Wilhelm Dilthey (1833 – 1911) verfasste im Verlauf seiner wissenschaftlichen Tätigkeit u.a. Beiträge zu Moralphilosophie und Erkenntnistheorie sowie Werke über Renaissance, Reformation, die Philosophie der deutschen Aufklärung und über die Entwicklung des deutschen Idealismus, sein Hauptanliegen war jedoch die Entwicklung einer philosophisch – erkenntnistheoretische Fundierung der Geisteswissenschaften und ihrer Methodik in Abgrenzung zu den Naturwissenschaften. In seinen zahlreichen Veröffentlichungen zu dieser Thematik und auch in dem hier in einzelnen Kapiteln vorgestellten Spätwerk, der Abhandlung „Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften“ von 1910, hebt Dilthey immer wieder hervor, dass der Geisteswissenschaftler (im Gegensatz zu den lediglich erklärenden Naturwissenschaftlern) nacherlebend/verstehend in seinen Gegenstand , die menschlichen Lebensäusserungen hineinversetzen muss. Die hier vorgestellten Kapitel nehmen eine zentrale Stellung für das Verständnis dieser Thematik ein.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Verfahrensweisen, in denen die geistige Welt gegeben ist
- Die Linie der Repräsentationen vom Erlebnis aus
- Das Erlebnis gegenseitiger Abhängigkeit im Verstehen
- Die allmähliche Aufklärung der Lebensäusserungen durch die beständige Wechselwirkung der beiden Wissenschaften
- Die Objektivation des Lebens
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit dem Werk „Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften“ von Wilhelm Dilthey. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der zweiten und dritten Kapitel, die sich mit den Verfahrensweisen der Geisteswissenschaften und der Objektivation des Lebens befassen.
- Die Abgrenzung der Geisteswissenschaften von den Naturwissenschaften
- Die Rolle von Erleben und Verstehen in den Geisteswissenschaften
- Die Objektivation des Lebens und ihre Bedeutung für die Geisteswissenschaften
- Der Zusammenhang von Individuum und Gesellschaft im Verstehensprozess
- Die Bedeutung der Sprache und des Denkens für das Verstehen der Lebenswelt
Zusammenfassung der Kapitel
2. Die Verfahrensweisen, in denen die geistige Welt gegeben ist
Dilthey betont den Unterschied zwischen Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. Letztere befassen sich mit Sachverhalten, die unabhängig vom Betrachter existieren, während die Geisteswissenschaften sich mit der geistigen Welt befassen, die nur im Vollzug ihrer selbst zugänglich ist. Erleben und Verstehen sind die Grundpfeiler der Geisteswissenschaften. Das individuelle Erlebnis wird durch die Erinnerung und die Beziehung zu anderen Erlebnissen zum Tatbestand. Im Verstehensprozess werden die eigenen Erlebnisse mit denen anderer verglichen, wodurch das Allgemeine der Menschheit erkannt wird. Die Geisteswissenschaften zeichnen sich durch ein Verhältnis gegenseitiger Abhängigkeit aus, wobei jedes Verstehen von der Vernetzung mit anderen Verstehensformen abhängt.
3. Die Objektivation des Lebens
Dilthey untersucht, wie sich das Leben in diversen strukturellen Zusammenhängen veräusserlicht und zur Grundlage der Geisteswissenschaften wird. Diese Veräusserlichungen, wie Sprache, Kunst oder Geschichte, bilden das äussere Reich des Geistes, das den Menschen ständig umgibt. Sie repräsentieren ein Gemeinsames, das den sich Äussernden mit dem Verstehenden verbindet, da jeder Mensch in einer Sphäre von Gemeinsamkeit lebt, denkt und handelt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Erleben, Verstehen, Objektivation des Lebens, Lebenswelt, Sprache, Denken, Gemeinsamkeit, Geschichte, individuelle Erfahrung, kollektive Verwertung, methodische Einsicht.
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- Michael Veit (Autor), 2011, Zu: Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191850