Die ethnoarchäologisch orientierte Arbeit ist untergliedert in zwei große thematische Teile. Dem ersten Teil gehen neben der Einleitung drei Kapitel voran, die sich mit der kulturellen Entwicklung kleinerer Siedlungszentren in Mesoamerika im Frühen Formativum (ca. 2000-900 v. Chr.) auseinandersetzen. Dabei wird gesondert die Rolle der olmekischen Kultur betrachtet und die Kontroverse um die Rolle der Olmeken in Mesoamerika im Frühen und Mittleren Formativum aufgerollt. Im ersten Teil tritt das siedlungsarchäologische und kulturelle Aufblühen einer Vielzahl von Kulturen im nahezu gesamten mesoamerikanischen Raum im Mittleren Formativum in den Fokus der Betrachtung. Dabei werden zwei repräsentative Beispiele herausgegriffen (das Tal von Oaxaca und das Tal von Mexiko in Mexiko) und unter der Fragestellung analysiert, wie es zur Auswahl der Siedlungsregion, zur Genese eines (oder mehrerer) regionaler Zentren und einer Siedlungshierarchie und der dieser inhärenten Muster gekommen sein konnte. In beiden Beispielen werden geomorphologische, klimatologische und ökologische Faktoren als wichtige Impulsgeber bei der Formierung von Siedlungssystemen hervorgehoben. Darüber hinaus werden Modelle aus der Geographie, der Ethnologie und der Archäologie aufgegriffen, um ein kohärentes Erklärungsbild der Siedlungshierarchien und –systeme darzustellen. Die Ergebnisse dieser Analysen konnten zeigen, dass die in den Beispielen hervortretenden Zentren auf regionaler Ebene als Distributionsfoki und auf interregionaler Ebene als Knotenpunkte für den Austausch prestigiöser Objekte und Symbole fungiert haben.
Dieser letzt genannte Prestigegüteraustausch, der ebenfalls zur Genese einer sozialen Elite in den betreffenden Zentren geführt hat, bildet den Ausgangspunkt für den zweiten Teil der Arbeit. Den theoretischen Rahmen stellt die modifizierte Reziprozitätstheorie nach Marshall Sahlins dar.Hierbei wird der Blickwinkel von den Zentren der beiden Beispiele auf eine Vielzahl anderer Zentren im gesamten Mesoamerika erweitert und mögliche Austauschbeziehungen von Prestigegüterfundkontexten systematisch aufgearbeitet. Das sich dabei herauskristallisierende Netzwerk von unterschiedlich starken Austauschbeziehungen weist auf einen regen Handel von sowohl materiellen als auch symbolischen Prestigegütern hin und bekräftigt die vorab herausgearbeitete Stellung der olmekischen Kultur innerhalb einer Vielzahl anderer.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Einführung
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 1.3 Zielsetzung
- 1.4 Auswahl der Beispiele
- 2. Das Frühe Formativum
- 2.1 Periodisierungen
- 2.2 Das Frühe Formativum
- 3. Das Mittlere Formativum
- 4. Die Rolle der Olmeken innerhalb des Mesoamerikanischen Formativums
- 4.1 Forschungsüberblick
- 4.2 Kontroverse
- 4.3 Resümee
- 5. Regionale Siedlungshierarchien im Mittleren Formativum
- 5.1 Methodik
- 5.2 Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca
- 5.2.1 Der topographisch-geologische Kontext
- 5.2.2 Klima
- 5.2.3 Vegetation
- 5.2.4 Ressourcen
- 5.2.4.1 Geologische Ressourcen
- 5.2.4.2 Biotische Ressourcen
- 5.2.4.3 Edaphische Ressourcen
- 5.2.5 Siedlungsphasen im Tal von Oaxaca
- 5.2.6 Siedlungspräferenz im Etla-Tal
- 5.2.7 Siedlungstypen
- 5.2.8 Genese eines regionalen Zentrums
- 5.2.9 Siedlungsmuster und seine theoretischen Implikationen
- 5.2.10 Siedlungshierarchie
- 5.2.11 Genese der Siedlungshierarchie
- 5.2.12 Das Tal von Oaxaca als System: eine Konklusion
- 5.3 Siedlungsevolution im Tal von Mexiko
- 5.3.1 Einleitung
- 5.3.2 Der topographisch-geologische Kontext
- 5.3.3 Klima
- 5.3.4 Vegetation
- 5.3.5 Ressourcen
- 5.3.5.1 Geologische Ressourcen
- 5.3.5.2 Biotische Ressourcen
- 5.3.5.3 Edaphische Ressourcen
- 5.3.6 Siedlungsphasen im Tal von Mexiko
- 5.3.7 Siedlungspräferenz in der Chalco-Xochimilco-Region
- 5.3.8 Siedlungstypen
- 5.3.9 Siedlungsmuster und seine theoretischen Implikationen
- 5.3.10 Siedlungshierarchie
- 5.3.11 Genese der Siedlungshierarchie
- 5.3.12 Das Tal von Mexiko: eine Konklusion
