Person in ihrem Verlauf durch die Zeit (vgl. Mainzer 1996, 103): „Es ist unser Ich, das dauert“ (Bergson 1909, 5).

Bergson wandte sich in seinen Überlegungen gegen eine Zerstückelung und Verkrümmung der Zeit, die darin lag, dass sie zu einer Domäne des allen in Quantitäten unzähliger Jetzt­ punkte auflösenden Intellekts wurde. Er schrieb der Zeitverräumlichung die lebensfeindlichen Eingriffe eines nur analytischen, kalten Verstandes in die spontane Zeit zu und setzte ihr die nicht zerstückelbare Dauer, die schöpferische „durée“ entgegen. Bergson ging dabei von dem Verhältnis von Raum und Zeit aus, und zeigte ihren tiefen Wesensunterschied. Nach Bergson ist der Raum in sich homogen. Er stellt den Inbegriff gleichartiger Punkte dar, wo man belie­ big von einem zum anderen gehen kann. Die Naturwissenschaften betrachteten nun in Wirklichkeit nur diesen Raum. Was sie unter Bewegung versteht, ist nur die Aufeinanderfolge der räumlichen Lage der Körper in ihm. Auch wo sie vorgeben, die Zeit zu messen, messen sie aus Sicht Bergsons lediglich (Lage-)Veränderungen im Raum. Die Zeit im Gegensatz zum Raum ist nicht homogen. Sie ist eine unumkehrbare Reihe. Man kann in ihr nicht beliebig von einem Punkt zum anderen übergehen. Jeder Moment stellt etwas Unwiederholbares, Neues und Einmaliges dar. Die Zeit ist im Fluss begriffen, ein Werden, welches von der sogenannten Zeit der Naturwissenschaften dadurch verschieden ist. Der Raum ist, und die Zeit ist nicht, sondern wird.

Bergsons Theorie der inneren Zeit legt eine Besonderheit des Geistes dar. Seine Tätigkeit kann nicht über ein gewisses Maß hinaus auseinandergebrochen werden. Es ist nicht möglich, die innere Dauer, die „durée“ in quantitativ homogene Einheiten auseinander zunehmen. Nur der Raum kann in messbare Ausdehnungseinheiten zerlegt werden. Selbst das Phänomen der Bewegung im Raum kann nicht in homogene Einheiten aufgelöst werden, ohne dass man für die einzelnen „Bewegungsteile“ den durchlaufenden Raum substituiert. Wir besitzen keine isolierten Wahrnehmungen, Vorstellungen, Gefühle oder Erfahrungen. Jede Erfahrung ist Erfahrung in einem Zusammenhang. Jede gegenwärtige Erfahrung hat ihren Sinn aus der Ge­ samtsumme vergangener Erfahrungen, die zu dieser gegenwärtigen Erfahrung führten.(vgl. Bergson 1994, 106ff.) Daraus folgt eine Dichotomie des menschlichen Erkenntnisvermögens, welche Raum und Zeit entsprechen. „Daraus ergeben sich zuletzt, daß es zweierlei Mannig­ faltigkeiten gibt: die der materiellen Gegenstände, die unmittelbar eine Zahl bildet, und die der Bewußtseinsvorgänge, die den Zahlenaspekt nur durch eine Vermittlung einer symbo­ lischen Vorstellungsweise erlangen kann, bei der notwendig der Raum eine Rolle spielt.“ (Ebd., 68) Der Verstand ist dem Raum zugeordnet. Sein Gegenstand ist das Feste, die Mate­ rie. Die wirkliche Zeit, die reine Dauer, kann der Verstand nicht begreifen. Immer wenn er sich der Zeit zuwendet, überträgt er seine der räumlichen Materie entsprechenden Formen auf die Zeit. Er teilt sie auf in zähl- oder messbare Einheiten und verfälscht so ihren eigentlichen Charakter. Die reine Dauer können wir nur durch Intuition erfassen. Aber aufgrund des häu­ figen Gebrauchs des reinen Verstandes, fällt es den Menschen schwer, sich von ihm loszu­ reißen und das Fließen und Fortlaufen der Zeit zu erfühlen. Die Intuition dient nicht dem verstandpraktischen Handeln, sondern ist das Organ des erkennenden und anschauenden Menschen. In Bergsons Unterscheidung zwischen der „temps méchanique“ und der „temps vécu“ wird die Differenz von objektiver und subjektiver, von äußerer und innerer Zeit, auf den Punkt gebracht.

Kurz: Mit seiner Kritik der unhinterfragten Dominanz räumlicher Vorstellungen in der Analy­ se des Mediums Zeit verwarf Bergson den Gedanken, dass mathematische Symbole Zeit angemessen ausdrücken könnten und vermutete hinter einem solchen Vorgehen eine me­ chanistisch anmutende Reduzierung des Erlebens: „Wir bilden [...] dank der Qualität der Quantität die Vorstellung einer Quantität ohne Qualität.“ (Bergson 1994, 93). Zeit wird hin­ gegen von ihm als Erleben konzipiert, das sich einer Quantifizierung entziehe. Insoweit sie aber quantifiziert wird, geschieht das durchaus in synchronisierender, also in sozial-kom­ munikativer Absicht: Sozialität hat eine „größere, praktische Bedeutung" (ebd., 98) als die in­ nere Existenz des Erlebens eines Individuums. Zu einer wirklich über das individuelle Emp­ finden hinausgehenden Theorie von der Qualität der Zeit gelangt Bergson allerdings nicht.

1.1.5 Die Durkheim-Schule

Erst mit Durkheim gelingt es, über den Umweg religionssoziologischer Arbeiten einen genuin soziologischen Begriff der Zeit zu entwickeln. Die zentrale Annahme formulierte Durkheim in seinem Werk über „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“: Das Zusammenleben in einer Gesellschaft bedingt die Konstruktion von Zeit, Zeit ist soziale Zeit und somit eine soziale Tatsache. Zeit gehört für Durkheim zu den „wesentlichen Begriffen, die unser ganzes intellektuelles Leben beherrschen“ (Durkheim 1994, 28). Sie ist aus dem sozialen Leben ent­ standen und geht über die subjektiv durch Erlebnisse erfahrene Vorstellung von Vergangen­ heit und Gegenwart hinaus. Der Kalender beispielsweise ist sowohl Ausdruck für den so­ zialen Rhythmus wie er funktional diesen Rhythmus sichert. Das hat Folgen für die Erfahrung von Zeit: „Es ist nicht meine Zeit, die auf diese Weise organisiert ist; es ist die Zeit, wie sie von allen Menschen einer und derselben Zivilisation gedacht wird. Das allein genügt schon, um deutlich zu machen, dass eine derartige Organisation kollektiv sein muss.“ (ebd., 29). Als interindividuell geteiltes Wissen wird sie von der anfänglich an Naturereignisse gekoppelten Beobachtung in zunehmend abstraktere Regelsysteme überführt. Hier kommt Durkheims Be­ griff des kollektiven Bewusstseins zum tragen. Allgemein formuliert ist das kollektive Be­ wusstsein das Wissen der Mitglieder eines Kollektivs, diesem anzugehören und Solidarität, Anschauungen und Normen zu teilen.

