Im Zuge der „New Perspective on Paul“ und den Beiträgen von James D.G. Dunn hat die Bedeutung der Wendung „Werke des Gesetzes“ bei Paulus intensive Aufmerksamkeit erfahren. Dies zu Recht, denn die Frage nach der Bedeutung des Lexems ἔργα νόμου berührt zentrale Themen paulinischer und christlicher Theologie.
In dieser Diplomarbeit steht die eigene exegetische Arbeit im Vordergrund. Zunächst erfolgt ein Kurzüberblick zu den Voraussetzungen der paulinischen Rede von Gerechtigkeit und „Rechtfertigung“. Den Schwerpunkt bildet die Exegese der zwei zentralen Texte Gal 2,11-21 und Röm 3,21-31 unter jeweiliger Berücksichtigung ihres Kontextes. Ausgehend von dieser Erarbeitung wird die Bedeutung und Funktion der ἔργα νόμου in beiden Briefen erhoben und verglichen. Im Anschluss folgt eine kurze Erörterung jeweils eines Aspekts der Interpretation des Syntagmas bei Rudolf Bultmann und James D.G. Dunn. Auch werden einige Thesen von Ed Parish Sanders zur Rolle der Rechtfertigung bei Paulus kritisch gesichtet. Am Ende steht der Versuch einer eigenen Skizze dessen, was „Rechtfertigung“ bei Paulus meint.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung - Die neue Paulusperspektive und die *pya vóμov
- B. Bedeutung und Funktion der έpya vóµov in Gal und Röm
- I. Voraussetzungen: δικαιοσύνη (θεοῦ) und δικαιοῦσθαι in der LXX
- II. Rechtfertigung und εpya vóμov im Galaterbrief
- 1. Verfasser, Adressaten und Anlass des Galaterbriefes
- 2. Der Rechenschaftsbericht des Paulus bis Galater 2,10
- 3. Der antiochenische Zwischenfall
- 4. Rechtfertigung ἐκ πίστεως Χριστοῦ οὐκ ἐξ ἔργων νόμου in Gal 2,15-21
- 5. Streiflichter der Argumentation ab Gal 3
- 6. Zusammenfassung: έpya vóμov im Galaterbrief
- III. Rechtfertigung und έpya vóμov im Römerbrief
- 1. Verfasser, Adressaten und Anlass des Römerbriefes
- 2. Der Nachweis der Sündhaftigkeit aller Menschen bis Röm 3,20
- Exkurs: 4QMMT und έpya vóμov bei Paulus - Rechtsforderungen oder Taten?
- 3. Die Offenbarung der δικαιοσύνη θεοῦ χωρὶς ἔργων νόμου in Röm 3,21-31
- 4. Äquivalente der pya vóμov ab Röm 4
- 5. Streiflichter zum Gesetz und zur Rechtfertigung im Römerbrief
- IV. Zusammenfassung: εpya vóμov im Römerbrief und Galaterbrief
- C. Die pya vóμov und Rechtfertigung aus Glauben bei Paulus
- 1. Gesetzeserfüllung als Sünde? - pya vóμov bei Rudolf Bultmann
- 2. Soziologie und Soteriologie – pya vóμov bei James D.G. Dunn
- 3. Rechtfertigung aus Glauben – Hilfsmittel paulinischer Missionstheorie?
- 4. Rechtfertigung aus Glauben bei Paulus - eine Skizze
- D. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung und Funktion des Lexems *pya vóμov in den Paulusbriefen Galater 2,11-21 und Römer 3,21-31. Ziel ist die exegetische Erarbeitung und der Vergleich der Bedeutung dieses Ausdrucks in beiden Kontexten. Die Arbeit beleuchtet die Voraussetzungen der paulinischen Rechtfertigungslehre und bezieht relevante Interpretationen von Bultmann und Dunn mit ein.
- Exegetische Analyse von Galater 2,11-21 und Römer 3,21-31
- Vergleich der Bedeutung von *pya vóμov in beiden Briefen
- Untersuchung der theologischen Voraussetzungen der paulinischen Rechtfertigungslehre
- Rezeption und kritische Auseinandersetzung mit Interpretationen des Lexems *pya vóμov
- Skizzierung des paulinischen Verständnisses von Rechtfertigung
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung - Die neue Paulusperspektive und die *pya vóμov: Die Einleitung thematisiert die Forschungsgeschichte des Begriffs „Werke des Gesetzes“ (*pya vóμov) und die „Neue Paulusperspektive“, die eine Neubewertung der paulinischen Theologie anregte. Sie hebt die zentrale Bedeutung dieses Lexems für das Verständnis der paulinischen Rechtfertigungslehre hervor und skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich auf die exegetische Untersuchung von Galater 2,11-21 und Römer 3,21-31 konzentriert, sowie die Einbeziehung relevanter Interpretationen.
B. Bedeutung und Funktion der pya vóμov in Gal und Röm: Dieser Abschnitt bildet den Kern der Arbeit. Er beginnt mit der Untersuchung der Begriffe „δικαιοσύνη“, „δικαιοῦσθαι“ und „δίκαιος“ in der Septuaginta, um das Verständnis von Gerechtigkeit und Rechtfertigung im Kontext des Alten Testaments zu klären. Die folgenden Unterkapitel analysieren die Funktion und Bedeutung von *pya vóμov im Galaterbrief und im Römerbrief separat, indem sie jeweils den Kontext der Briefe berücksichtigen, bevor ein Vergleich der Ergebnisse erfolgt. Die jeweiligen Zusammenfassungen der Kapitel heben die Kernaussagen hervor.
