Ganzheitliche Kommunikationsstrategien für Startup-Unternehmen - von der Visitenkarte über Facebook, Twitter und Co.


Hausarbeit, 2012

58 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Moderne Kommunikationspolitik und klassisches Marketing
2.1 Alleinstellungsmerkmal, Marktpotenzial und Zielgruppenbestimmung
2.1.1 Alleinstellungsmerkmal
2.1.2 Marktpotenzial
2.1.3 Zielgruppenbestimmung
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
2.3 Corporate Identity

3 Entwicklung klassischer Kommunikationsinstrumente
3.1 Visitenkarten
3.2 Messen und Inhouse-Events
3.3 Werbesendungen (Direct Mailing)
3.4 Flyer, Prospekte und Werbemittel
3.5 Zeitungen, Publikums- und Fachzeitschriften, Anzeigenblätter
3.6 Telemarketing (Call-Center)
3.7 Plakat- und Außenwerbung
3.8 Radiowerbung
3.9 Fernsehwerbung
3.10 Kinowerbung

4 Entwicklung und Einsatz moderner Kommunikationsinstrumente
4.1 Website, Landing Page, Online Shop und Weblog
4.2 Suchmaschinenoptimierung (SEO)
4.3 Suchmaschinenmarketing (SEM)
4.4 Newsletter (E-Mail-Marketing)

5 Soziale Netzwerke und deren Risiken
5.1 Social Media Marketing, die wichtigsten Social Media Portale
5.1.1 YouTube
5.1.2 XING
5.1.3 LinkedIn
5.1.4 Wer liefertwas?
5.1.5 Facebook
5.1.6 Twitter
5.2 Mobile Marketing - iPhon, iPad, App's & Co

6 Gesamtbetrachtung und Handlungsempfehlungen zur Entwicklung ganzheitlicher Kommunikationsstrategien

7 Glossar

8 Literatur-, Presse- und Internetverzeichnis

ANLAGEN

LITERATUREMPFEHLUNG

WERWALTUNGS- UND- WIRTSCHAFTS-AKADEMIE WILDAU

1 Einleitung

Nur 12,8 % gegründeter Unternehmen haben in den letzten 13 Jahren überlebt!

Die vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) jährlich durchgeführte Untersu­chung des Gründergeschehens in Deutschland hat ergeben, dass auf Basis der Ge­werbeanmeldungen bzw. -abmeldungen im Zeitraum von 1997 bis 2010:

- 6,597 Mio. Unternehmen sich gründeten, wovon im selben Zeitraum
- 5,754 Mio. Unternehmen wieder liquidiert wurden.

Somit konnten sich innerhalb der letzten 13 Jahre gerade mal 843.000 Unternehmen am Markt dauerhaft durchsetzen, was nur 12,8% gegründeter Unternehmen ent­sPricht.[1] (siehe Anlage 1 : Existenzgründungen, Liquidation und deren Saldo 1997 bis 2010 in Deutschland)

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie veröffentlichte dazu eine wis­senschaftliche Studie zur Ursachenfindung, bei der über 3.000 involvierte Personen befragt wurden.

Der Studie zufolge wird festgestellt, dass im Gegensatz zu etablierten Unternehmen die Existenz junger und kleiner Unternehmen im besonderem Maße von der Qualifi­kation, den Entscheidungen und den Fähigkeiten des Unternehmers/in abhängt. In diesem Kontext wurden u. a. Defizite bei der Kommunikationspolitik erkannt, denn gescheiterte Unternehmen konnten sich auf Grund von Auftrags- und Nachfrage­rückgang, respektive fehlende Kundentreue, Probleme bei der Markterschließung und Probleme bei der Kundenansprache nicht dauerhaft am Markt behaupten.[2](siehe Anlage 2: BMWi-Studie - Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten 5 Jahren ihres Bestehens)

Auf Grund dieser Erkenntnisse wird in folgender Projektarbeit auf die besondere Rol­le der Kommunikationspolitik als ein Teil des Marketing-Mix eingegangen.

