Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Entstehung des „Black Feminism“
2.1 Abolitionismus
2.2 Frauenbewegung
2.3 Bürgerrechtsbewegung
3 Fazit
4 Anhang
4.1 Die vollständige Rede von Sojourner Truth
4.2 Quellen und Literatur
1 Einleitung
Der so genannte „Black Feminism“ hat keinen konkreten Anfang. Man kann nicht wie bei anderen Bewegungen ein Datum festlegen an dem sie begonnen hat. Der Feminismus der Schwarzen1 Frauen entstand aus mehreren Bewegungen heraus2. Das Bewusstsein für die Ungerechtigkeit musste erst geschärft und die Möglichkeit für einen Aufstand erst geschaffen werden. Aus diesem Grund kann man bei dieser Bewegung von einer relationalen Entwicklung sprechen. Im Folgenden werde ich auf verschiedene Ausgangspunkte eingehen, die weitestgehend für die Entfaltung der Schwarzen Frauenbewegung verantwortlich waren. Chronologisch sollen die Faktoren angesprochen und analysiert werden, die dazu führten, dass die Weichen für den Fortschritt gestellt wurden und das die Erkenntnis über die Missstände erwachte.
2 Die Entstehung des „Black Feminism“
Wie in der Einleitung angesprochen sind mehrere Faktoren für die Entstehung des „Black Feminism“ verantwortlich. Ganz konkret waren drei Bewegungen aus- schlaggebend und wegbereitend für den Kampf um die Rechte der Schwarzen Frauen. Zum einen der Abolitionismus, die sich daraus entwickelnde Frauenbe- wegung und schließlich die Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King.
2.1 Abolitionismus
Während der Sklaverei, die es seit dem 15. Jahrhundert in Amerika gab, ent- standen immer mehr Konflikte innerhalb der amerikanischen Bevölkerung. Vor allem zwischen dem Norden und Süden Amerikas sorgten die Meinungsverschie- denheiten und die daraus folgenden Auseinandersetzungen für eine immer größer werdende Kluft innerhalb des Landes. Die Abolitionisten kämpften für die Ab- schaffung der Sklaverei, während vor allem Südstaatler aus wirtschaftlichen Grün- den für die Beibehaltung der Sklavenhaltung argumentierten. Als den Ursprung und Ausgangspunkt3 der späteren Bewegung der Schwarzen Frauen kann man, aus heutiger Sicht, die Gründung der „Anti-Slavery Society“ 1833 bezeichnen.
Diese Gesellschaft entstand unter der Verwaltung von William Lloyd Garrison, durch den Zusammenschluss mit der „New England Anti-Slavery Society“. Das erklärte Ziel dieser Vereinigung war der Einsatz für die Befreiung der Sklaven. 1840 fand in London die „World’s Anti-Slavery Convention“ statt. Die Teilnahme an dieser Veranstaltung war ausschließlich Männern vorbehalten, sodass alle an- gereisten Frauen, unter anderem Lucretia Mott und Elizabeth Cady Stanton, in einem Raum außerhalb als „stille Zuhörer/innen“ platz nehmen mussten. Jedoch gesellten sich einige Männer, der Ungerechtigkeit bewusst, zu ihnen4. Unter ihnen war Charles Remond, einer der wenigen Schwarzen Redner der ASS5. Im Zuge der Abolitionismusbewegung teilte sich das Land zunehmend deutlicher in zwei Lager mit verschiedenen Interessen6. Nach der Wahl des Republikaners Abraham Lincoln 1861, spalteten sich die Südstaaten nun gänzlich vom Norden ab7. Sei- nen traurigen Höhepunkt erreicht dieser Konflikt mit Ausbruch des Bürgerkriegs im selben Jahr8. Einen vorübergehenden Fortschritt bedeutete dieser Krieg aller- dings für die Schwarze Bevölkerung Amerikas. Denn mit dem 13. Zusatzartikel, der 1865 nach Ende des Bürgerkriegs zur Verfassung hinzugefügt wurde, konn- te die Abschaffung der Sklaverei erwirkt werden. Bis 1877, während der Phase der „reconstruction“, erhielt sich dieser gesellschaftsverändernde Zustand auch. Schwarze Männer erhielten sogar das Wahlrecht - allerdings nur vorübergehend, danach nur noch unter bestimmten Voraussetzungen (Großvater-Klausel). Nach dieser Erneuerungs- und Wiederherstellungsphase waren die Afroamerikaner offi- ziell zwar frei, dies änderte jedoch an ihrer Situation nichts. Das zeigt insbeson- dere ein erneutes Aufbegehren im folgenden 20. Jahrhundert. Erst die Bürger- rechtsbewegung, auf die ich noch zu sprechen kommen werde, konnte nachhaltige Veränderungen bewirken.
