Im Zuge der Anschläge des 11. Septembers 2001 kam eine Gruppe von Staaten in den Fokus der westlichen Sicherheitsüberlegungen, die zuvor eher im Blickpunkt humanitärer Hilfsorganisation waren: jene der weak oder sogar failed states. Osama Bin Laden konnte mit seiner Terrororganisation Al-Kaida in Afghanistan Unterschlupf finden und von dort aus operieren und Personal rekrutieren und ausbilden. Es folgte ein von den USA angeführter Angriff auf das Taliban-Regime in Afghanistan, welches die Al-Kaida auf ihrem Staatsgebiet operieren ließ. Die Diskussion, ob und inwieweit schwache bzw. gescheiterte Staaten eine Gefahr für den Westen darstellen, wird seitdem breit geführt. Gibt es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen failed states und Terrorismus? Ist jeder schwache Staat automatisch eine Bedrohung?
Es steht jedenfalls fest, dass das Problem der zerfallenden Staaten seit 9/11 in den Sicherheitsüberlegungen eine zentrale Rolle spielt. In der ersten Nationalen Sicherheitsstrategie nach den Anschlägen aus dem Jahre 2002 steht in diesem Zusammenhang: „America is now threatened less by conquering states than we are by failing ones.“ Die früheren Sicherheitsstrategien aus dem Kalten Krieg zielten auf einen anderen Staat als Gegner ab. Entsprechende Methoden zur Abwehr von Gefahren, allen voran deterrence scheinen bei der neuen Problemlage wirkungs- und sinnlos. Neue Maßnahmen, , welche von einer präventiven Angriff bis zu vermehrter primärer und tertiärer Konfliktprävention reichen sind deshalb notwendig. Einen zentralen Beitrag zu diesen neuen Gefahren leisten mittel- oder sogar unmittelbar schwache bzw. gescheiterte Staaten.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, warum failed states eine Bedrohung für die USA und Europa darstellen und weiters welche Bearbeitungsstrategien dafür existieren.
Um diese Frage beantworten zu können wird zunächst versucht einen failed state zu definieren und weiters beschrieben, welche Gefahren von eben diesen Staaten ausgehen können. Dabei soll zunächst analysiert werden, welche Staaten als gescheitert eingestuft werden und ob ein allgemeiner Zusammenhang zwischen failed state und Bedrohung besteht. Darauf aufbauend wird beschrieben, wie die „Bedrohung“ von failed states im Westen eingeschätzt wird. Bei diesem Punkt soll v.a. die National Security Strategy der USA und die Sicherheitsstrategie der EU analysiert werden. Anschließend werden derzeitige und mögliche Bearbeitungsstrategien skizziert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Failed States und Auswirkungen
- 2.1 Definition
- 2.2 Folgen von Staatszerfall
- 3. Einschätzung der Bedrohung
- 3.1 USA
- 3.2 EU
- 4. Bearbeitungsmöglichkeiten
- 4.1 Intervention
- 4.2 Entwicklungszusammenarbeit
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, warum Failed States eine Bedrohung für die USA und Europa darstellen und welche Bearbeitungsstrategien dafür existieren. Zuerst wird versucht, einen Failed State zu definieren und die möglichen Gefahren zu beschreiben, die von diesen Staaten ausgehen. Anschließend wird die „Bedrohung“ von Failed States im Westen analysiert, insbesondere im Kontext der National Security Strategy der USA und der Sicherheitsstrategie der EU. Abschließend werden aktuelle und mögliche Strategien zur Bewältigung der Problematik skizziert, wobei sowohl die Entwicklungszusammenarbeit als Instrument der präventiven Konfliktabwehr als auch Formen der Intervention bei bereits zerfallenden Staaten berücksichtigt werden.
- Definition und Kennzeichen von Failed States
- Folgen von Staatszerfall und die Bedrohung für den Westen
- Sicherheitspolitische Einschätzungen der USA und der EU
- Möglichkeiten zur Bewältigung der Bedrohung durch Failed States
- Entwicklungszusammenarbeit und Interventionen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema Failed States ein und beleuchtet die zunehmende Bedeutung dieser Problematik im Kontext der westlichen Sicherheitsüberlegungen, insbesondere nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Die Diskussion um den Zusammenhang zwischen Failed States und Terrorismus wird aufgezeigt, wobei die Frage nach dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen Schwäche eines Staates und der daraus resultierenden Bedrohung beleuchtet wird.
Kapitel 2 widmet sich der Definition von Failed States und den Folgen von Staatszerfall. Es werden die drei zentralen Staatsfunktionen – Sicherheits-, Wohlfahrts- und Legitimitätsfunktion – analysiert, die bei gescheiterten Staaten nicht mehr erfüllt werden. Darüber hinaus werden unterschiedliche Kategorien von Staatszerfall wie „weak“, „failing“ und „failed states“ vorgestellt, um den fließenden Übergang zwischen diesen Zuständen zu verdeutlichen.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Einschätzung der Bedrohung durch Failed States im Westen. Die National Security Strategy der USA und die Sicherheitsstrategie der EU werden im Hinblick auf ihre Wahrnehmung der Bedrohung durch Failed States analysiert.
Schlüsselwörter
Failed States, Staatszerfall, Sicherheitsbedrohung, Terrorismus, Entwicklungszusammenarbeit, Intervention, National Security Strategy, Sicherheitsstrategie, EU, USA, weak states, failing states, collapsed states
- Quote paper
- Andreas Staggl (Author), 2009, Failed States als Bedrohung für USA und Europa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191543