Auf der Grundlage Durkheims Terminus des Kollektivbewusstseins entwickelte Halbwachs seinen Begriff des „mémoire collective“. Halbwachs interpretiert dabei Gedächtnis als so­ ziales Phänomen, das der Mensch erst im Prozess seiner Sozialisation erwirbt. Das Gedächt­

nis hat einen sozialen Rahmen „Es gibt kein mögliches Gedächtnis außerhalb derjenigen Be­ zugsrahmen, deren sich die in der Gesellschaft lebenden Menschen bedienen, um ihre Erinne­ rungen zu fixieren und wieder zu finden.“(Assmann 1997, S.35). Die physiologischen Voraussetzungen für Erinnern und Vergessen sind zwar an das Individuum gebunden, was er­ innert – und vergessen – wird, ist jedoch vermittelt durch soziale Erfahrungen. Es wird nur er­ innert, was in der Gegenwart einen sozialen Bezugsrahmen hat.

Halbwachs setzt sich unter anderem kritisch mit dem Subjektivismus Bergsons auseinander und beschreibt die kollektive Zeit als Basis sowohl der individuellen wie interindividuellen Zeitdauer: „Wenn man mit Hilfe der individuellen Arten der Zeitdauer eine breitere und un­ persönliche Zeitdauer rekonstruieren kann, so jedenfalls, weil diese selbst sich von dem Hin­ tergrund einer kollektiven Zeit abheben, aus der sie ihre gesamte Substanz beziehen.“ (Halb­ wachs 1991, 90). Er weist weiterhin auf die milieugebundene Fundierung der Zeitperspektive hin, die nicht statisch, sondern veränderbar ist. Zeitbewusstsein ist demnach nicht Prozess, der irgendwann abgeschlossen ist, sondern vollzieht sich lebenslang und wird durch soziale Be­ dingungen beeinflusst (vgl. Halbwachs 1991).

Durch die Arbeiten Durkheim und Halbwachs wurde der Grundstein für einen genuinen so­ ziologischen Zeitbegriff geschaffen. Zeit konnte in der Folge als soziale Tatsache, als Produkt kollektiven Denkens konzipiert werden. Von diesem ersten, sozialwissenschaftlich relevanten Ansatz ausgehend, lassen sich in mehreren Konjunkturen Weiterentwicklungen verfolgen.

1.2 Handlungstheoretische Konzepte der Zeitsoziologie

Im Anschluss an die genannten frühen soziologischen Überlegungen sollen nun weiterfüh­ rende Ansätze zur Bedeutung der Zeit für die Gesellschaft, in denen vor allem handlungstheo­ retische Analysen zunehmendes Gewicht erhalten, vorgestellt werden. Dies sind im Rahmen seiner Wissenssoziologie Mannheim, für den phänomenologischen Ansatz Schütz, für die So­ zialphilosophie Mead, sowie für die Methode der Soziologie Sorokin und Merton.

1.2.1 Mannheim

Im Rahmen seiner Wissenssoziologie, konkreter in seinem Bemühen um eine Konzeption der Generationen, beschäftigt sich Mannheim mit der sozialen Zeit. Er kritisiert die bisher vor­ herrschenden Annahmen über den Begriff der Generationen. Mannheim setzt sich zum Ziel, die den bisherigen Ansätzen innewohnenden Einseitigkeiten – in der französischen Tradition mathematische Linearität (vgl. Mannheim 1964, 515), in der deutschen Tradition inneres Zeit­ bewusstsein (vgl. ebd., 514) – zu überwinden. Es geht ihm darum, aufzuzeigen, wie in der Auseinandersetzung mit dem Gegenwärtigsein in einer historisch-sozialen Zeitspanne die In­ dividuen dazu kommen, spezifische sozial fundierte „Generationsentelechien“ (ebd. 1964) auszubilden, die als Orientierungsrahmen handlungsleitend werden. „Gleichzeitig auf­ wachsende Individuen erfahren [...] dieselben leitenden Einwirkungen sowohl von Seiten der sie beeindruckenden intellektuellen Kultur als auch von Seiten der gesellschaftlich-politischen Zustände. Sie bilden eine Generation, eine Gleichzeitigkeit, weil diese Wirkungen einheitlich sind.“ (ebd., 516).

Mannheim schließt zunächst an der durch Geburt gegebene Gleichzeitigkeit und Abfolge von Generationen an, die auch der positivistischen Perspektive eigen ist, überwindet diese einsei­ tige Position jedoch, indem er auf gesellschaftlich-politische Zustände rekurriert. Dafür entwi­ ckelt er ein Generationenkonzept, das sozialen Wandel berücksichtigt. Das Generationenphä­ nomen ist dadurch charakterisiert, dass stets neue Kulturträger eingesetzt werden und ältere Kulturträger entfallen. Dabei partizipieren die jeweiligen Kulturträger nur an einem begrenz­ ten Abschnitt des historischen Prozesses. Es besteht daher die Notwendigkeit der Tradierung akkumulierter Kulturgüter, was durch die Übergabe an die jeweils nächstfolgende Generation geschieht (vgl. ebd., 530ff). Dieser Prozess wird erst verständlich, wenn man das Genera­ tionenphänomen auf seine Grundlegung durch die Generationslagerung, den Generationszu­ sammenhang und die Generationseinheit hin analysiert. Mit verwandter Generationslagerung wird die sozialräumlich und historisch-zeitlich identische Einbindung von Angehörigen ver­ schiedener Altersgruppen, ihre „Präsenz in einer bestimmten historisch-sozialen Einheit“ (ebd., 542) bezeichnet. Das bietet ihnen potentiell die Möglichkeit zur Teilhabe an kollektiven Erfahrungen. Das allein kann aber noch keinen Generationszusammenhang garantieren. Dieser Begriff umschreibt die Zugehörigkeit zu einer spezifischen Altersgruppe, die solche gemeinsamen Erfahrungen tatsächlich teilen und insofern auf ein „gemeinsames Schicksal“ (ebd., 543) rekurrieren. Gemeint sind Ereignisabfolgen wie Kriege, Wirtschaftskrisen oder Formen sozialen Wandels. In welcher Form nun dieses gemeinsame Schicksal erlebt wird, konstituiert die innerhalb des Generationenzusammenhangs sich etablierenden Generations­ einheiten In Abgrenzung zum Begriff verwandter Generationslagerung spricht Mannheim hier von bestimmter Generationslagerung (vgl. Mannheim 1964). Sie sind dadurch gekennzeich­ net, „dass sie nicht nur eine lose Partizipation verschiedener Individuen am gemeinsam erleb­ ten, aber verschieden sich gebenden Ereigniszusammenhang bedeuten, sondern dass sie ein einheitliches reagieren, ein im verwandten Sinne geformtes Mitschwingen und Gestalten der gerade insofern verbundenen Individuen einer bestimmten Generationslagerung bedeuten.“ (ebd.,547). Unter den Bedingungen eines hohen Tempos sozialen Wandels werden neue Generationseinheiten etabliert, die den Individuen mehr oder weniger bewusst werden.

1.2.2 Schütz

Bereits in seinem Frühwerk entwickelt Schütz die Trennung zwischen dem Handeln und der Handlung in zeittheoretischer Perspektive. Handeln wird in seinem Vollziehen als Erzeugung von Handlungen verstanden und von der vollendeten Handlung als Ergebnis des Handelns differenziert. Die Handlung kann kausaladäquat als Ergebnis bestimmten Handelns „objektiv“ betrachtet werden. Handeln selbst ist dagegen subjektbezogen sinnadäquat, „eine Serie sich aufbauender Erlebnisse im konkreten und individuellen Bewusstseinsablauf des Handelnden (meiner Selbst oder eines Alter ego)“ (Schütz 1991, 51). Die Blickrichtung auf ein Erlebnis verleiht dem Handeln erst seinen spezifischen Sinn über seinen Planungshorizont hinaus: dieser Sinn ist notwendig retrospektiv, da nur einem abgeschlossenen Erlebnis Sinnhaftigkeit zugesprochen werden kann. Zugleich ist das Handeln selbst auf Zukünftiges gerichtet, es dient der Erreichung eines Ziels in der Zukunft. Durch die damit angesprochene Reflexivität des Denkens im Ablauf des Bewusstseins unterscheidet sich Handeln zugleich vom bloßem Verhalten und von der spontanen Aktivität, denn der Sinn des Handelns fußt auf der vorher entworfenen Handlung (vgl. ebd., 79).

