Diese Arbeit behandelt vier Themenbereiche:
A. Selbstgesteuertes Lernen im Lebenslauf - was sind die bildungspolitischen Hintergründe und was sind die lerntheoretischen Hintergründe?
B. Was ist der "Heimliche Lehrplan"?
C. Basispositionen zu Weiterbildung: Welche Positionen zur Weiterbildung nehmen Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und Weiterbildungsträger ein?
D. Was ist das "Rebellische Element" der Weiterbildung?
Inhaltsverzeichnis
Einsendeaufgabe 1 - Selbstgesteuertes Lernen im Lebenslauf
Aufgabenteil 1 - Bildungspolitische Hintergründe
Aufgabenteil 2 - Lerntheoretische Hintergründe
Einsendeaufgabe 2 - Heimlicher Lehrplan
Einsendeaufgabe 3 - Basispositionen zu Weiterbildung
A. Arbeitgeberverbände
B. Gewerkschaften
C. Weiterbildungsträger
Einsendeaufgabe 4 - Rebellisches Element der Weiterbildung
Literaturverzeichnis
Einsendeaufgabe 1 - Selbstgesteuertes Lernen im Lebenslauf(zu EB 0210)
Aufgabenteil 1 - Bildungspolitische Hintergründe
Die im Aufgabenteil beschriebene Weiterbildungseinrichtung muss sich auf die veränderten Bedingungen der postmodernen Weiterbildungsgesellschaft einstellen. Die erforderlichen finanziellen Mittel sind ihr bewilligt worden. Die Herausforderung besteht in der Entwicklung von zeitgemäßen Lehrangeboten für eine noch zu entdeckende Kundschaft, die aus Erwachsenen besteht - diese Erwachsenen sind aufgefordert und werden teilweise dazu gedrängt, sich weiterzubilden. In diesem Zusammenhang ist die Weiterbildungseinrichtung gefordert, zu einer „lernenden Organisation“ zu werden (vgl. für das Konzept Müller-Commichau, 2011, 73 ff.) und sich den gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen, um die erforderlichen Angebote zu machen und ökonomisch erfolgreich zu sein.
Von entscheidender Bedeutung dabei ist, dass Erwachsenen zu 80% informell lernen (Livingstone, 1999, S. 78, zitiert nach Arnold, 2010, S. 11) und Lernstile individuell unterschiedlich sind. Die große Herausforderung liegt daher in einer Gestaltung eines Lehrangebots, das alle „Eingangskanäle“ der Erwachsenen anspricht, ganz im Sinne einer „konstruktivistischen Ermöglichungsdidaktik“ nach Horst Siebert (Siebert, 2011, S. 1 ff.). Anzustreben ist daher ein Angebot für selbstgesteuertes Lernen, wobei der Dozent eher Trainer/Coach, also Lernbegleiter und Lernberater der Erwachsenen ist (für das Konzept Müller-Commichau, 2011,S.85 ff.).
Jürgen Habermas erkannte einen Zusammenhang (eine Balance) „zwischen personaler und sozialer Identität“, die sog. „Ich-Identitäten“ (Arnold, 2010, S. 3), die mit eigenen Worten beschrieben einerseits der persönliche Lebenslauf (die individuelle Lebens- und Bildungsgeschichte enthält) sowie die verschiedenen Rollen enthält (z.B. Freund, Ehegatte, Kind und Vater, Chef und Mitarbeiter, Kollege und Sportkamerad/Mitspieler), die das Individuum in der Gesellschaft spielt. Insofern ist Bildung im Lebenslauf in der Dualität vorhanden - einerseits im einzelnen Menschen (dem Individuum) und gleichzeitig in der Gesellschaft, in der das Individuum zahlreiche unterschiedliche Rollen ausfüllt. Außerdem besteht eine Dualität zwischen dem „Verschwinden hinter den amtlichen Belegen“ (z.B. den Hochschulabschlusszeugnissen) und der „Autonomie“ eigenständiger Lebensführung (Arnold, 2010, S. 3), z.B. in der Rolle als abhängiger Arbeitnehmer und gleichzeitig Wissenschaftler oder Publizist (durch die Veröffentlichung von Texten). Durch die Weiterbildung des Individuums wird die Gesellschaft zukünftig eher in die Lage versetzt, die großen Herausforderungen und erforderlichen Wandlungen zu bestehen (Fachkräftemangel, Wirtschaftskrise, Abkehr vom Erdöl als Energiequelle, Klimakatastrophe, etc.). Der Einzelne kann und muss durch individuelle Weiterbildung versuchen, Schritt zu halten und seinen Beitrag zu leisten.
