Der berühmte Satz Noelle-Neumanns „Return to the Concept of Powerful Mass Media“ stellt einen Paradigmenwechsel in der Geschichte der Medienwirkungsforschung der Kommunikationswissenschaft dar und bewegte Wissenschaftler dazu, sich intensiv mit den Annahmen und den daraus resultierenden Folgen der Theorie der Schweigespirale auseinanderzusetzen (vgl. Bonfadelli/Wirth 2005: 590). Es gibt nur wenige Theorien in der Medienwirkungsforschung, die so umstritten und stark diskutiert worden sind, wie die Theorie der Schweigespirale von Elisabeth Noelle-Neumann. Das Werk Noelle-Neumanns „Die Schweigespirale – öffentliche Meinung – unsere soziale Haut“, das in den 1970er Jahren entstand, wurde einerseits als revolutionäre Theorie der öffentlichen Meinung und andererseits als absurd bezeichnet. Mit Hilfe dieser Theorie versuchte die Wissenschaftlerin in ihren populären Publikationen öffentliche Meinung und Massenkommunikation zu assoziieren. Dabei war die Definition der öffentlichen Meinung eine wichtige Voraussetzung, um den sozialpsychologischen Prozess der Schweigespirale zu verstehen (vgl. Schenk 1987: 526). „Meinungen, Verhaltensweisen in wertgeladenen Bereichen, die man öffentlich äußern, zeigen kann, ohne Gefahr, sich zu isolieren“ (Noelle-Neumann 1989: 419) versteht Noelle-Neumann unter der öffentlichen Meinung. Hierbei wurden auch Disziplinen wie Soziologie, Politologie und andere Sozialwissenschaften in das neue Konzept mit eingebracht. Noelle-Neumann geht sowohl auf das Publikum als Rezipienten, als auch auf den Einfluss von Kommunikatoren und Medien ein und verursacht dadurch eine internationale Diskussion um die Theorie der Schweigespirale. (Vgl. Deisenberg 1986: 51ff.) In der folgenden Arbeit sollen nun die Schweigespirale, ihre empirische Überprüfung und die Kritik an ihr grundlegend erläutert werden. Hauptkern der Arbeit soll letztendlich die Klärung der Frage sein, inwieweit es sich bei der Theorie der Schweigespirale Noelle-Neumanns um eine „echte“ theoretische Fundierung handelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Schweigespirale
- Ursprung der Theorie
- Konzept
- Zentrale Annahmen
- Bedingungen
- Empirische Überprüfung
- Der „Eisenbahntest“
- Das Laborexperiment von Asch
- Kritik
- Methodische Kritik
- Theoretische Kritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Theorie der Schweigespirale von Elisabeth Noelle-Neumann und untersucht, ob sie als „echte“ theoretische Fundierung betrachtet werden kann. Es werden die Entstehung und die Kernaussagen der Theorie, ihre zentralen Annahmen und empirischen Überprüfung sowie die Kritik an der Theorie beleuchtet. Die Arbeit strebt danach, die Schweigespirale in ihrem historischen Kontext zu verorten und ihre Relevanz für die Medienwirkungsforschung zu analysieren.
- Die Entstehung der Schweigespirale im Kontext der Bundestagswahl 1976
- Die zentrale These der Theorie: Der Einfluss der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung auf die Bereitschaft, sich öffentlich zu äußern
- Die Rolle der Massenmedien in der Bildung und Verbreitung öffentlicher Meinung
- Die empirische Überprüfung der Theorie und ihre methodischen Herausforderungen
- Kritische Auseinandersetzung mit den Annahmen und Schlussfolgerungen der Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Theorie der Schweigespirale von Elisabeth Noelle-Neumann vor und skizziert ihre Relevanz für die Medienwirkungsforschung. Sie stellt die zentrale Frage, ob die Schweigespirale als „echte“ Theorie betrachtet werden kann.
- Die Schweigespirale: Die Entstehung der Theorie wird anhand der Bundestagswahl 1976 erläutert. Das Konzept der Schweigespirale und ihre zentralen Annahmen, insbesondere die Isolationsfurcht und der „quasi-statistische Sinn“, werden vorgestellt.
- Empirische Überprüfung: Die Arbeit beleuchtet die empirischen Untersuchungen zur Schweigespirale, insbesondere den „Eisenbahntest“ und das Laborexperiment von Asch. Die methodischen Herausforderungen bei der Überprüfung der Theorie werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie öffentliche Meinung, Massenmedien, Medienwirkungsforschung, Isolationsfurcht, „quasi-statistischer Sinn“, empirische Überprüfung, methodische Kritik, theoretische Kritik, „echte“ Theorie, Elisabeth Noelle-Neumann, Schweigespirale.
- Quote paper
- Juliane Rietzsch (Author), 2009, Die Schweigespirale - eine „echte“ Theorie? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189795