Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Third man: Are you familiar with the so-called "X-Files?" - SCULLY: I believe they have to do with unexplained phenomena
2.1 Fakten über “X Files”
2.2 Plot
3. SCULLY: Do you have a theory?- MULDER: I have plenty of theories. - Narrative Strukturen
3.1 Genrehybridisierung
3.2. Motive
3.3 Visuelle Inszenierung
4. THIRD MAN: Are you familiar with an agent named Fox Mulder? - SCULLY: Yes, I am.- Protagonisten
5. MULDER: Were you able to arrange an examination facility? - Interpretation und Deutung
5.1 Kulturhistorische Situierung
5.2 Subtexte
5.3 Donna Harraways Cyborg-Metaphorik
5.4 Dekonstruktion des „male gaze“
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Das Bedürfnis nach einem medialen Text,1 welches in sich die Skepsis und Misstrauen des Volkes gegenüber seiner Regierung, der „populistischen Paranoia“2, visuell aufnimmt, hat Chris Carter 1992 mit Hilfe des US-Senders FOX aufgegriffen und verarbeitet. Die resultierende Serie oszilliert in ihrem Wesen zwischen politischen Verschwörungen, metaphysischen Elementen und kriminellen Motiven, und wirkt als eine Projektion jener gesellschaftlichen Unruhen der 90-ger. Sie durchbricht die Grenze zwischen Vernunft und Glauben.
Diese, vor Ihnen liegende Studienarbeit, beschäftigt sich mit der Serie „X- Files“, die im Rahmen des Seminars am 8. Juni 2010 ausführlich besprochen wurde. Um mich nicht in repetetiven Aussagen zu verirren, sei an dieser Stelle die Knappheit der verschrifteten Serienanalyse gerechtfertigt.
Bei der Analyse dieses medialen Textes beabsichtige ich, mich an der dreigliedrigen Struktur des Referates zu orientieren. Die Studienarbeit wird die gemachten Aussagen theoretisch belegen, in dem hier die Serie dank den Arbeiten Donna Harraways und Laura Mulveys neu beleuchtet wird. Hinzufügen ist noch Folgendes: der Ausgangspunkt für die Analysen werden die beiden FBI- Agenten Mulder und Scully sein, die Nachfolger dieser zwei Hauptdarstelle Doggett und Reyes werden ausgelassen, da der Austausch der Schauspieler eine implizite Änderung des Charakters der Serie bewirkte.3
2. Third man: Are you familiar with the so-called "X-Files?" - SCULLY: I believe they have to do with unexplained phenomena.
2.1 Fakten über “X Files”
Der erlangte Kultstatus der Serie „X-Files“( dt. „Akte X“) wird suggeriert durch den nicht zu übersehbaren Erfolg während der neunjährigen Sendezeit: 202 Folgen, zwei Kinofilme, zahlreiche Webforen sowie andere Merchandising-Produkte. Als Regisseure fungieren (zum Größten Teil der Erfinder dieses seriellen Konzeptes) Chris Carter, Frank Spotnitz sowie Kim Manners. Der Sender FOX suchte im Jahr 1992 ein neues Konzept als Füllung der einstündige Abendsendung. Da zu dieser Zeit der Bedarf an Comedy-Sendungen befriedigt war (Soaps und Sitcoms sind bereits in das US-Fernsehen etabliert), war die Grundbedingung neuen anspruchsvollen Standards zu kreieren - „Akte X“ verneint jede Einfachheit des Betrachtens und fordert den Zuschauer zur Kritik auf.
Das Format der Serie sind einzelne, oft in sich abgeschlossen Folgen (je ca. 45 min.).
Allerdings werden auch manchmal Doppelfolgen eingesetzt, insbesondere während des Staffelwechsels (z.B. Anasazi (St.2/Folge25)/ The Blessing Way (St.3/Folge 1). Dieser Wechsel zwischen den Fortsetzungsfolgen, die den Mainplot - Alienverschwörung - aufgreifen und unabhängigen Episoden, ermöglicht es den Produzenten das treue Publikum auf Spannung zu halten sowie stets neue interessierte Zuschauer zu begrüßen.4
„X-Files“ erlebt die Deutschlandprämiere auf Pro Sieben im Jahr 1993, weitere Länder folgen. Dank der Datenerhebung lässt sich das Publikum für den Raum der BRD der Serie folglich charakterisieren (Abb. 1, 2, 3): die Beliebtheit der Serie hielt lange Zeit hohe Einschaltquoten (1996- 21,5%/ 2002 - 8,5%)5. Der potentielle „Akte-X“ Zuschauer ist sowohl männlich (1996- Männer 14-49 haben ein Anteil von 24,3) als auch weiblich (1996-Frauen14-49 haben ein Anteil von 21,3); Er ist jugendlich (zw. 14- 29 Jahren) bis erwachsen (zw. 14-39) sowie gut gebildet (1996- 14,8% Marktanteil Zuschauer mit Abitur/Studium). Mit auf eine solche Art definierte Zielgruppe wollen die Regisseure eindeutig, die Menschen ansprechen, die sich fähig sehen selbstständig über den Inhalt zu reflektieren.
Die Serie hat an ihrer Spannung verloren, als die Hauptdarsteller Mulder und Scully, ein eingespieltes FBI Duo, ersetzt werden müssten durch die nächste Generation Dogett und Reyes (ab 6. Staffel). Das „Ying-Yang“ Konzept (Abb. 4), der sich gegenseitig ergänzenden Teile, wurde schlecht in das Erzählmuster eingeflochten. Hinzu kam noch die sinkende Qualität der Drehbücher, nach sieben Jahren des Weiter-Erfindens, wirkten die Drehbücher grob und gezwungen.