„Als das subtil wirksame Integrationsprogramm der Gesellschaft“ (Arnold, 2010, S. 4) kann der Lebenslauf dann wahrgenommen werden, wenn gesellschaftliche Anforderungen (z.B. immer schnellere technische Entwicklung, Globalisierung und Internationalisierung, Flexibilisierung bei Arbeitsabläufen, uvm.) befriedigt werden sollen und daher Gesellschaftsmitglieder deutlich anpassungsfähiger und gebildeter sein müssen, als in vergangenen Dekaden.
Das „lebenslange Lernen“ wird so nicht nur zur Modeerscheinung, sondern zur bildungspolitischen Voraussetzung fürden Erfolg der postmodernen Gesellschaft.
Die bildungspolitische Leitlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (in der Folge BMBF) stellt sich auf der Homepage des BMBF so dar, dass „das Lernen im Lebenslauf [...] zu den großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen [gehört]. Die Verwirklichung des Lernens im Lebenslauf ist entscheidend für die Perspektive des Einzelnen, den Erfolg der Wirtschaft und die Zukunft der Gesellschaft“ (BMBF ohne Datum, zitiert nach Arnold, 2010, S. 5).
Dabei soll Bildung wichtig für die „wirtschaftliche Dynamik“ sein und „persönliche Aufstiegschancen“ erschließen (BMBF ohne Datum, zitiert nach Arnold, 2010, S. 5). Einerseits ist Bildung wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen Menschen. Andererseits benötigt die Wirtschaft flexible, gut ausgebildete, geistig aktive Mitarbeiter, was angesichts der Überalterung der Gesellschaft in Deutschland schwierig ist und immer schwieriger wird. Schließlich soll Bildung auch Aufstiegschancen für den Einzelnen bieten. Ob das tatsächlich so ist, muss dahingestellt bleiben. Bildung ist und bleibt jedoch die Voraussetzung für beruflichen Erfolg und Anpassungsfähigkeit. Diese Weiterbildung für Erwachsene sollte der Träger anbieten und sein Programm entsprechend ausrichten - mit Angeboten für Allgemeinbildung und berufliche Weiterbildung.
Aufgabenteil 2 - Lerntheoretische Hintergründe
Wissen und Wissenschaft sind nach einer Arbeitsthese „sprachgebundene“ Unterfangen. Diese These ist zu bejahen, da komplexes menschliches Handeln ohne Sprache und Versprachlichung der Gedanken nicht möglich ist. Selbstverständlich sind einfache Handlungen möglich (z.B. Nahrungsaufnahme, Sexualität, Sport, Handarbeit, TV-Se- hen, Internet-Spiele) aber komplexere soziale Interaktion ist immer auch von Abstimmung und Mitteilung der einzelnen Individuen abhängig. Wissen muss vermittelt und weiter gegeben werden. Bereits in „präguttenbergischen“ Gesellschaften der Menschheitsgeschichte bis hin zum Mittelalter in Europa erfolgte diese „narrative“ Weitergabe (also sprachliche Weitergabe durch Erzählungen der Alten an die Jungen), z.B. in Stämmen und Sippen, später durch Frontalunterricht in sog. „Klosterschulen“ (vgl. Arnold, 2010, S. 78). Noch heute leben Menschen in primitiveren Gesellschaften ohne Schulbildung und mit nur narrativer Wissensweitergabe, z.B. Teile der Tuareg in der afrikanischen Sahara (Gwin, 2011, S. 142) obwohl auch diese Gesellschaften nach einer Primärausbildung in Grundschulen streben.
Im primären bis quartären Sektor der Bildung (vgl. Müller-Commichau, 2011, S. 2) herrscht noch immer der Frontalunterricht und die „Wissensmast“ von vorne vor (vgl. Arnold, 2010, S. 16).
Seit der Erfindung des Buchdrucks wird Wissen mehr und mehr auch in Form von geschriebenen Aufzeichnungen und neuerdings in Form des Internets verbreitet - beides sind Formen von Sprache.
Wissenschaft ist nur über die schriftliche Aufzeichnung von Ergebnissen und deren Verbreitung - wiederum über Sprache in Druckform oder Vorlesungen möglich. Die These ist somit unbedingt zu bejahen.
Erschreckend ist in diesem Zusammenhang das „Bildungsversager“ und „Bildungsferne Bevölkerungsschichten“ häufig ein Problem mit der Sprache im Unterricht haben - diese ist jedoch Grundvoraussetzung für die Vermittlung und Aufnahme von höherer Bildung - anders sieht es in bestimmten Bereichen der beruflichen Bildung aus, da diese oft handwerklichen Tätigkeiten noch nach altbewährtem Muster durch Vormachen und Nacharbeiten (und dem einhergehenden Erleben) gelehrt werden (vgl. Arnold, 2010, S. 21 ff.).
