Kinderarmut in viktorianischen Lichtbildserien


Mémoire de Maîtrise, 2010

139 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Mediengeschichtliche Hintergründe
2.1 Slumming und die Ästhetisierung des Großstadtelends
2.2 Lichtbildserien der Firma Bamforth & Co
2.2.1 Geschichte
2.2.2 Life Model Slides
2.3 Lichtbildvorträge bei kirchlichen und karitativen Organisationen

3 Analyse von Lichtbildvorträgen mit Glasbildserien von Bamforth & Co
3.1 Fragestellung und methodisches Vorgehen
3.2 A Peep Behind The Scenes
3.2.1 Kontext und Hintergründe
3.2.1.1 O.F. Walton und die Religious Tract Society
3.2.1.2 O.F. Waltons Kinderliteratur als Vorlage für Magic Lantern Readings
3.2.2 Analyse
3.2.2.1 Inhaltsangabe von A Peep Behind The Scenes
3.2.2.2 Eine Milieuschilderung aus der Perspektive des Evangelical Writings
3.2.2.3 Vom Schein und Sein - Die mediale Gestaltung eines Vorwurfs
3.2.2.4 'The Good Shepherd' - Der 'Schlüssel' zur Überwindung der Not
3.2.2.5 Die Text- Bilddramaturgie
3.3 Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas
3.3.1 Kontext und Hintergründe
3.3.1.1 'Miss' C.E. Doe und John Burnham
3.3.1.2 Der Service of Song
3.3.2 Analyse
3.3.2.1 Inhaltsangabe von Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas
3.3.2.2 Emotionalisierung als Grundprinzip in der Text- und Bildgestaltung
3.3.2.3 Davy und Nelly - Ein als Einheit funktionierendes Gegensatzpaar
3.3.2.4 'Davy's Sacrifice' und das Versprechen auf ein Paradies
3.3.2.5 Die Text- Bilddramaturgie

Fazit und Ausblick

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsnachweise

Anhang

1 Einleitung

Übervölkerte, schmutzige Gassen, hitzige Atmosphäre in Gin Bars und der zehrende Überlebenskampf in den von Gestank und Krankheit verseuchten Arbeitshäusern. Begibt man sich auf eine gedankliche Reise in die Metropolen des viktorianischen Englands, drängen sich dem geistigen Auge derartige Assoziationen geradezu auf. Hat uns nicht Charles Dickens'[1] Waisenjunge Oliver Twist[2] mit seinem ergreifenden Schicksal ganz deutlich gezeigt, wie das Leben für den Großteil der englischen Bevölkerung um 1900 ausgesehen hat? Die Belle Epoque hält nur für einige wenige Privilegierte das, was ihr Name verspricht, da der durch die industrielle Revolution erlangte Fortschritt zu Lasten der Arbeiter in den Fabriken und Schächten geht. So ist die urbane Gesellschaft des viktorianischen Zeitalters radikal in arm und reich gespalten, wobei insbesondere die Kinder der Armen unter den Konsequenzen dieser Entwicklung leiden.

Die am deutlichsten vernehmbare Antwort auf die Not der gesellschaftlich Unterprivilegierten kommt im viktorianischen Zeitalter aus den Reihen der konservativen evangelikalen Gemeinden, deren Wirken in der Armenfürsorge des 19. Jahrhunderts eine ganz zentrale Rolle spielt. Die so genannten Evangelicals bieten sowohl den Bewohnern der Elendsbezirke als auch den gesellschaftlichen Randgruppen, wie beispielsweise dem fahrenden Volk, mit ihrer religiösen Propaganda einen spirituellen Ausweg aus der Armut an und leisten zudem auch materielle Hilfestellung.[3] Evangelikale Gemeinden senden ihre Missionierungsarbeiter in die Brennpunkte der Städte, zu den Schaustellern auf Jahrmärkten, in Arbeits- und Waisenhäuser oder schlicht auf die Straße, wo den Hilfsbedürftigen Wohltätigkeit im Namen Jesu widerfährt.

Die vorliegende Magisterarbeit widmet sich einer im viktorianischen Zeitalter[4] stattfindenden medialen Aufbereitung des Themas Kinderarmut in, für die Magic Lantern[5] produzierten Lichtbildserien sowie den dazugehörigen Readings, einem das Bildmaterial begleitenden Text- beziehungsweise Text- und Liedvortrag. Die detaillierte Analyse zweier historischer Lichtbildvorträge,[6] A Peep Behind The Scenes und Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas, soll die oben beschriebenen Sachverhalte der viktorianischen Gesellschaft im historischen Medium, welches gewissermaßen als Spiegel der Gesellschaft um 1900 verstanden wird, 'aufspüren'.

Die Glasbilderserien der beiden ausgewählten Lichtbildvorträge stammen beide von der Firma Bamforth & Co. aus dem englischen Holmfirth, deren gesamte bisher bekannte Lichtbildproduktion auf der von der Magic Lantern Society im Jahr 2009 veröffentlichten DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue[7] überliefert ist. Für die vorliegende Arbeit stellt diese DVD ein äußerst umfangreiches, digitales Archiv dar und gilt im Folgenden immer als primäre Quelle.[8]

Bei der Sichtung der DVD konnte zunächst bei 42 Lichtbildvorträgen Kinderarmut als zentrales Thema klar identifiziert werden. Um eine intensive Auseinandersetzung mit dem Material zu gewährleisten, war im Rahmen dieser Magisterarbeit jedoch die Selektion der beiden genannten Lichtbildvorträge aus der Fülle des Materials erforderlich, da diese für die Fragestellung[9] als besonders relevant und aussagekräftig erachtet wurden.[10] Der erste Teil der Arbeit widmet sich den mediengeschichtlichen Hintergründen des zu untersuchenden Materials, was der kontextuellen Orientierung des Lesers sowie einer Demonstration der medienspezifischen Zusammenhänge dient.[11] Der anschließende Hauptteil, eine detaillierte Analyse von A Peep Behind The Scenes und Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas, betrachtet die Lichtbildserien getrennt, jedoch nicht isoliert voneinander, was bedeutet, dass die Untersuchung auf einer sich ergänzenden Bezugnahme basiert.[12] Konzeptuelle Ähnlichkeiten werden daher im Zuge der zweiten Analyse, dem Lichtbildvortrag Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas, s tets hervorgehoben. Abschließend sollen die erarbeiteten Ergebnisse in einem direkten Vergleich der beiden Lichtbildvorträge zusammengefasst und sowohl der aus der Analyse hervorgegangene gemeinsame Konsens, als auch die signifikanten Unterschiede herausgestellt werden. Im Anschluss wird schließlich auf die Relevanz der DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue für die aktuelle, weiterführende Forschung sowie eine bereits stattgefundene mediale Weiterentwicklung des untersuchten historischen Materials eingegangen.

2 Mediengeschichtliche Hintergründe

Armut stellt in den Großstädten der viktorianischen Ära, welche den Prozessen und Konsequenzen der rasant und schonungslos fortschreitenden industriellen Revolution unterliegen, für viele Menschen eine perspektivenlose Normalität dar. Die unteren Gesellschaftsschichten, welche den strukturellen Umbruch durch harte Arbeit in den Fabriken erst ermöglichen, sind zugleich die Leidtragenden der Revolution.[13] Wie im Folgenden veranschaulicht werden soll, zieht sich bezüglich der Rezeption von Armut jedoch eine Widersprüchlichkeit durch die 'aufstrebende' viktorianische Gesellschaft. Diese besteht darin, dass Armut einerseits in die Elendsbezirke 'abgeschoben' und von der höheren Gesellschaft geradezu ignoriert wird, sie andererseits jedoch durchaus Interesse und Neugier bei der besser situierten Bevölkerung hervorruft, was sich beispielsweise auch in einer medialen Dokumentation des Elends niederschlägt. Das Kapitel 2 „Mediengeschichtliche Hintergründe“ soll Aufschluss darüber geben, in welcher Form sich dieses Interesse an der Armut im viktorianischen Zeitalter manifestiert, wobei zunächst das faszinierende Phänomen des Slummings[14] anhand literarischer Zeugenberichte vorgestellt werden soll. Anschließend wird der für diese Arbeit elementare Lichtbildproduzent Bamforth & Co präsentiert, welcher sich im viktorianischen Zeitalter mit seiner Produktion von Lichtbildserien unter anderem auch dem Thema (Kinder)armut widmet. Hierbei steht sowohl die Geschichte der Firma Bamforth & Co., als auch speziell ihre Produktion von Life Model Slides[15] im Zentrum der Betrachtung. In einem weiteren Abschnitt wird schließlich die Bedeutung der kirchlichen und karitativen Organisationen für die Armenfürsorge in der viktorianischen Ära erläutert, wobei der Zusammenhang zwischen Wohltätigkeitsveranstaltungen und mit der Magic Lantern realisierter Medienunterhaltung herausgearbeitet und anhand historischer Quellen belegt werden soll.

