Long-Term-Memory: In Perspective of Emotion and Sex


Seminararbeit, 2007

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung

2. Einleitung
2.1 Forschungshintergrund
2.2 Forschungsgegenstand
2.3 Hypothesen

3. Darstellung der Studie
3.1 Definition der Keyterms
3.1.1 Sex related traits & Bem Sex
3.1.2 Zentral versus Peripher
3.1.3 Emotion
3.2 Versuchsdurchführung
3.3 Ergebnisse
3.4 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse

4. Kritische Diskussion der Befunde
4.1 Methodische und inhaltliche Kritik
4.1.1 Statistische Auswertung
4.1.2 Repräsentativität der Versuchsteilnehmer
4.1.3 Validität des Bem-Tests
4.2 Emotionsinduktion / Emotionsbegriff
4.2.1 Bildergeschichte
4.2.2 Emotionsbegriff / Emotional Arousal
4.3 Lateralisierung der Amygdala-Funktion: Sex differences in emotionally influenced memory

5. Literaturverzeichnis

1. Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Forschungsartikel (Cahill et al., 2004a) in seinen wesentlichen Elementen und seinem Aufbau darzustellen.

Die Studie befasst sich mit der Frage, ob und wie Geschlechterunterschiede die Lang-Zeit-Erinnerung an emotionale Elemente einer Geschichte beeinflussen. Des Weiteren, ob eine Differenzierung nach geschlechterbezogenen Charaktereigenschaften unterschiedliche Erinnerungsleistungen erkennbar werden lässt.

Versuchsdurchführung und Forschungsergebnisse der Studie werden kritisch hinterfragt.

Zudem werden unter Bezugnahme auf weitere Forschungsarbeiten zwei Dimensionen der Gedächtnisforschung, „Emotion“ und „Sex“, im Hinblick auf die zuvor dargestellte Studie erörtert.

Ziel ist auch hier eine kritische Betrachtung von Versuchsanordnung, Ergebnisinterpretation und den verwendeten Termini.

2. Einleitung

Zuerst möchte ich einen kurzen Überblick über den Forschungshintergrund des von mir vorgestellten Artikels geben. Des Weiteren soll in diesem Abschnitt der Forschungsgegenstand des Artikels benannt und die zwei zentralen Hypothesen der Autoren dargestellt werden.

2.1 Forschungshintergrund

Es sind im Wesentlichen zwei Dimensionen psychologischer Forschung, die in Cahills et. Al (2004a) Artikel eine Synthese erfahren: zum einen die Forschung über den Einfluss von Emotion auf das Langzeitgedächtnis , zum anderen das Forschungsfeld der Geschlechterunterschiede (sex differences) in Bezug auf das Gedächtnis, das der Mit-Autor Larry u.a. aus der neurobiologischen Perspektive bearbeitet. Beide Dimensionen werde ich im vierten Abschnitt meiner Arbeit explizit behandeln.

Die Autoren formulieren die Grundfrage ihrer Forschungsarbeit als „the question of whether, and how, memory for emotionally arousing events differs on average between men and women“(Cahill et al., 2004a, S.392). Über die in diesem Zusammenhang nicht weiter reflektierte Bedeutung des Forschungsfeldes schreibt Cahill (2003, S. 1238):

Studies of sex-related influences on emotion and memory have clear implications for understanding and treatment of several major clinical disorders related to emotion and memory, most notably posttraumatic stress disorder (PTSD) and clinical depression.

2.2 Forschungsgegenstand

Eine wichtige Erkenntnis vorheriger Forschungsarbeit ist, dass emotionale Stimulierung die Erinnerung an die zentralen Inhalte einer Geschichte (oder zentralen Momente einer Situation) verbessert. In einer Vorgänger-Studie[1] zeigten Frauen im Gegensatz zu Männern diesen Effekt nicht. Das Ausbleiben dieses verbesserten Erinnerungsvermögens bei Frauen ist Gegenstand des hier referierten Forschungsartikels.

2.3. Hypothesen

Die Autoren formulieren hierzu zwei Hauptziele der Studie:

1. Die Reliabilität des oben beschriebenen Ausbleibens einer verbesserten Erinnerung an zentrale Informationen einer emotionalen Geschichte bei Frauen soll überprüft werden.
2. Es soll festgelegt werden, ob das tatsächliche Geschlecht oder geschlechtsbezogene Charaktereigenschaften der Versuchsteilnehmer (im Folgenden als sex-related traits bezeichnet) für die unterschiedliche Erinnerungsleistung verantwortlich sind.

Die Gegenüberstellung des tatsächlichen Geschlechts und der sex-related traits in Bezug auf den hier behandelten Forschungsgegenstand bezeichnen die Autoren als das Neue und Besondere der Studie (vgl. Cahill et al., 2004a, S.398).

