Anziehend und abstossend zugleich, üben Serienmörder spätestens seit Jack the Ripper eine ambi-valente Faszination aus. Sie sind zu einem festen Bestandteil der postmodernen Kultur geworden, was sich in zahlreichen Büchern, Theaterstücken, Kunstwerken und wissenschaftlichen Seminaren nieder-schlägt, die den Serienmord und damit den Serienmörder thematisieren.
Seit den 90er Jahren nimmt sich vor allem der Film immer wieder dieser seriellen Mörder an, ins-besondere Hollywood. Jonathan Demmes Romanverfilmung The Silence of the Lambs gilt diesbezüglich als Wegbereiter. Waren Serienmörder als Filmfiguren bis dahin eher selten anzutreffen, finden sie mit dem Welterfolg von The Silence of the Lambs endgültig den Weg ins Mainstreamkino.
So folgen auf Hannibal Lecter zahlreiche weitere Filmfiguren in dieser Manier, man denke hier beispiels-weise an Mickey Knox (Natural Born Killers), David Allen Griffin (The Watcher) oder Earl Brooks (Mr. Brooks). Diesen Serienmördern ist gemeinsam, dass sie alle fiktionale, aber realistisch dargestellte Figuren sind, welche aus eigenem Willen töten und deren Handlungen sich in einer Welt abspielen, wie sie auch in der Realität vorkommen kann. In der Psychologie des Serienmordes spricht man im Falle dieser bewusst handelnden Serienmörder von Psychopathen.
Angesichts der regelrechten Überschwemmung an solchen Serienmörderfiguren seit The Silence of the Lambs, stellt sich die Frage, ob sich die Darstellung derselben im direkten Vergleich seit Hannibal Lecter verändert hat.
Die Forschungsfragen dieser Studie lauten deshalb wie folgt:
a) Hat sich die Darstellung des männlichen, fiktionalen, realistisch dargestellten und bewusst handelnden Serienmörders im Hollywoodkino seit Jonathan Demmes The Silence of the Lambs verändert?
b) Wie haben sich die Eigenschaften dieser Figur seitdem entwickelt?
Dazu muss zunächst jede Serienmörderfigur einzeln auf Darstellung und Entwicklung hin analysiert werden. Anschliessend wird ein Kategoriensystem mit beschreibenden Kategorien entwickelt. Diese machen die jeweilige Figurendarstellung, sowie die jeweilige Charakterentwicklung sichtbar und ermöglichen am Ende einen Vergleich zwischen den hier analysierten Figuren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziel und Aufbau der Arbeit
- Einführung: Serienmörder in der US-Realität
- Definition und Serienmördertypologie gemäß FBI
- Der psychopathische Serienmörder
- Der fiktionale Film
- Der Film als narrativer Text
- Fiktionales Erzählen
- Das Genre
- Das Genre Psychothriller
- Serienmörder in Hollywood
- Serienmörder als Filmfiguren
- Die verschiedenen Gesichter des fiktionalen Serienmörders
- Hannibal Lecter und Co. Realistische Psychopathen im fiktionalen Film
- Realitätsnahe und realitätsferne Gewaltdarstellungen im Serienkillerfilm
- Exkurs: Der Serienmörder als Figur narrativer Diskontinuität
- Zusammenfassung & Arbeitsdefinitionen
- Untersuchungsrelevante Theorien
- Figurenanalyse im Film
- Aufgebautes Personenwissen im Film
- Spezifische Funktionsrollen und soziale Handlungsrollen
- Individualisierte Figuren
- Backstory und Backstorywound nach Michaela Krützen
- Charakterentwicklung
- Stabile Charaktermerkmale und vorübergehende Gemütslagen
- Zusammenfassung
- Empirischer Teil
- Untersuchungsziele
- Theorien im Kontext der Untersuchung
- Darstellung
- Charakterentwicklung
- Forschungsfragen
- Methode: Filmanalyse
- Operationalisierung und Forschungsdesign
- Stichprobe
- Grundgesamtheit
- Untersuchung
- Untersuchungszeitraum und Filmauswahl
- Einzelanalysen
- Beispielanalyse The Silence of the Lambs (1991)
- Analyse von Se7en (1995)
- Analyse von American Psycho (2000)
- Analyse von Saw II (2005)
- Analyse von Untraceable (2008)
- Zusammenführung der Einzelanalysen
- Kategorienbildung und –Modifizierung: Figurendarstellung
- Kategorienbildung: Figurenentwicklung
- Figurenvergleich
- Gemeinsamkeiten
- Unterschiede
- Erkenntnis
- Keine signifikanten Veränderungen in der Figurendarstellung
- Veränderungen in der Figurendarstellung
- Keine signifikante Entwicklung der Eigenschaften
- Entwicklungstendenzen
- Beantwortung der Forschungsfragen & Fazit
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Lizentiatsarbeit untersucht die Darstellung und Entwicklung psychopathischer Serienmörderfiguren im Hollywood-Kino seit "The Silence of the Lambs". Ziel ist es, vergleichend filmanalytisch zu ergründen, wie diese Figuren konstruiert werden und sich im Laufe der Zeit verändert haben. Der Fokus liegt auf der Figurendarstellung und -entwicklung im Kontext soziokultureller Veränderungen.
- Die Entwicklung der Darstellung psychopathischer Serienmörder im Film.
- Der Einfluss soziokultureller Faktoren auf die Konstruktion dieser Figuren.
- Der Vergleich realistisch dargestellter und fiktionaler Serienmörderfiguren.
- Die Rolle der Gewaltdarstellung in der Charakterisierung der Figuren.