2.1 Slumming und die Ästhetisierung des Großstadtelends

Im 19. Jahrhundert entwickelt sich in den Großstädten der westlichen Welt eine durchaus befremdliche Mode. Es handelt sich um das so genannte Slumming, eine Art 'Tourismus', welcher den 'Reisenden' jedoch nicht in weit entlegene Länder führt, sondern in die Elendsviertel der eigenen Heimat. Tatsächlich werden solche 'Reisen in den Untergrund' von den Bewohnern der reicheren Bezirke mit Expeditionen in eine fremde Welt verglichen, da die Elendsviertel der Großstädte, wie beispielsweise das verrufene Londoner East-End, für 'Slum-Touristen' eine fremde, von ihrem eigenen Lebensraum völlig isolierte Welt darstellen.[16]

„Im Viktorianischen London, dem Zentrum des Empire, geht die Trennung in Ost und West mit einer imaginären Geografie einher, die zwischen 'unserem Land' und dem 'Land der Barbaren' unterscheidet.“[17]

Der Londoner 'Slum-Tourist' wird demzufolge als Entdecker der 'Welt der Anderen' verstanden, was unweigerlich an die kolonialistischen Aktivitäten des British Empire in Afrika und Asien erinnert.[18] Die arme, in den Elendsvierteln lebende Stadtbevölkerung dient dem 'Slum-Touristen' bei seiner Erkundungsreise als Anschauungsobjekt, wobei ihre Not gewissermaßen zu einem ästhetischen Gegenstand wird. Diese beim Slumming zu beobachtende „Ästhetisierung der Armut“[19] kann und darf jedoch nicht nur auf bloßen Voyeurismus reduziert werden, da sie in zahlreichen Fällen aus einer gesellschaftskritischen und nach Veränderung strebenden Motivation heraus stattfindet und die Überschreitung von gesellschaftlich vorgegebenen Grenzen zudem häufig mit einer spirituellen Erfahrung gleichgesetzt wird.[20] [21]

Als vermutlich erster wagt der Journalist und Autor James Greenwood[22] im Jahr 1866 dieses beklemmend-faszinierende Experiment einer 'Reise in die Unterwelt' Londons. In der Zeitung Pall Mall Gazette veröffentlicht Greenwood einen mehrteiligen Bericht über die katastrophalen Zustände im Arbeitshaus vom Lambeth, in welchem er eine Nacht als verkleideter Armer verbringt.[23]

„Über das Thema ist schon viel gesagt worden - im Namen der Armen, im Namen der Ämter; aber noch nie von jemandem, der aus keinem anderen Motiv als Wissbegier und um der Verbreitung der Wahrheit Willen das Experiment gewagt hätte, eine Nacht im Arbeitshaus zu verbringen und auszuprobieren, was es eigentlich heißt, ein Gelegenheitsarbeiter zu sein.“[24]

Auch der Autor George Robert Sims[25] beschäftigt sich in seinem 1889 in London erschienenen Werk How the Poor Live[26] mit den dramatischen Lebensbedingungen in den Slums, wobei er die Elendsquartiere als einen dunklen Kontinent bezeichnet, welcher lediglich „mit einem kleinen Spaziergang zu erreichen ist“[27]

Ein weiteres, durchaus populäres Zeugnis für das Phänomen des Slummings stellt auch der 1903 erschienene Roman In den Slums[28] von Jack London[29] dar, welcher aufgrund seines, die sozialen Umstände sehr kritisch beschreibenden Charakters, weniger wie ein Roman, sondern eher wie ein non-fiktionaler, geradezu politisch-motivierter Bericht wirkt. Der Journalist Uwe Rada bezeichnet Londons Text jedoch als Reportage, welche sowohl Fiktion, als auch Geschichtsschreibung, Stadtsoziologie und Sozialkritik gekonnt miteinander vereint.

„[...] wenn Jack London in die Slums des East End hinabsteigt, bekommen wir nicht nur tiefe Einblicke ins Zusammenspiel von Elend und mangelnden Bildungschancen. Wir werden auch Zeuge davon, wie aus der Reportage nicht nur die Geschichtsschreibung und der Roman hervorgehen, sondern auch die Stadtsoziologie.“[30]

Jack London bringt in seinem Werk zum Ausdruck, dass es große Anteilnahme an der elenden Situation der untersten Schichten ist, welche den wohlsituierten Bürger dazu veranlasst, in die Armenquartiere Londons hinabzusteigen, wobei er sich selbst mit einem Entdeckungsreisenden vergleicht. Der junge Amerikaner möchte die Not der im East-End lebenden Bevölkerung am eigenen Leibe erfahren, da er der Überzeugung ist, dass man nur auf diesem Wege begreifen kann, wie es den Menschen in den Slums tatsächlich ergeht.

„Mit einem Gefühl, das am ehesten dem verglichen werden kann, welches einen Entdeckungsreisenden beseelt, stieg ich in die Unterwelt Londons hinab. Ich wollte lieber mit eigenen Augen sehen, als mich von Leuten belehren zu lassen, die nichts gesehen, oder von solchen, die vor mir schon alles gesehen und erlebt hatten.“[31]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Eine Gasse im Londoner East-End um 1900[32]

Dass der Autor diese Erfahrungen bei seiner Expedition in das Londoner East-End zu Genüge sammeln kann, geht aus dem Werk In den Slums ebenso hervor wie die damit verbundene Reflexion über einen notwendigen Wandel im viktorianischen Gesellschaftssystem. In diesem Zusammenhang hebt der Autor insbesondere das in den Elendsvierteln weit verbreitete Problem des Alkoholmissbrauchs hervor, deren Bekämpfung sich vor allem die Kirche, in Kooperation mit Temperenzorganisationen,[33] auf die Fahne geschrieben hat. Äußerst scharf kritisiert London die zwar gut gemeinten, jedoch seiner Ansicht nach nutzlosen Missionierungsversuche der „Enthaltsamkeitsapostel“, deren Bemühungen in seinen Augen überflüssig sind, solange nicht die „Natur der Sache“, also die Fehlerhaftigkeit der sozialen Ordnung erkannt wird.

„Wirtschaften gibt es überall. Sie blühen an den Ecken und zwischen den Ecken und sind fast ebenso stark von Frauen besucht wie von Männern. Man kann auch hier Kinder finden, die darauf warten, dass ihre Eltern ausgetrunken haben, um heimzugehen. Die Kinder nippen an den Gläsern der Erwachsenen, lauschen auf ihre rohe Sprache und unanständige Unterhaltung, saugen die Ansteckung ein und erhalten Einblick in Zügellosigkeit und Saufgelage. [...] Es hat keinen Zweck diesen Menschen Mäßigkeit und Enthaltsamkeit zu predigen. Das Laster der Trunksucht kann die Ursache zu manchem Unglück sein, dafür ist es aber auch die Wirkung von manch anderem Unglück. Die Enthaltsamkeitsapostel können aus allen Kräften gegen das Übel der Trunkenheit predigen; ehe nicht das Übel, das die Leute zum Trinken bringt, ausgerottet ist, werden auch die Trunksucht und ihre Folgen nicht auszurotten sein. […] Oh, diese Menschen mit ihrer Hilfe! Ihre Schulkolonien, Missionstätigkeiten und Barmherzigkeitseinrichtungen sind die reinen Mißverständnisse. Es liegt in der Natur der Sache, daß sie lauter Irrtümer sein müssen, sie sind ganz falsch angepackt, so gut gemeint sie auch sein mögen.“[34]

Jack London widmet vor allem den Kindern größte Aufmerksamkeit, welche in seinen Augen das meiste Leid zu erdulden haben und überhaupt nur überleben können, wenn die Natur sie mit besonders viel Lebenswille und Kraft ausgestattet hat.

„Unter solchen Verhältnissen sind die Aussichten der Kinder hoffnungslos. Sie sterben wie die Fliegen, und die, welche lebensfähig sind, leben nur, weil sie eine alle besiegende Lebenskraft und eine besondere Fähigkeit besitzen, sich in der sie umgebenden Erniedrigung zurechtzufinden. Sie kennen keine Pflege. In den Höhlen, in denen sie wohnen, sind sie allem ausgesetzt, was hässlich und unzüchtig ist. Und wie ihr Geist vergiftet wird, so auch ihr Körper mangels hinreichender Pflege und infolge von Überbevölkerung und Unterernährung.[35]

Der Autor erwähnt in seinem Roman auch den gegen Ende des 19. Jahrhunderts in England sehr populären Dr. Thomas Barnardo,[36] welchem er in seiner Funktion als „Kinderjäger“ Anerkennung und Respekt ausspricht . Dr. Thomas Barnardo ist ein in der Forschung nicht unumstrittener Kinderfreund,[37] worauf im Folgenden noch genauer eingegangen werden soll. Der gebürtige Ire hat es sich zur Aufgabe gemacht, verwahrloste Jungen und Mädchen von der Straße aufzulesen, um ihnen, teils durch Unterbringung in eigens für diesen Zweck errichteten Heimen, teils durch deren 'Verschickung' in ferne Länder wie zum Beispiel Kanada, bessere Erziehungs- und Bildungsmöglichkeiten zu verschaffen.

„Dr. Barnardo ist Kinderjäger. Zuerst fängt er die Kinder ein, wenn sie noch so jung sind, dass sie nicht verhärtet und in den schlechten sozialen Boden eingewurzelt sind; dann schickt er sie fort, damit sie unter anderen und besseren Bedingungen aufwachsen. Bis jetzt hat er 13 340 Knaben fortgeschickt, die meisten nach Kanada, und soviel Erfolg gehabt, dass kaum jeder fünfzigste Fall missglückt ist. Jeden Tag im ganzen Jahr liest Dr. Barnardo neun solcher kleinen Vagabunden auf der Strasse auf; man wird hieraus erkennen, wie riesig sein Arbeitsfeld ist. Die anderen Menschen, die gerne helfen wollen, können viel von ihm lernen. Er will nicht flicken, sondern spürt soziale Verderbnis gleich an der Wurzel auf. Er holt die Brut des Rinnsteinvolkes aus den verpesteten Höhlen und bringt sie in gesunde, behagliche Wohnungen, wo sie sich zu Männern entwickeln und umbilden kann.“[38]

Dr. Barnardo kämpft nicht nur gegen die Not in den Londoner Slums, sondern dokumentiert seine Arbeit durch zahlreiche Fotografien der in seiner Obhut stehenden Kinder. Dabei macht Barnardo häufig von dem Vorher-Nachher-Prinzip Gebrauch, was ihm zum Beispiel ermöglicht, eventuellen Skeptikern oder Neidern einen visuellen Beweis für seine Erfolge zu liefern.