Zentrale Kategorien des Handelns sind die, auf Zukünftiges ausgerichteten, „Um-zu-“ und, an Vergangenem orientierten, „Weil-zu-Motive“. Mit dem Um-zu-Motiv kann die Handlung vom Entwurf her als Erreichen-Wollen eines entworfenen, zukünftigen Zieles erklärt werden. Mit dem „Weil-zu-Motiv“ gerät die Konstituierung des Entwurfs selbst in den Blick, indem auf die Zeit vor dem Entwurf rekurriert wird (vgl. ebd.). Schütz’ Auseinandersetzung mit We­ bers Begriff des sinnhaften Handelns erlaubt eine spezifische Sicht auf die Zeitstruktur des Handelns, die Luckmann, in der Folge, so umschreibt: „Handeln gewinnt seinen Sinn pro­ spektiv und hat ihn aktuell.“ (Luckmann 1992, 33). Die Ausarbeitung dieses Zeitaspekts wurde von Schütz in posthum veröffentlichten Arbeiten weiterentwickelt.

In seinem späten Werk entwickelt Schütz die Phänomenologie der „Lebenswelt“. Es gilt zwei Aspekte der Theorie der Lebenswelt gesondert hervorzuheben, einerseits differenziert sie zwi­ schen einer Zeitperspektive des Entwurfs und einer Zeitperspektive der Handlung, anderer­ seits konstatiert sie auf der Subjektebene eine zeitliche Aufschichtung. Beide Aspekte werden im folgenden genauer dargestellt.

Die Zeitstrukturen des Entwurfs und der Handlung korrelieren mit der Struktur der aktuellen, der potentiellen und der wiederherstellbaren Reichweite, also mit der gegenwärtigen Situati­ on, der Antizipation auf Zukünftiges und der Erinnerung an Vergangenes. „[...] die innere Dauer ist ein Erlebnisablauf, der aus gegenwärtigen, retentiven und protentiven Phasen be­ steht, wie auch aus Erinnerungen und Erwartungen [...] und sedimentiert sich in der einzig­ artigen Reihenfolge einer artikulierten Biographie.“ (Schütz/Luckmann 1988, 137). In diesem Sinne bildet Zeit einen Teil der Rahmenbedingungen des Handelns. Der Entwurf steht am Be­ ginn der vollzogenen Handlung. Luckmann weist darauf hin, das ein Plan erst durch die Verwirklichungsabsicht zum Entwurf wird, andernfalls bleibt er bloße Phantasie (vgl. Luck­ mann 1992). Im Entwurf wird eine Handlung modo futuri exacti vorgestellt, die Erreichung des Handlungszieles sozusagen von hinten – von der Zielvorstellung – her aufgerollt und die einzelnen Schritte zu seiner Verwirklichung gedacht. Trotz variierender Inhalte bleibt diese Struktur immer bestehen. Sind die anvisierten Ziele gewohnheitsmäßiger Natur, stellt sich mittels routinisierter Handlungsentwürfe der Handlungsvollzug nahezu von selbst ein. Ist die Zielsetzung jedoch ungewiss oder neuartig, ist ein sorgfältig bedachter Handlungsentwurf vonnöten. Dem Entwurf des Handlungszieles folgt der Entschluss zur Verwirklichung. Dies geschieht in Abhängigkeit vom Grad der Routinisierung der Handlungsschritte: sie laufen in gewohnten Bahnen ab oder werden neuen Erfordernissen angepasst. In der zeitlichen Bezie­ hung zwischen der antizipierten Zukunft der Handlung und der an dieser Zukunft ausgerichte­ ten Gegenwart des Handelns konstituiert sich der subjektive Sinn des Handelns: man handelt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ist die Handlung vollzogen, dass Ziel – unter welchen Modifikationen auch immer – erreicht, wird es zur Handlungserfahrung. Die zeitgebundene Handlungslogik ist eng an die Subjekte gebunden. Dennoch erkennt die Phänomenologie Schützscher Prägung den intersubjektiven Charakter menschlichen Daseins an. Lebensweltli­ che Zeit strukturiert sich für Schütz und Luckmann mit den „Überschneidungen der subjek­ tiven Zeit des Bewusstseinsstroms, der inneren Dauer, mit der Rhythmik des Körpers wie der biologischen Zeit überhaupt, mit den Jahreszeiten wie der Welt-Zeit überhaupt und dem Ka­ lender, der `sozialen Zeit´. Wir leben in all diesen Dimensionen zugleich.“ (Schütz/Luck­ mann, 1988, 75). Die Schichten der subjektiven Zeit bleiben der unmittelbaren intersubjek­ tiven Kontrolle und dem gesellschaftlichen Zwang entzogen. Allerdings: der Vollzug des Wirkens gehört zwei Zeiten an (vgl. Luckmann 1992), der inneren wie der Weltzeit. Eine Par­ allelisierung dieser Zeiten kann nur gelingen, wenn die Reziprozität der Perspektiven möglich ist. Dazu müssen Individuen eine Organisationsleistung vollbringen, die auf eine Integration verschiedener Zeitdimensionen hinauslaufen.

Die Phänomenologie der Lebenswelt unterscheidet dabei drei Dimensionen: Weltzeit, die zeitliche Struktur der Reichweite und die subjektive Zeit (vgl. Schütz/Luckmann 1988, 73ff): Zur Weltzeit gehört wiederum das Wissen um die Transzendenz der Weltzeit: Das beinhaltet die Einsicht in die Endlichkeit des eigenen Lebens, was schon durch die Existenz von Vorfah­ ren und Nachkommen unmittelbar erfahrbar ist. Bestandteil dieses Wissens ist auch das Er­ kennen der Fortdauer der Welt: der zeitliche Ablauf der Welt existiert ohne Aktivitäten des Einzelnen. Ein weiterer Aspekt des Erlebens der Weltzeit ist eine Einsicht in die Zwangsläu­ figkeit anderer Zeitrhythmen, die zum Beispiel im Warten ihren Ausdruck findet. Das er­ fordert einen Entwurf der zeitlichen Abfolge des eigenen Handelns, der den Ablauf der Hand­ lungen organisiert. Da nur eine begrenzte Anzahl an Aktivitäten zeitgleich durchführbar sind, führt ein solcher Zeitplan unweigerlich zu einer Hierarchisierung der Dringlichkeit, die dem Prinzip „first things first“ folgt. Die Einsicht in die Geschichtlichkeit der eigenen Situation und der Situation der Zeitgenossen öffnet einen kollektiven wie auch individuellen Ver­ änderungshorizont: Vorangegangene Generationen lebten in einer spezifischen historischen Situation und nachfolgende Generationen werden wiederum in einem besonderen Stadium der Menschheitsgeschichte existieren, die sich von dem gegenwärtigem unterscheidet. Durch die sich permanent wandelnde Gesellschaft wird die Verschränkung von Zeit und Sozialität dem Individuum also besonders deutlich. Alle drei Subdimensionen der Weltzeit sind ineinander verwoben: Dem von meiner Endlichkeit begrenzten und in eine besondere historische Situati­ on gestellten subjektiven Lebensplan sind andere – subjektive wie objektive – Zeitrhythmen, zur Seite gestellt, die den Zwangsläufigkeiten des Alltags und seiner Organisation folgen.

