Mit dem Begriff des Völkerrechts wird im Allgemeinen eine überstaatliche Rechtsordnung bezeichnet, die sämtliche Beziehungen der durch das Völkerrecht als solche definierten Völkerrechtssubjekte (im Wesentlichen Staaten), regelt und auf friedliche und dauerhafte Basis zu stellen sucht. Das Völkerrecht ist dabei zum Einen durch die gleichberechtigte Behandlung seiner Mitglieder und zum Zweiten durch das Fehlen eines zentralen Gesetzgebungsorgans und einer überstaatlichen Gewalt gekennzeichnet. Aufgrund immer wieder auftretender Kriege und internationaler Probleme, hat das Völkerrecht bereits eine lange Vorgeschichte aufzuweisen, die durch z.T. grundlegende Veränderungen innerhalb der Ausformulierung des Völkerrechts gekennzeichnet ist. So mag es kaum verwundern, dass auch die Idee eines Völkerbundes bereits eine lange Vorgeschichte aufweist, welche sich bis ins europäische Hochmittelalter verfolgen lässt. Als wichtige Namen sind hierbei stellvertretend diejenigen von Pierre Dubois, Duc de Sully, Abbé de Saint-Pierre, Hugo Grotius oder Jean Jacques Rousseau zu nennen. Auch wenn sich bereits vor hunderten von Jahren solch herausragende Denker mit der Idee eines Völkerbundes befassten, bleibt dabei doch als bemerkenswert festzustellen, dass „diese Pläne in ihrer Entstehungszeit durchweg ohne jeden Einfluß auf die praktische Politik geblieben sind“ und erst im 19. Jahrhundert im Zuge der Industriellen Revolution politisch relevant werden konnten. Vor allem im wirtschaftlichen Bereich entstanden zu dieser Zeit zahlreiche internationale Zweckverbände, deren Existenz verdeutlicht, „daß der Aufschwung von Wirtschaft und Verkehr auf internationale Kooperation drängte.“ Dennoch war die letzte Epoche des sogenannten klassischen Völkerrechts von der Tatsache geprägt, dass „alle jene Kräfte, die auf die Etablierung einer auf Rechtsprinzipien gegründeten internationalen Friedensordnung drängten, zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch zu schwach waren, um sich durchsetzen zu können“ und somit der 1. Weltkrieg trotz aller Gräuel und Rechtsverletzungen als Auswuchs des klassischen europäischen Völkerrechts gilt aber zugleich auch als Geschehnis angesehen werden muss, „das die jahrhundertealte Völkerbundsidee aus der Sphäre der Spekulation in den Bereich der Politik überführte.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Völkerrecht nach Immanuel Kant
- Grundlagen und Quellen des Völkerrechts
- Grundlagen des Völkerbundes
- Vergleich des Völkerbundes des 20. Jahrhunderts mit dem kantischen Völkerbund
- Das Zustandekommen des Bundes
- Die Mitglieder des Bundes
- Die Ausdehnung des Bundes
- Die Funktion des Bundes
- Die Struktur des Bundes
- Kritik und Diskussion
- Bilanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Verbindung zwischen Immanuel Kants Vorstellungen vom Völkerrecht und Völkerbund und der tatsächlichen Ausgestaltung dieser Begriffe im Völkerbund des 20. Jahrhunderts. Dabei werden die Fragen untersucht, ob ein Friedensbund nach Kants Vorbild realpolitisch möglich ist, wie dieser mit dem Völkerbund des 20. Jahrhunderts vergleichbar ist und welche Analyseebenen für einen sinnvollen Vergleich relevant sind. Ziel der Arbeit ist es, zu klären, ob Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ auch heute noch aktuell ist.
- Die Grundlagen des Völkerrechts nach Immanuel Kant
- Die Idee des Völkerbundes nach Immanuel Kant
- Die Entstehung des Völkerbundes des 20. Jahrhunderts
- Der Vergleich zwischen dem kantischen und dem historischen Völkerbund
- Kritik und Diskussion der Vergleichsergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik des Völkerrechts und der Völkerbundsidee ein. Dabei wird die historische Entwicklung des Völkerrechts und die Entstehung der Idee eines internationalen Friedensbundes beleuchtet. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Verbindung der Vorstellungen Immanuel Kants vom Völkerrecht und Völkerbund mit der Realität des Völkerbundes von 1919 bis 1946.
Das Völkerrecht nach Immanuel Kant
Dieses Kapitel beleuchtet die Grundlagen und Quellen des Völkerrechts nach Immanuel Kant. Es wird die Bedeutung des Naturzustands, der Vernunft und der Absonderung der Völker für die Entstehung des Völkerrechts erläutert.
Vergleich des Völkerbundes des 20. Jahrhunderts mit dem kantischen Völkerbund
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Vergleich des historischen Völkerbundes mit den von Kant entwickelten Vorstellungen. Dabei werden verschiedene Aspekte wie das Zustandekommen des Bundes, die Mitglieder, die Ausdehnung, die Funktion und die Struktur des Bundes betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Völkerrecht, dem Völkerbund, Immanuel Kant, „Zum ewigen Frieden“, Naturzustand, Vernunft, Friedensordnung, Krieg, internationale Kooperation und dem Vergleich zwischen theoretischen Konzepten und der realpolitischen Wirklichkeit.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Stefan Wagner (Autor:in), 2012, Der Völkerbund und das Völkerrecht im Spiegel der kantischen Schrift „Zum ewigen Frieden“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191998