Xenotransplantationen aus Sicht des Präferenzutilitaristen Peter Singer


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhalt

Einleitung

1. Xenotransplantation
1.1 Vorteile der Xenotransplantation
1.2 Alternativen zur Xenotransplantation

2. Die Ethik von Peter Singer
2.1 Präferenzutilitarismus
2.2 Das ‚Prinzip der Gleichheit͚ und der Begriff des Speziesismus
2.2.1 Wer kann leiden?
2.2.2 Töten von Tieren

3. Dürfen Xenotransplantationen aus Sicht von Peter Singer durchgeführt werden? (P. Singers Argumente und die Kritik von E.Dahl)
3.1 Das Lebensinteresse-Argument
3.2 Speziesismus-Argument
3.3 ‚Tiere sind zum Wohle der Menschen da͚ - Argument

4. Persönliche Stellungnahme

Quellenverzeichnis

Einleitung

In meiner Hausarbeit zur Vorlesung ͣ ktuelle Problemstellung“ behandle ich das Thema der ͣXenotransplantation aus Sicht des Präferenzutilitaristen Peter Singer“.

Diese Arbeit umfasst im Wesentlichen drei Hauptpunkte: die Xenotransplantation, die Ethik Singers und resultierend daraus die Frage, ob es aus Sicht von Peter Singer gerechtfertigt ist, Tiere als Organspender zu verwenden.

Der erste Punkt widmet sich sehr ausführlich dem Gegenstandsbereich der ‚Xenotransplantation͚. Es wird aufgeführt, ob und in wieweit eine solcher Eingriff überhaupt möglich ist und welche Tiere als Spender in Frage kommen würden und warum. Unter den Erweiterungspunkten befasse ich mich ferner mit den Vorteilen, die Xenotransplantationen bieten würden und den eventuellen Alternativen dazu.

Im zweiten Punkt wird die Ethik, die von Peter Singer vertreten wird, genauer betrachtet. Im ersten Unterpunkt wird seine Grundphilosophie, der Präferenzutilitarismus erklärt. Des weiteren wird auch auf sein ‚Prinzip der Gleichheit͚ und den Speziesismus eingegangen. Von diesem Wissen ausgehend, wird im nächsten Unterpunkt erläutert, welche Lebewesen leiden können. Daraus ergibt sich weiterhin noch der Gegenstandsbereich der ‚Tötung von Tieren.

Im dritten und letztendlich wichtigsten Teil beschäftigte ich mich mit der Frage, ob Peter Singer, Xenotransplantationen als moralisch gerechtfertigt hält. In diesem Abschnitt stelle ich drei seiner Argumente dar, die jeweils unmittelbar danach von Edgar Dahl, dem Verfasser von ͣXenotransplantationen. Tiere als Organspender für Menschen“ auf seine Richtigkeit überprüft werden.

Letztendlich wird noch der Punkt meiner eigenen Stellungnahme zum Thema aufgeführt.

1. Xenotransplantation

Die Xenotransplantation ist die Übertragung von lebens- und funktionstüchtigen Zellen, Zellverbänden und auch kompletten Organen zwischen Lebewesen verschiedener Spezies. Damit ist beispielsweise, wie im bekannten Fall von ‚Baby Fae͚ die Verpflanzung eines Pavianherzens auf ein menschliches Wesen gemeint.1

Bei der, in der westlichen Welt, etablierten Allotransplantation werden dagegen Transplantate von Menschen, auf ihre gleiche Spezies übertragen. Die Erfolgsrate liegt bei diesen Eingriffen bei circa 70 bis 90 Prozent, je nach Art des verpflanzten Organs. Allerdings besteht hierbei eine große Angebot- und Nachfragedifferenz. 2008 warteten 11319 Menschen in ganz Deutschland auf ein passendes Spenderorgan, aber lediglich 3866 Transplantationen konnten erfolgreich durchgeführt werden.2

