Tagelang berichteten die Medien fast ununterbrochen über den Terroranschlag in Amerika. Es ist gar keine Frage, ein solches Ereignis muß in seiner menschlichen Tragik festgehalten werden, in der Dimension des Trauerns widergespiegelt werden. Die Verantwortlichen der ca. 3000 Opfer sind zu bestrafen. Dies hätte vor ordentlichen Gerichten zu geschehen. Jedoch die wochenlange Totalpräsenz des Themas sowie die Einseitigkeit und Eindimensionalität in der Darstellung besonders im Fernsehen erinnerte beinahe an die Verlautbarungskünste früherer DDR-Medien.
In Deutschland gab es viele öffentliche Bekundungen, die den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aussprachen. Die Politik erklärte eine unumschränkte Solidarität mit dem amerikanischen Volk. Zugleich wurden in Ostdeutschland etliche Lehrer von Schulen verwiesen, weil sie von der gleichgeschalteten öffentlichen Meinung abgewichen waren. Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert griff man scharf via Presse an, weil er kritische Äußerungen von Arundhati Roy außerhalb direkter medialer Öffentlichkeit angeführt hatte. Eine fundamentalistisch proamerikanische Stimmung drohte jeden kritischen Reflexionsgeist in Frage zu stellen, jedoch zeigt die nachträgliche Pressedurchsicht, es gab viele Stimmen, die diesem einseitigen Bild nicht folgen wollten. Sie spielten aber nur eine Nebenrolle. In den USA wurden schon unmittelbar nach den Anschlägen Kommentatoren und Moderatoren, die sich differenziert und nachdenklich zu den Ursachen des Anschlages äußerten, von den Bildschirmen verbannt.
An vielen Orten der Welt dürfte nicht ausschließlich die Trauer über die Opfer im Blickpunkt gestanden haben bei der Wahrnehmung des Anschlages, sondern zudem oft eine Haltung anzutreffen gewesen sein, die in dem Akt auch eine Quittung für die aggressive, militärisch gestützte Politik der USA gegenüber anderen Staaten gesehen hat. Viele haben die amerikanischen Gewaltakte und Einflußnahmen von Vietnam über Nicaragua bis Grenada gut in Erinnerung. Überdies unterstützen die USA eine globale ökonomische Politikkonzeption im Kontext der Globalisierung, die vielen Menschen über IWF-Anpassungsprogramme oder die krisenverursachende spekulative Finanzmarktarchitektur schwere soziale Nachteile bescherte.
Inhaltsverzeichnis
- PROLOG
- DIE ZÄSUR DES ANSCHLAGES VOM 11. SEPTEMBER
- TERRORBEKÄMPFUNG FÜR ANDERE ZIELE INSTRUMENTALISIERT
- IST SAUDI-ARABIEN DIE WICHTIGSTE QUELLE DES NEUEN GLOBALEN TERRORS?
- DER KRIEG GEGEN DEN TERRORISMUS IN AFGHANISTAN
- EIN NEUER IRAK-KRIEG, EIN KRIEG GEGEN DEN TERROR?
- TERRORISMUSBEKÄMPFUNG MIT FRIEDLICHEN MITTELN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Terroranschlag vom 11. September 2001 und dessen militärische Nachwirkungen. Sie hinterfragt die Legitimität und Wirksamkeit des „Krieges gegen den Terrorismus“ und beleuchtet alternative, friedliche Ansätze zur Bekämpfung des Terrorismus.
- Die Bedeutung des 11. September als Zäsur in der internationalen Politik
- Die Instrumentalisierung des Anschlags zur Durchsetzung amerikanischer Hegemonie
- Die Kritik an der militärischen Reaktion auf den 11. September, insbesondere im Hinblick auf die Kriege in Afghanistan und Irak
- Die Suche nach friedlichen Lösungen zur Bekämpfung des Terrorismus, wie etwa globale Armutsbekämpfung
- Die Analyse der Ursachen und Hintergründe des Terrorismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Prolog: Der Prolog beleuchtet die mediale Berichterstattung über den Anschlag vom 11. September und die einseitige, pro-amerikanische Stimmung, die sich in der Folge entwickelte. Er kritisiert die Verdrängung von differenzierten Perspektiven und betont die Bedeutung von kritischen Reflexionen, um das Geschehene zu verstehen.
- Die Zäsur des Anschlages vom 11. September: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung des Anschlags als symbolischen Angriff auf die amerikanische Militär- und Wirtschaftsmacht und die Botschaft, die hinter der Tat stand. Es stellt die Frage, inwieweit der Anschlag als ein befreiender Akt gegen die politische Dominanz der USA wahrgenommen wurde und wie die Tat als Kommunikationsstrategie des Terrorismus verstanden werden kann.
Schlüsselwörter
Terrorismus, 11. September, USA, Afghanistan, Irak, Krieg gegen den Terror, Hegemonie, Instrumentalisierung, Globalisierung, Armutsbekämpfung, friedliche Lösungen, mediale Berichterstattung, politische Dominanz, Kommunikationsstrategie.
- Citar trabajo
- Marko Ferst (Autor), 2003, Der Anschlag vom 11. September 2001, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19216