In der Tat habe ich weder in meiner Recherchearbeit noch in den Referenzen eine vergleichbare Versuchsanordnung in diesem Forschungszusammenhang gefunden.

3. Darstellung der Studie

Zur Überprüfung der Hypothesen wird Versuchspersonen eine Bildergeschichte mit emotionsevozierenden Elementen gezeigt. Die Erinnerungsleistung von geschlechterdifferenzierten einerseits und nach sex-related traits differenzierten Gruppen andererseits wird verglichen.

Vor der Darstellung von Versuchsdurchführung und Ergebnisinterpretation werden die Keyterms der Studie definiert.

3.1. Definition der Keyterms

Einige Kernbegriffe, die für das Verständnis der Versuchsanordnung wesentlich sind, sollen im Folgenden beschrieben werden werden: Sex related traits & Bem-sex, Zentral versus Peripher und Emotion.

3.1.1 Sex related traits & BEM-sex

Die Autoren verwenden zur Messung der sex-related traits den „Bem-Sex-Role-Inventory“. (Bem, 1974)

Sex related traits sind nach diesem Testverfahren Charaktereigenschaften, die jeweils als typisch oder wünschenswert für ein Geschlecht gelten: „…society´s sex-typed standarts of desirable behavior“ (Bem, 1974, S.155).

Der Bem-Test besteht aus einem Fragebogen, „designed to independently assess masculine and feminine influences/traits in a single individual“(Cahill et al., 2004a, S.392). Geschlechterbezogene Charaktereigenschaften werden in diesem Zusammenhang also als zwei voneinander unabhängige Werte gemessen: Jede Versuchsperson bekommt einen „weiblichen“ und einen „männlichen“ Wert[2]. Per Mediansplit der „Netto-Bem-Werte“ differenzieren die Autoren „BEM males“ und „BEM females“, wobei zu nahe am Median liegende Versuchspersonenwerte aus der Statistik gestrichen werden[3] .

3.1.2 Zentral versus Peripher

Der verbesserte Erinnerungseffekt, der bei Männern im Gegensatz zu Frauen auftreten soll, bezieht sich laut Hypothesen auf die zentralen Inhalte der emotionsevozierenden Bildergeschichte. Die Autoren definieren eine zentrale Information als „any information that cannot be removed or altered without changing the fundamental story line“ (Cahill et al., 2004a, S.393).

Periphere Informationen sind im Gegensatz dazu Details der Bildergeschichte, die wegzulassen deren Handlung nicht fundamental änderte. So wäre es z.B. eine zentrale Information, welche Person auftritt, hingegen eine periphere Information, womit sie bekleidet ist.

3.1.3 Emotion

Die Autoren geben keine explizite Definition des Emotionsbegriffes. „Emotional“ ist in diesem Artikel aber stets mit dem Wort „arousing“ („wachrüttelnd, hervorrufend“) verbunden (vgl: „emotionally arousing story“, „emotionally arousing elements“, Cahill et al., 2004a, S.393). So könnte Emotion in diesem Kontext als jegliches Gefühl, das durch die Bildergeschichte beim Betrachter „wachgerüttelt“ wird, definiert werden. Ich verweise hier auf den Abschnitt 4.2. meiner Arbeit, in der ich den Emotionsbegriff behandle.

3.2 Versuchsdurchführung

32 Personen, alle Studenten im ersten Semester an der UC Irvine, davon 17 Frauen und 15 Männer mit einem Durchschnittsalter von ca. 21 Jahren, willigen ein, an dem Versuch teilzunehmen. Die Intention des Experiments, das Testen von Erinnerungsleistung, wird unter dem Vorwand physiologischer Messungen -laut späterem Manipulation-Check erfolgreich- verschleiert.

Den Probanden wird jeweils einzeln eine vierminütige, aus zwölf Einzelbildern bestehende Bildergeschichte gezeigt.

Die Bildergeschichte ist in drei Phasen unterteilt, von denen die mittlere Phase emotionsevozierende Elemente enthält (Phase 1: neutral; Phase 2: emotional; Phase 3: neutral). Als Beispiel für ein emotionsevozierendes Element geben die Autoren Verletzungen eines kleinen Jungens an, verweisen aber weiterhin auf ausführlichere Beschreibungen und die Bewährung der Bildergeschichte in früheren Studien (siehe Abschnitt 4.2 meiner Arbeit).