„With a talent for self-publicity and fundraising, Dr Barnardo would photograph every child who came into his care and sell the before-and-after shots to the Victorian middle classes to raise funds.“[39]

Wie bereits oben angedeutet, werden sowohl das soziale Wirken als auch die photographischen Dokumente des Dr. Barnardo in der aktuellen Forschungsdiskussion teilweise sehr kritisch betrachtet. Zum einen geht man heute davon aus, dass im viktorianischen London nicht alle Spendengelder der von Barnardo ins Leben gerufenen Fonds auch tatsächlich den notleidenden Kindern zugute kamen, sondern ihrem Gründer vielmehr selbst zufielen, zum anderen lassen sich auch die fotografischen Abbildungen der verwahrlosten, auf der Straße aufgelesenen Kinder in mehrfacher Hinsicht sehr kritisch 'lesen'. Obwohl die Bilder vorgeben, Momentaufnahmen darzustellen, also dokumentarischen Charakter für sich beanspruchen, handelt es sich doch vielmehr um gestellte und arrangierte Szenen, was beispielsweise an den teilweise professionell ausgeleuchteten Studioaufnahmen zu erkennen ist.[40]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Verwahrloste Kinder aus London um 1900, fotografiert von Dr. Thomas Barnardo[41]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Verwahrloste Kinder aus London um 1900, fotografiert von Dr. Thomas Barnardo[42]

Des Weiteren werden Barnardos arrangierte Kinderfotografien heute durchaus als anzüglich empfunden. So wirken die in Lumpen gehüllten Kinder, deren nackte Haut teilweise durch Löcher und Risse in der schmutzigen Kleidung zu sehen ist, hilflos und schwach und sind dem Blick des Betrachters völlig ausgeliefert.

„Anxities about photographic falsification were compounded by the nature of the images themselves, which some considered indecent and sexually provocative in displaying the bare limbs and bodies of the children through their ripped and torn garments.“[43]

Aus dieser Perspektive wirkt der von Jack London humorvoll verwendete Begriff des 'Kinderjägers' äußerst beklemmend, erscheint jedoch, ohne London eine damalige Anspielung auf etwaige Intentionen oder Neigungen Barnardos zu unterstellen, erschreckend treffend. Trotz aller Skepsis ist jedoch anzumerken, dass die von Dr. Barnardo ins Leben gerufenen Wohltätigkeitsprojekte bis zum heutigen Tag existieren und sich die Organisation Barnardos in Großbritannien, Irland, Neuseeland sowie Australien für eine bessere Zukunft sozial benachteiligter Kinder einsetzt. Mit zahlreichen Werbekampagnen bittet die Organisation seit fast 150 Jahren um Spenden zur Realisierung ihrer Projekte und geht mit ihrer Arbeit aktiv gegen Gewalt, sexuellen Missbrauch und Vernachlässigung vor.[44]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Spendenaufruf von „Dr. Barnardo's Homes“ (1931)[45]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Werbekampagne von „Barnardos“ (2009)[46]

Zurück ins 19. Jahrhundert, wo die Mode des Slummings auch in der bildenden Kunst ihre deutlichen Spuren hinterlässt. So erscheint beispielsweise im Jahr 1872 die Dokumentation London: A Pilgramage[47] von Jerrold Blanchard[48] und Gustav Doré,[49] welche auf mehreren Expeditionen des englischen Autors und des französischen Malers in die Unterwelt Londons basiert. Insbesondere Dorés Holzstiche, die das Leben der armen Bevölkerung in seinen rauesten Ausprägungen abbilden, beeindrucken durch ihre starken, die Kluft zwischen Arm und Reich illustrierenden, Hell-Dunkel-Kontraste.[50]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Found in the Street, Holzstich von Gustav Doré von 1971“[51]

Sicherlich steht nicht hinter jedem 'Slum-Touristen' eine sozialreformerische Motivation, die 'Reise' in die Elendsviertel dient jedoch, wie gezeigt werden konnte, in einigen Fällen durchaus der Aufklärung der unwissenden oder ignoranten wohlhabenden Bevölkerung. Die Tatsache, dass die beim Slumming erlebte Armut medial aufbereitet und kommuniziert wird, zeigt sehr deutlich, dass die Medien in der viktorianischen Epoche Träger sozialkritisch geladener Inhalte sind, was die oben vorgestellten Zeugnisse aus Literatur, Fotografie und bildender Kunst belegen. In welcher Form und mit welchem Hintergrund die Hersteller von Lichtbildvorträgen die Armut der viktorianischen Gesellschaft thematisieren und ob in diesem Zusammenhang Kinder eine besondere Rolle spielen, wird das Kapitel 3. „Analyse von Lichtbildvorträgen mit Glasbildserien von Bamforth & Co.“ zeigen.

2.2 Lichtbildserien der Firma Bamforth & Co.

Im folgenden Teil der Arbeit soll nun zunächst der englische Lichtbildproduzent James Bamforth vorgestellt werden, welcher mit seinem Unternehmen Bamforth & Co. gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur im Bereich der Lichtbildproduktion als einer der erfolgreichsten Akteure seiner Branche gilt, sondern auch mit der Herstellung der sehr gefragten 'Cartes de Visite', Porträtaufnahmen oder Postkarten großen Erfolg hat. In den Abschnitten 2.2.1 „Geschichte“ sowie 2.2.2 „Life Model Slides“ soll daher sowohl die Entwicklung der Firma Bamforth & Co. bis ins 20. Jahrhundert skizziert, als auch ihre vielfältige Produktion in den unterschiedlichsten Bereichen vorgestellt werden.

2.2.1 Geschichte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Porträt des Lichtbildproduzenten James Bamforth (circa 1842 - 1911)[52]

James Bamforth, der Gründer und Inhaber der Firma Bamforth & Co.[53] wird in den 1840er[54] Jahren als Sohn eines Malers und Dekorateurs aus dem englischen Cartworth, einer Ortschaft in der Nähe von Holmfirth in Yorkshire, geboren. Als Jugendlicher erhält der junge Bamforth im Betrieb der Familie eine handwerkliche Ausbildung und betätigt sich ab den 1860er Jahren als Maler. Nach zehnjähriger Berufserfahrung in der Firma der Eltern gründet der etwa dreißigjährige James Bamforth in Holmfirth sein eigenes, fotografisch orientiertes Unternehmen, welches zunächst auf die Produktion der weltweit immer populärer werdenden Cartes de Visite sowie von Portraitaufnahmen spezialisiert ist.[55]

„Carte de Visite photographs - small albumen prints mounted on cards 2-1/2 by 4 inches--were wildly popular and made for decades in countries around the world. The format was an international standard; for the first time, relatives and friends could exchange portraits, knowing they would find a place in the recipient's family album-whether that album was located in Brooklyn, Berlin or Brazil“[56]

Abb. 8 und 9: 'Carte de Visite' der Firma Bamforth & Co. von 1872 (Vorder- und Rückseite)[57]

Auf den um 1900 sehr gefragten 'Cartes de Visite' werden sowohl Einzelpersonen als auch kleinere Gruppen, wie zum Beispiel Familien, abgelichtet. Bezüglich der Haltung und Mimik der Personen lassen sich die Aufnahmen schnell einem sehr standardisierten Schema zuordnen. So ist beispielsweise der Gesichtsausdruck der Fotomodelle meist sehr ernst, die Damen lehnen häufig, eine korrekte Haltung bewahrend, an einem Stuhl, wobei die Herren nicht selten einen Stock in den Händen halten.[58] Es handelt sich um Arrangements, welche die Frau als schwach und einer Stütze bedürftig und den Mann durch das Accessoire des Stockes, welcher im alltäglichen Gebrauch zwar ebenso als Stütze dient, hier jedoch vielmehr Macht und Potenz symbolisiert, eindeutig als der Weiblichkeit überlegen kennzeichnen. Es zeigt sich demnach sehr deutlich, dass es sich bei der 'Carte de Visite' um 1900 auch um einen Ausdruck von in der Gesellschaft geltenden Geschlechterdefinitionen handelt, weshalb die oben abgebildete Aufnahme von James Bamforth aus dem Jahr 1872 als klassisches Beispiel für eine Kategorisierung von Weiblichkeit angesehen werden kann.[59] Die kunstvoll gestaltete Rückseite der 'Carte de Visite' ist mit dem Namen des Fotografen und Hersteller des Bildes versehen, was gleichzeitig eine kostenlose Werbemaßnahme für das Unternehmen darstellt.