2 Moderne Kommunikationspolitik und klassisches Marketing

Philip Kotier, renommiertester Experte weltweit im Bereich Marketing, schreibt im Vorwort zu seinem 2002 erschienenem Buch Marketing der Zukunft'. "Das Haupt­problem in der heutigen Wirtschaft besteht darin, dass die meisten Branchen weltweit unter Überkapazitäten leiden. Nicht Produkte sind knapp, sondern Kunden."[3]

Ein Ergebnis davon ist, dass heute Menschen mit 3.000 bis 7.000 Werbebotschaften täglich konfrontiert werden. Jedes Werbeinstrument hat dabei nur Bruchteile von Se­kunden Zeit, um beim geneigten Betrachter tieferes Interesse zu erwecken, z. B.[4]:

- Anzeigen in Magazinen 1,7 Sekunden
- Anzeigen auf Plakaten 1,5 Sekunden
- Anschreiben in Werbebriefen 2,0 Sekunden
- Werbebanner auf Websites 0,5 Sekunden
- Websites 18 Sekunden

Die Kommunikationspolitik, im Zusammenspiel mit der Produkt-, Preis- und Ver­triebspolitik - wie sie in Deutschland bis etwa Mitte der 1990er Jahre zeitgemäß war, hat spätestens mit dem Aufkommen unternehmenseigener Internetpräsenzen und sozialen Online-Netzwerken an Vielfalt, Reichweite, Wirksamkeit und Einfluss ge­wonnen. Aus diesem Verständnis heraus entwickelt sich unternehmerischer Erfolg offenbar nicht mehr allein auf Basis bester Produkte oder der Dienstleistungsfähigkeit von Unternehmen, sondern es stellt sich die existenzielle Kernfrage: Wie und über welche Kommunikationsinstrumente erreichen Unternehmen heute und zukünftig ihre Käufer?

Kotier schreibt dazu: "Heute haben Unternehmen erkannt, dass ein Bestand an Kun­den wertvoller ist als der Besitz an Produkten, Fabriken oder Maschinen."[5]

Im Jahr 2010 wurden über alle klassischen wie modernen Kommunikationsinstru­mente hinweg, ein Werbeumsatz von 24,864 Mrd. EUR in Deutschland generiert, wobei auf das Internet mit seinen modernen Kommunikationskanälen 2,370 Mrd. EUR entfallen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- klassische Instrumente
- moderne Instrumente

Abb.: Werbeumsatz Deutschland 2010, Anteil klassische vs. moderne Kommunikationsinstrumente

Bemerkenswert ist, der Werbeumsatz über das Internet ist dabei im 1. Halbjahr 2011 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um + 26 % auf 1,310 Mrd. EUR gestiegen, was u.a. die gesteigerte Aufmerksamkeit um Social Media, Facebook, Twitter und Co. erklärt.[6]

2.1 Alleinstellungsmerkmal, Marktpotenzial, Zielgruppenbestimmung

2.1.1 Alleinstellungsmerkmal

Voraussetzung für erfolgreiches Agieren von Unternehmen ist zunächst die Bestim­mung eigener Alleinstellungsmerkmale. Mittels Markt- und Konkurrenzanalysen wer­den positive Unterscheidungsmerkmale gegenüber Wettbewerbern ermittelt und diese als informativ-hochwertige Botschaften formuliert. Diese Botschaften bilden den s. g. Content, welcher letztendlich über einen unternehmensspezifischen Mix ausgesuchter Kommunikationskanäle veröffentlicht wird. Die Frage, die es zu beant­worten gilt, lautet: Was ist das Besondere an den eigenen Produkten bzw. Dienstleis­tungen, das Interessenten oder Kunden dazu bewegt, sich gegen die Angebote der Wettbewerber zu entscheiden?

