Essay zu Dworkins "Freiheit, Gleichheit und Gemeinschaft"


Essay, 2012

5 Seiten


Leseprobe

Essay: Ronald Dworkin- Freiheit, Gleichheit und Gemeinschaft

Die westliche Welt stimmt damit überein, dass die liberale Demokratie die einzig annehmbare Regierungsform ist. Doch hinter der Übereinstimmung steckt die Unsicherheit, was die liberale Demokratie eigentlich ist.

Charles Taylor hat für sich die Antwort gefunden. Ihm zufolge sei die liberale Demokratie gleichzustellen mit der Freiheit und Selbstregierung unter Voraussetzungen der Gleichheit. Doch auch hier besteht ein Definitionsproblem: Was bedeutet Freiheit und Selbstregierung und welche Form der Gleichheit ist tauglich?

Dworkin betont, dass nicht eine allgemeine, sondern eine bestimmte Form des Liberalismus gefunden werden muss und führt in diesem Sinne die drei Tugenden der Französischen Revolution ein: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Die allgemeine Masse ist in dem Glauben, diese drei Tugenden lassen sich unmöglich miteinander vereinbaren. Wollte man einer von ihnen nachgehen, so ist man gezwungen, automatisch eine andere zu vernachlässigen.

Vor allem wird der vermeintliche Wettstreit der drei Tugenden benutzt, um eine Erklärung dafür zu geben, warum der Begriff „liberal“ in Europa und in den USA unterschiedlich aufgefasst werden müsste.

In den USA wird dem Begriff „liberal“ ein egalitärer Aspekt zugesprochen, es geht hier also um die Berücksichtigung der Armen und der Minderheiten. In Europa jedoch wird der freiheitliche Aspekt des Liberalismus betont. Somit wird der Konflikt zwischen Freiheit und Gleichheit als ein Konflikt innerhalb des Liberalismus verstanden.

Die dritte Tugend aber, die Brüderlichkeit oder auch Gemeinsinn genannt, wird von den Kommunitaristen, den Gegnern des Liberalismus, vertreten. Diese sind der Auffassung, dass die Liberalisten den Interessen des Individuums mehr Bedeutung beimessen als den Interessen der Gemeinschaft. Ihnen zufolge sollten, in Angesicht der Gemeinschaft, die Freiheit und Gleichheit weniger Gewicht erhalten, als die Liberalisten diesen zukommen lassen.

Die Liberalisten weisen diesen Vorwurf zurück und verdeutlichen, dass auch sie eine Gemeinschaft wünschen, in der gegenseitige Rücksichtnahme und Achtung eine wichtige Rolle spielen.

Am Beispiel Osteuropas erklärt Dworkin, dass die Annahme des Wettstreites der drei Tugenden gefährlich sein kann:

Zum einem wird geglaubt, dass Gleichheit als gesellschaftliches Ziel nicht akzeptiert werden darf, damit es die echte Freiheit nicht einschränkt. Es wird der Gleichheit also eine ablehnende Haltung entgegengebracht, die nicht zuletzt durch den Kommunismus gestärkt wurde.

Zum anderen wird die Vorstellung vertreten, dass Freiheit und Gleichheit unter bestimmten Umständen den Anrechten der Gemeinschaft untergeordnet werden sollten. Diese Ansicht drückt den ethnischen Nationalismus aus.

Dworkin kritisiert die Annahme, die Tugenden Freiheit, Gleichheit und Gemeinsinn lassen sich nicht unter einem Hut bringen. Seiner Meinung nach wird hierbei der Kern des Liberalismus falsch verstanden. Es ist die Aufgabe der Liberalisten, die Tugenden auf einen Nenner zu bringen, da sich diese gegenseitig verstärken und nicht ausschließen.

Doch Dworkin räumt ein, dass es in der Tat möglich ist, Freiheit, Gleichheit und Gemeinschaft so zu definieren, dass sie zwangsläufig miteinander konkurrieren. So könnte man Gleichheit so verstehen, dass jeder Mensch dasselbe Vermögen besitzt, ungeachtet dessen, was er verdient oder verbraucht. Eine Form der Interpretation für Freiheit wäre, dass Menschen tun und lassen können, was ihnen beliebt, und dass sie nicht durch eine äußere Gewalt beschränkt werden dürfen. Schließlich könnte man Gemeinschaft so auffassen, dass jeder Mensch sein Leben nach dem Wohle der Gemeinschaft ausrichtet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Essay zu Dworkins "Freiheit, Gleichheit und Gemeinschaft"
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Autor
Jahr
2012
Seiten
5
Katalognummer
V191074
ISBN (eBook)
9783656158844
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
essay, dworkins, freiheit, gleichheit, gemeinschaft
Arbeit zitieren
Roza Ramzanpour (Autor:in), 2012, Essay zu Dworkins "Freiheit, Gleichheit und Gemeinschaft", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191074

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