- 6. Interregionaler Austausch im Mittleren Formativum
- 6.1 Ziele und Methodik
- 6.2 Theoretischer Überbau und Prämissen
- 6.3 Empirische Grundlagen für ein mesoamerikanisches Austauschnetzwerk
- 6.3.1 Binäre Betrachtung ausgewählter Regionen und Zentren in Mesoamerika
- 6.3.1.1 Morelos – Golfküstenregion
- 6.3.1.2 Morelos – Tal von Mexiko
- 6.3.1.3 Morelos – Tal von Oaxaca
- 6.3.1.4 Morelos - Guerrero
- 6.3.1.5 Morelos – Pazifikküste Guatemalas
- 6.3.1.6 Tal von Oaxaca – Tal von Mexiko
- 6.3.1.7 Tal von Oaxaca - Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
- 6.3.1.8 Tal von Oaxaca – Golfküstenregion
- 6.3.1.9 Tal von Mexiko – Golfküstenregion
- 6.3.1.10 Tal von Mexiko – Guatemala Hochland
- 6.3.1.11 Tal von Mexiko - Pazifikküste
- 6.3.1.12 Zentralchiapas – Golfküstenregion
- 6.3.1.13 Zentralchiapas – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
- 6.3.1.14 Zentralchiapas – Hochland von Mexiko
- 6.3.1.15 Golfküstenregion – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
- 6.3.1.16 Golfküstenregion – Maya Tiefland
- 6.3.1.17 Golfküstenregion – El Salvador
- 6.3.1.18 Golfküstenregion – Honduras
- 6.3.1.19 Golfküstenregion – Hochland von Guatemala
- 6.3.1.20 Hochland von Guatemala – Honduras
- 6.3.1.21 Hochland von Guatemala – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
- 6.3.1.22 Hochland von Guatemala – Zentralchiapas
- 6.3.2 Konklusion
- 6.3.1 Binäre Betrachtung ausgewählter Regionen und Zentren in Mesoamerika
- 7. Schlussbemerkungen
- 7.1 Zusammenfassung
- 7.2 Theoretische Schlussfolgerungen
- 7.3 Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht regionale Siedlungshierarchien und interregionalen Austausch im Mittleren Formativum Mesoamerikas. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Siedlungssysteme anhand archäologischer, geographischer und ethnologischer Modelle zu analysieren und den interregionalen Austausch als Motor der soziopolitischen Komplexität zu beleuchten. Die Rolle der Olmeken in diesem Prozess wird kritisch hinterfragt.
- Regionale Siedlungsmuster im Mittleren Formativum
- Die Genese von Siedlungshierarchien
- Interregionale Austauschnetzwerke und Prestigegüter
- Die Rolle der Olmeken in der mesoamerikanischen Entwicklung
- Theoretische Modelle zur Erklärung soziopolitischer Komplexität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Diese Einleitung präsentiert den zeitlichen und räumlichen Rahmen der Arbeit (Mittleres Formativum, Mesoamerika), beschreibt den Aufbau und die Methodik, erläutert die Forschungsziele (Analyse von Siedlungshierarchien und interregionalem Austausch) und rechtfertigt die Auswahl der untersuchten Beispiele (Täler von Oaxaca und Mexiko).
2. Das Frühe Formativum: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das Frühe Formativum, um den Übergang zum Mittleren Formativum zu verstehen. Es werden Periodisierungen diskutiert und die Schlüsselmerkmale des Frühformativums (Landwirtschaft, Sesshaftigkeit, Keramik, soziale Differenzierung) beschrieben anhand von Beispielen aus verschiedenen Regionen Mesoamerikas wie Paso de la Amada und San José Mogote.
3. Das Mittlere Formativum: Dieses Kapitel beschreibt den Übergang vom Frühen zum Mittleren Formativum, charakterisiert durch Veränderungen in der Besiedlung, Keramik und Architektur. Der Niedergang von San Lorenzo und die Entwicklung neuer architektonischer und keramischer Komplexe in verschiedenen Regionen Mesoamerikas werden beleuchtet, unterstreichend einen Prozess der soziokulturellen Transformation.
4. Die Rolle der Olmeken innerhalb des Mesoamerikanischen Formativums: Dieses Kapitel diskutiert die kontroverse Rolle der Olmeken, die lange als "Mutterkultur" betrachtet wurden. Es präsentiert die verschiedenen Forschungsansätze ("olmekozentrische Schule" vs. "primus inter pares"-Schule) und argumentiert für eine differenziertere Sichtweise, die die Koevolution verschiedener mesoamerikanischer Kulturen betont und den Olmeken eine wichtige, aber nicht hegemoniale Position zuweist.