Der große Erfolg und das rapide Wachstum der zuerst sehr kleinen Firma von James Bamforth ist jedoch auf einen ganz anderen Tätigkeitszweig, nämlich die Produktion von Lichtbildserien, insbesondere Life Model Slides, zurückzuführen. Bamforth widmet sich etwa ab den 1880er Jahren der Herstellung von Magic Lantern Slides und wird in den letzten 20 Jahren des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten britischen Hersteller innerhalb dieser Branche. Im Jahr 1898 hat sich die Produktion des Unternehmens so gesteigert, dass das einst kleine Studio durch einen imposanten Anbau vergrößert wird. James Bamforth wird bei seiner Arbeit von einigen Angestellten sowie von seiner Frau und vier der sieben Kinder aktiv unterstützt. So realisiert beispielsweise Sohn Frank Bamforth einen Großteil der Fotografien, wobei sich Tochter Janie Bamforth um Maske und Requisite kümmert.[60]

Im Jahr 1902 berichtet der Lanternist und Herausgeber des lantern trade magazine Alfred H. Saunders in der Zeitung The optical magic lantern journal von seiner Reise in die Welt des James Bamforth.[61] Der Lichtbildproduzent, welcher sich in Werbeanzeigen als „Largest producer of Life Model Slides in the World“ bezeichnet,[62] soll Saunders beweisen, dass und warum dieser eigens verliehene Titel durchaus berechtigt ist. Die Antwort des Herausgeforderten ist eine beeindruckende Führung durch die einzelnen Produktionsbereiche der Firma, wobei Saunders Zeuge der gigantischen Ausmaße der Lichtbildproduktion des James Bamforth wird.

„Now Mr. Bamforth, we want you to justify yourself and give us some evidence of the statement that you are the 'largest producer of Life Model Slides in the World'. We must confess we were rather sceptical, and hardly prepared for such ocular demonstration that we at once received. The room we were seated in was lined with shelves filled with slides ready to be sent off to the dealers, the cupboards were packed to their full extend. Then Mr. Bamforth began to go into figures, and we got bewildered, there were some hundreds of thousands there, and in an inner room we saw three or four assistents hard at work on pile after pile of slides, masking and binding, - we forgot how many thousands, - then into another store room fitted with shelves from floor to eeling, with just sufficient space between each shelve to accommodate the slides, on edge. This room has four tiers of shelves 52 feet long 8 feet high, with capacity for another 1,500,0000 slides. We then had to cry 'hold, enough.'“[63] [64]

Die in diesem Artikel sehr deutlich artikulierte Begeisterung des Autors für das Unternehmen Bamforth & Co. lässt vermuten, dass der Text vor allem eine Werbefunktion, getarnt durch den dokumentarischen Charakter des Artikels, erfüllt. Dies lässt sich beispielsweise auch aus einer den Artikel abschließenden Schlussbemerkung Saunders herauslesen, welcher den Leser dazu auffordert, den kompletten Slide Katalog der Firma zu erwerben, was dem Unternehmen natürlich potentielle Neukunden sichert.

„We would strongly urge all our readers to send the required number of stamps, and secure a copy of the complete Catalogue of slides, it will be money well spent.“[65]

Ab dem Jahr 1898 betätigt sich die Firma Bamforth & Co. auch auf dem sich immer deutlicher etablierenden Gebiet des Stummfilms. In Zusammenarbeit mit der Firma Riley Brothers aus Bradford, einem Vertrieb und Hauptkunden von James Bamforth, werden in den perfekt dafür geeigneten Life Model Studios in Holmfirth kleine Filme, wie zum Beispiel die kurze Komödie Ladies Skirts Nailed to a Fence abgedreht, welche in den meisten Fällen auf einer bereits existierenden Lichtbildserie basieren.[66]

„It was at this time that Bamforth made his first silent movies. It was a natural move; Bamforth was a pioneer, he had the photography and production skills, the studio space, the painted backcloths, and the local pool of potential performers. The films, like his Lantern Slides, told short and simple tales, many with a comic theme and some were developed from his slide series.“[67]

Bereits 1902 orientiert sich das Unternehmen jedoch wieder um und konzentriert sich auf die Produktion der durch eine Änderung der Postbestimmungen nun legitimierten und bei der Bevölkerung sehr beliebten Postkarten. Die frühen Postkarten von Bamforth & Co. verwenden die bereits existierenden Lichtbilder als Motive, sodass die Firma gleich zu Beginn der Produktion über einen enormen Materialstock verfügt. Mit der Zeit wird das Repertoire an Postkartenmotiven auch durch amüsierende Inhalte ergänzt, wobei die Firma sich insbesondere auf Comics spezialisiert.[68]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 10: Religiöse Postkarte der Firma Bamforth & Co. um 1900[69] [70]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 11: Humoristische Postkarte der Firma Bamforth & Co. um 1900[71]

James Bamforth stirbt im Jahr 1911, als die Firma unter der Direktion seines Sohnes Edwin längst nicht mehr als eines der bedeutendsten Unternehmen der Branche gilt. Im Jahr 1913 wendet sich Bamforth & Co. wieder der Filmproduktion zu und realisiert beispielsweise zahlreiche Folgen der komödiantischen Serie Winky's Misadventures mit dem Schauspieler Reginald Switz. Die Produktion der Life Model Slides wird während des ersten Weltkriegs eingestellt, da nun die Herstellung von Postkarten das Hauptbetätigungsfeld der Firma darstellt. Nach dem zweiten Weltkrieg übernimmt Edwin Bamforths Sohn Derek die Führung des Betriebs, welcher nun auf Gruß- und Postkarten sowie Kalender und ähnliches spezialisiert ist. Im Jahr 1987 wird Bamforth & Co. schließlich von dem Medienkonzern Dennis Print and Publishing übernommen, welcher wiederum seine Produktionen 1993 einstellt.[72]

2.2.2 Life Model Slides

„Life Model Slides: unter diese Bezeichnung wurden narrative Bildreihen mit fotografischer Technik produziert. Dafür wurden Studios mit Bühnenbildern und gemalten Hintergründen eingerichtet, in den sich kostümierte Menschen (Life models) als Darsteller für szenische Bilder in Pose stellten. Die Life model slides repräsentieren eine für Massenmedien spezifische Form der Gestaltung und Dramaturgie und wurden in großen Auflagen industriell produziert. Sie sind im letzten Drittel des 19. Jhs. vornehmlich im Zusammenhang sozialpädagogischer Einflussnahme zu finden, werden dann aber mit steigender Tendenz - bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts auch in der Massenunterhaltung eingesetzt.“[73]

Diese vom Medienhistoriker und Projektionskunstexperten Dipl.-Soz. Ludwig Maria VoglBienek formulierte Definition von Life Model Slides fasst in wenigen Worten das Wesentliche der sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt entwickelnden szenischen Kunstform zusammen und macht elementare Angaben über den Produktionshintergrund, das Einsatzgebiet sowie die zeitliche Präsenz des Mediums.

Die Firma Bamforth & Co. gilt neben ihrem Londoner Konkurrenten York & Son in Großbritannien als einer der beiden größten kommerziellen Hersteller von Life Model Slides. Neben diesen 'Giganten' der Branche existieren im viktorianischen Zeitalter noch etwa zehn weitere, kleinere Betriebe sowie zahlreiche Amateure, welche sich, mit einer Kamera gerüstet, in der Kunst der Life Model Slide-Produktion versuchen.[74] Die Bezeichnung Life Model Slides kündigt an, dass es sich bei den Bildern um 'aus dem Leben gegriffene' Menschen und Situationen handelt, was tatsächlich zutrifft, da die Akteure für die in den Studios von Bamforth & Co. nachgestellten Szenen meist Menschen aus dem näheren Umfeld von James Bamforth sind. Dieser bindet nicht nur seine Familienmitglieder in die Produktion der Life Model Slides mit ein,[75] sondern engagiert auch Laiendarsteller aus der Umgebung,[76] welche für ihre Leistungen vermutlich ein kleines Entgelt erhalten oder sich auch völlig unbezahlt, mit einer Mischung aus Spaß und Neugierde an den Produktionen beteiligen. Auch der Inhaber selbst wirkt bei etlichen Lichtbildserien als Darsteller mit, was die Annahme zulässt, dass James Bamforth die Firma nicht nur leitet und führt, sondern das von ihm produzierte Medium gleichzeitig mit Engagement und Freude lebt. So wird zum Beispiel der Vater von Rosalie in der Lichtbildserie A Peep Behind The Scenes von James Bamforth selbst verkörpert, die Mutter sowie die Tante des Mädchens stellt in dieser Serie seine Frau, Martha Bamforth, dar. Über die Identität des Mädchens, welches in der Produktion die kleine Protagonistin Rosalie verkörpert, können bislang keine Angaben gemacht werden. Es ist jedoch anzunehmen, dass es sich bei dem Kind schlicht um eine Bewohnerin der kleinen Stadt Holmfirth handelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 12: James und Martha Bamforth als Eltern in A Peep Behind The Scenes - Lichtbild Nr. 20[77]

Bei einer firmenübergreifenden Betrachtung der Herstellung von Lichtbildern im viktorianischen Zeitalter, scheinen Life Model Slides einen durchaus beachtlichen Anteil der Gesamtproduktion auszumachen. Dies lässt sich beispielsweise aus dem Katalog des bereits erwähnten[78] Lichtbildvertriebs Riley Brothers aus Bradford ableiten, aus welchem hervorgeht, dass Life Model Slides hier 27 Prozent der gesamten, von der Firma angebotenen Lichtbildserien ausmachen.[79] Die Kategorie „Life Model and other Stories, Poems, etc.“[80] ist, hinter der größten Kategorie „Lectures and Other General Subjects“, [81] welche im Katalog mit 29 Prozent vertreten ist, demnach das zweitstärkste Produktsegment des Vertriebs.