Bei Nierenkrankenmenschen besteht während der Zeit des Wartens, die Möglichkeit der Überbrückung durch eine Nierenersatztherapie in Form der Dialyse. Bei Menschen, die unter einem Herzversagen leiden, kommt neben der Allotransplantation außerdem die Möglichkeit des Einsetzens eines ‚künstlichen Herzens͚ in Frage, jedoch ist diese Methode äußerst kostspielig und deshalb kein Standardverfahren. Ein Drittel der potentiellen Empfänger sterben, noch bevor sie ein lebensrettendes Organ erhalten können. Bei Menschen, die unter einer Dysfunktion der Leber leiden, ist der Zustand noch kritischer und die Behandlung in Form einer schnellen Transplantation noch dringender.3

Es ist offensichtlich, dass in Deutschland, sowie in den meisten anderen hochentwickelten Ländern unserer Welt ein Organmangel vorherrscht, der das Interesse der Wissenschaftler für die Xenotransplantation geweckt hat. Xenotransplantationen sind keine neue ‚Erfindung͚ der Forschung; schon seit 1905 werden diese Art von Verpflanzungen durchgeführt, bisher aber immer ohne Erfolg. Dieser Fehlschlag liegt vorwiegend an zwei bestimmten Gegebenheiten. Die Ursachen sind zum einen, die der Abwehr des Immunsystems auf die implantierten Organe und zum anderen, die physiologische Beschaffenheit und die Funktionsweise der Organe.

Bei der Abwehrreaktion durch das Immunsystem wird das transplantierte Organ binnen kurzer Zeit vom Körper des Empfängers abgestoßen. Bei Allotransplantationen kann dieser Widerstand durch sogenannte Immunsuppressiva eingedämmt bzw. unterdrückt werden. Bei Xenotransplantationen ist dies bisher nicht gelungen, da der Körper stärkere bwehrmechanismen zeigt, als bei ‚gewöhnlichen͚ Transplantationen. Daher sind die bisher entwickelten Immunsuppressiva gegenwärtig nutzlos.

Die Ursache des Misserfolgs gründet sich außerdem auf den Aufbau der implantierten Organe und der Physiologie des Empfängers. Ein Pavian wiegt im Durchschnitt 25 kg, daher ist sein Herz bedeutend kleiner, als das von einem Menschen. Demzufolge könnte dieses Herz keinem ausgewachsenen Menschen, sondern nur einem Kind, implantiert werden.

Ein weiteres Problem stellt die Funktionsweise des zu implantierenden Organs dar. Die Aufgaben eines Herzens sind relativ einfach, wenn man es im Vergleich zur Leber betrachtet. Diese ist wesentlich komplexer und es ist bisher noch nicht gewiss, ob ein xenotransplantiertes Organ überhaupt geeignet wäre, diese Aufgaben vollständig zu übernehmen.4

Bei der Frage nach den geeigneten Spendertieren scheint die Antwort im ersten Moment einfach zu sein. Hinsichtlich der Immunbiologie gelten Menschenaffen (wie Gorillas, Schimpansen, Orang-Utans, Gibbons) als am meisten geeignet. Der Mensch hat gegenüber dem Schimpansen, je nach Berechnungsart, eine genetische Übereinstimmung von 96 bis 99 Prozent.5Das vorrangige Problem der zweckvollen Verwendung ist, dass viele Arten der Menschenaffen heute vom Aussterben bedroht sind und daher unter Artenschutz stehen. Ein weiteres Problem stellt die langsame Fortpflanzung dar. Menschenaffen haben eine Schwangerschaftszeit von bis zu neun Monaten und sind erst nach sechs bis zehn Jahren geschlechtsreif. Deshalb wären diese Spendertiere ungeeignet, da die Nachfrage nicht gedeckt werden könnte. Somit zeigt sich, dass die Verwendung von Organen von Menschenaffen in mehrfacher Weise nicht geeignet wäre.

