Mit Freuds Essay Das Unbehagen in der Kultur trat ein Ereignis zu Tage, in dem sich Kultur gewissermaßen selbst betrachtet. Nun ist dies nicht erwähnenswert, wäre die Perspektive, die eröffnet wird, nicht eine außerordentliche. Üblicherweise waren derartige Ausführungen eine philosophische Angelegenheit und mit Freud verschob sich der Fokus erheblich. Erwartungsgemäß versuchte er die Psychoanalyse auf die Kultur zu entfalten und rückte dementsprechend das Subjekt, in dem sich Kultur ja formiert, und dessen Psyche ins Zentrum der Betrachtungen. Angesichts der Unausgereiftheit der Psychoanalyse, die beständig Thesen produzierte, deren Belegung noch auf sich warten ließ, war das eine spekulative wie spannende Sache. Freud widmete sich vorrangig dem Zusammenhang von Glück und Kultur, immer im Wechselspiel mit den Lehren und Erkenntnissen der Psychoanalyse.
Die folgenden Untersuchungen wenden sich der These zu, dass Freuds Ausführungen an einem sprachlichen Problem kranken, das, in gütiger Absicht, den Erkenntnisgewinn des Gesamten kaum einschränkt. Konkret meint das die Begrifflichkeiten Trieb, Es, Ich und Über-Ich, die sich als angenehm vielseitig erweisen, jedoch nur ein beträchtlich ungenaues Verständnis von Realität vermitteln können.
Im ersten Teil der Arbeit soll der Text in seine Grundannahmen und -relationen zerlegt werden. Im zweiten soll dann nachvollzogen werden, wie Freud sein Verständnis von Kultur daraus entwickelt.
Danach wird der Versuch unternommen, Freud selbst soweit zu beleuchten, dass die Kritik, die folgt, würdigend verstanden werden kann. In dieser Kritik werden die sprachlichen Grundlagen des Textes untersucht. Ich beschränke mich bewusst auf sprachliche Unstimmigkeiten, da Freuds Werk insgesamt ein differenziertes Verständnis von der menschlichen Psyche aufweist, allerdings die Schwierigkeit birgt, dieses auch angemessen zu vermitteln. Da die umstrittenen Gedanken des Textes schon zur Genüge Kritik erfahren haben, sollen vor allem die noch immer fruchtbaren Ideen des Textes Beachtung finden und ihre sprachlichen Probleme entlarvt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Dekonstruktion – Die Grundrelationen des Textes
- Rekonstruktion – Die Entwicklung der Konzeption
- Exkurs - Ausflug in Beweggründe und Einflüsse
- Kritik Sprachkritische Betrachtung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit analysiert Freuds Essay „Das Unbehagen in der Kultur“ mit dem Schwerpunkt auf der sprachlichen Kritik seiner zentralen Begriffe. Der Fokus liegt dabei auf der Dekonstruktion der Grundrelationen des Textes, der Rekonstruktion der Konzeption der Kultur bei Freud sowie der Untersuchung der sprachlichen Unstimmigkeiten in Bezug auf die Begriffe Trieb, Es, Ich und Über-Ich. Die Arbeit strebt danach, die sprachlichen Probleme aufzuzeigen, die Freuds Ansatz zur Erklärung der Beziehung zwischen Glück und Kultur aufwerfen, ohne dabei seine insgesamt differenzierte Analyse der menschlichen Psyche zu vernachlässigen.
- Dekonstruktion von Freuds Grundannahmen und -relationen im Essay
- Rekonstruktion von Freuds Entwicklung des Kulturverständnisses
- Sprachkritische Analyse der zentralen Begriffe im Essay
- Zusammenhang zwischen Glück und Kultur in Freuds Theorie
- Die problematische Vermittlung von Freuds Gedanken durch die sprachlichen Mittel
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Essay „Das Unbehagen in der Kultur“ wird vorgestellt und es wird auf den Perspektivwechsel hingewiesen, den Freud mit seiner psychoanalytischen Betrachtung der Kultur einleitet. Die zentrale These der Arbeit, dass Freuds Ausführungen an einem sprachlichen Problem leiden, wird vorgestellt.
Dekonstruktion – Die Grundrelationen des Textes
Freud greift den Antagonismus zwischen Kultur und Natur auf und bedient sich einer hedonistischen Anthropologie, die das menschliche Streben nach Glück und die Rolle der Triebe in der Psyche betont. Die drei Instanzen des Es, Ich und Über-Ich werden eingeführt und ihre Funktionen im Bezug auf das Lustprinzip, das Moralitätsprinzip und das Realitätsprinzip erläutert.
Rekonstruktion – Die Entwicklung der Konzeption
Freuds Triebtheorie, die Lebenstrieb (Eros) und Todestrieb (Thanatos) unterscheidet, wird kurz vorgestellt. Diese wird in Bezug auf das Persönlichkeitsmodell aus Es, Ich und Über-Ich gesetzt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselbegriffe und Konzepte von Freuds „Das Unbehagen in der Kultur“, darunter Kultur, Natur, Glück, Lustprinzip, Trieb, Es, Ich, Über-Ich, Moralitätsprinzip, Realitätsprinzip, Lebenstrieb (Eros), Todestrieb (Thanatos), sprachliche Kritik, und die Dekonstruktion der sprachlichen Grundlagen des Textes.
- Quote paper
- Eric Jänicke (Author), 2010, Sprachkritische Betrachtungen von Freuds 'Das Unbehagen in der Kultur', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190417