Die Autopoetologie ist in der Literaturwissenschaft noch ein sehr junges Teilgebiet. Der Begriff Autopoetologie bedeutet, dass in literarischen Texten Literatur und andere literarische Elemente reflektiert werden. Literatur behandelt beziehungsweise reflektiert sich also selbst. Demnach geht es also um „Literatur über Literatur“. Dabei ist es möglich, dass die Literatur auch das eigentliche Thema des literarischen Textes ist, wie etwa bei einer Poetik. Jedoch ist es ebenso möglich, dass eine Reflexion über Literatur in einem Text nur beiläufig, also nicht explizit, dargestellt wird und nicht das eigentliche Thema ist. Literarische Texte reflektieren in diesem Fall unterschiedliche literarische Themen. So kommt es vor, dass ein Text über einen Schreibprozess, das Erzählen und den Erzähler oder über die Gründe dichterischer Produktivität reflektiert. Genau jene Texte, die literarisches implizit reflektieren sind Gegenstand dieser Seminararbeit. Exemplarisch sollen drei Texte auf autopoetologische Elemente untersucht werden. Zuvor soll jedoch auch eine epochale Einordnung erfolgen, um die literarischen Diskurse zeitlich und Literaturhistorisch einzuordnen. Daher soll an jeden Text die Frage, was typisch an ihm für seine Literaturepoche ist, gestellt werden, also in wie weit sich die literarische Strömung der Zeit in dem jeweiligen Werk wiederspiegelt. Als Beispiele für eine Analyse auf autopoetologische Elemente dienen in dieser Seminararbeit Goethes Die Wahlverwandtschaften, eines der späteren Werke Goethes. Es ist ein typisch klassizistisches Werk und beinhaltet einen Diskurs zur Autonomieästhetik, welcher im Hinblick auf autopoetologische Elemente analysiert werden soll. Das zweite Werk ist Jean Pauls Hesperus. Jean Paul, als eine Art Übergangsautor zwischen Klassik und Romantik, lässt Elemente beider literarischer Strömungen in sein Werk einfließen. Desweiteren ist seine teils humorvolle Art und Weise den Erzähler „Jean Paul“ als eine Art Biograph und gleichzeitig autonome Figur in den Roman zu integrieren einzigartig und bietet den Grundstoff einer Analyse auf autopoetologische Elemente. Das letzte zu analysierende Werk ist Franz Kafkas Erzählung Der Landarzt, welche zwar literaturhistorisch schwer einzuordnen, jedoch für eine autopoetologische Diskussion und Analyse hervorragend geeignet ist, da Franz Kafka in diesem Werk auf konnotativer Ebene einen Schreibprozess darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Johann Wolfgang Goethe - Die Wahlverwandtschaften
- Klassische Kühle
- Zeichen und Bezeichnetes
- Jean Paul - Hesperus
- Zwischen Klassik und Romantik
- Der Erzähler „Jean Paul“
- Franz Kafka - Ein Landarzt
- Ein literarischer Einzelgänger
- Reflexionen über den Schreibakt
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Phänomen der Autopoetologie in der Literatur, wobei exemplarisch drei Texte analysiert werden: Goethes „Die Wahlverwandtschaften“, Jean Pauls „Hesperus“ und Franz Kafkas „Ein Landarzt“. Ziel ist es, die autopoetologischen Elemente in diesen Texten zu untersuchen und gleichzeitig ihre Einordnung in die jeweilige Literaturepoche zu beleuchten. Dabei wird die Frage gestellt, inwiefern die literarische Strömung der Zeit im jeweiligen Werk widergespiegelt wird.
- Reflexion von Literatur in Literatur
- Autopoetologische Elemente in klassischen und romantischen Texten
- Die Rolle des Erzählers in der Autopoetologie
- Der Schreibprozess als Thema in der Literatur
- Die Beziehung zwischen Form und Inhalt in autopoetologischen Texten
Zusammenfassung der Kapitel
2. Die Wahlverwandtschaften
Goethes „Die Wahlverwandtschaften“ stellt ein fortschrittliches Werk der Weimarer Klassik dar, welches Elemente des Naturalismus vorwegnimmt. Der Roman zeichnet sich durch eine naturwissenschaftliche Herangehensweise aus, die sich in der Metaphorik und Ironie des Textes manifestiert. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden als chemische Verbindungen dargestellt, deren Beschreibung den Handlungsverlauf vorwegnimmt. Die Nähe zum Klassizismus zeigt sich in der Formreinheit und Ausgeglichenheit des Romans. Der strikte Ort der Handlung, die überschaubare Anzahl an Figuren und Goethes nüchterner Sprachstil sowie die Orientierung an antiken Kunstidealen tragen zur klassischen Kühle des Werks bei.
3. Hesperus
Jean Pauls „Hesperus“, ein Werk zwischen Klassik und Romantik, vereint Elemente beider Epochen. Der Roman zeichnet sich durch eine teils humorvolle Erzählweise aus, in der der Erzähler „Jean Paul“ als Biograph und autonome Figur in den Roman integriert wird. Die Autopoetologie des Werks zeigt sich in der Reflexion des Schreibprozesses und der Konstruktion der Figuren.
4. Ein Landarzt
Franz Kafkas „Ein Landarzt“ lässt sich schwer in eine literarische Epoche einordnen, eignet sich jedoch hervorragend für die Analyse autopoetologischer Elemente. In dem Werk werden auf konnotativer Ebene Schreibprozess und das Erzählen selbst thematisiert.
Schlüsselwörter
Autopoetologie, Literaturreflexion, Klassik, Romantik, Erzähler, Schreibprozess, literarische Elemente, literarische Strömungen, „Die Wahlverwandtschaften“, „Hesperus“, „Ein Landarzt“
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- Daniel Greiner (Autor), 2010, Autopoetologie anhand von 3 Texten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191473