Bei allen politischen und ökonomischen Diskussionen über das Gesundheitswesen und dessen Reformbedürftigkeit geraten immer wieder auch die Krankenversicherungen in den Fokus. Vor allem die problematische Einnahmen- und Ausgabenentwicklung der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland und die Frage, wie dort mehr Wettbewerb geschaffen werden kann, ist stets ein aktuelles Thema. Den Krankenversicherungen kommt im Gesundheitswesen allgemein eine sehr große Bedeutung zu, zum einen aufgrund des hohen Anteils der Krankenversicherungen bei der Finanzierung von Gesundheitsleistungen, zum anderen erfüllen sie, wie alle Versicherungen, wichtige volkswirtschaftliche Funktionen, wie z. B. eine verbesserte Risikoallokation und die Entlastung des Staates. Die Existenz von Versicherungen führt insgesamt zu (mehr) wirtschaftlicher Effizienz und Wohlfahrt der Volkswirtschaft.
Wenn die einzelnen Akteure auf dem Krankenversicherungsmarkt zusammenkommen, vereinfacht gesagt also die Anbieter und Nachfrager von Krankenversicherungsverträgen, so können bestimmte Strukturen (Unsicherheit, Informationsasymmetrien) oder bestimmtes Verhalten (Opportunismus) dazu führen, dass der Markt nicht automatisch die optimale Allokation zu Stande bringt. Dieses (allokative)
Marktversagen kann wiederum bedeutende Probleme wie zu hohe Prämien,
Insolvenzen von Versicherungsunternehmen und damit eine zu hohe Belastung des Sozialstaats oder unzureichenden Versicherungsschutz für die Individuen in der Gesellschaft nach sich ziehen. In der Realität wird somit beobachtet, dass Krankenversicherungsmärkte häufig in irgendeiner Form einer staatlichen Regulierung
unterliegen, in Deutschland zeigt sich dies vor allem im System der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Ob und ggf. warum in manchen Fällen Marktversagen auf Krankenversicherungsmärkten vorliegt, soll zunächst im Rahmen einer theoretischen Analyse geklärt werden. Dabei soll diese jeweils getrennt von den einzelnen Fällen des Marktversagens erfolgen und sich nur auf die Beziehung zwischen Patienten und Krankenversicherungen beschränken.
Im Anschluss an die theoretische Analyse sollen mögliche wirtschaftspolitische Lösungsansätze und die Rolle des Staates diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Analyse des Marktversagens auf Krankenversicherungsmärkten
- Trittbrettfahrerverhalten
- Informationsasymmetrien vor Vertragsabschluss
- Adverse Selektion: Das Grundproblem
- Analyse möglicher Gleichgewichte
- Referenzsituation: Symmetrische Informationsverteilung
- Asymmetrische Informationsverteilung
- Informationsasymmetrien nach Vertragsabschluss
- Moral Hazard: Das Grundproblem
- Ex ante Moral Hazard
- ExpostMora1 Hazard
- Wirtschaftspolitische Implikationen
- Marktversagen als Rechtfertigung fiir wirtschaftspolitische Eingriffe „
- Lösung des Trittbrettfahrerproblems
- Lösung des Problems der adversen Selektion
- Lösung des Moral-Hazard-Pr0blems
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Symbolverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der theoretischen Analyse von Marktversagen auf Krankenversicherungsmärkten. Sie untersucht die Ursachen und Auswirkungen von Marktversagen, insbesondere in Bezug auf Trittbrettfahrerverhalten, adverse Selektion und Moral Hazard. Die Arbeit analysiert die Funktionsweise dieser Marktversagen anhand von Modellen und beleuchtet die wirtschaftspolitischen Implikationen, insbesondere die Rolle des Staates bei der Regulierung von Krankenversicherungsmärkten.
- Trittbrettfahrerverhalten im Kontext der Krankenversicherung
- Adverse Selektion auf Krankenversicherungsmärkten
- Moral Hazard und seine Auswirkungen auf das Gesundheitswesen
- Wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Korrektur von Marktversagen
- Die Rolle des Staates bei der Regulierung von Krankenversicherungsmärkten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz von Krankenversicherungen im Gesundheitswesen heraus und skizziert die Problematik von Marktversagen auf diesen Märkten. Sie beleuchtet die Bedeutung von staatlicher Regulierung und die Zielsetzung der Arbeit.
Das zweite Kapitel widmet sich der theoretischen Analyse von Marktversagen auf Krankenversicherungsmärkten. Es behandelt zunächst das Trittbrettfahrerverhalten, das durch die Existenz eines Systems der sozialen Fürsorge entsteht. Das Individuum hat keinen Anreiz, sich zu versichern, wenn es weiß, dass es im Schadensfall durch den Staat unterstützt wird. Die Analyse zeigt, dass die Existenz des Systems der sozialen Fürsorge zu Ineffizienzen und einer Überlastung des Sozialstaates führen kann.
Im Anschluss wird das Problem der Informationsasymmetrien vor Vertragsabschluss, die zu adverser Selektion führen, behandelt. Die Versicherungen können die individuellen Schadenswahrscheinlichkeiten nicht beobachten und müssen daher eine durchschnittliche Prämie für alle Individuen kalkulieren. Dies führt dazu, dass sich die „guten" Risiken aus dem Markt zurückziehen, wodurch sich die durchschnittliche Schadenswahrscheinlichkeit in der Population erhöht und die Prämien steigen. Die Analyse zeigt, dass ein stabiles Gleichgewicht auf dem Krankenversicherungsmarkt bei asymmetrischer Informationsverteilung nur schwer zu erreichen ist.
Das dritte Kapitel behandelt Informationsasymmetrien nach Vertragsabschluss, die zu Moral Hazard führen. Der Versicherungsnehmer kann sein Verhalten ändern, ohne dass dies für den Versicherer beobachtbar ist. Dies kann zu einer höheren Schadenswahrscheinlichkeit und einer suboptimalen Allokation führen. Die Analyse unterscheidet zwischen ex ante und ex post Moral Hazard und zeigt, dass die Versicherungen Anreizkompatibilitäten schaffen müssen, um die Auswirkungen von Moral Hazard zu minimieren.
Das vierte Kapitel diskutiert die wirtschaftspolitischen Implikationen von Marktversagen auf Krankenversicherungsmärkten. Es wird die Rolle des Staates bei der Korrektur von Marktversagen beleuchtet. Die Analyse zeigt, dass staatliche Eingriffe, wie z. B. die Einführung einer Versicherungspflicht oder die Schaffung eines Risikoausgleichsfonds, eine Pareto-Verbesserung herbeiführen können. Die Arbeit diskutiert verschiedene Regulierungsansätze und die Bedeutung von minimalinvasiven Eingriffen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Marktversagen, Krankenversicherungsmärkte, Trittbrettfahrerverhalten, adverse Selektion, Moral Hazard, Informationsasymmetrien, wirtschaftspolitische Implikationen, staatliche Regulierung, Pareto-Verbesserung, Risikoallokation, Gesundheitswesen, Sozialstaat, Versicherungspflicht, Risikoausgleichsfonds.
- Quote paper
- Viktoria Sass (Author), 2009, Marktversagen auf Krankenversicherungsmärkten: Theoretische Analyse und wirtschaftspolitische Implikationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191000