Die von Francisco de Vitoria in seinem Text „De Jure Belli“ aufgestellten Theorien und Aussagen beziehen sich ursprünglich auf die als Conquista bekannten spanischen Missionskriege im 16. Jahrhundert in Südamerika. Dass die von de Vitoria getroffenen Feststellungen diesbezüglich zutreffend sind, steht außer Frage. Spannend wäre hingegen zu sehen, ob sich seine Theorie des Völkerrechts bzw. über den gerechten Krieg auch auf andere damalige Kriege bzw. Kriegssituationen anwenden lässt.
Um eine authentische Übertragung zu gewährleisten, bedarf es eines Konflikts, welcher annähernd zur gleichen Zeit wie die Conquista stattfand. Aus diesem Grund wird die Reconquista als Betrachtungsgegenstand gewählt, da zumindest ihre Endphase dem Beginn der Conquista zeitlich gesehen unmittelbar vorausging. Weiterhin waren gegen Ende der Reconquista die ethischen und moralischen Wertvorstellungen sowie die politische Landschaft im Lebensumfeld von de Vitoria annähernd die gleichen wie zur Zeit der Conquista. Diese Tatsache ermöglicht erst eine Anwendung seiner Theorien auf den Konflikt zwischen Muslimen und Christen auf der Iberischen Halbinsel.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, Argumente für und gegen eine Einschätzung der Reconquista als gerechten Krieg aus Sicht der Christen im Rahmen von Francisco de Vitorias Bellum-Iustum-Lehre herauszuarbeiten und zu reflektieren. Weiterhin soll untersucht werden, wie de Vitorias Theorie funktioniert. Dabei steht vor allem die Frage im Mittelpunkt, ob alle oder nur einige Kriterien zur Erfüllung der Theorie notwendig sind.
In Kapitel 2 erfolgt ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Reconquista. Die Darstellungsweise wird dabei so gewählt, dass ein Bezug zu der Lehre de Vitorias möglich ist. Anschließend werden in Kapitel 3 die Ansichten und Theorien de Vitorias ausführlich dargestellt und reflektiert. Hierbei steht die Auseinandersetzung um das Recht zum Krieg und das Recht im Krieg im Mittelpunkt. Abschließend werden die gewonnen Erkenntnisse in Kapitel 4 in Bezug zur Reconquista gesetzt um diesen Konflikt entweder als gerechten oder nicht gerechtfertigten Krieg einzustufen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Reconquista
- Bellum-lustum-Lehre nach Francisco de Vitoria
- Übertragung der Bellum-lustum-Lehre auf die Reconquista
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die spanische Reconquista unter dem Aspekt des gerechten Krieges, ausgehend von Francisco de Vitorias Bellum-Iustum-Lehre. Sie untersucht die Anwendbarkeit von de Vitorias Theorie auf die historischen Umstände der Reconquista und beleuchtet die Kriterien, die für einen gerechten Krieg laut de Vitoria notwendig sind.
- Die historische Entwicklung der Reconquista
- Die Theorien Francisco de Vitorias zum gerechten Krieg (Bellum Iustum)
- Die Anwendung der Bellum-Iustum-Lehre auf die Reconquista
- Die ethischen und moralischen Implikationen der Reconquista
- Die Frage nach den notwendigen Kriterien für einen gerechten Krieg
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit vor. Sie erläutert die Relevanz der Reconquista als Untersuchungsgegenstand im Kontext der Bellum-Iustum-Lehre von Francisco de Vitoria.
- Die Reconquista: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Reconquista, wobei der Fokus auf die drei Phasen der Rückeroberung der Iberischen Halbinsel liegt. Es werden wichtige Ereignisse und die zugrundeliegenden Motivationen der christlichen und muslimischen Akteure beleuchtet.
- Bellum-lustum-Lehre nach Francisco de Vitoria: Dieses Kapitel beleuchtet detailliert die Theorien und Aussagen von Francisco de Vitoria zum gerechten Krieg, wie er sie in seinem Werk „De Jure Belli“ darlegt. Die Analyse konzentriert sich auf die rechtlichen und moralischen Aspekte des Kriegsrechts, insbesondere auf die Frage nach dem Recht zum Krieg und dem Recht im Krieg.
- Übertragung der Bellum-lustum-Lehre auf die Reconquista: In diesem Kapitel wird die Bellum-Iustum-Lehre von de Vitoria auf die Reconquista angewendet. Es werden Argumente für und gegen die Einstufung der Reconquista als gerechten Krieg aus der Perspektive der Christen im Rahmen von de Vitorias Lehre diskutiert.
Schlüsselwörter
Reconquista, Bellum Iustum, Francisco de Vitoria, Gerechter Krieg, Völkerrecht, Kriegsethik, christliche Reconquista, muslimische Eroberung, Iberische Halbinsel, Spanien, Portugal.
- Quote paper
- Simon Lutter (Author), 2012, Die Auseinandersetzungen um die spanischen Missionskriege, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190340