Schon allein der Begriff des „Absolutismus“ ist in der Geschichtsforschung ein streitbarer Begriff. Der „Aufgeklärte Absolutismus’ ist demnach ein Begriffspaar, an dem sich so mancher Historiker stößt. Doch inwiefern ist der „Aufgeklärte Absolutismus“ für die Herrschaftsform des 17. Und 18. Jahrhunderts eine zutreffende Begrifflichkeit, inwiefern überschneiden sich fürstliche Darstellungsansprüche, monarchische Idealvorstellungen und tatsächliche Umsetzung aufklärerischer Vorhaben im enggesteckten Rahmen absolutistischer Politik?
Zunächst sollte eine allzu moderne Interpretation des „Aufgeklärten Absolutismus“ verworfen werden und zugunsten einer zeitgenössischen ersetzt werden. So bedeutete der Begriff nämlich nichts anderes als den Ausbau des monarchischen Herrschaftssystems, „dem die Aufklärung als stabilisierende Ideologie diente.“ Folglich habe eine freiwillige Beschränkung der fürstlichen Machtsphäre nie stattgefunden, sondern sei lediglich zwangsläufig aus der staatlichen Umstrukturierung hervorgegangen. Die Bemühungen um soziale Disziplinierung der Bevölkerung zum Ausbau monarchischer Strukturen seien der Punkt, an dem sich Absolutismus und Aufklärung überschneiden würden.
Inhaltsverzeichnis
- Der „Aufgeklärte Absolutismus“ am Beispiel Brandenburg-Preußens: Bloßes Konstrukt oder treffendes Etikett seiner Zeit?
- Das Fürstenselbstverständnis des 17. und 18. Jahrhunderts
- Kritische Betrachtung des „Absolutismus“ im Kontext der Stände
- Aufklärung und Absolutismus im Verbund: Zentralisierungsprozesse und Rationalisierung
- Friedrich II. und das aufgeklärte Fürstenbild: Vom gottgewollten Alleinherrscher zum „primes inter pares“
- Die „gute Regentschaft“ Friedrichs II.: Ein aufgeklärtes Konzept mit pragmatischen Zielen
- Friedrich II.: Aufklärer und Monarch - die Widersprüchlichkeit des „Aufgeklärten Absolutismus“
- Die Bedeutung von Begriffen und ihre Grenzen: Eine Reflexion über den „Aufgeklärten Absolutismus“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert die Verwendung des Begriffs „Aufgeklärter Absolutismus“ im Kontext der preußischen Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Regierungszeit Friedrichs II. Der Essay untersucht die Verbindung von absolutistischer Macht und aufklärerischen Idealen und hinterfragt die Übereinstimmung zwischen dem Anspruch auf aufgeklärte Herrschaft und der tatsächlichen Umsetzung.
- Die Entwicklung des Fürstenselbstverständnisses im 17. und 18. Jahrhundert
- Die Rolle der Stände im absolutistischen Staatsgefüge und ihre Auswirkungen auf die Machtausübung des Monarchen
- Der Einfluss der Aufklärung auf die Zentralisierung und Rationalisierung absolutistischer Herrschaftsstrukturen
- Friedrichs II. Veränderung des Fürstenbilds vom gottgewollten Alleinherrscher zum „primes inter pares“
- Die Grenzen und Widersprüche des „Aufgeklärten Absolutismus“: Eine kritische Analyse der Reformen Friedrichs II. und ihrer Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Essay beginnt mit einer Analyse der Verwendung des Begriffs „Absolutismus“ in der Geschichtsforschung. Er verdeutlicht, dass der „Aufgeklärte Absolutismus“ ein umstrittener Begriff ist, der die Verbindung von monarchischer Macht und aufklärerischen Idealen beleuchtet.
- Im zweiten Abschnitt wird die Ideologie des Fürstenselbstverständnisses im 17. und 18. Jahrhundert untersucht. Der Monarch sah sich als uneingeschränkter Alleinherrscher, dessen Macht von Gott gewollt war. Diese Ideologie war aber im Hinblick auf die praktische Machtausübung problematisch, da ein Monarch allein nicht die gesamte Macht ausüben konnte.
- Der dritte Abschnitt befasst sich mit den Ständen als bedeutender Machtfaktor im „absolutistischen“ Staat. Die Stände finanzierten den Staatshaushalt, besetzten wichtige Ämter und stellten den militärischen Stab. Diese Machtposition wirft die Frage auf, inwieweit ein Monarch wirklich absolutistisch sein konnte und ohne die Stände regierungsfähig gewesen wäre.
- Der vierte Abschnitt beleuchtet die Verflechtung von Aufklärung und Absolutismus. Die Aufklärung hatte einen Einfluss auf die Zentralisierungsprozesse und die Rationalisierung der staatlichen Verwaltung. Durch die Rationalisierung des Staatswesens und die Entmachtung der Stände sollte das Bewusstsein der Bevölkerung auf den Monarchen gelenkt werden.
- Der fünfte Abschnitt analysiert das Fürstenbild Friedrichs II., welches sich vom gottgewollten Alleinherrscher zum „primes inter pares“ wandelte. Friedrich II. inszenierte sich als Monarch, der sich die Liebe des Volkes durch „gute Regentschaft“ verdienen musste. Diese Inszenierung sollte das Volk an die Monarchie binden und gleichzeitig die Macht der Stände schwächen.
- Im sechsten Abschnitt wird die kritische Analyse der Reformen Friedrichs II. aus einer aufklärerischen Perspektive fortgesetzt. Der Essay beleuchtet die pragmatischen Ziele Friedrichs II., die nicht nur das Wohl des Volkes, sondern auch die Stärkung des Absolutismus im Blick hatten.
- Der siebte Abschnitt setzt sich mit der widersprüchlichen Rolle Friedrichs II. als Aufklärer und Monarch auseinander. Er stellt die Frage, inwieweit der „Aufgeklärte Absolutismus“ tatsächlich eine authentische Verbindung von aufgeklärten Ideen und absolutistischer Macht darstellt.
Schlüsselwörter
Der Essay befasst sich mit den Begriffen „Absolutismus“, „Aufgeklärter Absolutismus“, „Fürstenselbstverständnis“, „Stände“, „Zentralisierung“, „Rationalisierung“, „Friedrich II.“, „Preußen“, „aufgeklärte Herrschaft“, „gute Regentschaft“ und „Begriffe als Konstrukte“. Er analysiert das Verhältnis zwischen absolutistischer Macht und aufklärerischen Ideen und untersucht die Auswirkungen der Aufklärung auf die Herrschaftsform des Absolutismus.
- Arbeit zitieren
- Julia Neubert (Autor:in), 2010, Diskussion des Begriffs 'Aufgeklärter Absolutismus', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190784