5. Regionale Siedlungshierarchien im Mittleren Formativum: Dieses Kapitel analysiert die Siedlungshierarchien im Tal von Oaxaca und im Tal von Mexiko. Es berücksichtigt sowohl naturräumliche Faktoren (Topographie, Klima, Ressourcen) als auch soziokulturelle Aspekte. Die Methodik, Siedlungsentwicklung, -typen und -muster werden detailliert untersucht und mit Hilfe von theoretischen Modellen interpretiert.
6. Interregionaler Austausch im Mittleren Formativum: Dieses Kapitel untersucht den interregionalen Austausch als ein kulturelles Subsystem, das die soziopolitische Komplexität beeinflusste. Es verwendet ein Prestigegütermodell, basierend auf dem Reziprozitätsmodell von Sahlins, um ein pan-mesoamerikanisches Austauschnetzwerk zu rekonstruieren. Die Analyse basiert auf der binären Betrachtung von Austauschbeziehungen zwischen verschiedenen Regionen und Zentren.
Schlüsselwörter
Mesoamerika, Mittleres Formativum, Siedlungshierarchie, Interregionaler Austausch, Prestigegüter, Olmeken, Siedlungssystem, Häuptlingstum, Reziprozität, Soziopolitische Komplexität, Modellbildung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch im Mittleren Formativum Mesoamerikas
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht regionale Siedlungshierarchien und interregionalen Austausch im Mittleren Formativum Mesoamerikas. Sie analysiert Siedlungssysteme anhand archäologischer, geographischer und ethnologischer Modelle und beleuchtet den interregionalen Austausch als Motor der soziopolitischen Komplexität. Die Rolle der Olmeken in diesem Prozess wird kritisch hinterfragt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit fokussiert auf regionale Siedlungsmuster im Mittleren Formativum, die Genese von Siedlungshierarchien, interregionale Austauschnetzwerke und Prestigegüter, die Rolle der Olmeken in der mesoamerikanischen Entwicklung und theoretische Modelle zur Erklärung soziopolitischer Komplexität.
Welche Regionen werden in der Arbeit untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Täler von Oaxaca und Mexiko als Fallstudien, um regionale Siedlungshierarchien und Austauschbeziehungen zu analysieren. Zusätzlich werden weitere Regionen Mesoamerikas (z.B. Golfküstenregion, Pazifikküste Guatemalas, Chiapas) im Kontext des interregionalen Austauschs betrachtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Das Frühe Formativum, Das Mittlere Formativum, Die Rolle der Olmeken, Regionale Siedlungshierarchien im Mittleren Formativum, Interregionaler Austausch im Mittleren Formativum und Schlussbemerkungen. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Forschungsfrage.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit kombiniert archäologische, geographische und ethnologische Ansätze. Für die Analyse der Siedlungshierarchien werden naturräumliche Faktoren (Topographie, Klima, Ressourcen) ebenso berücksichtigt wie soziokulturelle Aspekte. Für die Untersuchung des interregionalen Austauschs wird ein Prestigegütermodell, basierend auf dem Reziprozitätsmodell von Sahlins, verwendet.
Welche Rolle spielen die Olmeken in der Arbeit?
Die Rolle der Olmeken wird kritisch hinterfragt. Die Arbeit geht über die traditionelle "Mutterkultur"-Perspektive hinaus und untersucht die Koevolution verschiedener mesoamerikanischer Kulturen, wobei den Olmeken eine wichtige, aber nicht hegemoniale Position zugewiesen wird.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit kommt zu Schlussfolgerungen über die Entstehung und Entwicklung von Siedlungshierarchien im Mittleren Formativum und die Bedeutung des interregionalen Austauschs für die soziopolitische Komplexität in Mesoamerika. Die theoretischen Implikationen der Ergebnisse werden diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter charakterisiert: Mesoamerika, Mittleres Formativum, Siedlungshierarchie, Interregionaler Austausch, Prestigegüter, Olmeken, Siedlungssystem, Häuptlingstum, Reziprozität, Soziopolitische Komplexität, Modellbildung.
Welche Zeitperiode wird untersucht?
Der Fokus liegt auf dem Mittleren Formativum Mesoamerikas, wobei das Frühe Formativum als Kontextualisierung dient.
Wo finde ich detaillierte Informationen zu den einzelnen Kapiteln?
Die Zusammenfassung der Kapitel im HTML-Dokument liefert einen Überblick über den Inhalt jedes Kapitels. Das Inhaltsverzeichnis bietet eine detaillierte Gliederung der Arbeit mit Unterkapiteln.
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- M.A. Raphael Tomczyk (Author), 2007, Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch im Mittleren Formativum in Mesoamerika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191369