Die zweite Ebene der zeitlichen Struktur der Reichweite verknüpft die Dimensionen aktuelle Reichweite mit der Erwartung und der Erinnerung: Das Hier und Jetzt der aktuellen Reich­ weite wird mit dem Dort- und Nicht-Jetzt meiner potentiellen Reichweite – in der Zukunft – und dem Dort und Nicht-Jetzt meiner wiederherstellbaren Reichweite – der Vergangenheit, die erinnerbar ist – verglichen. Auf diesem Wege ist es dem Individuum möglich, die eigene Geschichte zur Bewältigung der Gegenwart zu aktualisieren, das heißt aus seinen Erfahrungen Handlungswissen abzuleiten und im Vorgriff die eigene Zukunft zu entwerfen und sein Handeln darauf abzustellen.

Die dritte Ebene der subjektiven Zeit kennzeichnet das Erleben der Gegenwart als aktuelle impressive Phase. Dadurch ist einerseits die Grenze zwischen und zu Vergangenheit und Zu­ kunft geprägt. Andererseits bezieht sich die gegenwärtige Erfahrung „auf einen Erfahrungszu­ sammenhang, der aus vergangenen, schon `abgeschlossenen´ Erfahrungen und aus mehr oder minder offenen Erwartungen zukünftiger Erfahrung besteht. Die Erfahrung, die sich nun aktu­ ell im Bewusstseinsstrom aufbaut, wurde also schon in einem gewissen Sinn in vergangenen Phasen dieses gleichen Bewusstseins antizipiert; natürlich nicht als diese spezifische, nun in aller Einzigartigkeit ablaufende Erfahrung, aber dennoch antizipiert [...]“ (Schütz/Luckmann 1988, 83). Insoweit ist die subjektive Zeit eng mit der zeitlichen Struktur der Reichweite ver­ knüpft. Was sie besondert, ist der Umstand, dass dafür „keine äußerlichen, homogenen Maß­ einheiten, wie sie auf räumliche Vorstellungen, auf Ausdehnungen und analog `auf die Aus­ dehnung´ der Weltzeit angewandt werden“ (ebd.). Die aktuelle Impression wird nicht als iso­ lierte Größe aufgenommen, sondern in einen Sinnzusammenhang mit erinnerten und erwarte­ ten Bewusstseinsinhalten gestellt. Dabei sind es die nicht-homogenen Größeneinheiten des Sinns, die den Maßeinheiten der inneren Dauer des Bewusstseins zu Grunde liegen und eine spezifische Rhythmik bilden. Wie weit die Vergangenheit erinnert oder die Zukunft antizi­ piert wird, hängt dabei grundlegend mit den individuellen Erfahrungen, der gegenwärtigen Befindlichkeit und der Einbindung in spezifische Bereiche der Lebenswirklichkeit zusammen. Insofern ist die Ausbildung eines persönlichen zeitlichen Rhythmus konstitutiver Bestandteil der Zeitstruktur der Individuen. Er wird allerdings nicht als Ergebnis einer ausschließlich sub­ jektiv zu fassenden Bewusstseinsleistung aufgefasst: „So innerlich aber diese Schichten der subjektiven Zeit auch sein mögen, im alltäglichen Handeln sind sie zumindest oberflächlich von geschichtlich vorgegebenen und gesellschaftlich konstruierten Zeitkategorien mitgeprägt“ (Luckmann 1992, 53). Damit wird die Ebene der personalen Zeit verlassen und das Problem der Synchronisation der intersubjektiven Zeiten und der gesellschaftlich gültigen Zeit aufge­ griffen. Wie sich die alltäglichen Sinnstrukturen zeitlich aufschichten und biographisch artikulieren, lässt sich nicht allein aus den Kategorien der inneren Dauer und der für jedes In­ dividuum jeweils einzigartigen Abfolge von Erfahrungen in dieser inneren Dauer ableiten, sondern nur im Rekurs auf die Struktur der „vollen intersubjektiven Welt und die sozialbio­ graphische Situation des einzelnen mit dem verwickelten Komplex von Relevanzstrukturen, Planhierarchien und Handlungsspannweiten“ (Schütz/Luckmann 1988, 85).

Als ein Beispiel dieser wirkmächtigen sozialen Zeitkategorien nennen Schütz und Luckmann die einzelnen Phasen des Lebenslaufs. Einerseits werden isolierte Tagesabläufe rückblickend oder vorausschauend zusammengefasst. In diesem Sinne ist die Biographie dem Tagesrhyth­ mus übergeordnet. Andererseits sind Retentionen und Entwürfe in die aktuellen Situation des Tagesgeschehens eingefügt und werden entsprechend modifiziert. Zwischen der Alltagszeit und der biographischen Zeit besteht also eine Wechselwirkung. Diese weist insofern Typolo­ gien auf, als für jedes Individuum gleiche Strukturgesetzlichkeiten gelten. Sie ist einzigartig, weil sie einen individuell besonderen Sinn für das Subjekt bedeuten. Erst in diesem Zu­ sammenspiel der subjektiven und der sozialen Zeit entwickeln die Individuen ihr Zeitbewusst­ sein. Es ergeben sich Überformungen des inneren Zeitbewusstseins durch sozial akzeptierte und somit objektivierte Zeitkategorien: Schulen, Betriebe, kulturelle Einrichtungen und so weiter haben eine Zeitordnung, die durch das Subjekt kaum zu durchbrechen ist. Die Syn­ chronisationen auf der interpersonellen Ebene vollziehen sich dabei routinemäßig und ver­ lieren den Charakter einer bewussten Zeitordnung (vgl. Elias 1988).

1.2.3 Mead

In Meads Zeitverständnis erlangen die Begriffe „Gegenwart“, „Handlung“, „Ereignis“ und

„Emergenz“, ausgehend von dem Gedanken, dass die Gegenwart der „locus of reality“ (Mead 1932, 1) sei, fundamentale Bedeutung. Zeit kann nur in der Abfolge einzelner Ereignisse – Handlungen – entstehen. Ausgehend von seinem Theorem der Übernahme der Perspektiven verschränkt Mead die Entstehung einer gemeinsamen Zeitperspektive mit der intersubjektiven Praxis der Individuen. In diesem Sinne ist gesellschaftliches Handeln eine Bedingung für Be­ wusstsein. Notwendige Voraussetzung dieser gemeinsamen Praxis ist die Gleichzeitigkeit in der Gegenwart (vgl. Joas 1989). Zur Erläuterung: Die reale Zeitstruktur einer Gesellschaft zwingt den Menschen zur Ausbildung eines subjektiven und intersubjektiven Zeitbewusst­ seins, wobei die reale Grundstruktur soziokulturell in ganz unterschiedlicher Weise zur Dar­ stellung kommen kann. Umgekehrt ist soziale Zeit wiederum das Produkt sozialer Hand­ lungen und unterliegt sozialen Normen und Institutionen. Menschen unterscheiden sich von der Natur in dem Punkt, dass sie ihre Perspektive mit anderen teilen, die Perspektive von anderen einnehmen können. Jeder einzelne besitzt seine eigene Perspektive, sein eigenes Zeit­ system von Ereignisabläufen, wobei im Prozess der Rollenübernahme seine Zeitperspektive auch von einem anderen eingenommen werden kann. So verdeutlicht Mead, dass Handlung und Zeit zwei eng verknüpfte soziale Phänomene sind. Handlung besitzt einen Zeitcharakter und entfaltet eine zeitliche Perspektive; durch Interaktion und Rollenübernahme verzahnen sich die Perspektiven miteinander und führen so zur Emergenz einer sozialen Zeit.

