27. September 1998, 18 Uhr: Schröder & Co haben es geschafft. Die erste Hochrechnung in der ARD kündigt bereits den Machtwechsel an. Nicht mehr die Abgeordneten von CDU/CSU und FDP werden in Berlin auf den Regierungsbänken Platz nehmen, sondern SPD und Bündnis 90/Die Grünen besitzen jetzt die Mehrheit im Deutschen Bundestag. Während sich die Medien auf die Niederlage von ‚Rekordkanzler‘ Helmut Kohl und den strahlenden Gerhard Schröder stürzen, geht ganz nebenbei ein weiteres – beinahe historisches – Kapitel zu Ende: Nach fast 30 Jahren ständiger Regierungsbeteiligung und wechselnden Koalitionspartnern wandert die Freie Demokratische Partei (F.D.P.)1 erstmals seit der großen Koalition 1966-1969 wieder in die Opposition. Dabei hatten es ‚Die Liberalen‘ mit einem Wahlergebnis von beachtlichen 6,2 Prozent allen Kritikern noch einmal gezeigt und doch deutlicher als erwartet die magische Fünf-Prozent- Hürde überwunden.
Seitdem ist es still geworden um die Partei im Thomas-Dehler-Haus. Wie so oft in ihrer Geschichte sagen die Journalisten den Liberalen als Prototyp einer Koalitions- und Regierungspartei nun in der Opposition endgültig den Untergang voraus: Schon die nächsten beiden Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen seien entscheidend, was die Existenz der liberalen Partei betrifft, schreibt die Süddeutsche Zeitung.2 Es scheint, als sei die FDP nach dem Verlust ihrer mehrheitsbeschaffenden Koalitionsfunktion eine Partei ohne Zukunft. Die vorliegende Arbeit greift diesen Aspekt vor allem vor dem Hintergrund der historischen Zusammenhänge um die FDP auf. Mit politischen, programmatischen und personellen Entscheidungen hat sich die FDP in den letzten 50 Jahren eines ihrer heutigen Hauptprobleme geschaffen: Das Image einer ‚machtversessenen Besserverdiener-Partei‘. Die Betrachtung der augenblicklichen Situation der FDP wirft vor allem eine Frage auf: Hat sich die Partei um Wolfgang Gerhardt in den letzten Jahren kontinuierlich selbst ins Abseits manövriert, oder ist in dem sich wandelnden Parteiensystem von heute einfach kein Platz für eine liberale Partei mit geringem Stammwählerpotential? Eine befriedigende Antwort kann in diesem Rahmen wohl kaum gefunden werden, aber einen Beitrag zur Diskussion kann diese Arbeit dennoch leisten. Gerade die aktuelle Literatur zur Zukunft der FDP erschöpft sich in auffällig wenigen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln: [...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Vorwort
- 1. Die Geschichte der FDP ab 1945
- 1.1 Ausgangslage und Gründungssituation (1945-1948)
- 1.2 Die FDP als Koalitionspartner Adenauers (1949-1956)
- 1.3 Versuch liberaler Neuorientierung (1957-1966)
- 1.4 Innerparteiliche Erneuerung und sozial-liberale Koalition (1966-1971)
- 1.5 Das Ende der sozial-liberalen Koalition und die, Wende' (1972-1982)
- 1.6 Die FDP in der konservativ-liberalen Koalition (1983-1989)
- 1.7 Der Vereinigungsprozeß der liberalen Parteien (1989-1990)
- 1.8 Die FDP nach der deutschen Einheit (1991-1999)
- 2. Die Programmgeschichte der Liberalen
- 3. Die Organisation der FDP
- 3.1 Organe
- 3.2 Finanzen der FDP
- 3.3 Mitglieder
- 4. Die Zukunft der FDP
- 4.1 Situation und Probleme
- 4.2 Chancen der FDP
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit untersucht die aktuelle Situation der FDP vor dem Hintergrund ihrer Geschichte und analysiert, ob die Partei im sich wandelnden Parteiensystem von heute noch eine Zukunft hat.
- Die Geschichte der FDP ab 1945
- Die Programmatik der FDP
- Die Organisation der FDP
- Die Herausforderungen und Chancen der FDP im 21. Jahrhundert
- Die Rolle der FDP im deutschen Parteiensystem
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel beleuchtet die Geschichte der FDP ab 1945, beginnend mit der Ausgangslage und der Gründungssituation der Partei. Es wird die Entwicklung der FDP von ihrer Gründung bis zur Wiedervereinigung Deutschlands sowie ihre Rolle in verschiedenen Koalitionsregierungen beschrieben.
Das zweite Kapitel analysiert die Programmgeschichte der FDP und zeichnet die Entwicklung ihrer politischen Positionen und Ideen über die Jahrzehnte hinweg nach.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Organisation der FDP, darunter die wichtigsten Organe, die Finanzierung der Partei und die Mitgliederentwicklung.
Das vierte Kapitel analysiert die Zukunft der FDP, wobei die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Partei in den Fokus gerückt werden.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte, der Programmatik, der Organisation und der Zukunft der Freien Demokratischen Partei (FDP) im Kontext des deutschen Parteiensystems. Dabei werden wichtige Themen wie die Rolle der FDP in Koalitionsregierungen, die Herausforderungen durch das Wandeln des Parteiensystems und die Bedeutung des liberalen Gedankens in der heutigen Zeit behandelt.
- Quote paper
- Wolfgang Haserer (Author), 2000, Die FDP - Porträt einer Partei ohne Zukunft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18950