„Dass nun der Gesetzgeber sich ganz besonders mit der Erziehung der jungen Leute zu befassen hat, dürfte wohl keiner bestreiten. Sollte es nämlich in den Staaten nicht dazu kommen, so bedeutet dies für die Verfassungen einen Schaden. Denn man sollte die Erziehung mit Rücksicht auf die jeweilige Staatsverfassung anlegen.“
Aus Aristoteles‘ Zitat geht hervor, für wie wichtig er es erachtet, dass sich der Gesetzgeber einer Polis um die Erziehung der jungen Menschen kümmert. Die Erziehung soll seiner Ansicht nach öffentlich geregelt werden, damit die Poleis keinen Schaden davon tragen. Außerdem soll das Erziehungssystem an die jeweilige Verfassung angepasst sein. Es wird deutlich, dass Erziehung schon im antiken Griechenland sehr wichtig war. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass antike Gesellschaften junge Gesellschaften waren, weil die Geburtsrate sehr hoch war. Außerdem diente sie der sozialen Stabilität (eunomía).
Aus der Bedeutung, die Erziehung schon in der Antike hatte, ergibt sich der Anreiz für diese Arbeit. Ganz besonders interessant erscheint die Erziehung in der Polis Sparta, die, wie Aristoteles fordert, ihr Erziehungssystem nach der eigenen Staatsverfassung eingerichtet hat. Sparta, ursprünglich Lakedaimon genannt, entstand im 10. Jh. v. Chr. Schon in dieser Zeit soll der sagenumwobene Lykurg, Gesetzgeber und Staatsmann der Spartaner, Gesetze über das Zusammenleben der Einwanderer und Einheimischen erlassen haben. So wurde auch die Erziehung schon früh gesetzlich geregelt. Einzelne Familien des frühen Spartas bildeten Kleingesellschaften, von denen zwei Adelsgeschlechter an Einfluss gewannen und mit der Zeit das spartanische Doppelkönigtum inne hatten. Da aber auch die Ephoren, die höchsten Beamten in Sparta, viel Einfluss hatten, spricht man hier nicht von einer Monarchie, sondern von einer Oligarchie. Sparta konnte seine Macht bis Südlakonien ausweiten, weshalb es im 8. und 7. Jh. v. Chr. in Konflikt mit messenischen Aristokraten geriet, was im Ersten Messenischen Krieg mündete.
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- 1.1 Fragestellung im historischen Kontext
- 1.2 Begriffserklärung
- 1.3 Quellenlage und Forschungsstand
- II Die Agogé
- 2.1 Theoretische Erziehungsziele und Lehrinhalte
- 2.2 Erziehungspraxis anhand ausgewählter Beispiele
- 2.2.1 Phiditien
- 2.2.2 Mädchenerziehung
- 2.2.3 Päderastie
- III Auswirkungen der Agogé auf die Familie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung der Agogé, des spartanischen Erziehungssystems, für die spartanische Familie in klassischer Zeit. Sie analysiert die Auswirkungen der öffentlichen Erziehung auf die familiäre Sphäre und beleuchtet die Rolle der Familie im Kontext der spartanischen Staatsordnung.
- Die Agogé als zentrales Element der spartanischen Staatsordnung
- Die theoretischen Erziehungsziele und Lehrinhalte der Agogé
- Die Erziehungspraxis in der Agogé anhand ausgewählter Beispiele
- Die Auswirkungen der Agogé auf die Rolle und Bedeutung der spartanischen Familie
- Die Bedeutung der Agogé für die Aufrechterhaltung der spartanischen Gesellschaftsordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Fragestellung im historischen Kontext, definiert den Begriff der Agogé und beleuchtet die Quellenlage sowie den Forschungsstand zum Thema.
Das zweite Kapitel widmet sich der Agogé. Es behandelt die theoretischen Erziehungsziele und Lehrinhalte des spartanischen Erziehungssystems, analysiert die Erziehungspraxis anhand ausgewählter Beispiele wie Phiditien, Mädchenerziehung und Päderastie und untersucht den Einfluss der Agogé auf das öffentliche Leben in Sparta.
Im dritten Kapitel werden die Auswirkungen der Agogé auf die spartanische Familie beleuchtet. Es werden die Konsequenzen des staatlichen Erziehungssystems für das Familienleben und die Bedeutung der Familie in der spartanischen Gesellschaft untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themenfelder spartanische Erziehung, Agogé, Familie, Staatsordnung, klassische Zeit, Xenophon, Plutarch, Aristoteles, Sparta, Heloten, Periöken, Eunomía, Bürgerstatus, Vollbürger, öffentliche Erziehung, Mädchenerziehung, Päderastie, Familienleben.
- Citation du texte
- Janine Bastians (Auteur), 2009, Die Bedeutung der Agogé für die spartanische Familie in klassischer Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191048