Menschliches Verhalten ist generell symbolvermittelt und auf Sozialität bezogen, gesell­ schaftlich reflexive Individuen entwickeln Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft in bezug auf ihre jeweilige Gegenwart: Vergangenheit kann nur in der Beziehung zur Gegen­ wart, aus dieser heraus rekonstruiert werden. Zugleich steckt in jeder Vergangenheitsrekon­ struktion notwendigerweise ein Bezug auf Zukünftiges: „We orient ourselves not with refer­ ence to the past which was a present within which the emergent appeared, but in such a re­ statement of the past as a conditioning the future that we may control is reappearance. When life has appeared we can breed life, and given consciousness, we can control its appearance and its manifestations.” (Mead 1932, 15).

Mead unterscheidet dabei vier Phasen der menschlichen Handlung: Handlungsimpuls, Wahr­ nehmung, Manipulation und Handlungsvollendung. Der Handlungsimpuls wird durch ein Er­ eignis, eine Veränderung der Umwelt ausgelöst, die ihrerseits eine Reaktion des Individuums erfordert. Infolge einer grundlegend gegebenen Reaktionsbereitschaft kann die Veränderung wahrgenommen werden. Der Reiz an sich wäre bedeutungslos, Bedeutung gewinnt er, indem er in die Wahrnehmung eingeht. Im Zuge einer Distanzwahrnehmung wird die auszuführende Handlung antizipativ erfasst. Es kommt in dieser Phase jedoch noch nicht zu einer Ausfüh­ rung der Handlung. Im Zuge der Manipulationsphase tritt eine Reflexion als Anpassung des Verhaltens ein, die handlungshemmend wirkt. Die Handlung wird an symbolischen Re­ präsentanzen ausgerichtet und im Hinblick auf Alternativen durchdacht. Erst nachdem dies geschehen ist, kann es zum Handlungsvollzug kommen (vgl. Mead 1932, 119ff.). Das auf eine Situation mit Reflexion reagiert werden kann, ermöglicht erst den Durchbruch vom bloßem Verhalten zum aktiven Handeln durch das bewusste Subjekt. Indem Handlungs­ entwürfe die Gestaltung der Zukunft optional offen halten, wird eine gegenüber der Vergangenheit veränderte Zukunft erkennbar und damit Zeit erfahrbar (vgl. Schlote 1996).

1.2.4 Sorokin und Merton

Ein für Soziologie einflussreiches Zeitkonzept ist unbestritten das von Sorokin und Merton. Darin richten sie ihr Augenmerk auf die Konventionalität und folglich Künstlichkeit der Zeit. Nach Bergson (vgl. 1.1.3) und Durkheim (vgl. 1.1.4) merken sie an, dass die mathematische Zeit, also die lineare, kontinuierliche Zeit „leer“ ist, sie beruht weder auf den physischen Tat­ sachen, so distanzieren sie sich von der Relativitätstheorie von Einstein, noch auf der realen Wahrnehmung der Menschen, sondern wird qua Konvention festgesetzt und hat lediglich eine nominal organisatorische Rolle in größeren Gesellschaften: „[…] the calendar-maker requires some sort of starting-point or fixed datum […] in order to initiate any system of time reckoning which purports to be continuous“ (Sorokin/Merton 1937, 23).

Die Autoren kritisieren also vor allem die auf quantitativ erfassbare Zusammenhänge aus­ gerichtete Grundeinstellung der Zeitforschung und verweisen auf die Bedeutung der erlebten Qualität sozialer Phänomene. In diesem Sinn ist soziale Zeit mit den Handlungen, durch die sie erst hervorgebracht wird, verbunden. Wie die Zeit erfasst wird, steht im Zusammenhang mit dem Organisationsgrad und der Funktionsweise sozialer Gruppen und Gesellschaften:

„The mode of life determines which phenomena shall represent the beginning and close of seasons, months, or other time units.“ (Sorokin/Merton 1937, 621). Die historische Durch­ setzung quantitativer Zeitzählung (time-reckoning) in Form der Kalender sehen sie als Verlust einer Vielfalt der Zeiten: „[...] one-dimensional astronomical time was largely substituted for multi-dimensional social time“ (Sorokin/Merton 1937, 628). Dabei verstehen sie die quantita­ tiv gemessene Zeit durchaus als soziale Errungenschaft, die unter anderem aus der Ur­ banisierung und dem damit notwendigen erhöhten Koordinierungsdruck folgt. Quantifi­ zierung kann jedoch die an sozialen Phänomenen gebundenen lokalen, sozialstrukturell vari­ ierenden Zeiten mit den darin enthaltenen Qualitäten und Bedeutungen nicht angemessen erfassen, so die Kritik der Autoren. Der eindimensionalen, an mathematisch-physikalischer Ordnung orientierten Zeitberechnung stellen sie ihr Konzept einer mit der sozialen Struktur sozialer Einheiten variierenden Zeit gegenüber: die Qualitäten sozialer Zeit leiten sich aus den gemeinsamen Gewohnheiten und Vorstellungen sozialer Gruppen und Gesellschaften ab. Das hat Konsequenzen für die Sozialforschung: „For facilitating and enriching research in the field of social dynamics, the concept of social time must be reintroduced as an auxiliary, if not as a successor, of astronomical time.” (Sorokin/Merton 1937, 628). Dann erlaubt die Beob­ achtung der Zeitvorstellungen und -organisation einer Gesellschaft über bloße korrelative Zeitangaben hinaus Rückschlüsse auf andere soziale Phänomene.

Eine weitere wichtige Behauptung von Sorokin und Merton besteht darin, dass die mit dem gesellschaftlichen Leben verbundenen Rhythmen nicht an und für sich existieren, sondern nur den Inhalt des sozialen Lebens weitertragen.

1.3 Neuere Aspekte soziologischer Zeitforschung

In diesem Abschnitt sollen neuere Aspekte der soziologischen Zeitforschung thematisiert werden, so Gurvitchs Konzept einer dialektische Sozialtheorie der Zeit, systemtheoretische Ansätze über das Verständnis von Zeit, Elias zivilisationstheoretisch fundierte Analyse der Zeit, Giddens strukturtheoretischer Zeitbegriff, Rinderspachers Überlegungen hinsichtlich einer „Ökologie der Zeit“, Dux historisch-genetische Theorie der Zeit und Virilios Konzepti­ on der Dromologie und Chronokratie.