Wie bereits im vorangegangen Abschnitt angemerkt wurde, bezeichnet sich James Bamforth selbst als „Largest producer of Life Model Slides in the World“. Diese Behauptung, welche als Hochmut oder Übertreibung gewertet werden könnte[82] , drückt den durchaus berechtigten Stolz des Inhabers über den außerordentlichen Wachstum seines einst sehr kleinen Unternehmens aus, welches sich insbesondere mit der Produktion von Life Model Slides zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber auf dem Markt der Projektionsbilder entwickelt hat.[83]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 13: Werbeanzeige von James Bamforth[84]

In der zeitgenössischen Öffentlichkeit wird die Firma Bamforth & Co. unzweifelhaft als führendes Unternehmen wahrgenommen,[85] sodass James Bamforths offensive Selbsteinschätzung durchaus mit der medialen Präsentation seiner Firma übereinstimmt. So formuliert beispielsweise der Journalist Philip Reynolds in seinem im Jahr 1900 in der Zeitung The Harmsworth Magazine erscheinenden Artikel „Sentiment to Order“ seine Begeisterung über die ungeheure Entwicklung des einst eher improvisierten Betriebs zu einer regelrechten 'Slide Fabrik'.

„Yet the man who turns out such varied an admirable pictures was only an operative painter; his studio consists of a few rough wooden sheds on a hillside, his scenery is all painted by himself, and his life models are quite untrained, being, in fact, any of his neighbours who are willing to oblige. A visit to Mr. Bamforth's establishment at Holmfirth is an experience to be remembered. A quite precipitous bank above the town, so steep that it was left uncultivated, has been ingeniously transformed into a terraced garden, dotted with the various buildings in which the work of making lantern slides is carried on.“[86]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 14: Studio der Firma Bamforth & Co. im Jahr 1899[87]

Das durch Ober- und Seitenlicht stark ausgeleuchtete Studio, in welchem die meisten fotografischen Aufnahmen der Firma Bamforth & Co. realisiert werden, misst eine Länge von einunddreißig mal achtzehn Fuß,[88] was in etwa einer Größe von neuneinhalb mal fünfeinhalb Metern entspricht.[89] Die vorerst neutrale Szene kann in sehr individuelle 'Locations' verwandelt werden, sodass das Studio beispielsweise sowohl das Innere eines Hauses, als auch eine Kirche oder das Deck eines Schiffes darstellt. Diese Transformationen basieren auf zwei Hauptkomponenten, den zum einen von James Bamforth meist selbst gemalten Hintergrundbildern[90] sowie einem reichen Fundus an unterschiedlichsten Requisiten, deren Einsatz und Positionierung sehr deutlich den Unterschied zwischen einem sittlichen und gepflegten Haus und dem verwahrlosten Heim einer, der Alkoholsucht des Vaters zum Opfer gefallenen, Familie kennzeichnet.[91]

Es ist nicht verwunderlich, dass die Firma Bamforth & Co. sich mit ihren professionellen Produktionsvoraussetzungen neben der Herstellung von Life Model Slides auch dem Medium Film zuwendet und sich hier, wie bereits in Abschnitt 2.2.1 „Geschichte“ erwähnt wurde, durchaus behaupten kann. Übersetzt man diese Entwicklung der Firma Bamforth & Co. in einen mediengeschichtlichen Kontext, ist nicht von der Hand zu weisen, dass Lichtbilder als Vorläufer des frühen Films zu verstehen sind.

„[...] life model slides were extremely popular in England and, underscoring the direct connection that exists between the magic lantern and the early cinema, some slide manufacturers eventually branched into motion picture procution. The Yorkshire firm of Bamforth & Co., Ltd., for example, which began producing slides and postcards in 1870, was arguably the most important of these pioneering producers.“[92]

Zahlreiche von Bamforth & Co. produzierte Life Model Slide-Serien thematisieren die sozialen Missstände der viktorianischen Gesellschaft, wobei insbesondere der Alkoholmissbrauch, welcher vor allem in den Armenquartieren der großen Städte ein massives Problem darstellt, häufig das zentrale Thema des Lichtbildvortrags ist. [93] Im folgenden Abschnitt soll nun der Einsatz von Lichtbildvorträgen innerhalb der Armenfürsorge vorgestellt werden, wobei der Kampf gegen den Alkohol eine ganz zentrale Rolle spielt. Für die Arbeit der kirchlichen und karitativen Organisationen stellen dabei besonders Kinder eine wichtige Zielgruppe dar.

2.3 Lichtbildvorträge bei kirchlichen und karitativen Organisationen

Kirchliche und karitative Organisationen spielen in der Armenfürsorge der viktorianischen Epoche eine sehr bedeutende Rolle. Die zahlreichen evangelikalen Gruppierungen und die daraus erwachsenden karitativen Organisationen engagieren sich mit Bildungs- und Betreuungsangeboten sowie regelmäßigen Wohltätigkeitsveranstaltungen für die benachteiligte Bevölkerung in den armen Bezirken der Städte.

„Not that Evangelicals were inactive. In the parishes there were many examples of perserving evangelistic work by Evangelical parochial clergy.[...] Examples of these were the Ragged School Union, the Field Lane Institution, the National Refuges, Dr. Barnardo's Homes, the Waifs and Strays Society, rescue work among 'fallen women' carried out by organisations such as the London Female Guardian Society and various clergy charities, the Church Lad's Brigade, the YMCA, and the Girls' Friendly Society.“[94]

Wie bereits in Abschnitt 2.1 „Slumming und die Ästhetisierung des Großstadtelends“ angemerkt wurde, stellen Temperenzorganisationen einen sehr bedeutenden Zweig dieser sozialen Fürsorge dar. Ihre Arbeit besteht darin, die Menschen, ob von der Trunksucht betroffen oder nicht, von einem völlig abstinenten Leben ohne Alkohol zu überzeugen. Es ist nicht verwunderlich, dass das Betätigungsfeld der Temperenzler im viktorianischen Zeitalter fast ausschließlich in den Elendsbezirken der großen Städte liegt, da nachvollziehbar ist, dass hier der Alkohol die häufig einzige Fluchtmöglichkeit aus dem elenden Lebensalltag in den Fabriken darstellt.

Einige Temperenzvereinigungen, wie die wohl populärste, im Jahr 1847 von Reverend Jabez Tunnicliffe in Leeds gegründete[95] Band of Hope, spezialisieren sich auf Kinder und Jugendliche und wollen diese vor allem durch präventive Arbeit vor dem Alkohol und seinen Folgen schützen. Die Band of Hope kann gewissermaßen als erster 'Youth Club' Großbritanniens verstanden werden,[96] da die Jugendorganisation ihre Temperenzarbeit geschickt mit attraktiven Freizeitaktivitäten verbindet, sodass die angesprochenen Kinder sich für die Organisation begeistern und sich gleichzeitig mit ihrer Idee identifizieren. Suchtprävention und Aufklärung werden so ansprechend 'verpackt', dass hier durchaus von einem intelligenten, pädagogischen Konzept gesprochen werden kann.

„ As a reward for continued abstinence they were entitled to attend weekly meetings and join in a variety of activities. In the summer months there were sports and 'trips out'; in the winter there were indoor games, concerts and talks, always with a firm emphasis on the temperance message.“[97]

Das Nüchternheitsgelübde, welches jedes Band of Hope-Mitglied bei seinem Eintritt in die Gemeinschaft feierlich ablegt, erweckt bei den Kindern zudem Stolz und Pflichtbewusstsein, sodass die Einhaltung der absoluten und lebenslangen Abstinenz als Ehrensache verstanden wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 15: Zertifikat über die Mitgliedschaft bei der Band of Hope: „I do agree that I will not use intoxicating liquor or beverage.“[98]

Temperenzorganisationen wie die Band of Hope stehen in sehr enger Verbindung mit den evangelikalen Gemeinden, sodass eine ständige Zusammenarbeit gewährleistet ist. Diese 'Verflechtung' von Religion und Temperenz drückt sich sehr deutlich in einer Aussage des populären Chirurgs und Universalgebildeten Sir Henry Thompson aus, welcher den Konsum von alkoholischen Getränken als das größte Problem der viktorianischen Gesellschaft ansieht und diese Thematik in evangelikale Worte fasst.

„There is no greater cause of evil, moral or physical, in this country, than the use of alcoholic drinks.“[99]

Dass Temperenzler und Evangelicals bei ihrer Überzeugungsarbeit an einem Strang ziehen, zeigt sich besonders in der Überschneidung der jeweiligen Absichten und Botschaften in den verwendeten Hilfsmitteln, wie beispielsweise dem Lichtbildvortrag.[100] Der Projektionsapparat stellt im viktorianischen Zeitalter besonders im Bereich der Armenfürsorge eine wirkungsvolle 'Waffe' im Kampf gegen die Laster der modernen Welt dar und wird von zahlreichen Organisationen wie der Band of Hope, der Church Army oder der Salvation Army für ihre Zwecke genutzt. [101] Die von den Gemeinden und Temperenzvereinigungen angebotenen Lichtbildvorträge mit christlichen Botschaften und Abstinenzpropaganda bieten den zahlreichen weltlichen Freizeitaktivitäten in den Arbeitervierteln die Stirn und kämpfen durch alternative Unterhaltung gegen Maßlosigkeit und Unsitte an.

