Der italienische Nationalismus, der so genannte Risorgimento, des 19. Jahrhunderts führte im März 1861 zur Schaffung des (Zweiten) Königreichs Italien. Dieser neue Staat umfasste Gebiete, die lange Zeit zum Heiligen Römischen Reich und später zum Habsburgerreich gehörten. Der Einigungsprozess stand deshalb in klarer Konfrontation zu Österreich, welches sich als legitimer Herrscher über die oberitalienischen Länder sah und diese auch völkerrechtlich im Wiener Kongress zugesprochen bekam (v.a. das neu geschaffene Königreich Lombardo-Venetien). Dennoch kam es in Zuge internationaler Verflechtungen und zwei Kriegen (1859 und 1866) zum Verlust Lombardo-Venetiens und damit zum Ende der österreichischen Herrschaft in Oberitalien; ein Prozess der durch die Niederlage im ersten Weltkriegs und dem Verlust des Trentinos abgeschlossen wurde.
In dieser Arbeit wird untersucht, wie über den italienischen Einigungsprozess in den österreichischen Tageszeitungen berichtet wurde. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, wie man versuchte, gegen diesen unaufhaltbaren Prozess zu argumentieren. Worauf stützte man die österreichische Legitimation über die betroffenen ober- und mittelitalienischen Gebiete und wie verneinte man eine eben solche Legitimation dem neuen italienischen Königreich unter der Vorherrschaft Piemont-Sardiniens?
Untersucht werden dabei drei bzw. vier österreichische Tageszeitungen. Zum einem die Wiener Zeitung, welches als offizielles Sprachrohr des Kaisers bzw. der Regierung diente und damit die Sichtweise des Habsburgerstaates am besten wiedergeben kann. Die zweite Tageszeitung ist Die Presse, welche sich selbst als liberal und teilweise auch regierungskritisch sieht. Nach der Abspaltung der Neuen Freien Presse 1864, welche sich nochmals als liberaler sieht, wird auch diese analysiert. Als letzte Tageszeitung werden die Innsbrucker Nachrichten behandelt. Sie ist damit die einzige Tageszeitung, welche nicht in der Hauptstadt Wien, sondern in der Provinz entsteht und publiziert. Damit ist sie zwar weiter weg von den Entscheidungsprozessen des Habsburgerstaates, jedoch ist sie den Vorgängen in Italien geographisch näher. Zudem grenzen die betroffenen Gebiete direkt an Tirol an und sind somit politisch äußerst wichtig. Deshalb beherrschen Nachrichten aus Italien aus dieser Zeit auch meist den Außenpolitikteil der Innsbrucker Nachrichten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wiener Zeitung, Die Presse, Neue Freie Presse und Innsbrucker Nachrichten als Teil der österreichischen Medienlandschaft
- Rahmenbedingungen
- Die österreichische Zeitungslandschaft
- Plebiszite im März 1860
- Darstellung der Ereignisse
- Berichterstattung in den Zeitungen
- Die Ausrufung des Königreichs Italien
- Der weitere Weg der italienischen Einigung
- Die Darstellung in den Zeitungen
- Der Krieg zwischen Österreich und Italien 1866
- Der verlorene gewonnene Krieg
- Die Berichterstattung über den Krieg 1866
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Berichterstattung über den italienischen Einigungsprozess in österreichischen Tageszeitungen. Sie befasst sich mit der Frage, wie die österreichischen Medien versuchten, gegen diesen Prozess zu argumentieren und die Legitimation Österreichs über die italienischen Gebiete zu verteidigen. Dabei werden die Wiener Zeitung, Die Presse, die Neue Freie Presse und die Innsbrucker Nachrichten analysiert, um die unterschiedlichen Perspektiven und Positionen darzustellen.
- Die Rolle der österreichischen Tageszeitungen in der Darstellung des Risorgimento
- Die Argumentation gegen die italienische Einigung und die Verteidigung der österreichischen Herrschaft in Italien
- Die Legitimationsstrategien Österreichs im Kontext der italienischen Einigung
- Der Vergleich der Berichterstattung in den vier ausgewählten Zeitungen und ihre unterschiedlichen Positionen
- Die Entwicklung der Berichterstattung über den italienischen Einigungsprozess von 1860 bis 1866
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt den historischen Kontext des Risorgimento und die Bedeutung der italienischen Einigung für Österreich dar. Sie definiert die Forschungsfrage und erläutert die Methode der Analyse von vier österreichischen Tageszeitungen.
- Wiener Zeitung, Die Presse, Neue Freie Presse und Innsbrucker Nachrichten als Teil der österreichischen Medienlandschaft: Dieses Kapitel beschreibt die vier ausgewählten Zeitungen und ihren Platz im österreichischen Mediensystem. Es beleuchtet die politischen Rahmenbedingungen und die Zensur während des Neoabsolutismus.
- Plebiszite im März 1860: Dieses Kapitel behandelt die Plebiszite in Oberitalien, die den Anschluss an das Königreich Piemont-Sardinien ermöglichten. Es analysiert die Berichterstattung in den vier Zeitungen und untersucht, wie diese auf die neue Form der Legitimation durch Volksabstimmung reagierten.
- Die Ausrufung des Königreichs Italien: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Ausrufung des Königreichs Italien im März 1861 und der darauf folgenden Verweigerung der Anerkennung durch Österreich. Es untersucht, wie die vier Zeitungen die Gründung des neuen Staates darstellten.
- Der Krieg zwischen Österreich und Italien 1866: Dieses Kapitel analysiert den Krieg von 1866 und die damit verbundene Niederlage Österreichs. Es untersucht die Berichterstattung über den Krieg und den Friedensvertrag von Zürich und beleuchtet den Wandel in der Darstellung.
Schlüsselwörter
Italienische Einigung, Risorgimento, österreichische Tageszeitungen, Wiener Zeitung, Die Presse, Neue Freie Presse, Innsbrucker Nachrichten, Neoabsolutismus, Zensur, Legitimation, Plebiszit, Volksabstimmung, Königreich Italien, Krieg von 1866, Friedensvertrag von Zürich.
- Arbeit zitieren
- Andreas Staggl (Autor:in), 2011, Die Darstellung der Einigung Italiens in österreichischen Tageszeitungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191404