I. Voraussetzungen: δικαιοσύνη (θεοῦ) und δικαιοῦσθαι in der LXX: Dieses Kapitel untersucht die Verwendung der Begriffe „δικαιοσύνη“, „δικαιοῦσθαι“ und „δίκαιος“ in der Septuaginta (LXX), um ein besseres Verständnis der theologischen und juristischen Bedeutung dieser Begriffe im Kontext der paulinischen Schriften zu gewinnen. Es beleuchtet die vielfältigen Bedeutungen von „Gerechtigkeit“ im Alten Testament, sowohl im juristischen als auch im relationalen Sinne, und zeigt, wie diese Bedeutungen das Verständnis der paulinischen Rechtfertigungslehre beeinflussen.
II. Rechtfertigung und έργα νόμου im Galaterbrief: Dieses Kapitel analysiert den Galaterbrief, insbesondere Galater 2,11-21, und untersucht darin die Bedeutung und Funktion von *pya vóμov*. Es beleuchtet den Kontext des Briefs, die Adressaten und den Anlass der paulinischen Argumentation. Die Analyse untersucht die Auseinandersetzung des Paulus mit bestimmten jüdischen Praktiken und deren Verhältnis zu seinem Verständnis von Rechtfertigung durch Glauben.
III. Rechtfertigung und έργα νόμου im Römerbrief: Ähnlich wie das vorherige Kapitel, analysiert dieses den Römerbrief, insbesondere Römer 3,21-31, um die Bedeutung und Funktion von *pya vóμov* zu erhellen. Der Fokus liegt auf dem Kontext des Römerbriefes, den Adressaten und dem Argumentationsverlauf des Paulus. Die Analyse untersucht die paulinische Argumentation für die Rechtfertigung aus Glauben und das Verhältnis dieser Rechtfertigung zum Gesetz.
C. Die pya vóμov und Rechtfertigung aus Glauben bei Paulus: Dieses Kapitel widmet sich der Interpretation des Begriffs *pya vóμov* im Lichte der paulinischen Rechtfertigungslehre. Es diskutiert ausgewählte Interpretationen von Rudolf Bultmann und James D.G. Dunn, um unterschiedliche Perspektiven auf das Thema zu präsentieren und zu diskutieren. Der Fokus liegt auf den soziologischen und soteriologischen Aspekten der paulinischen Theologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Die Bedeutung von *ἔργα νόμου* in den Paulusbriefen Galater und Römer
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung und Funktion des Begriffs „Werke des Gesetzes“ (*ἔργα νόμου*) in den Paulusbriefen Galater und Römer, insbesondere in Galater 2,11-21 und Römer 3,21-31. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Bedeutung dieses Ausdrucks in beiden Kontexten und der Klärung seiner Rolle in der paulinischen Rechtfertigungslehre.
Welche Aspekte der paulinischen Theologie werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Voraussetzungen der paulinischen Rechtfertigungslehre, untersucht die exegetische Bedeutung von *ἔργα νόμου*, und vergleicht die Interpretationen in Galater und Römer. Sie berücksichtigt auch relevante Interpretationen von bedeutenden Theologen wie Bultmann und Dunn.
Welche Schlüsselbegriffe werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die griechischen Begriffe δικαιοσύνη (Gerechtigkeit), δικαιοῦσθαι (gerechtfertigt werden) und δίκαιος (gerecht) in der Septuaginta (LXX), um deren Bedeutung im Kontext des Alten Testaments und der paulinischen Theologie zu verstehen. Der zentrale Begriff ist jedoch *ἔργα νόμου* (Werke des Gesetzes).
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert: Eine Einleitung, einen Hauptteil mit der Analyse von *ἔργα νόμου* in Galater und Römer, einen Abschnitt zur Interpretation dieses Begriffs im Lichte der paulinischen Rechtfertigungslehre und eine Schlussbetrachtung. Der Hauptteil unterteilt sich weiter in die Analyse der Voraussetzungen in der LXX, die Einzelanalysen von Galater und Römer und einen abschließenden Vergleich.
Welche Interpretationsansätze werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert und setzt sich kritisch auseinander mit den Interpretationen von Rudolf Bultmann und James D.G. Dunn, um verschiedene Perspektiven auf die Bedeutung von *ἔργα νόμου* und die paulinische Rechtfertigungslehre zu beleuchten.
Welche Quellen werden herangezogen?
Die Arbeit basiert auf der exegetischen Analyse von Galater 2,11-21 und Römer 3,21-31. Zusätzlich werden die Septuaginta (LXX) und die relevanten Interpretationen von Bultmann und Dunn herangezogen. Ein Exkurs widmet sich auch 4QMMT im Bezug auf *ἔργα νόμου* bei Paulus.
Was ist das Ergebnis der Arbeit?
Die Arbeit liefert eine exegetische und vergleichende Analyse der Bedeutung von *ἔργα νόμου* in den Paulusbriefen Galater und Römer, klärt die theologischen Voraussetzungen der paulinischen Rechtfertigungslehre und skizziert das paulinische Verständnis von Rechtfertigung. Sie präsentiert eine kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Interpretationen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Theologiestudenten, Wissenschaftler und alle, die sich für die paulinische Theologie und die neutestamentliche Exegese interessieren. Sie bietet einen detaillierten Einblick in die Bedeutung eines zentralen Begriffs in der paulinischen Rechtfertigungslehre.
- Citation du texte
- Friedemann Holmer (Auteur), 2011, Die Bedeutung und Funktion des Lexems "erga nomou" in Gal 2,11-21 und Röm 3,21-31, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191370