Einleitung
„Jede Darstellung der Ehe hat es ja mit zwei Partnern zu tun, einem männlichen und einem weiblichen, deren Gemeinschaft bedingt ist durch den sich ergänzenden Gegensatz des Geschlechts.“ (Rey 1968 nach Heizmann 2006)
Auch Arthur Schnitzler beschreibt in seiner „Traumnovelle“ aus dem Jahr 1925 eine Ehegemeinschaft, die von erotischen Wünschen und Abenteuern von Mann und Frau geprägt ist. Die Protagonisten Fridolin und Albertine, gefangen in den Vorstellungen der Ehe und des Familienlebens der damaligen Zeit, haben individuelle Bedürfnisse und Wünsche, werden aber teilweise von den damals geltenden Moralvorstellungen eingeschränkt. Im Verlauf der Novelle werden sie verschiedenen erotischen Abenteuern ausgesetzt, die das Eheleben und die Beziehung der beiden auf die Probe stellen und mit den eben genannten Rahmenbedingungen der damaligen Zeit aneinander geraten. Durch Schuldgefühle und das Leiden unter der Situation der belasteten Ehe kommt es schließlich zur Kommunikation. Nur diese ermöglicht es, die Wünsche mitzuteilen und die Abenteuer des Anderen zu verarbeiten und zu verzeihen (vgl. Rey 1968 zitiert nach Heizmann 2006).
Im Folgenden soll zunächst der Frage nachgegangen werden, welche Rolle die beiden Geschlechter in dieser Situation einnehmen und wie sie mit den individuellen Phantasien des Partners umgehen. Dies wird in methodischer Hinsicht mithilfe der Gender-Studien geschehen, welche Geschlechterverhältnisse in vielen wissenschaftlichen Bereichen untersuchen. Der historische Zusammenhang soll zeigen, ob Arthur Schnitzler in der „Traumnovelle“ seine Charaktere bezogen auf ihre Geschlechterrollen zeittypisch wählt.
Des Weiteren bietet sich an, diese Aspekte mit der Erzähltheorie zu verknüpfen. In erzähltextanalytischer Hinsicht gibt es mehrere Kategorien, die in Verbindung mit Gender-Studien untersucht werden können. Einige dieser Kategorien werden im Folgenden vorgestellt, wobei hauptsächlich die Raumgestaltung in Bezug auf die Geschlechterrollen auf Schnitzlers Werk übertragen wird.
Anhand dieser Ansätze soll letztendlich herausgefunden werden, wie Albertine und Fridolin sich in verschiedenen Situationen und Räumen verhalten und ob sie hierbei typische Rollenmuster einnehmen oder daraus ausbrechen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung der Gender-Studien und ihre Analysekategorien
- Familie und Frauenemanzipation um 1900
- Gender-orientierte Analyse von Arthur Schnitzlers Traumnovelle
- Geschlechterrollen in Fridolins und Albertines Ehe
- Raumgestaltung in der Novelle in Bezug auf die Geschlechterdarstellung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung der Ehe in Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ aus einer gender-orientierten Perspektive. Die Analyse untersucht die Geschlechterrollen der Protagonisten Fridolin und Albertine im Kontext der gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen um 1900. Dabei wird der Fokus auf die Rolle des Raumes in der Darstellung der Geschlechterverhältnisse gelegt.
- Die Entwicklung der Gender-Studien und ihrer Analysekategorien
- Die Darstellung von Geschlechterrollen in der „Traumnovelle“
- Die Bedeutung der Raumgestaltung für die Geschlechterverhältnisse
- Die Auswirkungen gesellschaftlicher Normen auf die Beziehung der Protagonisten
- Die Rolle von Träumen und Phantasien in der Darstellung der Ehe
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der Ehe und der Geschlechterrollen in Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ ein und erläutert die methodischen Ansätze der Analyse.
- Das zweite Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Gender-Studien und ihren wichtigsten Kategorien. Es werden verschiedene Ansätze der gender-orientierten Erzähltextanalyse vorgestellt, die für die Analyse der „Traumnovelle“ relevant sind.
- Das dritte Kapitel analysiert die Geschlechterrollen in Fridolins und Albertines Ehe. Es untersucht die Handlung der Novelle im Hinblick auf die Erwartungen und Rollenbilder der damaligen Zeit.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit der Raumgestaltung in der „Traumnovelle“ und ihrer Bedeutung für die Darstellung der Geschlechterverhältnisse. Es werden verschiedene Orte und Räume analysiert und ihre Rolle in der Gestaltung der Beziehung der Protagonisten untersucht.
Schlüsselwörter
Gender-Studien, Erzähltextanalyse, Geschlechterrollen, Raumgestaltung, „Traumnovelle“, Arthur Schnitzler, Ehe, Familie, Emanzipation, 1900, Moralvorstellungen, Traum, Phantasie,
- Arbeit zitieren
- Katharina Kühn (Autor:in), 2009, Die Raumgestaltung in Bezug auf die Geschlechterrollen in Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190812