„Das Kantonswesen kann in seiner Bedeutung für den Aufstieg Preußens zur Großmacht kaum überschätzt werden.“ Das preußische Kantonsystem bildete zweifellos, wie hier von Bernhard Kroener treffend formuliert, die Basis für das militärische Erstarken Preußens im
Laufe des 18. Jahrhunderts. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie sich das preußische Kantonsystem von dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1713 bis
zur Schlacht bei Jena und Auerstedt im Jahre 1806 entwickelte.
Der besondere Schwerpunkt liegt hierbei auf der Bedeutung des Kantonsystems für das militärische und politische Erstarken Preußens im 18. Jahrhundert und den Auswirkungen der militärischen Reformen auf die Bevölkerung und die zivilen Strukturen des Landes. Es soll
des Weiteren eine kritische Auseinandersetzung mit der These Otto Büschs von der „Militarisierung der preußischen Gesellschaft“ erfolgen. Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Die Entwicklung des preußischen Kantonsystems wird in vier Phasen eingeteilt. Die erste Phase beginnt mit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelm I.
am 25. Februar 1713 und endet mit der offiziellen Einführung des Kantonreglements am 1. Mai 1733. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf den spezifischen Neuerungen des Heerwesens unter Friedrich Wilhelm I. in Abgrenzung zu seinem Vater Friedrich I. Dabei stellt sich die
Frage, inwieweit man bereits vor der offiziellen Einführung des Kantonsystems im Jahre 1733 von dessen Etablierung sprechen kann.
Die zweite Phase beginnt mit der Kabinettsordre Friedrich Wilhelm I. vom 1. Mai 1733, die den Begriff des Kantonreglements etablierte und gemeinhin als offizielle Einführung des Kantonsystems gilt. Sie endet mit dem siebenjährigen Krieg 1763. In diesem Jahr erfolgte
außerdem die Einführung der Kantons-Revisions-Kommissionen durch Friedrich II. Dies führte zu einer höheren Rationalität und einer stärkeren Einbindung der zivilen Verwaltungsstrukturen.
Die dritte Phase beginnt mit ebendieser Einführung und endet mit dem Amtsantritt Friedrich Wilhelm II. 1786.
Die vierte und letzte Phase erstreckt sich vom Jahre 1786 bis zur Niederlage Preußens gegen die Franzosen bei Jena und Auerstedt im Jahre 1806. Hierbei gilt das besondere Augenmerk der Rolle der militärischen Strukturen im Allgemeinen und des Kantonsystems im Besonderen bei der Niederlage von Jena und Auerstedt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das preußische Kantonsystem
- Militärische Neuerungen unter Friedrich Wilhelm I. von 1713-1733
- Die Entwicklung des Kantonwesens von 1733 bis 1763
- Von 1733 bis zum Regierungsantritt Friedrich II. im Jahre 1740
- Vom Regierungsantritt Friedrich II. 1740 bis zum Ende des Siebenjährigen Kriegs 1763
- Von der Reform des Kantonwesens 1763 bis zum Amtsantritt Friedrich Wilhelm II. 1786
- Vom Amtsantritt Friedrich Wilhelm II. 1786 bis zur Schlacht bei Jena und Auerstedt
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung des preußischen Kantonsystems von 1713 bis 1806 und untersucht die Bedeutung dieses Systems für das militärische und politische Erstarken Preußens. Es wird außerdem die These von Otto Büsch zur „Militarisierung der preußischen Gesellschaft“ kritisch beleuchtet.
- Die Reformen des preußischen Heerwesens unter Friedrich Wilhelm I.
- Die Einführung und Entwicklung des Kantonsystems.
- Die Auswirkungen des Kantonsystems auf die Bevölkerung und die zivilen Strukturen des Landes.
- Die Rolle des Kantonsystems in der militärischen und politischen Entwicklung Preußens im 18. Jahrhundert.
- Eine kritische Analyse der These von der „Militarisierung der preußischen Gesellschaft“.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des preußischen Kantonsystems ein und stellt den Fokus auf seine Bedeutung für den Aufstieg Preußens zur Großmacht im 18. Jahrhundert.
Kapitel 2, „Das preußische Kantonsystem“, analysiert die Entwicklung des Systems in vier Phasen. In der ersten Phase, von 1713 bis 1733, werden die militärischen Neuerungen unter Friedrich Wilhelm I. beleuchtet, darunter die Aufstockung des Heeres und die Einführung der lebenslangen Dienstpflicht für Soldaten. Die zweite Phase, von 1733 bis 1763, behandelt die offizielle Einführung des Kantonsystems und die Auswirkungen des Siebenjährigen Krieges auf seine Entwicklung. Die dritte Phase, von 1763 bis 1786, analysiert die Reform des Kantonsystems unter Friedrich II. und die zunehmende Integration von zivilen Verwaltungsstrukturen. Die vierte Phase, von 1786 bis 1806, fokussiert auf die Rolle des Kantonsystems in der Zeit vor der Schlacht bei Jena und Auerstedt und analysiert die Auswirkungen der militärischen Strukturen auf die Niederlage Preußens.
Schlüsselwörter
Preußisches Kantonsystem, Militärreform, Friedrich Wilhelm I., Friedrich II., Militärpflicht, soziale Militarisierung, preußisches Heerwesen, Jena und Auerstedt, Militär und Gesellschaft, politische Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Keno Peterson (Autor:in), 2009, Die Entwicklung des preußischen Heerwesens im Allgemeinen und des Kantonssystems im Besonderen von der Regierung Friedrich Wilhelm I. 1713 bis zur Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189549