- Analyse der narrativen Strategien zur Darstellung von Psychopathie im Film.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht die Darstellung psychopathischer Serienmörder im Hollywood-Kino, motiviert durch die große Präsenz des Themas in der heutigen Kulturindustrie und die damit verbundene Faszination für menschliche Abgründe. Es wird ein Überblick über die Thematik gegeben und die Forschungsfrage formuliert.
Der fiktionale Film: Dieses Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Filmanalyse, insbesondere das fiktionale Erzählen und die Genrekonventionen des Psychothrillers. Es dient als methodische Grundlage für die anschließende Filmanalyse.
Serienmörder in Hollywood: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Darstellungsweisen psychopathischer Serienmörder im Film. Es werden unterschiedliche Typen von Serienmörderfiguren vorgestellt und anhand von Beispielen deren Konstruktion und Entwicklung im Filmverlauf analysiert. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie Realismus und Fiktion in der Darstellung von Gewalt und Psychopathie in Wechselwirkung stehen.
Untersuchungsrelevante Theorien: Das Kapitel etabliert die theoretischen Grundlagen der Figurenanalyse im Film. Es werden verschiedene Methoden und Konzepte vorgestellt, die für die Analyse der Filmfiguren angewendet werden, unter anderem die Konzepte der Backstory, der Charakterentwicklung und die Differenzierung zwischen stabilen Charaktermerkmalen und vorübergehenden Gemütslagen. Diese theoretischen Ansätze bilden die Basis für die empirische Untersuchung.
Empirischer Teil: Dieser Teil beschreibt die Methodik und das Design der Untersuchung, einschließlich der Auswahl der zu analysierenden Filme und die Operationalisierung der relevanten Kategorien. Die einzelnen Filmanalysen werden detailliert dargestellt und mit Bezug auf die im theoretischen Teil erarbeiteten Konzepte ausgewertet.
Figurenvergleich: Das Kapitel vergleicht die untersuchten Serienmörderfiguren hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf Darstellung und Entwicklung. Die Ergebnisse werden in Bezug auf die Forschungsfragen interpretiert.
Schlüsselwörter
Psychopathischer Serienmörder, Hollywood-Kino, Filmanalyse, Figurendarstellung, Charakterentwicklung, Genrekonventionen, Psychothriller, Gewaltdarstellung, Realismus, Fiktion, Soziokultur, Narratologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Lizentiatsarbeit: Darstellung und Entwicklung psychopathischer Serienmörderfiguren im Hollywood-Kino
Was ist das Thema dieser Lizentiatsarbeit?
Die Arbeit untersucht die Darstellung und Entwicklung psychopathischer Serienmörderfiguren im Hollywood-Kino seit "The Silence of the Lambs". Es wird vergleichend filmanalytisch ergründet, wie diese Figuren konstruiert werden und sich im Laufe der Zeit verändert haben. Der Fokus liegt auf der Figurendarstellung und -entwicklung im Kontext soziokultureller Veränderungen.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Entwicklung der Darstellung psychopathischer Serienmörder im Film zu analysieren, den Einfluss soziokultureller Faktoren auf die Konstruktion dieser Figuren zu untersuchen, realistisch dargestellte und fiktionale Serienmörderfiguren zu vergleichen, die Rolle der Gewaltdarstellung in der Charakterisierung der Figuren zu beleuchten und die narrativen Strategien zur Darstellung von Psychopathie im Film zu analysieren.
Welche Filme werden analysiert?
Die Arbeit analysiert exemplarisch folgende Filme: "The Silence of the Lambs" (1991), "Se7en" (1995), "American Psycho" (2000), "Saw II" (2005) und "Untraceable" (2008).
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Filmanalyse. Die theoretischen Grundlagen umfassen die Figurenanalyse im Film, Konzepte der Backstory, der Charakterentwicklung und die Differenzierung zwischen stabilen Charaktermerkmalen und vorübergehenden Gemütslagen. Die Methodik beinhaltet die Auswahl der Filme, die Operationalisierung relevanter Kategorien und die detaillierte Darstellung der Einzelanalysen.
Welche Forschungsfragen werden gestellt?
Die Arbeit untersucht, ob sich die Figurendarstellung und -entwicklung psychopathischer Serienmörder im Laufe der Zeit verändert haben und wie diese Veränderungen mit soziokulturellen Faktoren zusammenhängen. Konkret werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung und Entwicklung der untersuchten Figuren verglichen.
Welche Ergebnisse werden erwartet?
Die Arbeit untersucht, ob es signifikante Veränderungen in der Figurendarstellung und -entwicklung gibt und welche Entwicklungstendenzen erkennbar sind. Die Ergebnisse werden im Kontext der Forschungsfragen interpretiert und im Fazit zusammengefasst.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Theorien der Figurenanalyse im Film, einschließlich Konzepte wie aufgebautes Personenwissen, spezifische Funktionsrollen, individualisierte Figuren, Backstory und Backstorywound nach Michaela Krützen, Charakterentwicklung, stabile Charaktermerkmale und vorübergehende Gemütslagen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Psychopathischer Serienmörder, Hollywood-Kino, Filmanalyse, Figurendarstellung, Charakterentwicklung, Genrekonventionen, Psychothriller, Gewaltdarstellung, Realismus, Fiktion, Soziokultur, Narratologie.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in Einleitung, Theorieteil (fiktionaler Film, Serienmörder in Hollywood, relevante Theorien), Empirie (Methodik, Filmanalysen, Figurenvergleich), Ergebnisse und Schlussfolgerung.
- Citation du texte
- Helena Stamatovic (Auteur), 2008, Psychopathen im Hollywoodkino, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191461