Eine Woche später wird ein unangekündigter, 80 Fragen umfassender Multiple-Choice-Test durchgeführt, in dem die Erinnerung an zentrale und periphere Elemente der Bildergeschichte abgefragt wird. Die Entscheidung, ob ein im Multiple-Choice-Test abgefragtes Element zentral (19 Fragen) oder peripher (61 Fragen) ist, wird von 4 unabhängigen Richtern mit ¾ Mehrheiten getroffen. Die Chance, beim MC-Test richtig zu raten, beträgt für jede Frage 25%.[4]

Zudem absolvieren die Probanden den in Abschnitt 3.1.1 meiner Arbeit eingeführten BEM-Sex-Role-Test, bevor sie über die Intentionen des Versuches aufgeklärt werden und eine Belohnung für die Teilnahme erhalten.

3.3 Ergebnisse

In Bezug auf die Hypothesen kommen die Autoren nach statistischen Analysen zu folgenden zwei Ergebnissen:

1. Ein Ausbleiben einer verbesserten Erinnerung zentraler emotionsevozierender Information bei Frauen ist in dieser Studie nicht nachweisbar.

Gemäß der ersten Hypothese hätte nur bei Männern eine signifikante Verbesserung der Erinnerung an zentrale emotionale Information auftreten dürfen. Aber „both men and woman perfomed significantly better for phase 2 than for phase 1 central information“ (Cahill et al., 2004a, S.395), wobei “Phase 2” emotionale Elemente, “Phase 1” neutrale Elemente enthält. Es zeigt sich also für beide Geschlechter eine verbesserte Erinnerung von zentraler emotionaler Information im Vergleich zur Erinnerung zentraler neutraler Information.

2. Vergleicht man die „Bem-males“ und „Bem-females“ miteinander, wird eine Bem-Geschlechterdifferenz deutlich: Bem-males erinnern zentrale emotionale Informationen im Vergleich zu zentralen neutralen Informationen signifikant besser. Bei Bem-females bleibt dieser Effekt allerdings aus.

Der Bem-Sex-Inventory-Test ordnet in dieser Studie zwei Probanden ein anderes „Bem-Geschlecht“ als ihr tatsächliches Geschlecht zu. Diese zwei Probanden verursachen das Wiederauftreten einer (Bem-)Geschlechterdifferenz in der Erinnerungsleistung zentraler emotionaler Informationen. Eine Regressionsanalyse der einzelnen Probanden-Werte bestätigt diese Tendenz, auch wenn es sich nur um einen „nearly significant trend“ (Cahill et al., 2004a, S.396) handelt.

Es treten also nur bei einer Differenzierung nach Bem-Sex Unterschiede in der Erinnerungsleistung auf.[5]

3.4 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse

Die Autoren werten die Ergebnisse als Hinweis auf geschlechterbezogene Unterschiede in der Erinnerungsleistung von zentraler emotionaler Information:

The findings add to the indications from our previous study…that sex-related influences exist in the recall of central information…from an emotional story.

(Cahill et al., 2004a, S.397)

Als wichtigstes Ergebnis wird hierbei die unterschiedliche Erinnerungsleistung der Bem-Geschlechtergruppen gewertet. Sie sehen diese Daten als Hinweis für und Aufforderung an zukünftige Studien auf diesem Forschungsgebiet, neben der Unterscheidung zwischen Männern und Frauen auch einer Differenzierung zwischen männlichen und weiblichen Charakterzügen Aufmerksamkeit zu schenken. Diese könnten ein Baustein zum Verständnis von Geschlechterunterschieden in der Erinnerung von emotionalen Ereignissen sein.

[...]


[1] Cahill &van Stegeren (2003). Sex-related impairment of memory for emotional events with ß-adrenergic bloackade. Neurobiology of Learning and Memory, 79, 81-88 Leider ist mir diese Studie nicht zugänglich.

[2] Beispiel für männliche Eigenschaften:“ act as a leader, ambitous, forceful, independent“. Beispiele für weibliche Eigenschaften:“ cheerful, childlike, loves children, shy.“, Bem, 1974, S.156

[3] Betrifft in dieser Studie eine Person

[4] Vor dem MC-Test wird zusätzlich ein Free-Recall-Test absolviert. Da dessen Daten aber nicht ausgewertet werden, soll er in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnt werden.

[5] Die Auswertung der Erinnerungsleistungen für periphere Details soll hier unerwähnt bleiben, da sie in Bezug auf die Hypothesen (die Erinnerung von zentralen Story-Elementen zum Gegenstand haben) nicht relevant ist.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Long-Term-Memory: In Perspective of Emotion and Sex
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Psychologisches Institut)
Veranstaltung
Critical Thinking About Research
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V191866
ISBN (eBook)
9783656168041
ISBN (Buch)
9783656168294
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
long-term-memory, perspective, emotion
Arbeit zitieren
Jakob Müller (Autor:in), 2007, Long-Term-Memory: In Perspective of Emotion and Sex, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191866

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