Theorien der Sozialen Arbeit: Silvia Staub-Bernasconi und Hans Thiersch


Hausarbeit, 2012

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2. Kurze Vorstellung der behandelten Theorien
2.1 Silvia Staub-Bernasconi: Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession und Ursache nichterfüllter legitimer Wünsche und Bedürfnisse
2.2 Hans Thiersch: Lebensweltorientierung

3 Schnittmengen und Unterschiede der beiden vorgenannten Theorien
3.1 Professionelles Handeln
3.2 Soziale Probleme
3.3 Ziele Sozialer Arbeit
3.4 Mandate der Sozialen Arbeit

4. Fachlich-kritische Betrachtung
4.1 Thierschs Theorie im Alltag einer stationären Jugendhilfeeinrichtung
4.2 Staub-Bernasconis Theorie im Alltag der Heimerziehung
4.3 Fazit

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Wie der Titel der Arbeit bereits sagt, beschäftige ich mich in den folgenden vier Kapiteln mit zwei der großen Theorien der Sozialen Arbeit. Ich habe mich für die Theorien von Prof. Dr. Silvia Staub-Bernasconi und Prof. Dr. phil. Dr. Dres. h.c. Hans Thiersch entschieden. Silvia Staub-Bernasconi studierte Soziale Arbeit in Zürich und den USA, Soziologie, Sozialpsychologie, Pädagogik und Sozialethik an der Universität Zürich und habilitierte an der Technischen Universität Berlin. Sie war u.a. Dozentin für Soziale Arbeit und Menschenrechte an der Hochschule für Soziale Arbeit in Zürich und der TU Berlin. Silvia Staub-Bernasconi prägte den Begriff der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession und formte darüber hinaus das Wissenschaftsverständis der Sozialen Arbeit als Handlungswissenschaft. Sie stellte von den anderen Arbeiten der großen Theoretiker wie Thiersch, Dewe/Otto und Bommes/Scherr weitestgehend losgelöste Theorien für die Soziale Arbeit auf (vgl. Staub-Bernasconi, Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft, Haupt Verlag, 2007). Hans Thiersch betrachtet u.a. in seiner Theorie über die „Positionsbestimmung der Sozialen Arbeit“ (Hans Thiersch, 2002, Juventa Verlag Weinheim), das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit vor dem Hintergrund politischer Zwänge und ökonomischer Interessen. Seine einzelnen Tätigkeiten und Publikationen sind so zahl- und umfangreich, dass eine Aufzählung dieser hier den Rahmen sprengen würde. Er gilt als Begründer der Tübinger Schule. Seine Auffassung der Lebensweltorientierung bei der Sozialen Arbeit nimmt Einfluss auf die Theorien von Dewe/Otto und Bommes/Scherr.

Eine klare Abgrenzung der beiden von mir ausgewählten Theorien ist trotz ihrer Eigenständigkeit nicht vollständig möglich.

Im Folgenden werde ich versuchen, gravierende Unterschiede sowie markante Schnittmengen herauszustellen und deren Anwendbarkeit im sozialpädagogischen Arbeitsfeld der stationären und der offenen und aufsuchenden Kinder- und Jugendarbeit kritisch zu beleuchten.

2. Kurze Vorstellung der behandelten Theorien

2.1 Silvia Staub-Bernasconi: Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession und Ursache nichterfüllter legitimer Wünsche und Bedürfnisse

Silvia Staub-Bernasconis Theorie beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Bearbeitung sozialer Problemlagen. Das bedeutet, dass sie erst dann eine Reaktion der Sozialen Arbeit, per Mandat der Gesellschaft, erforderlich sieht, wenn ein soziales Problem bereits diagnostiziert wurde. Der Ursprung sozialer Probleme liegt gem. Staub-Bernasconi in der Nichterfüllbarkeit legitimer Wünsche und Bedürfnisse.

„Zu AdressatInnen Sozialer Arbeit werden Menschen dadurch, dass sie vorübergehend oder dauerhaft [...], nicht in der Lage sind, ihre Bedürfnisse aufgrund eigener Ressourcen und Anstrengungen zu befriedigen.“ (Silvia Staub Bernasconi, Soziale Arbeit : Dienstleistung oder Menschenrechtsprofession?, 2006, Seite 16)

Als Gründe für diese Nichterfüllbarkeit führt Staub-Bernasconi verschiedene Umstände an:

1. Knappheit der Ressourcen
2. Grenzenlosigkeit der Wünsche, Kollision mit Wünschen Anderer
3. Mangelnde Unterstützung durch Andere
4. Moralische Bedenken in der Interaktion mit Anderen

(vgl. Silvia Staub-Bernasconi, Soziale Probleme als ethisch-moralische Dilemmata, 2006)

