Pablo Nerudas "Poema 8". Eine Untersuchung der Metaphern und Lautung


Seminararbeit, 2008

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 2

2. Poema 8 aus “Los Veinte Poemas de Amor y una Canción desesperada” ... 3

3. Biographie ... 3

4. Formanalyse ... 4

5. Analyse Strophe 1 ... 5

6. Analyse Strophe 2 ... 9

7. Analyse Strophe 3 ... 13

8. Fazit ... 18

Literaturverzeichnis ... 19

1. Einleitung

“¡Metáforas, hombre!- ¿Qué son esas cosas? (…)- Para aclarártelo más o menos impreciasemente, son modos de decir una cosa comparándola con otra.”1

Das Buch “Los Veinte Poemas de amor y una canción desesperada” wurde erstmals 1924 in einer sehr geringen Auflage in Santiago de Chile gedruckt, 1961 war es von der Bestsellerliste nicht mehr wegzudenken. Es wird als Nerudas “best known and widely distributed“2 Arbeit bezeichnet, die außerdem seine „persönlichste“3, „aber auch am meisten umstrittene“4 ist. Neruda selbst wird zitiert in der Aussage, es handele sich um ein “libro doloroso y pastoril“5, das außerdem “la naturaleza arrolladora del sur de mi patria“6 thematisiere. Die Schwierigkeit bestand darin, dass sich die Gedichte stark auf die Beziehung zwischen Mann und Frau beziehen, ursprünglich sollte der Band sogar den Titel “Poemas de una Mujer y un Hombre“ tragen.7 Kritisiert wurde in erster Linie, dass Neruda nicht über „Liebe, sondern Sex“8 dichtete. Während man lange Zeit befürchtete, dass die Identität der angesprochenen Frau/en für immer unbekannt bleiben würde, geht man heute auf der Grundlage einiger Liebesbriefe Nerudas, die 1974 in Spanien veröffentlicht wurden, davon aus, dass Albertina Rosa Azócar Soto, eine Studentin aus Santiago, nicht nur die Adressatin der Briefe, sondern auch der Grund für das Verfassen der 20 Gedichte war.9

Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Gedicht “Poema 8“ aus der Gedichtreihe “Los Veinte Poemas de Amor y una Canción Desesperada“ von Pablo Neruda. Im Besonderen soll sie sich mit der Vielfalt an Metaphern beschäftigen, für die Neruda im Allgemeinen bekannt ist und die auch das vorliegende Gedicht ausmacht. Zwar erscheinen die Vergleiche und Metaphern recht einseitig, allerdings ist es durchaus faszinierend, wie Neruda es schafft, auf so unterschiedliche Weisen stets dieselbe Situation, dieselben Gefühle auszudrücken: Liebe, Sehnsucht und Verzweiflung werden auf die Natur übertragen, ohne dabei auch nur ein wenig an Bedeutung und Eindringlichkeit zu verlieren. Auch Weiblichkeit und Sexualität spielen eine wichtige Rolle. Diese Punkte werden einerseits sehr deutlich und klar, andererseits dennoch nicht obszön oder anstößig thematisiert, wobei meist keinerlei Interpretationsmöglichkeit in eine andere Richtung offen bleibt.

Weiterhin soll eine Analyse der lautlichen Ebene in Nerudas Vortrag des Gedichts vorgenommen werden, die die in der inhaltlichen Interpretation gewonnenen Erkenntnisse unterstreicht und einen Einblick in die Gedanken und Gefühle Nerudas beim Verfassen und Vortragen gewähren kann.

Außerdem werden Analyse- und Interpretationsansätze anderer Autoren einbezogen, kritisch betrachtet und als Denkanstöße verwendet.

