Hypothesen zur Wirkungsweise Mentalen Trainings


Seminar Paper, 2002

15 Pages, Grade: 1-


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung
2. Allgemeiner Teil
2.1 Begriffsabgrenzung
2.2 Definitionen des Mentalen Trainings
2.3. Grundlegende Gedanken zu den Hypothesen

3. Die kognitive Hypothese

4. Die ideomotorische Hypothese

5. Die Programmierungs-Hypothese

6. Schlußdiskussion aus neurophysiologischer Sicht mit Fokus auf die Programmierungs-Hypothese

7. Ausblick

LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Neben dem Lehren allgemeiner psychologischer Aspekte des Sports und der Forschungstätigkeit hat die Sportpsychologie besonders auch eine beratende Rolle inne. Dabei soll die Anwendung psychologischer (und medizinischer) Kenntnisse für den Sport sowohl der Leistungssteigerung als auch der Rehabilitation dienen. Doch auch für eine optimale Gestaltung des Breitensports ist die Sportpsychologie in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, wobei heute ein Schwerpunkt der sportpsychologischen Tätigkeit auf dem Gebiet der Leistungssteigerung liegt (vgl. Birbaumer et al., 1999). Im Rahmen der Sportpsychologie als anwendungsorientierte, empirische Wissenschaft ist also der praktische Nutzen von Erkenntnissen und den daraus abgeleiteten Methoden stets erforderlich. Nicht zuletzt für die Beschreibung und Erklärung sportmotorischer Lernprozesse gewinnt der Untersuchungsgegenstand des Zusammenhangs zwischen Bewegung und kognitiven Prozessen immer mehr an Bedeutung, geht es doch um die Frage, wie mentale Prozesse eine gegenständliche Bewegungshandlung beeinflussen oder diese gar strukturieren und organisieren (vgl. Munzert, 2001). Die Methode des Mentalen Trainings und der Begriff, der es umschreibt, stellen besonders im Hinblick auf den Erhalt oder die Zunahme einer Leistungsfähigkeit ein exemplarisches Untersuchungsfeld dar. So verwenden auch aktuelle Untersuchungen, beispielsweise zur Frage des Zusammenhangs zwischen den Bewegungsrepräsentationen technikprägender Merkmale und kinemetrischen Charakteristika ausgewählter sportlicher Bewegungen, theoretische Ansätze rund um Aspekte des Mentalen Trainings (Blaser et al., 1999). Derartige Studien werden am Institut für Sportwissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg auch weiterhin durchgeführt. Seine praktische Relevanz und die offensichtlich guten Möglichkeiten, sportmotorische Lernprozesse durch empirische Untersuchungen einzelner Aspekten des Mentalen Trainings zu beschreiben und zu erklären, rechtfertigen erneut die Frage nach der Wirkungsweise des Mentalen Trainings. Dies veranlasst mich daher im Rahmen dieser Arbeit, bestehende Hypothesen noch einmal grundlegend zu erläutern. Zu diesem Zwecke wird im Folgenden zunächst eine begriffliche Abgrenzung vorgenommen und das Mentale Training definiert. Über einige Grundgedanken zur den Erklärungsansätzen sollen die drei bedeutendsten Hypothesen erläutert und kurz diskutiert werden.

2. Allgemeiner Teil

2.1 Begriffsabgrenzung

Spricht man im sportwissenschaftlichen Kontext von Mentalem Training, geht es im Allgemeinen um dessen Einsatz zur Förderung von Lern,- Optimierungs- und Stabilisierungsprozessen bei sportlichen Handlungen. Bei den folgenden Betrachtungen nicht mit eingeschlossen sind zum einen solche Vorstellungsprozesse, die eine Verbesserung der allgemeinen Funktionslage des Sportlers zum Ziel haben, beispielsweise zur Förderung der innere Ruhe, Gelassenheit, Konzentrations- und Regenerationsfähigkeit. Zum anderen schließen sich solche Vorstellungsprozesse aus, die der Startvorbereitung und der unmittelbaren Handlungsplanung und –Antizipation dienen, wie auch der Motivation und Einsatzbereitschaft. Dies soll derartige Methoden nicht abwerten, jedoch führt die Verwendung des Begriffs Mentales Training in diesem Zusammenhang häufig zu einer „verwässerten“ Darstellung. Nicht selten wird Mentales Training anderen übenden Verfahren untergeordnet und oftmals nicht deutlich genug von beispielsweise Autogenem Training abgegrenzt. Auch Narciss (1993) verweist darauf, dass psychoregulative „mentale“ Trainingsverfahren von mentalen Trainingsprogrammen abzugrenzen sind. Im Blickpunkt sollen solche Programme stehen, die spezifische Bewegungsvorstellungsaufgaben einsetzen. Es fällt in manchen Bereichen auf, dass Mentales Training mit Stressabbau und Motivationstraining gleichgesetzt, oder gar als Alternative zur Schulmedizin verstanden wird. In den USA ist diese Begriffsdeutung durchaus üblich. Mag es sich auch um Einzelfälle handeln, so ist eine eindeutige begriffliche Abgrenzung des Themas angesichts der folgenden verschiedenen wissenschaftlichen Erklärungsansätze dennoch unabkömmlich.