„Über die religiös durchwirkte Abstinenzpropaganda der temperance societies hinaus wurde der Diaprojektion auch die Rolle zugedacht, den christlichen Glauben an sich zu propagieren. Gerade um die Bevölkerung in den Arbeiter- und Armenvierteln der Städte zu erreichen, war es für die christliche Mission zu einer Notwendigkeit geworden, sich auf dem Terrain der Unterhaltung der Konkurrenz anderer Freizeitaktivitäten - wie dem Besuch von Pubs oder Music Halls - zu stellen.[102]

So werden die von Firmen wie Bamforth & Co produzierten Glasbildserien, welche in Kombination mit den dazugehörigen Readings als Lichtbildvorträge bei unterschiedlichsten Vertrieben erhältlich sind,[103] bei evangelikalen Gemeinden sowie Temperenzorganisationen zum festen Bestandteil ihrer Arbeit. Mit Hilfe der Magic Lantern werben die Gemeinden für den christlichen Glauben und die Kirche, wobei der Lichtbildvortrag für Temperenzvereinigungen eine geradezu perfekte Möglichkeit darstellt, die Bevölkerung mittels attraktiver Medienunterhaltung mit einer etwas anderen 'Nüchternheitspredigt' zu erreichen.[104] Allgemein können religiöse Unterweisung und Temperenz in den Lichtbildvorträgen nicht voneinander isoliert betrachtet werden, sondern gelten vielmehr als zwei in- und miteinander wirkende Komponenten.

Eine historische Quelle aus der Sunday School Chronicle von 1879 belegt, dass Lichtbildvorträge bei Temperenzvereinigungen wie der Band of Hope fast immer in einen religiösen Rahmen gebettet sind. Während einer Veranstaltung in „Hampstead“ wird einer Gruppe von Kindern einer Band of Hope ein Lichtbildvortrag über „Robinson Crusoe's life and adventures“ sowie weitere „views of places and people of interest“ präsentiert. Die Veranstaltung wird durch ein religiöses Lied eingeleitet und am Ende, nach einigen Worten des Dankes an den Lanternist, mit einem Gebet geschlossen.

„Hampstead - The children of the Band of Hope in connection with this school met on Wednesday, the 19th inst., for a pleasant evening at the school-room. The proceedings opened with a hym, after which there was a magic lantern exhibition. The slides were illustrative of Robinson Crusoe's life and adventures, and were exhibited by Mr. Percy Benham, who kindly provided a beautiful lime-light lantern for the propose. A short description of the slides as they passed was given by Mr. Robins. The connected series of pictures was followed by some views of places and people of interest. The hearty thanks of the school were than given to Mr. Benham by Mr. E. Southwell, for his trouble and kindness in providing so pleasant an entertainment. Mr. Gibbard then made a few remarks, and closed with prayer.“[105]

Lichtbildvorträge werden im viktorianischen Zeitalter auch häufig in wohltätige Großveranstaltungen eingebettet. Solche in Schulen oder Stadtmissionen organisierten Ereignisse versammeln eine beachtliche Anzahl notleidender Kinder und versorgen sie, neben unterhaltendem Programm auch mit Nahrung und nützlichen Gütern wie zum Beispiel Kleidung.[106]

Ein historischer Bericht aus der Zeitung Hampshire Telegraph and Sussex Chronicle berichtet über eine 1891 in der „Porthmouth and Gosport Seamen's Mission“ stattfindende Veranstaltung, zu welcher 130 arme Kinder sowie deren Freunde geladen sind. Es handelt sich um einen sogenannten „tea“, was bedeutet, dass sowohl für Unterhaltung, als auch für die leibliche Verköstigung der Gäste gesorgt ist. Aus der Quelle geht hervor, dass den Kindern nach einem reichhaltigen 'Essen' der in dieser Arbeit zu analysierende Lichtbildvortrag A Peep Behind The Scenes präsentiert wird. Des Weiteren wird erwähnt, dass bereits andere Veranstaltungen dieser Art stattgefunden haben, zu welchen Kinder, Seeleute und andere bedürftige Gesellschaftsgruppen eingeladen wurden. Auch die Ausgabe von Kleidung und Büchern durch die Mission bleibt nicht unerwähnt.

„Portsmouth and Gosport Seamen’s Mission. On Tuesday evening about 130 poor children were entertained at tea in the Mission Hall, Stoke-road, by Mr. Henry Cook, of the above Mission. After partaking of a substantial tea the children and their friends were entertained by a magic lantern, entitled 'A Peep Behind The Scenes', in the Bethel, South-street, the hall being filled. This was one of several teas given lately to the children, watermen, and others. Articles of clothing and books have also been given during the season.”[107]

In der Rubrik „Christmas Entertainments“ des vierteljährlichen Berichts der Ragged School Union, einer karitativen Bildungseinrichtung für Kinder aus den Arbeitervierteln,[108] wird eine weihnachtliche Großveranstaltung beschrieben, bei welcher die Schüler sowohl geistige als auch körperliche Fürsorge genießen. Die jungen Gäste erhalten kleine Geschenke wie beispielsweise so genannte „illuminated cards“, genießen die als großzügig beschriebene Verköstigung beim „tea“ und werden Zeuge eines Lichtbildvortrags, dessen Titel in der Quelle unerwähnt bleibt. Dank der materiellen Unterstützung der Religious Tract Society, einem bedeutenden Verleger religiöser Erbauungsliteratur[109] , wird die Veranstaltung für die Ragged School Union als großer Erfolg verbucht, da sie dazu beitragen konnte, das Weihnachtsfest für ihre, aus armen Verhältnissen kommenden Schüler, zu einem glücklichen Ereignis zu machen.

„Christmas time is a joyous occasion for the children of our schools. [...] The Ragged School Union is able, through the kindly aid of the [Religious]Tract Society, to supply the friends of the respective schools with illuminated cards, almanacks, &c., to give to each of the children, so that mind as well as body has a share of refreshment. It is impossible to report all. A few are given as samples of the rest, so that the friends of Ragged Schools may see that Christmas is a time of joy for little ones who come from poverty-stricken homes. [...] There is not only sumptuous tea provided, but a magiclantern treat for instruction and entertainment also, besides which the infants are regaled with a Christmas tree and an afternoon's romp. [...]“[110]

Die Betrachtung der oben ausgewählten Quellen hat gezeigt, wie eine karitative Veranstaltung im viktorianischen Zeitalter aussehen kann. Es wurde verdeutlicht, dass die Integration von Lichtbildprojektionen in ein derartiges Ereignis um 1900 ein regelrechtes 'Highlight' darstellt, welches in den historischen Medienberichten auch stets hervorgehoben wird. Mit diesen Eindrücken sowie dem Vorwissen über die mediengeschichtlichen Hintergründe bezüglich der im 19. Jahrhundert stattfindenden medialen 'Aufbereitung' von Kinderarmut, kann nun zum Hauptteil dieser Arbeit, der Analyse zweier historischer Lichtbildvorträge, übergeleitet werden.

3 Analyse von Lichtbildvorträgen mit Glasbildserien von Bamforth & Co.

Der Schwerpunkt dieser Arbeit ist eine intensive Auseinandersetzung mit zwei Lichtbildvorträgen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert, A Peep Behind The Scenes und Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas. Die Lichtbildserien bestehen ausschließlich aus Life Model Slides der Firma Bamforth & Co. Das dem Lichtbildvortrag A Peep Behind The Scenes zuzuordnende Reading wird ebenfalls von Bamforth & Co. selbst publiziert, bei „Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas“ handelt es sich jedoch um eine Reading-Produktion der Firma Nicholson & Sons.[111]

Die von der Magic Lantern Society im Jahr 2009 veröffentlichte DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue allein ermöglicht diese Arbeit, da sie zunächst den Zugang zum historischen Bildmaterial der Firma Bamforth & Co. in Form von mehr als 4000 eingescannten Lichtbildern sicherstellt und sich zudem die genaue Zuordnung der um die 600 ebenfalls überlieferten Reading-Originale zu Lichtbildserien realisieren lässt. Die auf der DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue eingescannten Glasbilder stammen sowohl aus privatem als auch aus öffentlichem Besitz und können als repräsentative Auswahl verschiedenster Stile und Sujets von Lichtbildserien für eine weitaus größere, nicht vollständig überlieferte, etwa dreißigjährige Produktion von Bamforth & Co. angesehen werden. Ergänzend zu den erhaltenen Lichtbildserien und Readings führt die DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue in einer Datenbank die komplette, bisher bekannte Produktion der Firma Bamforth & Co., bestehend aus über 1400 Lichtbildserien in Verbindung mit Produktionsdaten und ergänzenden Details, auf.[112]

Die DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, welche auf dem kumulativen Katalog von Bamforth & Co. aus dem Jahr 1888[113] basiert, ermöglicht der Medienforschung einen modern aufbereiteten medialen Zugang zum historischen Material und erlaubt zudem anhand der ergänzenden Daten einen Rekonstruktionsversuch des Publikationskontextes. Für alle textlichen und bildlichen Originalzitate[114] aus den Lichtbildvorträgen sowie für alle ergänzenden Informationen bezüglich deren Entstehung, Produktion und Publikation gilt somit die DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue in dieser Arbeit als primäre Quelle.[115] Als ergänzende Quelle wird außerdem auf Lucerna, eine interne Datenbank des Fachs Medienwissenschaft an der Universität Trier zurückgegriffen , deren umfangreiche Daten auch für die Schaffung der DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue grundlegend waren . [116]

Beide in dieser Arbeit zu untersuchenden Lichtbildvorträge thematisieren die Not von Kindern, sei diese physischer oder psychischer Natur, oder auch eine Kombination aus beidem. Die offensichtliche Gemeinsamkeit der beiden Lichtbilderserien und den dazugehörigen Readings ist somit ein weit gefasstes Verständnis von Kinderarmut. Welche weiterführenden Aspekte die ausgewählten Lichtbildvorträge miteinander verbinden und einen gemeinsamen Konsens erkennen lassen, soll bei der jeweilige Analyse herausgestellt werden.