2. Poema 8 aus “Los Veinte Poemas de Amor y una Canción desesperada”

Im Folgenden wird das Gedicht „Poema 8“ aus dem Band „Veinte Poemas de Amor y una Canción Desesperada“ analysiert.10
(zu finden in P. Neruda, Veinte poemas de amor, 17 f., Madrid: Colección Visor de Poesía, 2002)

3. Biographie

Am 12. Juli 1904 wurde Neftalí Ricardo Reyes Basoalto als Sohn eines Lokomotivführers in der Kleinstadt Parral in Südchile geboren.11 Nachdem er seine Mutter sehr früh verliert, wächst er in Temuco auf, wo er ein Gymnasium besucht und sich in seiner Freizeit bevorzugt mit indianischen Ureinwohnern umgibt. 1919 veröffentlicht er unter dem Pseudonym Pablo Neruda die ersten, damals noch heimlich verfassten Gedichte in verschiedenen Zeitschriften. Sein Künstlername erinnert an den tschechischen Dichter Jan Neruda, der durch patriotische, sozialkritische Werke im 19. Jahrhundert bekannt wurde. 1921 geht Neruda nach Santiago, wo er ein Pädagogik- und Französischstudium beginnt, an verschiedenen Zeitschriften mitarbeitet, erste Dichterlesungen hält und 1923 sein erstes Buch veröffentlicht. 1924 erscheint seine erste Gedichtsammlung „Veinte poemas de amor y una canción desesperada“, die ihm zum ersten größeren Erfolg und zu Popularität verhilft. Während seiner Arbeit als Übersetzer und Journalist veröffentlicht er weitere Kurzgeschichten und Gedichte. Ab 1927 wird er in den konsularischen Dienst berufen, heiratet 1930 die Niederländerin Maria Antonieta Haagenar und geht 1933/34 in den diplomatischen Dienst nach Madrid. Dort verfasst er zwischen 1933 und 1947 die dreibändige Gedichtsammlung „Residencia en la tierra“, in der er die zahlreichen, auf unterschiedlichsten Kontinenten neu gewonnenen Eindrücke verarbeitet. Weitere wichtige Einschnitte in Nerudas Leben sind vor Allem die Trennung von seiner ersten Frau, die Heirat mit Delia del Carril und die Ermordung des befreundeten Dichters Federico García Lorca durch Faschisten in den Anfängen des spanischen Bürgerkrieges. Im Zuge dessen wächst Nerudas politisches Interesse als Antifaschist. Zu dieser Zeit beginnt er „España en el corazón“. 1945 tritt er in die Kommunistische Partei Chiles ein, wird kommunistischer Senator, flieht vor einer Verhaftung nach Mexico und beginnt im europäischen Exil und auf zahlreichen Reisen seinen „Canto General“. Trotz seiner zwischenzeitlich unglaublich angewachsenen Berühmtheit und Bewunderung kehrt er erst 1952 nach Chile zurück, drei Jahre darauf trennt er sich auch von seiner zweiten Frau und lebt fortan mit Matilde Urrutia zusammen. Ende der 60er Jahre übersetzt er unter anderem Theaterstücke Shakespeares ins Spanische. Seine Biographie „Confieso que he vivido: Memorias“ erscheint erst posthum 1974, nachdem er zu Beginn der 70er Jahre zugunsten seines Freundes Salvador Allende auf die Kandidatur bei den chilenischen Präsidentschaftswahlen verzichtete, 1971 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde und schließlich am 23. September 1973 in einem Krankenhaus in Santiago seinem Krebsleiden erliegt. Obwohl seine Beerdigung polizeilich stark überwacht wurde, konnte ein antifaschistischer Protestmarsch nicht verhindert werden, da Neruda zeitlebens als Vorbild gegen den faschistischen Terror verehrt und bewundert wurde.

4. Formanalyse

Das achte Gedicht der 21teiligen Reihe Nerudas ist auf formaler Ebene sehr klar aufgebaut „y caracterizado fundamentalmente por la escasez de comunicación objetiva“12. Es besteht aus drei Strophen, die wiederum in je sechs Versen verfasst sind. Die Brücke “Ah Silenciosa“ wird dreimal wiederholt, immer zum Ende einer Strophe und fügt sich somit maßgebend in das System der Komposition ein13. Dieser Vers ist der einzige, der mit einem Ausrufezeichen versehen ist, während sonst, auch bei Imperativsätzen, ausschließlich Punkte gesetzt werden.

Zwar ist kein spezielles Reimschema erkennbar, allerdings fällt immer wieder, vor Allem beim Vortragen des Gedichtes, eine Tendenz zum Vokal „a“ am Ende der Worte auf, ein Großteil der Verse endet so. Auch die Silbe „osa“ taucht häufig auf. Wiederholungen von einzelnen Worten, zum Teil sogar nur wenig abgewandelter Ausdrücke, betonen einige Worte und deren inhaltliche Korrespondenz umso mehr.