Silvia Staub-Bernasconi orientiert sich bei der Bearbeitung sozialer Problemlagen am System der Klientel. Damit grenzt sie sich von den zwei gängigen Paradigmen der sozialen Arbeit, der subjektzentrierten, bei der das Individuum im Mittelpunkt der Betrachtung steht, und der soziozentrierten Sichtweise, bei der die Gesellschaft, bzw. das soziale Umfeld im Mittelpunkt steht, ab (vgl. Staub-Bernasconi 2002, 246). So vereinigt sie die wesentlichen Paradigmen zu einer systemischen Betrachtung, bei der sowohl das familiäre und soziale Umfeld die Klientel einbezogen wird, als auch die Klientin oder der Klient selbst. (vgl. Staub-Bernasconi 2002, 250)

Darüber hinaus postuliert Silvia Staub-Bernasconi die Soziale Arbeit als „Menschenrechtsprofession“ und fordert diesbezüglich, „darauf hinzuarbeiten, dass menschenverachtende soziale Regeln und Werte - kurz, dass behindernde Machtstrukturen in begrenzende Machtstrukturen transformiert werden - so weit sie der Sozialen Arbeit zugänglich sind“ (Staub-Bernasconi 2000, 254).

2.2 Hans Thiersch: Lebensweltorientierung

Hans Thiersch befasst sich in seiner Theorie vorrangig mit der Lebensweltorientierung. Gemäß seiner Auffassung stellt die Klientel das Zentrum der Betrachtung in mitten seiner Lebenswelt dar. Damit kann man seine Theorie als subjektzentrierte Sichtweise der Sozialen Arbeit bezeichnen. Das Ziel des lebensweltorientierten Ansatzes ist, gerechtere Lebensverhältnisse, Demokratisierung und Emanzipation, sowie Chancen nach rechtlich gesicherter, fachlich verantwortbarer Arbeit (vgl. Thiersch 2005, S. 165). Die Soziale Arbeit sollte vor allem mit lebensweltlichen Ressourcen arbeiten, sowie neue Handlungsund Verständigungsmuster schaffen (vgl. Thiersch 1993, S. 13 ff). Hans Thiersch plädiert für ein „ Votum gegen die Abstraktion und Generalisierung von Lebensverhältnissen“ (Thiersch 2005, S. 166).

Thiersch gliedert die Lebenswelt in verschiedene Lebensfelder (Familie, Gleichaltrige, Arbeit) und unterscheidet deren vermittelte Erfahrungen. Beim Durchschreiten, Durchleben dieser Lebensfelder kann es immer wieder zu Konflikten, widersprüchlichen Aussagen und Problemen kommen. Die Lebensfelder können sich allerdings auch ergänzen und aufeinander aufbauen. Die Lebensweltorientierung hat nun die Aufgabe, diese Erfahrungen zu rekonstruieren sowie die Anpassung und Vermittlung zwischen den Lebensfeldern zu optimieren (vgl. Thiersch 2005, S. 170).

Über „ Die Neugestaltung des Sozialen im Kontext moralischer Fragen“ sagt Thiersch: „ Die Radikalität der Situation verlangt die Radikalität von Mut, Willen und Phantasie.“ (Thiersch, 2002, S. 16). Er weist darauf hin, dass „überkommene Strukturen, Problemlösungsmuster und Konzepte“ überarbeitet werden müssen und „ notwendige Verunsicherungen, gewagte Entwürfe und sicher auch Fehlentwicklungen“ riskiert werden müssen (Thiersch 2002, S. 16).

Thiersch verfolgt in seiner Theorie den Ansatz Hilfe zur Selbsthilfe, bzw. Empowernment. Hilfebedürftige Menschen sollen in die Lage versetzt werden, sich selbst helfen zu können, um so eine stabile Verbesserung der eigenen Situation zu ermöglichen (vgl. Thiersch 2005, S. 172).

Ferner unterscheidet Thiersch zwei Arten der Prävention:

1. Allgemeine Prävention:

Stabilisierung von unterstützenden Infrastrukturen, Bildung und Förderung von Kompetenzen zur Lebensbewältigung.

2. Spezielle Prävention:

Vorbeugende Arbeit mit spezifischen Problemlagen, um eine Zuspitzung der Problematik zu vermeiden.

(vgl. Thiersch, 2005, S. 173).

Neben der Prävention benennt Hans Thiersch noch weitere Handlungsmaxime, die wären:

Alltagsorientierung, Integration, Partizipation, Dezentralisierung, Planung, Flexibilisierung von Hilfen, Demokratisierung und Reflexion (vgl. Thiersch, 2005, S. 30 ff).

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Theorien der Sozialen Arbeit: Silvia Staub-Bernasconi und Hans Thiersch
Hochschule
Fachhochschule Münster
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V191510
ISBN (eBook)
9783656163145
ISBN (Buch)
9783656163954
Dateigröße
648 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Soziale Arbeit, Theorien, Silvia Staub-Bernasconi, Hans Thiersch, Lebensweltorientierung, ganzheitlich akzeptierender Ansatz, Prävention, Sozialpädagogik, Sozialarbeit
Arbeit zitieren
Reiner Meiworm (Autor:in), 2012, Theorien der Sozialen Arbeit: Silvia Staub-Bernasconi und Hans Thiersch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191510

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