Der in Abschnitt 2.3 „Lichtbildvorträge bei kirchlichen und karitativen Organisationen“ betrachtete historische Zeitungsbericht über eine Präsentation von A Peep Behind The Scenes lässt bereits vermuten, dass dieser Lichtbildvortrag im 19. Jahrhundert vorwiegend als Kinderprogramm wahrgenommen wird. Es handelt sich demnach um eine Geschichte über ein Kind für Kinder, was natürlich nicht bedeutet, dass Erwachsene von den Vorstellungen ausgeschlossen sind. Für Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas liegen zwar bislang keine historischen Quellen vor, anhand des Readings kann jedoch ebenfalls sowohl das kindliche als auch das erwachsene Publikum als Zielgruppe identifiziert werden, worauf im Zuge der Analyse noch detaillierter eingegangen wird.

Diese Arbeit möchte zeigen, dass den beiden Lichtbildvorträgen, obgleich deutlicher Unterschiede im Blick auf Inhalt und Gestaltung, ein sehr ähnliches und doch nicht deckungsgleiches 'Konzept' zugrunde liegt, dessen Anspruch in beiden Fällen über die bloße Unterhaltung des Publikums hinausgeht. Um den Analyseschwerpunkt aufzuzeigen, soll nun zunächst die genauere Fragestellung sowie die methodische Vorgehensweise skizziert werden.

[...]


[1] Anm.: Charles Dickens (1812-1870), englischer Schriftsteller.

[2] Dickens, Charles: Oliver Twist, Franke Verlag, Berlin, 1920.

[3] Vgl. Bebbington, D.W.: Evangelicalism in modern Britain, A history from the 1730s to the 1980s, Unwin Hyman, London, 1989, S.120.

[4] Anm.: Unter viktorianischem Zeitalter wird in dieser Arbeit nicht nur die politische Ära der englischen Königin Viktoria (Regierung 1837-1901) verstanden, sondern vielmehr ein weiter gefasster, kultureller Begriff, welcher den Zeitabschnitt von etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg umschreibt.

[5] Anm.: Die Magic Lantern (auch Laterna Magica oder Zauberlaterne genannt) stellt den Vorläufer des modernen Diaprojektors dar. Bis heute ist die genaue Entstehungsgeschichte des historischen Projektionsapparates nicht geklärt, da zahlreiche Menschen mit faszinierenden Erfindungen an seiner Entwicklung beteiligt waren. Auf der Homepage der Magic Lantern Society wird ausführlich auf die Entstehungsgeschichte der Magic Lantern eingegangen. Hier wird das 15. Jahrhundert als die zu vermutende 'Geburtsstunde' der Magic Lantern angegeben. (Angaben nach www.magiclantern.org.uk, siehe Internetverzeichnis 1.).

[6] Anm.: Eine genaue Definition des in dieser Arbeit verwendeten Begriffs des Lichtbildvortrags wird im Abschnitt 3.1 „Fragestellung und methodisches Vorgehen“ gegeben.

[7] The Magic Lantern Society: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue (DVD), The Magic Lantern Society, London, 2009.

[8] Anm.: Auf die für diese Arbeit elementare Bedeutung und Verwendung sowie die Beschaffenheit der DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue wird zu Beginn des Analyseteils in Kapitel 3 detailliert eingegangen.

[9] Anm.: Im Abschnitt 3.1 „Fragestellung und methodisches Vorgehen“ wird die der Analyse zugrunde liegende Fragestellung detailliert ausgeführt.

[10] Anm.: Eine Auflistung der 42 Lichtbildserien zum Thema Kinderarmut befindet sich im Anhang dieser Arbeit, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass diese Liste keineswegs als vollständig betrachtet werden darf.

[11] Anm.: An dieser Stelle soll nicht detailliert auf die einzelnen Unterkapitel eingegangen werden, da jedem Hauptkapitel ein einleitender, die einzelnen Abschnitte skizzierender Teil vorangestellt wird.

[12] Anm.: Die methodische Vorgehensweise wird in Abschnitt 3.1 „Fragestellung und methodisches Vorgehen“ genauer erläutert.

[13] Vgl. Wendt, Wolf Rainer: Geschichte der sozialen Arbeit 1, Die Gesellschaft vor der sozialen Frage, Lucius & Lucius, Stuttgart, 2008, S.115.

[14] Anm.: Im folgenden Abschnitt 2.1 „Slumming“ wird dieser Begriff genau erläutert.

[15] Anm.: Im Abschnitt 2.2.2 „Life Model Slides“ wird dieser Begriff genau erläutert.

[16] Lindner, Rolf: Ganz unten. Ein Kapitel aus der Geschichte der Stadtforschung, in: Schwarz, Werner Michael/ Margarethe Szeless/ Lisa Wögenstein (Hrsg.) Ganz unten. Die Entdeckung des Elends - Wien, Berlin, London, Paris New York, 338. Sonderausstellung des Wien Museums, Wien Museum Karlsplatz, 14 Juni bis 28. Oktober 2007, S. 19ff.

[17] Ebd., S.20.

[18] Ebd.

[19] Ebd., S.24.

[20] Ebd., S.25.

[21] Anm.: Das Phänomen des 'Slum-Tourismus' besteht bis zum heutigen Tage fort. So lebte beispielsweise zuletzt der Undercover-Journalist Günther Wallraff im Dezember 2008, in der Verkleidung eines Stadtstreichers mehrere Wochen auf der Straße und erforschte so die zum Teil menschenunwürdigen (Über)lebensbedingungen Obdachloser in Deutschland. (Angaben nach www.zeit.de, siehe Internetverzeichnis 2.).

[22] Anm.: James Greewood (1832-1929), britischer Journalist und Autor.

[23] Vgl. Lindner 2007, S.23.

[24] Greenwood, James: A Night in a Workhouse, London, 1866 (zitiert nach Lindner 2007, S. 23).

[25] Anm.: George Robert Sims (1847-1922), britischer Journalist und Autor.

[26] Sims, George R.: How the Poor Live; and, Horrible London, Chatto & Windus, London, 1889.

[27] Vgl. Lindner 2007, S. 21.

[28] London, Jack: In den Slums, Universitas-Verlag P. Schmid, Berlin, 1928 (englische Originalausgabe: London, Jack: The people of the Abyss, George N. Morang, Ort o.A., 1903).

[29] Anm.: Jack London (1876-1916), amerikanischer Journalist und Autor.

[30] www.taz.de, siehe Internetverzeichnis 3.

[31] London, Jack: In den Slums, Universitas-Verlag P. Schmid, Berlin, 1928, S. 235.

[32] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[33] Anm.: Auf die Arbeit der Temperenzorganisationen wird im Abschnitt 2.3 „Lichtbildvorträge bei kirchlichen und karitativen Organisationen“ genauer eingegangen.

[34] London 1928, S. 219ff.

[35] London 1928, S. 202.

[36] Anm.: Dr. Thomas Barnardo (1845-1905), irischer Arzt und Sozialarbeiter.

[37] Vgl. Koven, Seth: Slumming: sexual and social politics in Victorian London, Princeton University Press, Princeton/New Jersey, 2004, S.88ff.

[38] London 1928, S.227.

[39] news.bbc.co.uk, siehe Internetverzeichnis 4.

[40] Vgl. Koven 2004, S.91.

[41] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[42] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[43] Koven 2004, S.91.

[44] Angaben nach www.barnardos.com, siehe Internetverzeichnis 5.

[45] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[46] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[47] Doré, Gustav/Blanchard, Jerrold: London: A Pilgramage, David & Charles, Trowbridge/Wiltshire, 1971.

[48] Anm.: William Blanchard Jerrold (1826-1884), britischer Schriftsteller.

[49] Anm.: Gustav Doré (1832-1883), französischer Maler und Illustrator.

[50] Werner, Alex: Booth, Charles - Die Kartierung der Londoner Armut, in: Schwarz, Werner Michael/ Margarethe Szeless/ Lisa Wögenstein (Hrsg): Ganz unten. Die Entdeckung des Elends - Wien, Berlin, London, Paris New York, 338. Sonderausstellung des Wien Museums, Wien Museum Karlsplatz, 14 Juni bis 28. Oktober 2007, S.27.

[51] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[52] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[53] Anm.: Das Unternehmen heißt bei seiner Gründung zunächst Bamforth (bzw. James Bamforth) und wird später in Bamforth & Co. umbenannt. Da der Zeitpunkt dieses Namenswechsels unbekannt ist, wird in dieser Arbeit stets der Name Bamforth & Co. verwendet.

[54] Anm.: Das genaue Geburtsjahr von James Bamforth ist nicht bekannt.

[55] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, The Magic Lantern Society, London 2009, S.17.

[56] www.photographymuseum.com, siehe Internetverzeichnis 6.

[57] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[58] Anm.: Eine Betrachtung der auf der Roger Vaughan Picture Library aufgeführten Sammlung unterschiedlichster 'Cartes de Visite' verschiedenster Hersteller zeigt deutlich, dass die beschriebenen Merkmale der Bildgestaltung sich häufig wiederholen. (Angaben nach www.rogerco.pwp.blueyonder.co.uk , siehe Internetverzeichnis 7.).

[59] Anm.: Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Funktion des Mediums 'Visitenkarte', welche bis heute darin besteht, wesentliche Informationen oder 'Eckdaten' über eine Person an Dritte zu vermitteln, scheint die Prägnanz der geschlechtsspezifischen Darstellung auf den 'Cartes de Visite' im viktorianischen Zeitalter nachvollziehbar, sollen hier doch ganz eindeutige Signale der bestehenden, geschlechtsspezifischen Machtverhältnisse ausgesendet werden.

[60] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.19ff.

