In der Geolinguistik, einem eher ausschließlich auf den Raum bezogenen traditionellen Arbeitsfeld der Sprachwissenschaft, galt es zunächst einmal darauf hinzuweisen, dass Sprache nicht statisch ist und auch innerhalb eines einzigen Ortspunktes Variationen besitzt. Für die italienische Sprachwissenschaft steht dieser Verdienst Benvenuto Terracini aus der Toriner Schule zu die soziolinguistische Dimension mit der Geolinguistik verbunden zu haben.
In dieser Arbeit sollen im Folgenden die theoretischen Überlegungen Terracinis, vor allem seine innovativen Gedanken im Mittelpunkt stehen, die noch heute, wie es scheint, an wissenschaftstheoretischer Aktualität nichts eingebüßt haben. Denn richtet man das Augenmerk auf ihre Anwendung bei der Erstellung von regionalen Sprachatlanten, so konstatiert RADTKE 2002 (S. 2) beispielsweise -gleichwohl er vermutlich nicht direkt auf Terracinis theoretische Überlegungen eingeht-, dass in Italien die regionalen Sprachatlanten allgemein betrachtet einem veralteten methodologischen Ansatz nachgehen, ALS, NADIR und ALCam ausgenommen (siehe auch Anm. 1 dieser Arbeit).
Dass jedoch soziolinguistische Ansätze für die Erstellung von Sprachatlanten unabdingbar sind, soll dabei im ersten Kapitel kurz erläutert werden. Hieran anschließend werde ich in Kapitel 2 Hintergrundinformationen zur rezenten Sprachentwicklung in Italien liefern, wofür ich STEHL und KREFELD heranziehen konnte, und überwiegend durch Zitieren von KREFELD und BUSSMANN eine Begriffsklärung zu Variation geben. Im darauffolgenden Kapitel gehe ich dann konkret auf die theoretischen Ansätze TERRACINIS ein. Hierfür gebrauchte ich seinen 1960 erschienenen Aufsatz zum Problem der Einheit des Sprachpunktes, aber auch Literatur von seinem Schüler GRASSI zu dieser Thematik und von SORNICOLA. Es soll zu guter Letzt ein Bogen geschlagen werden zur praktischen Umsetzung soziolinguistischer Überlegungen in einem aktuellen Projekt. Hierfür wählte ich den ALS (Atlante Linguistico della Sicilia) aus, der in Kapitel 4 ebenfalls nur von seinen theoretischen Grundsätzen ausgehend besprochen werden soll. Dies war mir mit Hilfe von D‘ AGOSTINO/ SOTTILE, D`AGOSTINO/RUFFINO und RUFFINO möglich, die in ihren Erläuterungen auch konkret auf TERRACINI Bezug nehmen. Des Weiteren konnte ich, wenn es dies in Bezug zu Terracini erforderte, vereinzelt GRASSI/SOBRERO/TELMON heranziehen. Die anderen Werke konnten nur sporadisch Erwähnung finden und dienten überwiegend anmerkend als nützliche Ergänzung.
Inhaltsverzeichnis
- A: EINLEITUNG
- B: HAUPTTEIL
- 1. Sprachatlanten und Sprachdynamik im geographischen Raum
- 2. Hintergrundinformationen
- 2.1. Begriffsklärung Variation
- 2.2. Rezente Sprachentwicklung in Italien
- 3. Das Problem der Einheit des Sprachpunktes nach Terracini
- 3.1. Sprachdynamik und Sprachpunkt
- 3.2. Die Einheit des Sprachpunktes und die internen Vereinheitlichungstendenzen
- 3.3. Das Problem der Einheit des Sprachpunktes
- 3.4. Variationsparameter
- 3.5. Sprecher-Identität
- 4. Der ALS (Atlante Linguistico della Sicilia)
- 4.1. Variationsparameter des ALS
- 4.2. ALS und Sprachpunkt
- C: SCHLUSS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit den theoretischen Überlegungen von Benvenuto Terracini, insbesondere mit seinen innovativen Ideen zur Einheit des Sprachpunktes und deren Relevanz für die Erstellung von regionalen Sprachatlanten. Der Fokus liegt auf der Frage, wie die dynamische Natur von Sprache in der Geolinguistik berücksichtigt werden kann, um ein realistisches Bild der Sprachlandschaft zu zeichnen.
- Sprachdynamik und Sprachpunkt im geographischen Raum
- Die Bedeutung soziolinguistischer Ansätze für die Erstellung von Sprachatlanten
- Die theoretischen Überlegungen von Terracini zur Einheit des Sprachpunktes
- Die Anwendung dieser Überlegungen im Atlante Linguistico della Sicilia (ALS)
- Die Herausforderung, die sich durch die sich verändernde Sprachlandschaft für die Geolinguistik ergibt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Problematik der Darstellung von Sprache in Sprachatlanten im Kontext der dynamischen Natur von Sprache. Das zweite Kapitel liefert Hintergrundinformationen zur rezenten Sprachentwicklung in Italien und erklärt den Begriff „Variation“. Im dritten Kapitel werden die theoretischen Ansätze Terracini zur Einheit des Sprachpunktes vorgestellt, wobei seine Überlegungen zur Sprachdynamik und den internen Vereinheitlichungstendenzen im Vordergrund stehen. Das vierte Kapitel diskutiert den Atlante Linguistico della Sicilia (ALS) als Beispiel für ein Projekt, das Terracini's theoretische Ansätze in die Praxis umsetzt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Hausarbeit sind: Sprachdynamik, Sprachpunkt, Geolinguistik, Sprachatlanten, soziolinguistische Ansätze, Variation, Atlante Linguistico della Sicilia (ALS), Benvenuto Terracini.
- Citar trabajo
- Paolo Parisi (Autor), 2011, Theoretische Betrachtungen zu Terracinis Problem der Einheit des Sprachpunktes und ihre Übertragung auf den Atlante Linguistico della Sicilia (ALS) , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191169