1.3.1 Gurvitch

In der Auseinandersetzung mit dem Subjektivismus Bergsons entwickelt Gurvitch, in seiner Veröffentlichung „The spectrum of social time“, einen dialektischen Ansatz als Grundlage der soziologischen Konzeptualisierung der Zeit. Gurvitch definiert soziale Zeit als „[...] the time of convergency and divergency of movements of the total social phenomena, whether the total social phenomena are global, group or microsocialand whether or not they are expressed in the social structure” (Gurvitch 1964, 27). Soziale Realität sei total zu fassen und lässt sich nicht in Einzelteile zerlegen. Sie ist weder statisch noch in der Dichotomie Gesellschaft – In­ dividuum denkbar. Daraus folgt, dass soziale Zeit sowohl qualitative wie quantitative Elemente besitzt. Gurvitch analysiert die Zeiten der Gesellschaft auf jeweils unterschiedli­ chen, sich überschneidenden Niveaus der micro- beziehungsweise macro-social-time und ge­ langt anhand unterschiedlicher Verschachtelungen der Vergangenheit, Gegenwart und Zu­ kunft zu acht Zeittypen (vgl. Gurvitch 1964, 31ff). Diese werden folgend kurz erläutert:

(a) „Enduring Times“, die Zeiten der langen Dauer, sie projizieren die Vergangenheit in die Gegenwart und die Zukunft. Es herrscht Stetigkeit und eine Einförmigkeit der Zeit; Wandel ist in diesen Zeiten kaum zu finden.
(b) „Deceptive Times“ sind durch – überraschende – Veränderungen ursprünglich stabiler Ablaufmuster gekennzeichnet. Der Zeitfluss wird durch eine plötzliche Diskontinuität zwi­ schen Vergangenheit und Zukunft unterbrochen.
(c) „Erratic Times“ unterbrechen den Zeitfluss durch die qualitative Besonderheit einzelner Ereignisse oder sozialer Phänomene. Es ist die Zeit des Wartens, des Übergangs; damit ver­ bunden ist Ungewissheit.
(d) „Cyclical Times“ sind durch das Ineinandergehen der drei Zeitdimensionen Vergangen­ heit, Gegenwart und Zukunft gekennzeichnet.
(e) „Retarded Times“ sind charakterisiert als verzögerte Zeiten, in den Veränderungen nicht wahrgenommen werden.
(f) „Alternating Times“ sind Zeiten zwischen Verzögerung und Fortschritt, in der Vergangen­ heit und Zukunft aktuell miteinander konkurrieren.
(g) „Times in Advance of itself” sind dadurch gekennzeichnet, dass die Zukunft in die Gegen­ wart eingeschlossen wird und es zu Diskontinuitäts- und Kontingenzerfahrungen, aber auch zu einem verstärkten qualitativem Erleben der Zeit kommt. Die Zeit scheint sich selbst zu überholen.
(h) „Explosiv Times“ werden als Steigerung der „Times in Advance“ charakterisiert; der fast ausschließliche Bezugspunkt ist die Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart scheinen fast aufgelöst.

Die vorstehenden acht Zeittypen sind durch eine Steigerung der erlebten Geschwindigkeit von Veränderungen, von der extremen Verlangsamung bei den „Enduring Times“ bis hin zur Explosivität bei den „Explosiv Times“, gekennzeichnet. Je nach erreichtem Stand der gesell­ schaftlichen Entwicklung bündeln sich verschiedene Zeitformen und sozialer Wandel findet seine Entsprechung in der zeitlichen Ordnung der Gesellschaft und ihrer Mitglieder. Mit sei­ ner Konzeption legt Gurvitch den Fokus auf die Beziehungen der Zeiten unter der Perspektive der Verschränkung mikro- wie makrosoziologischer Phänomene im Prozess sozialen Wandels.

1.3.2 Luhmann

Ende der sechziger Jahre greift Luhmann den Topoi Zeit auf. Bereits an diesem frühen Punkt seines Gesamtwerkes betont er eine Eigenständigkeit der Zeitdimension gegenüber der Sozi­ al- und der Sachdimension als den drei Dimensionen von Komplexität und Sinn eines Sys­ tems. Diese Eigenständigkeit drückt sich durch eine „relative Invarianz der einzelnen Dimensionen gegen Veränderungen in den anderen“ (Luhmann 1971, 144) aus. Luhmann be­ stimmt Handlung an sich als gegenwartskonstituierendes und damit Zeit emergierendes Element. Handeln konstituiert sowohl die Person mit seinen Motiven und Intentionen wie auch die Gesellschaft (vgl. Luhmann 1979). Systeme existieren in der Gegenwart und zeit­ gleich mit ihrer Umwelt. Zeit konstituiert sich durch die Differenz von Aktualität und Po­ tentialität, also der gegenwärtigen Unterscheidung zwischen dem was ist und dem was war beziehungsweise möglicherweise sein wird. Daran kann die Gegenwart von Zukunft und Vergangenheit geschieden werden. Komplexe Systeme können nicht alle ihre Elemente zeit­ gleich verknüpfen. Solche Relationen können jedoch nacheinander realisiert werden (vgl. ebd.). Als nichteliminierbares Differenzkriterium der Zeitdimension fungiert die Unterschei­ dung vorher/nachher. Luhmann weist darauf hin, dass die Zeit nicht gebunden werden kann, dass sie selbst aber bindet, indem sie „Ereignissen Strukturwert gibt. Genauer analysiert: Er­ eignisse vergehen, sobald sie entstehen.“ (Luhmann 1991, 60). Es ist eine Handlung oder ein Ereignis selbst, die den Prozess der Autopoiesis weiterführt. „Ein Ereignis ist sozusagen zu­ gleich constituens und constituum: Es wird durch einen autopoietischen Ereigniszusammen­ hang ermöglicht, und es ermöglicht die Fortsetzung dieses Geschehens.“ (Nassehi 1993, 186).

Mit einem objektiven Zeitbegriff sei, so Luhmann, das Verhältnis von System und Zeit nicht zu begreifen: die Soziologie müsse vom stets gegenwärtigen Zeiterleben als intellektueller Konstruktion (Luhmann 1971) ausgehen. Das bedeutet nicht, dass eine Objektivierung der Zeit unmöglich wäre: Gerade mit der Ausdifferenzierung von Systemen – der System-Um­ welt-Differenz – entsteht Zeitlichkeit. Systeme können nicht alle ihre Elemente zeitgleich mit der Umwelt abstimmen, sondern benötigen dazu die Ausbildung systemspezifischer Zeitstruk­ turen. Moderne Gesellschaften sind zum Austausch mit anderen Gesellschaften gezwungen. Die globale Anerkennung einer Weltzeit in ihrer mathematisierten Ausprägung als Uhren- und Kalenderzeit ist eine notwendige Objektivierung dieses Erfordernisses (vgl. Luhmann 1979; 1991). Indem die einzelnen Teilsysteme ihre Zeithorizonte in Beziehung zu den Zeiten anderer Teilsysteme setzen, begründet der damit verbundene Aufwand selbst Zeitknappheit, der durch die Entwicklung von zeitsparenden Mechanismen und komplexen Zeitstrukturen begegnet werden kann (vgl. Luhmann 1971).

Im Anschluss an Luhmanns Überlegungen werden in der Folge verschiedene Zeitkonzep­ tionen ausgearbeitet und mehr oder weniger empirisch fundiert, zu diesen sind die nun folgenden von Rammstedt, Nassehi und Schöps zu zählen.

1.3.3 Rammstedt

Ausgehend von systemtheoretischen Annahmen der zunehmenden Ausdifferenzierung von Gesellschaften entwirft Rammstedt vier Formen des Alltagsbewusstseins von Zeit, die von dem Grad der Ausdifferenzierung der Gesellschaft abhängen: okkassionales und zyklisches Zeitbewusstsein, lineares Zeitbewusstsein mit geschlossener Zukunft, lineares Zeitbewusst­ sein mit offener Zukunft. Diese vier Formen des Alltagsbewusstseins von Zeit soll nach­ stehend näher betrachtet werden.