Als Beispiel für Wissen wird in betrieblichen Weiterbildungen ein Dozent engagiert, der frontal den Unterricht leitet (mündlich, mit Bildern oder Präsentationen) und gleichzeitig die Wortbeiträge der Teilnehmer moderiert und damit steuert. Rückfragen aus dem Teilnehmerkreis ermöglichen Diskussionen und Interaktionen, unterstützt wird der Lernerfolg durch Gruppenarbeit und nachfolgende Präsentationen an Flipcharts oder am Metaplan, Handouts und gedruckte Seminarunterlagen runden die theoretischen Unterlagen in Richtung des Lernerfolgs ab. Der Dozent wird mehr als Lernbegleiter der Gruppe (häufig Trainer oder Coach genannt) tätig. In Einzelfällen bietet er Einzelberatung (echtes Coaching des Individuums) an. Dieses Beispiel ist ohne sprachliche Vermittlung des Wissens, der Sachverhalte und der Interaktion sowie der Unterlagen nicht möglich. Auch in der o.g. Weiterbildungseinrichtung ist sprachgebundene Wissens- und Kompetenzvermittlung an Erwachsene erforderlich, z.B. in Unterrichtsräumen, ggf. Fernstudienangeboten mit Präsenzzeiten, o.ä.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema von Einsendeaufgabe 1 - Selbstgesteuertes Lernen im Lebenslauf?
Einsendeaufgabe 1 behandelt die bildungspolitischen und lerntheoretischen Hintergründe des selbstgesteuerten Lernens im Kontext des Lebenslaufs. Sie untersucht, wie Weiterbildungseinrichtungen sich auf die veränderten Bedingungen der postmodernen Weiterbildungsgesellschaft einstellen müssen und wie sie zeitgemäße Lehrangebote für Erwachsene entwickeln können. Ein wichtiger Aspekt ist die Bedeutung des informellen Lernens und die Notwendigkeit einer "konstruktivistischen Ermöglichungsdidaktik".
Welche bildungspolitischen Aspekte werden in Aufgabenteil 1 behandelt?
Aufgabenteil 1 beleuchtet die Notwendigkeit für Weiterbildungseinrichtungen, zu "lernenden Organisationen" zu werden und sich an gesellschaftliche Entwicklungen anzupassen. Er diskutiert die Rolle des Lebenslaufs als "subtil wirksames Integrationsprogramm der Gesellschaft" und betont die Bedeutung des "lebenslangen Lernens" als bildungspolitische Voraussetzung für den Erfolg der postmodernen Gesellschaft. Die Leitlinien des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) werden ebenfalls erwähnt.
Welche lerntheoretischen Hintergründe werden in Aufgabenteil 2 diskutiert?
Aufgabenteil 2 untersucht die These, dass Wissen und Wissenschaft "sprachgebundene" Unterfangen sind. Er geht auf die Bedeutung der Sprache für die Vermittlung und Weitergabe von Wissen ein, von der narrativen Weitergabe in präguttenbergischen Gesellschaften bis hin zum Frontalunterricht und der Nutzung von Schrift und Internet. Das Problem von "Bildungsversagern" und "bildungsfernen Bevölkerungsschichten", die oft ein Problem mit der Sprache haben, wird ebenfalls angesprochen. Beispiele für Wissensvermittlung in betrieblichen Weiterbildungen und im universitären Bereich (Master-Studiengang Erwachsenenbildung) werden gegeben.
Was sind die Hauptaussagen bezüglich des Lernens Erwachsener?
Erwachsene lernen zu einem großen Teil informell (80%). Lernstile sind individuell unterschiedlich. Dozenten sollten eher Trainer/Coaches sein. Weiterbildung ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung, die wirtschaftliche Dynamik und die persönlichen Aufstiegschancen. Wissen muss vermittelt und weitergegeben werden, und Sprache spielt dabei eine zentrale Rolle.
Welche Kritik oder Einschränkungen werden genannt?
Es wird angedeutet, dass die Behauptung, Bildung biete immer Aufstiegschancen, hinterfragt werden muss. Es wird auch auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die durch die Überalterung der Gesellschaft und den Fachkräftemangel entstehen.
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- Dr. Carsten Weerth (Autor), 2011, Der Weg in die Weiterbildungsgesellschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191508