„Kaum ein Kind kommt heute auf die Welt, ohne dass es eine mehrstufige Qualitätskontrolle durchlaufen hat. In manchen Fällen, ohne dass die Mutter davon etwas erfährt“1
In Anlehnung an dieses Zitat stellt sich die Frage, welche Rolle „Qualität“ bei der Schaffung neuer Nachfahren in unserer heutigen Gesellschaft spielt.
Wollen wir Kinder oder wollen wir Lebewesen mit einem Gütesiegel?
Die Wissenschaft macht es möglich; Durch die Legalisierung der Pränatal- Diagnostik sind werdende Mütter in der Lage zu erfahren, ob das in ihr wachsende Kind Krankheiten oder Behinderungen aufweist. Sofern dies der Fall ist, kann ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen werden, selbst wenn die Dauer der Gradivität die vorgeschriebene 12 Wochen Grenze überschreitet. In Anbetracht dieser „modernen Auslese“ lassen sich überspitzt folgende Thesen formulieren:
Wir steuern in eine Zukunft, in der die Reproduktion künstlich beeinflusst wird und alte Paradigmen gemäß der Mendelschen Gesetze erneut zu Tage treten? Es herrscht eine Implikationsbeziehung zwischen der „modernen Eugenik“ heute und der Rassenhygiene des Nationalsozialismus. Aufbauend auf dieser schwierigen, aber häufig auftretenden Debatte soll die folgende Ausarbeitung die Genese der Rassenhygiene im Nationalsozialismus darstellen. Es gilt hierbei, das Ziel der Bestrebung, ein Reich zu schaffen, in dem man den Pronatalismus unter „Gesunden“ propagierte und den Antinatalismus von „erblich Belasteten“ zu einer politischen Angelegenheit machte, zu verdeutlichen. Die Aufbereitung der geschichtlichen Eckdaten von 1920-1935 soll letztlich in die Vorstellung zweier Personen münden, deren Schicksal durch den Eingriff der Sterilisation und eines Schwangerschaftsabbruches nachhaltig begründet wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die rassenhygienische Bewegung von 1924-1933
- Die Schaffung einer rechtlichen Grauzone
- Der Preußische Gesetzentwurf 1931
- Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
- Die Institutionalisierung der Rassenhygiene
- Bürokratischer Ablauf einer Zwangssterilisation
- Beispiele
- Der Fall Erna K.
- Der Fall Luise K.
- Fazit /Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet die Entwicklung der Rassenhygiene im Nationalsozialismus, insbesondere die Genese der Zwangssterilisation. Ziel ist es, die Ideologie und die praktische Umsetzung der Rassenhygiene zu verdeutlichen und anhand von Fallbeispielen aufzuzeigen, wie diese in der Praxis funktionierte.
- Die rassenhygienische Bewegung im Kontext der Zeit
- Die Legalisierung der Zwangssterilisation und deren rechtliche Grundlagen
- Die Institutionalisierung der Rassenhygiene im Nationalsozialismus
- Die Auswirkungen der Zwangssterilisation auf einzelne Personen
- Die Bedeutung des Themas in der heutigen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext der Rassenhygiene im Nationalsozialismus vor und thematisiert die Frage nach „Qualität“ bei der Reproduktion in der heutigen Gesellschaft. Sie verweist auf die Parallelen zwischen der „modernen Eugenik“ und der Rassenhygiene des Nationalsozialismus.
Die rassenhygienische Bewegung von 1924-1933
Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und Entwicklung der rassenhygienischen Bewegung in Deutschland in den 1920er Jahren. Es beleuchtet die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen, die zur Verbreitung dieser Ideologie beitrugen, sowie die zentralen Akteure und ihre Ziele.
Die Schaffung einer rechtlichen Grauzone
Dieser Abschnitt analysiert die rechtliche Grundlage für die Rassenhygiene in der Weimarer Republik. Es werden die rechtlichen Vorgaben, die bis dahin die Sterilisation regulierten, dargestellt und die Diskussionen um eine rechtliche Regulierung der Sterilisation beleuchtet.
Der Preußische Gesetzentwurf 1931
Dieses Kapitel schildert die Entstehung des ersten Gesetzesentwurfs zur Sterilisation in Preußen. Der Entwurf beinhaltete die Sterilisation von Menschen mit „erbbedingten körperlichen oder geistigen Schäden“ und zielte auf die „Reinigung der Rasse“ und die „Gesundung des Volkskörpers“.
Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
Dieser Abschnitt beleuchtet die Einführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses im Nationalsozialismus und seine Umsetzung in der Praxis. Es werden die Inhalte des Gesetzes und die Rolle der NSDAP bei dessen Durchsetzung dargestellt.
Schlüsselwörter
Zwangssterilisation, Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Eugenik, Pränataldiagnostik, Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, „Gesundung des Volkskörpers“, „Reinigung der Rasse“, Fritz Lenz, Alfred Ploetz, Wilhelm Stuwe.
- Quote paper
- Franziska Müller (Author), 2010, Zwangssterilisation im dritten Reich - eine Darstellung anhand nationaler Reglementierung und regionalen Fallbeispielen sowie der aktuellen Wiederkehr vergangener Paradigmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190481