Insgesamt verdanken wir der Serie eine Welle, der paranormalen Erscheinungen, die sich in mehr als 60 Länder behaupten konnte. Gekrönt wurde dieser Popularitätsstatus durch zahlreiche Auszeichnungen. Unter anderem, zweimal in Folge ging der Golden Globe Award 1997/1998 für die „Best Dramatic Series“ an Akte X. In England bekam Akte X den BRITISH ACADEMY OF FILM AND TELEVISION ARTS AWARD im Jahr 1996.6
2.2 Plot
Im Rahmen eines Sonderbereiches der FBI- Welt - der Abteilung für paranormale Erscheinungen - ermitteln Fox Mulder und Dana Scully, die ungelösten Fälle des FBIs, in denen sich übernatürliche Mächte artikulieren. Auf ihrem Weg werden die beiden von den höheren Mächten der US- Hierarchie behindert. Die Begegnung mit dem nicht Erklärbaren lässt Mulder oft den Realitätsbezug verlieren, der dann wieder durch seine Partnerin Scully hergestellt wird, so fungiert das Duo sich gegenseitig ergänzend, der Wahrheit dicht auf der Spur. Sie stets als die harte Vernünftige; Er als die phantasierende Dimension des Unmöglichen.7
3. SCULLY: Do you have a theory?- MULDER: I have plenty of theories. - Narrative Strukturen
3.1 Genrehybridisierung
Der in „Akte X“ demonstrierte hochgradige Genremix, eine Eigenschaft der postmodernen Medienästhetik8, eignet sich unterschiedlichste Formate der existierenden Genres an. Vor dem Hintergrund der performativen Hinterfragung der tradierten Genre-Kodes lässt sich der lange Erfolg erklären. Episodenlange Ausflüge in die Welt des Okkultischen, der Phantasie und Horrormotive (Hungry St. 7/Folge1, Blood St.2/Folge3 etc.) visualisieren die paranormalen Ereignisse in einer für uns klassischen Weise des Spielfilmes. Die Tatsache, dass die Protagonisten FBI Agenten sind, impliziert ein Kriminalgenre sowie die politischen Verschwörungsaspekte. Eigenschaften des
Action-Anteil und Science-Ficiton- Merkmale (Thematisierung außerirdishen Lebens) verleihen „Akte-X“ weitere Note der Vielschichtigkeit. Einige Metafolge ( Jose Chung's 'From Outer Space' St.3/Folge 20; Hollywood A.D. St.7/Folge 19) spielen mit der Wahrnehmung an sich, sodass der selbstreflexive Charakter der Serie in den Fokus rückt. Gattungsbezogen oszilliert „Akte X“ stets zwischen der realistisch-möglichen Lösung, die natürliche Wege aufweist, und den übernatürlichen Ausweg, der die Dimension des Paranormalen wiederspeigelt. sodass der Zuschauer für sich den richtigen Glaubensweg finden muss.
3.2. Motive
Die Handlung etabliert im Verlauf der Serie ihr eigenes Zeichensystem durch Einführung eigener Leitmotive (schwarzes Öl, Krebs, Lichtstrahlen). Zahlreiche christliche Motive verleihen der Serie einen religiösen Aspekt. So deutet die eigentlich unmögliche Schwangerschaft Scullys (Staffel 8), da sie nach der Alien-Entführung keine Gebärmutter mehr besitzt, und der Verlauf der Geburt an sich(Existence St.8/Folge 21) auf die postmoderne Weihnachtsgeschichte hin. Mulder und Scully werden zu einer „Allegorie der Heiligen Familie“9. Die Verschwörung sowie die Entführung als Motive durchziehen die Serie. In einer hierarchischen Ordnung wird hier die Intransparenz der Regierung kritisiert, sowie die Furcht vor einer Schattenregierung offenbart.
[...]
1 Akte X Season 9, The Truth (Folge 19,) Min. 57:02, DVD (Twentieth Century Fox Home Entert, 2008).
2 Kellner, Douglas: Verschwörung und Akte X. Eine diagnostische Kritik, in: Rainer Winter (Hrsg.): Medienkultur, Kritik und Demokratie, Köln 2005, S. 232f.
3 Akte X, Pilot: The X-Files, Staffel 1/Folge 1, DVD (Twentieth Century Fox), USA 1993, 4:45 min.
4 Wiemker, Markus: Trust no realty, Eine soziologische Analyse der X-Files, Berlin 1998, S.12.
5 Vgl. Tabelle1,2,3 im Anhang (Quelle: Feise, Patricia: Science-Sex-Gender in der Fernsehserie „Akte X“, Berlin 2005, S. 86f./ 212 ff.)
6 Kleinhenz, Michael: Preise und Auszeichnungen, in URL: http://www.x-faq.de/0400.html, [Stand 08.07.2010].
7 Akte X, Pilot: The X-Files, Staffel 1/Folge 1, DVD (Twentieth Century Fox), USA 1993, 7:50 min.
8 Vgl. Kellner, Douglas: Verschwörung und Akte X. Eine diagnostische Kritik, in: Rainer Winter (Hrsg.): Medienkultur, Kritik und Demokratie, Köln 2005, S. 233ff.
9 Feise, Patricia: Science-Sex-Gender in der Fernsehserie „Akte X“, Berlin 2005, S. 135f.