Bei Schweinen hingegen gäbe es die Problematiken, die bei Menschenaffen auftauchen, nicht. Man fand heraus, dass zwischen den Organen von Menschen und Schweinen eine hohe Ähnlichkeit aufzufinden ist. Zudem pflanzen sich Schweine schneller und in größerem Umfang fort. Die Reproduktionsrate ist damit bei diesen Tieren erheblich höher, als bei den zuvor genannten Menschenaffen. Der Nachteil stellt sich hier allerdings bei den stärkeren Abwehrmechanismen des menschlichen Immunsystems, gegenüber den fremden Organen ein. Dies liegt daran, dass Schweine vom Menschen verwandtschaftlich weiter entfernt sind, als die Menschenaffen, die sich evolutionsgeschichtlich betrachtet, weitaus später von den Menschen wegentwickelt haben. Beim Implantieren eines schweinischen Organs in den menschlichen Korpus tritt daher die sogenannte ‚hyperakute Rejektion͚ auf. Dies bedeutet, dass das Organ innerhalb weniger Minuten irreversibel zerstört wird. Problematisch bei der Übertragung dieser Organe wäre auch der Sachverhalt, dass virologische Komplikationen auftreten könnten. Die transplantierten Organe könnten Mikroorganismen vom Schwein auf den Empfänger übertragen und dadurch tödliche Infektionen auslösen. In ihrer schlimmsten Konsequenz würde die Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs einer Pandemie stark zunehmen.6

1.1 Vorteile der Xenotransplantation

Nun da der Gegenstandsbereich der Xenotransplantation ausführlich erklärt wurde, widmet sich diese Arbeit den Vorteilen, die eine solche Transplantation für unsere Gesellschaft hätte.

Ein Vorteil wäre, dass Transplantationen planbare medizinische Eingriffe wären. Notwendige Vorkehrungen, die die Chancen des Erfolgs erhöhen würden, könnten getroffen werden. Gegenwärtige Transplantationen sind fast immer Notfalloperationen, bei denen es um Schnelligkeit geht und für lange Planung keine Zeit ist.7

Sogenannte ͣLebendspenden“, von beispielsweise ngehörigen, die Teile ihrer Nieren zur Verfügung stellen, wären nicht mehr notwendig. Trotzdessen, dass diese Eingriffe nicht ungefährlich sind, stieg die Zahl derer, die sich für andere Menschen einem operativen Eingriff unterzogen, seit 1995 bis 2003 von 83 auf 405 Spenden.8

Ein weiterer Punkt, der nicht außer Acht gelassen werden darf, ist der, des illegalen Organhandels vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländer, wie Indien, Brasilien und China. Die Verfügbarkeit von genügend Transplantaten würde diesen, für die Händler lukrativen Markt bedeutend eindämmen.

Der elementare Punkt der Nutzung von speziesfremden Organen wäre sicherlich der, dass der Bedarf lebensrettender Transplantationsmaßnahmen gedeckt werden könnte. Wie oben schon erwähnt, ist die Nachfrage immens hoch, das Angebot im Vergleich äußerst gering. Was noch nicht angesprochen wurde, ist die Tatsache, dass die auf den Wartelisten aufgeführten Patienten, nicht die vollständige Anzahl derer aufzeigen, die ein Organ dringend brauchen. Die Kriterien, zum Eintrag auf die Wartelisten sind gegenwärtig so streng, dass bei Herztransplantationen theoretisch fünfmal mehr Menschen Organe benötigen würden, als verzeichnet sind.

[...]


1Diese Transplantation wurde 1984 vom amerikanischen Chirurgen Leonard Bailey durchgeführt. Das Kind starb, nach anfänglichen guten Prognosen, allerdings nach nur 32 Tagen.

2Vgl. http://www.eurotransplant.nl/files/statistics/year_2008.pdf

3 Vgl. Dahl, 2000, S.15

4Vgl ebenda, S.16ff.

5 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,372341,00.html

6 Vgl. Dahl, 2000, S. 16ff.

7Vgl. Ebenda, S.23f.

8www.transplantation information.de/organspende_organspender/lebendorganspende/statistik/nierenlebendspenden.htm

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Xenotransplantationen aus Sicht des Präferenzutilitaristen Peter Singer
Hochschule
Katholische Hochschule Freiburg, ehem. Katholische Fachhochschule Freiburg im Breisgau
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V192279
ISBN (eBook)
9783656172031
ISBN (Buch)
9783656172192
Dateigröße
856 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
xenotransplantationen, sicht, präferenzutilitaristen, peter, singer, Utilitarismus
Arbeit zitieren
Lisa Merkle (Autor:in), 2009, Xenotransplantationen aus Sicht des Präferenzutilitaristen Peter Singer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192279

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