I. Einleitung
Der „Gang nach Canossa“ Heinrichs IV. bildet den prominentesten Höhepunkt des so genannten Investiturstreits. Nach der Bannung durch Papst Gregor VII. sah sich Heinrich IV. dazu gezwungen, Buße zu tun, und begab sich im Büßergewand nach Canossa, um beim Papst seine Wiederaufnahme in die christliche Gemeinde zu erwirken. Wenn auch eine scheinbare Aussöhnung zwischen Papst und König gelang, währte der Frieden nicht lange und auf der Fastensynode 1080 wiederholte Gregor VII. die Bannung des Königs. Die Frage der Investitur bildete zunächst den Hauptstreitpunkt zwischen dem kirchlichen und dem weltlichen Oberhaupt. Daher war diese namensgebend für den Konflikt, welcher die gesamte Herrschaftszeit Heinrichs IV. prägte. Obwohl Gregor VII. ein Verbot für die Bischofsinvestitur durch Laien ausgesprochen hatte, hielt Heinrich IV. an dieser Praxis fest. Dies blieb allerdings nicht der einzige Streitgegenstand. Vielmehr wuchs sich der Konflikt zu einer grundsätzlichen Krise der politischen und ideellen Weltordnung aus. Das Verhältnis zwischen regnum und sacerdotium stand von nun an zur Debatte. Zusätzlich verwob sich diese Frage mit den Kontroversen um innerkirchliche Reformen, so dass sich hinter dem Begriff des Investiturstreits ein Konglomerat von strittigen Fragen verbirgt.
Die Auseinandersetzungen mit diesen Fragen manifestierten sich literarisch in den so genannten Streitschriften. Die meisten lassen sich heute ediert in den drei Bänden der Monumenta Germaniae Historica finden, die den Titel Libelli de lite imperatorum et pontificum saeculis XI. et XII. conscripti tragen. Auch wenn der Titel „Streitschriften“ eine einheitliche literarische Gattung andeutet, ist dem nicht so. Vielmehr bedienten sich die Autoren dieser Schriften verschiedener Gattungen, der Brief und die theologische Abhandlung waren hierbei die beliebtesten Formen. Was die Zusammenfassung der betreffenden Schriften rechtfertigt, ist ihre Intention. Sie wurden zu einem Medium, in dem die jeweiligen Parteien des Kirchenstreits ihre Meinung ausdrücken und an Sympathisanten wie Gegner vermitteln konnten. In diesem Zusammenhang erhielt die Argumentation einen vollkommen neuen Stellenwert. Mit den Worten Hans-Werner Goetz‘...
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Streitschriften
- II.1. Begriffsklärung, Entstehung und Verbreitung
- II.2. Themen und Argumentation
- II.3. Rhetorik in den Streitschriften
- III. Wenrichs Brief an Gregor VII
- III.1. Die Person Wenrich und der Kontext seines Briefes
- III.2. Textüberlieferungen und Briefinhalt
- III.3. Rhetorische Analyse
- IV. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der rhetorischen Analyse von Streitschriften des Investiturstreits, insbesondere mit dem Brief Wenrichs von Trier an Papst Gregor VII. Ziel ist es, die Rhetorik dieser Schrift im Kontext ihrer Entstehung und Verbreitung zu untersuchen und den Adressatenkreis zu identifizieren.
- Die Rolle der Rhetorik in Streitschriften des Investiturstreits
- Die Bedeutung von Argumentation und Beweisführung im Kontext des Kirchenstreits
- Die Analyse der Sprache und Stilmittel in Wenrichs Brief an Gregor VII
- Die Identifizierung des Adressatenkreises von Wenrichs Brief
- Die Bedeutung von Rhetorik für die Geschichtsschreibung
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung gibt einen Überblick über den Investiturstreit, seinen historischen Kontext und die Bedeutung der Streitschriften als literarisches Medium.
- II. Streitschriften: Dieser Abschnitt analysiert die Entstehung, Verbreitung und Inhalte der Streitschriften. Besonderes Augenmerk liegt auf der Definition des Begriffs „Streitschrift“ und der Rolle der Rhetorik in diesem Kontext.
- III. Wenrichs Brief an Gregor VII: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Person Wenrichs, dem Kontext seines Briefes und der Analyse seiner Sprache und Rhetorik. Ziel ist es, die Intentionen des Autors und den Adressatenkreis des Briefes zu ergründen.
Schlüsselwörter
Investiturstreit, Streitschriften, Rhetorik, Argumentation, Beweisführung, Wenrich von Trier, Gregor VII, Briefanalyse, Adressatenkreis, Geschichtsschreibung.
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- Anna-Maria Damalis (Autor), 2010, Die Rhetorik des Investiturstreits, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191791