2.2 Definition des Mentalen Trainings

In wissenschaftlichen Definitionen, zum Beispiel in einem sportwissenschaftlichen Lexikon, wird Mentales Training als „bewußtes Trainieren durch Sprechen, Denk- und Vorstellungsprozesse mit dem Ziel, zu jedem gewünschten Zeitpunkt einen den Anforderungen entsprechenden Zustand herzustellen bzw. aufrechtzuerhalten“, verstanden (Schnabel & Thiess, 1993). Zwar heißt es weiter, dass der Begriff Mentales Training psychoregulative Verfahren auch für den Sport mit einschließt, jedoch werden sie als Methodenkomplex mit spezieller Zielsetzung begrifflich herausgehoben (vgl. Schnabel & Thiess, 1993). Eine begriffliche Abgrenzung zur Vorbeugung einer „Verwässerung“ der Thematik wird also hier bereits deutlich. Ulich (1973) definiert Mentales Training als „planmäßiges, wiederholtes, bewusstes Sich-Vorstellen der zu erlernenden Fertigkeit“. Auch hier verwendet man den Begriff Mentales Training im Kontext von Lernprozessen. Nach Narciss (1993) kann Mentales Training als ein Oberbegriff für all jene Trainingsformen verstanden werden, bei denen systematisch und kontrolliert kognitive Aufgaben zu einem Bewegungsablauf bearbeitet werden, ohne dass der Bewegungsablauf gleichzeitig ausgeführt wird. Es ergeben sich als Ergänzung zum „praktischen“ Training mentale Trainingsformen, die hier nur kurz erwähnt werden sollen: Das observative Training (entspricht dem Beobachten eines anderen Sportlers), das subvokale Training (entspricht dem begrifflichen Formulieren), das verdeckte Wahrnehmungstraining (entspricht dem Beobachten in der Vorstellung) und das ideomotorische Training (entspricht dem Nachvollziehen der Übung in Gedanken).

2.3 Grundlegende Gedanken zu den Hypothesen

Die genannten Übungsformen wurden in ähnlicher Weise auch schon von Richardson (1967) als verbalizers, observers und visualizers beschrieben und machen einen ersten Grundgedanken der Hypothesen zur Wirkungsweise des Mentalen Trainings deutlich. Demnach kommt es während des mentalen Übens nie zu einer vollständigen Ausführung der Bewegung (vgl. Narciss, 1993). Ein weiterer grundlegender Gedanke besteht in der unter den Wissenschaftlern verbreiteten Meinung, dass es nicht mehr darum geht, ob Mentales Training funktioniert, sondern wie. So bewiesen beispielsweise Felz & Landers (1983), dass 1. mentales Training effektiv ist, 2. Frauen und Männer in gleichem Maße davon profitieren, 3. dass mentales Training in der jeweiligen Sportart für erfahrene Sportler effektiver ist als für unerfahrene und dass 4. mentales Training insbesondere für die kognitiven Anteile einer Bewegungsfertigkeit geeignet ist. Auf Letzteres wird man im Rahmen der so genannten Kognitiven Hypothese noch einmal stoßen. Ein dritter Gedanke wird von Heuer (1985) beschrieben: „Mentale Übung kognitiver Fertigkeiten ist eigentlich kein erstaunliches Phänomen.“ Das Kopfrechnen-Üben in der Schule kann hierfür als adäquates Beispiel gelten. Er schreibt weiterhin: „Das gleiche gilt für das physische Üben motorischer Fertigkeiten.“ Gemeint ist das bereits oben erwähnte „praktische“ Training, das trotz wachsender Rolle des mentalen Trainings stets der Hauptbestandteil einer jeden sportlichen Trainingseinheit bleiben dürfte. Heuer formuliert weiter: „Rätselhaft ist jedoch die mentale Übung motorischer Fertigkeiten.“ Wenn man also irgendwie die Wirkung des Mentalen Trainings auf eine der beiden ersten Feststellungen zurückführen könnte, dann kann das Problem der Wirkungsweise des Mentalen Trainings als gelöst gelten. Für einen letzten Grundgedanken muss die Fähigkeit des Menschen herhalten, überhaupt in der Lage zu sein, sich eine Bewegung vorzustellen. Hierzu kann man sich jedoch die Frage stellen, aus welchen Komponenten unsere Vorstellung eines Bewegungsmusters eigentlich besteht. Wiederum Heuer (1985) unterscheidet hierbei vier verschiedene Arten der internen Repräsentation von Bewegungsmustern, die im Wesentlichen aus Wahrnehmungs- und Gedächtnisinhalten bestehen: 1. die motorische Bewegungsrepräsentation, 2. die kinästhetische, 3. die räumlich-bildhafte und 4. die symbolisch-sprachliche Bewegungsrepräsentation. Diese wurden später von Wiemeyer (1994) noch ausführlicher beschrieben und erweitert, für die Diskussion von Bewegungsvorstellungen wird aber hauptsächlich auf die vier oben genannten „hypothetischen Konstrukten“ zurückgegriffen, wie sie von Narciss (1993) bezeichnet werden. Besonders für den ersten Erklärungsansatz der Wirkungsweise mentalen Trainings sind diese Konstrukte von hoher Wichtigkeit. Vereinfacht kann man sagen, dass Bewegungsvorstellungen aus der Interaktion von Situations- und Körperwahrnehmungen mit Gedächtnisprozessen entstehen.

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Details

Title
Hypothesen zur Wirkungsweise Mentalen Trainings
College
Otto-von-Guericke-University Magdeburg  (Institut für Sportwissenschaft)
Course
Proseminar Sportpsychologie
Grade
1-
Author
Year
2002
Pages
15
Catalog Number
V19019
ISBN (eBook)
9783638232463
ISBN (Book)
9783656896074
File size
489 KB
Language
German
Keywords
Hypothesen, Wirkungsweise, Mentalen, Trainings, Proseminar, Sportpsychologie
Quote paper
Christian Kuhn (Author), 2002, Hypothesen zur Wirkungsweise Mentalen Trainings, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19019

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Title: Hypothesen zur Wirkungsweise Mentalen Trainings



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