[61] Anm.: In dem von Alfred H. Saunders veröffentlichten Artikel spricht der Autor stets in der 3. Person Plural, weshalb davon auszugehen ist, dass Saunders bei seinem Besuch in der Firma des James Bamforth von einer oder mehreren Personen begleitet wird. Da dies für die Aussage des Artikels jedoch keine Bedeutung hat, kann dieses Detail im Folgenden vernachlässigt werden.

[62] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.18.

[63] Saunders, Alfred H.: Prominent men in the lantern world: new series, no.1, Mr James Bamforth of Holmfirth, Yorks, in: The optical magic lantern journal, vol.13, no.151, October 1902, S.7 (Angaben nach The Illustrated Bamforth Slide Catalogue (DVD), 2009).

[64] Anm.: Da die Quellenangaben zu den in dieser Arbeit verwendeten historischen Zeitungsberichten sehr unterschiedlich ausfallen, werden diese im Original übernommen und nicht vereinheitlicht.

[65] Saunders 1902, S.9.

[66] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.19.

[67] aboutcards.blogspot.com, siehe Internetverzeichnis 8.

[68] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.19.

[69] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[70] Anm.: Das Postkartenmotiv ist das erste von drei Lichtbildern der 1905 produzierten Lichtbildserie zu dem religiösen Lied Jesus High in Glory von 1862 (Angaben nach The Illustrated Bamforth Slide Catalogue (DVD), 2009).

[71] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[72] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.20f.

[73] Vogl-Bienek, Dipl.-Soz. Ludwig Maria: „Projektionskunst“. Paradigma der visuellen Massenmedien des 19. Jahrhunderts, in: Leonhard, Joachim-Felix, Hans-Werner Ludwig, Dietrich Schwarze, Erich Straßner (Hrsg.): Medienwissenschaft: ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, 2. Teilband, Walter de Gruyter, Berlin/New York, 2001, S.1049.

[74] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.10.

[75] Vgl. Ebd., S.15.

[76] Angaben nach www.europeanfilmgateway.eu, siehe Internetverzeichnis 9.

[77] Alle nachfolgend zitierten Lichtbilder stammen von der DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue und sind im Verzeichnis der Lichtbilder separat aufgelistet.

[78] Vgl. Abschnitt 2.2.1 „Geschichte“.

[79] Vgl. Crangle, Richard: „Next Slide Please“: The Lantern Lecture in Britain, 1890-1910, in: Abel,

Richard/Rick Altman: The Sounds of Early Cinema, Indiana University Press, Bloomington/Indianapolis, 2001, S.42.

[80] Ebd.

[81] Ebd.

[82] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.19.

[83] Vgl. Abschnitt 2.2.1 „Geschichte“.

[84] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[85] Vgl. Abschnitt 2.2.1 „Geschichte“.

[86] Reynolds, Philip: Sentiment to Order, in: The Harmsworth Magazine, vol.5, no.28, October 1900, S.338 (Angaben nach The Illustrated Bamforth Slide Catalogue (DVD), 2009).

[87] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[88] Vgl. Autor [o. A.]: Life model studies: I - a peep behind some scenes, in: The photogram, vol. 6, February 1899, S.48 (Angaben nach The Illustrated Bamforth Slide Catalogue (DVD), 2009).

[89] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.22.

[90] Anm.: Die Abb. 14 zeigt vermutlich James Bamforth bei der Erstellung eines Hintergrundbildes für die Produktion neuer Life Model Slides.

[91] Vgl. Reynolds 1900, S.338f.

[92] Guida, Fred: A Christmas carol and its adaptions, Dickens's story and its adaptions on screen and television, McFarland, Jefferson, N.C, 2000, S.55.

[93] Angaben nach www.europeanfilmgateway.eu, siehe Internetverzeichnis 9.

[94] Hylson-Smith, Kenneth: Evangelicals In The Church of England, 1734-1984, T.&T. Clark, Edinburgh, 1989, S.264f.

[95] Vgl. Crangle, Richard/ Mervyn Heard, Ine Van Dooren (Hrsg.): Realms of Light, Uses and perceptions of the Magic Lantern from the 17th to the 21st century, London, The Magic Lantern Society, 2005, S.47.

[96] Anm.: Die Band of Hope breitet sich nach ihrer Gründung sehr schnell in ganz Großbritannien aus und wird bereits acht Jahre später zur nationalen United Kingdom Band of Hope Union. Im Jahr 1950 nennt sich die Vereinigung in Hope UK um und ist bis heute eine Anlaufstelle für junge Menschen. (Angaben nach www.hopeuk.org, siehe Internetverzeichnis 10.).

[97] Crangle/Heard/Van Dooren 2005, S.47.

[98] Quelle: Siehe Abbildungsnachweise.

[99] Wakely, Charles: Temperance Manual for the Young, Hints and Helps: A Manual of Incidental Temperance Teaching, Union Publishing House, London, 1908, Titelblatt.

[100] Anm.: Die im folgenden Kapitel stattfindende Analyse der beiden ausgewählten Lichtbildvorträge A Peep Behind The Scenes und Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas wird diese Absichten und Botschaften detailliert herausarbeiten.

[101] Crangle, Richard/Stephen Herbert/David Robinson (Hrsg.): Encyclopedia of the Magic Lantern, The Magic Lantern Society, London, 2001, S.250f.

[102] Ruchatz, Jens: Licht und Wahrheit, Eine Mediumgeschichte der fotografischen Projektion, Wilhelm Fink Verlag, München 2003, S.299.

[103] Vgl. The Illustrated Bamforth Slide Catalogue (DVD), 2009.

[104] Vgl. Ruchatz 2003, S.298f.

[105] Anm.: Dieser Bericht über eine, mit der Magic Lantern gestaltete Veranstaltung der Band of Hope im Jahr 1879, wurde aus einer digitalen Quellensammlung des SFB 600 - C6: Visuelle Medien in der Armenfürsorge an der Universität Trier entnommen und stammt laut dieser Quelle aus der Sunday School Chronicle vom 28.03.1879, S.154.

[106] Anm.: Eine solche, durch die Stadtmission durchgeführte karitative Großveranstaltung, wird bei der Analyse von Davy's Sacrifice; Or, The Children's Christmas anhand einer historischen Quelle betrachtet werden.

[107] Autor [o.A.]: District News, in: Hampshire Telegraph and Sussex Chronicle, Porthmouth/England, issue 5709, 24. 01.1891, Seite o.A.

[108] Anm.: Die Ragged School Union versorgt im England des 19. Jahrhunderts etwa 20.000 Schüler aus armen Verhältnissen mit einem elementaren Bildungsangebot, Kleidung sowie Nahrung und stellt zudem für die Kinder den Kontakt zu weiteren karitativen Organisationen wie beispielsweise der Band of Hope her. (Angaben nach www.maybole.org, siehe Internetverzeichnis 11.).

[109] Anm.: In Zusammenhang mit den Kontext- und Hintergrundinformationen von A Peep Behind The Scenes soll in Abschnitt 3.2.1.1 „O.F. Walton und die Religious Tract Society“ noch genauer auf die Arbeit und Bedeutung der Religious Tract Society eingegangen werden.

[110] Autor [o. A.]: Christmas Entertainments, Notices of Meetings, in: Ragged School Union Quarterly Record, 9:34, April 1884, S.92.

[111] Anm: Im Zuge der Auseinandersetzung mit den Readings wird noch detailliert auf den jeweiligen Entstehungskontext eingegangen werden.

[112] Vgl. Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, 2009, S.3f.

[113] Anm.: Der zuerst im Jahr 1888 erschienene Katalog der Firma Bamforth & Co. wird bis zum Jahr 1914 jährlich aktualisiert und durch neue Produktionen ergänzt. (Angaben nach Booklet zur DVD: The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, S.3).

[114] Anm.: Zu diesen originalen Text- und Bildzitaten gehören sowohl die Lichtbilder als auch Textteile oder ganze Seiten (z.b. Titelblätter) der Readings.

[115] Anm.: Da die DVD The Illustrated Bamforth Slide Catalogue grundsätzlich als Quelle für das zu untersuchende Material vorausgesetzt werden kann, wird sie im Fall von Textzitaten aus den Readings nicht immer vollständig angegeben, sondern nur der Titel des Readings sowie die jeweilige Seitenzahl. Für Angaben zu Eckdaten der Lichtbildvorträge gilt The Illustrated Bamforth Slide Catalogue immer als Quelle und wird daher ebenfalls nicht bei jeder Information zu den Lichtbildvorträgen aufgeführt. Stammt eine Information jedoch aus einer anderen Quelle als dem The Illustrated Bamforth Slide Catalogue, wird dies in einer Fußnote kenntlich gemacht.

[116] Angaben nach Expertengespräch mit Herrn Dipl.-Soz. Ludwig Maria Vogl-Bienek (Wissenschaftlischer Mitarbeiter im SFB 600 - C6: Visuelle Medien in der Armenfürsorge an der Universität Trier) am 11.11.2009.

Fin de l'extrait de 139 pages

Résumé des informations

Titre
Kinderarmut in viktorianischen Lichtbildserien
Université
University of Trier  (Medienwissenschaft)
Cours
Medienwissenschaft
Note
1,0
Auteur
Année
2010
Pages
139
N° de catalogue
V189754
ISBN (ebook)
9783668337343
ISBN (Livre)
9783668337350
Taille d'un fichier
11138 KB
Langue
allemand
Mots clés
Laterna Magica, Magic Lantern, 19.Jahrhundert, Kinderarmut, Viktorianisches Zeitalter, Frühe Medien, Medienerziehung, Lichtbildserien
Citation du texte
Angelika Brüning (Auteur), 2010, Kinderarmut in viktorianischen Lichtbildserien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189754

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