„Abu Da'ud und At-Tirmidhi überliefern von Al-Mughira, der sagte:
ich hörte Anas Ibn Malik sagen: Ein Mann kam zum Gesandten und sprach:
Oh Gesandter Allahs, soll ich mein Kamel anbinden und vertrauen oder nicht anbinden und vertrauen? Der Gesandte antwortete: Binde es an und vertraue (auf Allah)!“
Diese muslimische Anekdote gilt in der islamischen Rechtsprechung als Beleg für die Notwendigkeit von Risikomanagement und Vorsorge für Moslems. Andererseits existierten bis in die 70er Jahre keine an die Anforderungen der Shari’a angepasste und zugleich professionell vertriebene Versicherungsprodukte.
Durch die Einführung von shari’a-konformen Versicherungs- und Vorsorgeprodukten 1979 im Sudan und Saudi-Arabien konnte dieses Bedürfnis erstmals gestillt werden.
Der im Jahr 1984 durch die „Malaysia International Islamic Financial Centre“ (MIFC) verabschiedete Takaful Act legte die ersten regulatorischen Richtlinien und Vorgaben für islamische Versicherungen fest. 1985 wurden konventionelle Versicherungen durch eine religiöse Gelehrtenentscheidung als für Moslems verboten deklariert.
Heutzutage entwickelt sich der Markt für islamische Finanz- und Versicherungsprodukte rasant und wird als gleichwertige Alternative zu konventionellen Versicherungsprodukten angesehen. Das durch die Finanz- und Schuldenkrise zerstörte Vertrauen in die moderne Finanzwelt sowie die stetige globale Verschiebung der Wirtschafts- und Vermögensschwerpunkte in die Märkte der Schwellenländer sorgte für einen weiteren Schub.
Diese Entwicklung fordert nun auch adäquate Rückversicherungslösungen, welches zunehmend von regionalen und globalen Rückversicherern befriedigt wird . Diese Entwicklung zeigt die Bedeutung, die weltweit (Re-)takaful eingeräumt wird.
Mit dieser Arbeit sollen die Chancen und das Potential von Retakaful herausgearbeitet werden. Gleichzeitig sollen aber ebenso die Herausforderungen und Risiken, die in diesem noch jungen Markt möglich sind, beleuchten werden. Schlussendlich soll geklärt werden, ob eine Gründung einer Retakaful-Tochter für einen Rückversicherungskonzern für sein Portfolio sinnvoll ist. Ebenso sollen Handlungsansweisungen für den Einstieg in dieses Geschäft formuliert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung
- 1.2. Gang der Untersuchung
- 1.3. Stand der Forschung
- 2. Konventionelles Rückversicherungsgeschäft
- 2.1. Versicherungstechnisches Risiko
- 2.2. Konventionelle Rückversicherung
- 2.3. Alternativer Risikotransfer
- 2.4. Sonstige Dienstleistungen
- 3. Shari'a-konforme (Rück)-Versicherungen
- 3.1. Einführung in den Islam
- 3.2. Wirtschafts- und Finanzsystem der Shari'a
- 3.3. Shari'a und konventionelle (Rück)-Versicherungen
- 3.4. Shari'a-konforme (Rück)-Versicherungen
- 4. Chancen von Retakaful
- 4.1. Perspektiven einzelner Takafulmärkte
- 4.1.1. MENA
- 4.1.2. Südostasien
- 4.1.3. Westliche und sonstige Länder
- 4.2. Aktuelle Entwicklung islamischer Finanzprodukte
- 4.3. Ausblick
- 5. Herausforderungen von Retakaful
- 5.1. Intressengruppen und -konflikte
- 5.2. Ausgestaltung der Rückversicherungslösung
- 5.3. Herausforderung und Risiken
- 5.4. Beurteilung von Retakaful
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Chancen und das Potential von Retakaful, also der shari'a-konformen Rückversicherung, aufzuzeigen. Dabei werden auch die Herausforderungen und Risiken beleuchtet, die mit diesem jungen Markt verbunden sind. Abschließend soll geklärt werden, ob die Gründung einer Retakaful-Tochter für einen Rückversicherungskonzern sinnvoll ist.
- Shari'a-konforme (Rück)-Versicherungen als Alternative zu konventionellen Versicherungsprodukten
- Entwicklung und Perspektiven des Retakaful-Marktes
- Chancen und Herausforderungen für Rückversicherer im Retakaful-Markt
- Risiken und Konflikte im Zusammenhang mit Retakaful
- Handlungsempfehlungen für den Einstieg in den Retakaful-Markt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung der shari'a-konformen Rückversicherung, den Gang der Untersuchung und den Stand der Forschung darlegt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem konventionellen Rückversicherungsgeschäft, wobei das versicherungstechnische Risiko und die Arten der konventionellen Rückversicherung erläutert werden.
Im dritten Kapitel werden die Grundlagen der shari'a-konformen (Rück)-Versicherungen behandelt, einschließlich einer Einführung in den Islam, dessen Wirtschafts- und Finanzsystem sowie die Unterschiede zu konventionellen Versicherungen.
Kapitel vier analysiert die Chancen von Retakaful, wobei die Perspektiven einzelner Takafulmärkte (MENA, Südostasien, Westliche und sonstige Länder), die aktuelle Entwicklung islamischer Finanzprodukte und der Ausblick auf die Zukunft beleuchtet werden.
Im fünften Kapitel werden die Herausforderungen von Retakaful behandelt, einschließlich Intressengruppen und -konflikte, der Ausgestaltung der Rückversicherungslösung, Risiken und Herausforderungen sowie eine Beurteilung von Retakaful.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Shari'a-konforme (Rück)-Versicherung, Retakaful, Takaful, Islam, Wirtschafts- und Finanzsystem der Shari'a, Rückversicherung, Risikotransfer, Chancen, Herausforderungen, Risiken, Intressengruppen, Marktpotential.
- Arbeit zitieren
- Johannes-Stefan Kowitz (Autor:in), 2011, Shari’a-konforme Rückversicherungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191687