2.2 Frauenbewegung
Während der Anti-Slavery Convention wurde mit dem Ausschluss der Frauen von der Debatte bereits deutlich, welchen gesellschaftlichen Unterschied es zu dieser Zeit nicht nur zwischen ´Schwarz und Weiß, sondern auch zwischen Män- nern und Frauen gab. Unter anderem machte dieses Ereignis die Frauen auf ihre unterdrückte soziale Rolle und ihre verminderten Rechte aufmerksam. Natürlich war ein Ungleichgewicht zwischen beiden Geschlechtern schon vorher spürbar, aber etwa zeitgleich mit der abolitionistischen Bewegung und mit dem wachsen- den Bewusstsein für diese Missstände mobilisierten sich auch die Frauen. In erster Linie gründeten sich kleine Verbünde und Vereine von Weißen Frauen, die sich vor allem für die Gleichberechtigung und ihr Wahlrecht einsetzten. Diese einseitige Bewegung9 der Frauen wurde während der „Seneca Falls Convention“ 1848 über- deutlich, da die Teilnehmerinnen ausschließlich Weiß waren, lediglich ein Schwar- zer Mann, Frederick Douglass, war außerdem anwesend. Erst 1850, während der „National Women’s Rights Convention“10 in Worcester, nahmen auch „Women of Color“ an feministischen Veranstaltungen wie dieser teil. Unter ihnen war auch Sojourner Truth, die 1851 mit ihrer Rede „Ain’t I a Women“ für große Aufregung sorgte. Sie kritisiert nicht nur die Haltung der Männer gegenüber ihrer Frauen, sondern auch die der weißen Frauen in Bezug auf die schwarzen Frauen:
[...]That man over there say
a woman needs to be helped into carriages and lifted over ditches
and to have the best place everywhere. Nobody ever helped me into carriages or over mud puddles
or gives me a best place[...]
[...]And ain’t I a woman?
that little man in black there say a woman can’t have as much rights as a man cause Christ wasn’t a woman
Where did your Christ come from? From God and a woman!
Man had nothing to do with him! If the first woman God ever made was strong enough to turn the world upside down, all alone
together women ought to be able to turn it rightside up again11.
[...]
1 Die Begriffe schwarz, afroamerikanisch oder colored als Bezeichnung für die Hautfarbe, oder als Substantive für die Bezeichnungen einer ganzen Gruppe, sind weder rassistisch noch diskri- minierend zu verstehen. Sie werden im Verlauf des Textes lediglich beschreibend verwendet.
2 Davis 1981, S.46 ff
3 ebd.
4 Davis 1981, S.48
5 Abkürzung für „Anti-Slavery Society“, diese wird im Verlauf auch weiterhin gebraucht
6 http://www.bpb.de/themen/53TO34,0,0,B%FCrgerkrieg_und_Sklaverei.html
7 ebd.
8 ebd.
9 Davis 1981, S.50 ff.
10 Davis 1981, S.60 ff.
11 http://www.womenwriters.net/domesticgoddess/truth.htm