Bereits bei einer ersten inhaltlichen Betrachtung erscheinen die einzelnen Strophen voneinander losgelöst zu sein, es fehlt eine narrative Linie. Auf den ersten Blick könnte man die drei Strophen fast als eigenständige Werke ansehen, die nicht auf die jeweils anderen beiden angewiesen sind, um Sinn zu ergeben. Dennoch geben unterschiedlichste sprachliche Mittel dem Gedicht als Ganzem einen Zusammenhalt, der erkennen lässt, dass im Prinzip doch alle Strophen ineinander greifen und einander immer wieder aufgreifen.

Das gesamte Werk ist gespickt mit Metaphern und Vergleichen, die sich fast ausschließlich auf die Natur beziehen.

Besondere Ortsangaben gibt es nur auf abstrakter Ebene, es wird nicht klar, wo sich der Autor aufhält, was aber für das allgemeine Verständnis ohnehin weniger wichtig ist. Es wird jemand, eindeutig eine Frau, angesprochen, Pronomen der zweiten Person Singular überwiegen, es geht nur um das lyrische Ich und die Angesprochene. Zwar wird einerseits nicht über die Frau gesprochen, andererseits wirkt alles sehr distanziert, sie ist für ihn keine wirkliche Gesprächspartnerin, sondern nur eine abwesende, unerreichbare, dennoch aber klare Gestalt. Aufgrund dieser Einseitigkeit des Sprechaktes, der nicht einmal die Vorstellung einer möglichen Antwort oder Reaktion des weiblichen Parts zulässt, scheint das Ganze mehr als nur ein Monolog zu sein, vielmehr entsteht der Eindruck, dass es sich um eine Ode an die abwesende Geliebte handelt. Mit der Temporaldeixis verhält es sich ähnlich: es lässt sich nichts Greifbares herausfinden; außer zweier Perfektformen sind alle Verben im Präsens gehalten, Zeitangaben gibt es überhaupt nicht.

Im Ganzen kann man sagen, dass ein Großteil des Verständnisses der Metaphern und Vergleiche weniger über die formale, als vielmehr über die inhaltliche Ebene entsteht und wenig auf den ersten Blick auffällt, sondern man sich definitiv näher mit dem Gedicht beschäftigen muss, um die Kernaussagen herauszufiltern.

[...]


[1] A. Skármeta, El cartero de Neruda: Dies ist ein Ausschnitt aus einem fiktiven Gespräch zwischen Mario Jiménez, einem jungem Fischer und dem Dichter Pablo Neruda. Mario nimmt eine Arbeit als Briefträger an während der er nur einem Adressaten die Post ausliefern muss. Dabei handelt es sich um Neruda, der sich zurückgezogen hat und in dieser Abgeschiedenheit eine innige Verbindung zu dem jungen Mann aufbaut, wobei beide voneinander profitieren und lernen können. Neruda, indem er die Verbindung zur realen Welt nicht verliert, und Jiménez, der durch den chilenischen Dichter an die Poesie herangeführt wird.

[2] R. De costa, The poetry of Pablo Neruda, 17

[3] Übersetzt aus ebd.

[4] Übersetzt aus ebd.

[5] J. Rovira, Para leer a Neruda, 104

[6] Ebd.

[7] Vgl R. De costa, The poetry of Pablo Neruda, 17

[8] Übersetzt aus ebd.

[9] Vgl. ebd., 27

[10] P. Neruda, Veinte poemas de amor, 17 f.

[11] Vgl. hierzu und zum Folgenden www.members.aol.com

[12] G.Morelli, Como leer veinte poemas, 87

[13] Ebd., 88

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Pablo Nerudas "Poema 8". Eine Untersuchung der Metaphern und Lautung
Hochschule
Universität zu Köln
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V190050
ISBN (eBook)
9783668191372
ISBN (Buch)
9783668191389
Dateigröße
614 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
pablo, nerudas, poema, eine, untersuchung, metaphern, lautung
Arbeit zitieren
Jennifer Peters (Autor:in), 2008, Pablo Nerudas "Poema 8". Eine Untersuchung der Metaphern und Lautung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190050

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