(a) Okkasionales Zeitbewusstsein. Bei dieser Zeitform werden Vergangenheit und Zukunft ausgeblendet, beide „greifen nicht in die Wirklichkeit“ ein. Es existiert nur Jetzt und Nicht- Jetzt, wobei lediglich die Gegenwart, das „Hier und Jetzt“, interessant ist. Sie wird zu einem eigenständigen – von Vergangenheit und Zukunft unabhängigen – Wert und zugleich zeitlich ausgedehnt. Das Handeln wird so strukturiert, dass lediglich dessen aktuelles Moment im Mit­ telpunkt steht. „Veränderungen sind somit als Folgen von Willkürakten fassbar, die weder raumzeitlich noch in ihrer Art erwartbar sind“ (Rammstedt 1975: 51). Rammstedt sieht das okkasionale Zeitbewusstsein als kennzeichnend für den Rationalitätsgrad archaischer Gesell­ schaften an.

(b) Zyklisches Zeitbewusstsein. Rammstedt nennt ein Zeitbewusstsein zyklisch, „das vom Messen kontinuierlich wiederkehrender gleicher Bewegungen auf den kreisförmigen Verlauf aller Bewegungen schließt. Im zyklischen Bewegungsablauf fallen zwar Vergangenheit und Zukunft nicht zusammen; jedoch kann auf eine grundsätzliche Unterscheidung verzichtet werden; das, was vergangen war, kommt wieder, und das, was kommen wird, war schon ein­ mal“ (ebd., 51f.). Die Gegenwart wird – ähnlich dem Wechsel der Jahreszeiten in der Natur – als eine ständige, kreisförmige Wiederholung bereits gelebter Prozesse interpretiert. In der in­ dividuellen Betrachtung wird Werden und Vergehen in Form der Zyklen als eine Art Weltge­ setz erlebt: was verging, kehrt wieder und das Kommende war schon einmal. Für die Gestaltung der Gegenwart sind damit Vergangenheit und Zukunft nicht relevant. Die Zeiterfahrung unterscheidet lediglich in Vorher und Nachher. Eine Möglichkeit, das zukünf­ tige Leben in der Gegenwart durch eigene Handlungsoptionen zu gestalten, wird nicht und kann auch nicht gesehen werden. Das, was kommen wird, ist „nicht machbar, sondern durch das, was war, prädestiniert“ (ebd., 52). Durch das Erkennen von Gesetzmäßigkeiten der Zy­ klen lässt sich auf die Zukunft schließen und die Umwelt ist relativ beherrschbar.

(c) Lineares Zeitbewusstsein mit geschlossener Zukunft. Bei dieser Form des Zeitbewusst­ seins wird ein bestimmter Endpunkt der Entwicklung angenommen. Dieses Zeitbewusstsein fußt auf der Dreiteilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aufgrund der teleolo­ gischen Ausrichtung gewinnt die Zukunft eine herausragende Stellung. Gegenwärtiges Handeln ist nur ein Mittel, um in der Zukunft Ziele zu erreichen. Die Vergangenheit muss be­ wahrt werden, um die Gegenwart erklären zu können und Schlüsse für das Handeln in der Gegenwart zu ziehen. Rammstedt versteht unter linearem Zeitbewusstsein mit geschlossener Zukunft das „Erfahren von Bewegungen als irreversiblen, progressiven Ablauf auf ein letztes Ziel hin“ (ebd., 54).

(d) Das lineare Zeitbewusstsein mit offener Zukunft in funktional ausdifferenzierten Syste­ men schließlich sieht in der Gegenwart die primäre Zeitebene. Die Zeit wird als kontinuierli­ che Bewegung beziehungsweise Beschleunigung erfahren. Da es kein in der Zukunft liegendes Ziel gibt, das es anzustreben gilt, wird Zukunft durch die Entscheidungen in der Gegenwart gestaltet. Nach Rammstedt ist das lineare Zeitbewusstsein mit offener Zukunft das „Erfahren von Bewegung als unterschiedlich schnellen, irreversiblen Ablauf“ (ebd., 55).

Diese Abfolge kann historisch betrachtet werden. Dabei gilt aber festzuhalten, dass die Ab­ folge der Zeitbewusstseinsformen erkennen lässt, „dass historisch Formen aufeinander folgen, die nicht die jeweils vorhergehenden negieren – weder sind sie genereller oder differenzierter noch lösen sie die vorhergehenden total ab [...]“ (ebd., 49). Vielmehr kommt es zu einer parti­ ellen Vermischung; Rudimente der abgelösten Bewusstseinsformen existieren in den sie ablö­ senden Bewusstseinformen. Die jeweilige Zeitsemantik dient der Bewältigung der struk­ turellen Bedingungen des Alltags. Ist dies in einfachen Gesellschaften noch mittels der Co- Präsens der Handelnden denkbar, ergeben sich mit zunehmender funktionaler Differenzierung der Gesellschaft Synchronisationsprobleme der Verbindung von psychischer und sozialer Zeit.

1.3.4 Schöps

Im Anschluss an die Systemtheorie arbeitet Schöps unter ordnungstheoretischen Gesichtspunkten die Folgen sozialer Zeitnormen aus, die interessante Einblicke in die Durch­ setzung sozialer Zeitordnung liefern. Zeit ist neben anderen, beispielsweise der Rechtsord­ nung, ein soziales Ordnungssystem der Gesellschaft. Zeitordnung wird als normatives Regu­ lativ gesehen, die im Zuge der Ausdifferenzierung moderner Gesellschaften komplexe Gestalt angenommen hat. Unterschieden werden drei Hauptebenen: die Realordnung, das Normge­ füge und die Ordnungskontrolle der Zeit (vgl. Schöps 1980, 53ff.).

(a) Mit Realordnung wird die Vielfalt der Erscheinungsformen sozialer Zeiten bezeichnet. Diese könne statuiert oder habitualisiert sein. Von habitualisierter Zeitordnung spricht Schöps, wenn es sich um eine durch Gewohnheit herausgebildete und durch relativ hohe Ver­ bindlichkeit gekennzeichnete Form des Umgangs mit Zeit handelt. Das können auch traditio­ nale Verhaltensmuster sein. Habitualisierte Zeitmuster in diesem Sinne sind nicht kodifiziert, sondern in dem Bewusstsein einzelner Akteure oder kleiner Gruppen präsent. Gesetzlich fest­ geschriebene Zeitnormen und vertraglich vereinbarte Absprachen sind dagegen statuierte Formen der Realordnung der Zeit. Sie gelten für weite Teile oder die Gesamtheit der Be­ völkerung.
(b) Das Normgefüge setzt sich aus vier Elementen zusammen: dem Zeitnormkern, dem Zeit­ normadressaten, den Zeitnormbegünstigten und der Verbindlichkeit der Zeitnorm (vgl. ebd., 74). Der Zeitnormkern definiert die zeitbezogenen Verhaltensmuster. Die Adressaten sind diejenigen, an die Norm sich wendet. Die Normbegünstigten sind diejenigen, die von einer Änderung oder von dem Fortbestehen einer Zeitnorm profitieren. In der Verbindlichkeit der Zeitnorm schließlich drückt sich die Reichweite und Gültigkeit der Norm aus.
(c) Die Ordnungskontrolle der Zeit umfasst zwei Bereiche: Einerseits erfolgt sie in Form der Selbstkontrolle auf einer personalen Ebene, andererseits ist sie auch auf einer interpersonalen Ebene vorhanden. Die Selbstkontrolle ist dabei als Organisation der eigenen Termine zu ver­ stehen, die nach unterschiedlichen Gesichtspunkten erfolgt: Dringlichkeit, Einsatz von Rou­ tine, Verdichtung der Zeit durch multiple Tätigkeit usw. Die externe Kontrolle erfolgt durch die Öffentlichkeit. Sie sanktioniert anhand der Kriterien des richtigen Zeitpunkts, der ange­ messenen Dauer und dem optimalen Tempo einer Handlung (vgl. ebd., 94f).

Unter dem Zwang der Komplexitätssteigerung sich ausdifferenzierender Gesellschaften wird eine Orientierungsunsicherheit produziert, die einerseits die Teile der Gesellschaft begünstigt, denen die Koordination leichter fällt und der andererseits eine Tendenz zu routinehaftem Handeln innewohnt (vgl. ebd., 185f.). Damit besteht die Gefahr, dass soziale Ungleichheiten durch den Umgang mit Zeit verfestigt werden und die Verfügung über „Zeitbudgets“ zum „Instrument von Macht- und Herrschaftsbeziehungen“ (vgl. ebd., 164) wird. Mit ihrem Ansatz gelingt es Schöps, aus systemtheoretischer Sicht wesentliche Vermittlungs­ faktoren eines Ordnungsgefüges sozialer Zeit auszuarbeiten, die unterschiedliche Zugangschancen und -risiken anhand herrschaftstheoretischer Aspekte beleuchtet.

1.3.5 Elias

Elias baut auf der Unterscheidung Bergsons zwischen der gemessenen Zeit der Naturwissen­ schaften und der gefühlten Zeit des inneren Erlebens auf, will aber beide Zeitbegriffe wegen ihrer prägenden Wirkung versöhnen. Er lehnt daher das Konzept einer Subjekt-Objekt-Dicho­ tomie ab und postulierte die gemessene wie die gefühlte Zeit als zwei Facetten derselben „so­ zialen Zeit“, die sich in einem gesellschaftlich geprägten Prozess der Zivilisation der Zeit entwickelt habe. Zeit ist für Elias sowohl Naturgegebenheit als auch subjektive Größe. Damit ist Zeit ein Gruppen-, kein Einzelphänomen, eine soziale Einrichtung, die im sozialen Kontext steht, sich aber naturwissenschaftlich fundieren lässt. Sie ist für Elias eine menschliche Syn­ theseleistung im Kontext sozialer Entwicklungen, eine Kulturleistung. Die menschliche Leis­ tung werde insbesondere erkennbar am sehr hohen Abstraktionsgrad des Zeitkonzepts. Aus über Herrschaftssysteme vermittelten Fremdzwängen wie einem neuen, auf Linearität, Pünkt­ lichkeit und Zeitökonomie abstellenden Zeitkonzept werden im Lauf der Zeit in die Mo­ tivationsstruktur der Gesellschaftsmitglieder internalisierte Regeln des Verhaltens. Aus exter­ nen Zeitzwängen wird interne Zeitdisziplin (vgl. Schäfers 1997, 146). Zeit ist also bei Elias auch Herrschaftsgegenstand beziehungsweise Herrschaftsinstrument. Dabei sieht er Zeit als im sozialen Kontext veränderbar an – nicht zufällig, sondern in einem strukturierten und ge­ wichteten Prozess.

„Was man heute als ‚Zeit‘ begreift und erlebt, ist eben dies: ein Orientierungsmittel. Als ein solches mußte der Zeitbegriff der Erfahrung in einem langen, generationsübergreifenden Lernprozeß entwickelt werden. [...] Mit anderen Worten: Die menschliche Erfahrung dessen, was heute ‚Zeit‘ genannt wird, hat sich in der Vergangenheit verändert und verändert sich in der Gegenwart weiter, [...] Auf lange Sicht aber wird man es lohnender finden, einer Betrach­ tungsweise zu folgen, die `Zeit´ als begriffliches Symbol für eine allmählich fortschreitende Synthese, für ein ziemlich komplexes In-Beziehung-Setzen zwischen verschiedenartigen Ge­ schehensabläufen erkennen läßt.“ (Elias 1988, 1ff.)

Elias setzt sich mit dem „Wie?“ und dem „Warum?“ der Genese eines Zeitregimes ausein­ ander. Er negiert die Vorstellung einer reinen Bewusstseinsleistung im Sinne angeborener Ideen. Menschen haben zwar gegenüber Tieren ein Potential zur Entwicklung abstrakter Denkfiguren, es ist ihnen jedoch nicht in einer ausgearbeiteten Form als biologischer Bias be­ reits innenwohnend; sie müssen sich diese Denkfiguren erst auf einem langen Weg – der in­ nerhalb eines Menschenlebens nicht zu schaffen ist, sondern viele Jahrtausende beanspruchte – durch Lernprozesse erarbeiten. Zeitwahrnehmung erfordert „zentrierende Einheiten (Men­ schen)“ (ebd., I) mit einem spezifischen Potential zur Synthese, welches durch Erfahrung ak­ tiviert und strukturiert wird. Zeit ist zunächst nur ein symbolisches Orientierungsmittel zur Strukturierung dieser Erfahrungen. Dazu müssen mindestens drei Kontinuen miteinander ver­ knüpft werden: Menschen, die die Verknüpfungsleistung erbringen, ein Bezugrahmen – ver­ schiedene Kategorien der Zeit: zum Beispiel die Dauer des eigenen Lebens, der Tag oder auch die Standardzeit, historische Zeit – und schließlich Geschehensabläufe – Ereignisse –, die miteinander oder in Bezug auf Menschen verknüpft werden (vgl. ebd., 12ff).

Die Entwicklung zeitlicher Koordination hat für Elias keinen festzulegenden Beginn. Für das jeweils gültige Zeitregime gibt es keine zuschreibbare individuelle oder kollektive Verant­ wortung: es stellt lediglich das Ergebnis von Koordinierungs- und Problemlösungsversuchen dar, die ohne eine weitergehende Zielvorstellung immer sehr konkret an sozialen Problem­ lagen orientiert waren. Der Bezugsrahmen hängt davon ab, inwieweit Menschen in ihrer so­ zialen Praxis vor Probleme gestellt werden, die ein Zeitbestimmen erforderlich machen. Wei­ terhin muss sie ihr Wissen und ihre gesellschaftliche Organisation zur Nutzung eines solchen Bezugsrahmens befähigen. Die Bestimmung der Zeit durchläuft als spezifische Form der Syn­ theseleistung von Ereignissen einen langen Prozess. Dabei wandelt sich der Umgang von einer diskontinuierlichen, passiven Relation hin zu einer kontinuierlichen, aktiven Relation von Zeitkonstruktion und Handlungspraxis zur Bewältigung des Alltags. Aus soziologischer Perspektive hat Zeit damit eine „koordinierende und integrierende Funktion“ (ebd., 19).

Fin de l'extrait de 155 pages

Résumé des informations

Titre
Zeit und Zeitpathologien bei Jugendlichen in besonderen Lebenslagen
Université
University of Regensburg  (Soziologie)
Note
1,3
Auteur
Année
2006
Pages
155
N° de catalogue
V189470
ISBN (ebook)
9783656135494
ISBN (Livre)
9783656135876
Taille d'un fichier
1226 KB
Langue
allemand
Mots clés
zeit, zeitpathologien, jugendlichen, lebenslagen
Citation du texte
Marco Merk (Auteur), 2006, Zeit und Zeitpathologien bei Jugendlichen in besonderen Lebenslagen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189470

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