2.1.2 Marktpotenzial

Die genaue Kenntnis darüber, welche Potenziale Märkte an Kaufkraft, Anzahl priva­ter Endverbraucher, Behörden, Unternehmen etc. bereithalten, gibt Aufschluss darü­ber, wie nachhaltig Unternehmen am Markt existieren können. Sind Marktpotenziale zu gering, brauchen Unternehmen alternative Angebote und/oder ergänzende Po­tenziale um dauerhaft am Markt zu bestehen. Stellen Märkte sich zu groß oder un­übersichtlich dar, braucht es eine Selektion ausgesuchter Teilmärkte (Segmente), die so effizienter bedient werden können.

2.1.3 Zielgruppenbestimmung

Werden im Vorfeld Zielgruppen genau identifiziert, heißt - es liegen verifizierte Kenntnisse darüber vor, was denken zukünftige Kunden, was fühlen diese, welche Bedürfnisse haben diese aktuell bzw. welche Bedürfnisse werden Zielgruppen kurz­/mittel- oder langfristig haben, können Angebote passgenau entwickelt und kommu­niziert werden.

Welche Leute sind es, die die Unternehmen erreichen wollen (Alter, Geschlecht, Fa­milienstatus etc.), woher kommen diese (Bildungsgrad, Einkommen, Motivation, Mei­nungen etc.), was steckt hinter den Personen (Unternehmer, Arbeitnehmer etc.) und wo bzw. wie erreichen Unternehmen ihre Zielgruppen (regional, überregional, über klassische und/oder moderne Kommunikationsinstrumente), diese Fragen müssen im Detail eruiert werden.

Übergeordnete Aufgabe der Zielgruppenbestimmung ist es, nach Möglichkeit zielge­nau potenzielle Käufer mit Werbebotschaften zu erreichen, Streuverluste zu minimie­ren und so finanzielle Ressourcen der Unternehmen zu schonen.

Mittels Geomarketing können für Kampagnen mikrogeographische Daten genau be­rechnet und Kaufkraftdaten bzw. Konsumentenverhalten auf einen Blick visualisiert werden. Eine räumliche Trennung kann dabei auf Ebene von Landkreisen, bis zu 5- stelligen Postleitzahlenbereichen oder sogar einzelnen Straßenzügen erfolgen.

Zielgruppenbestimmung - Grundgesamtheit Deutschland

Bevölkerung (B2C)[7]

- Private Haushalte 40,3 Mio. (inkl. 16,2 Mio. Einzelpersonenhaushalte 40,2 %)

- Einwohner 82,3 Mio.

- 14 - 64 Jahre 54,9 Mio.
- 65 Jahre und älter 15,9 Mio.

- Internetnutzung ab 15 Jahre 73,7 % (ca. 51,8 Mio. User von 70,8 Mio. Men­schen)[8]

Unternehmen (B2B)[9]

- 2009 Unternehmensbestand 3.597.248

- davon Einzelunternehmer 2.307.745 (64%)
- Personengesellschaften 435.620 (z.B. OHG, KG)
- Kapitalgesellschaften 619.029 (UG, Ltd., GmbH, AG)
- Sonstige Rechtsformen 234.854
- Neugründungen in 2010 ca. 418 Tsd. (ohne Liquidation)

- Unternehmensbestand 2010-Gesamt ca.4,0 Mio.

- Unternehmen mit Internet-Breitbandanschluss 90 % (~ 3,6 Mio.)[10]

2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen

Deutschland ist weltweit eines der Länder, in dem der Datenschutz von personenbe­zogenen Informationen am strengsten geregelt ist. Jede Art der Datenerhebung und - Verwendung ist erfasst und reglementiert, was erhebliche Einschränkungen bei der Kundenakquise, der Auftragsdatenverarbeitung bis hin zur Weitergabe von Kunden­daten zur Folge hat.

Im Wesentlichen sind hierbei folgende rechtliche Rahmenbedingungen zu benennen:

- Bundesdatenschutzgesetz (BDSG): Regelt allgemein die Verarbeitung per­sonenbezogener Daten.
- Telekommunikationsgesetz (TKG): Regelt wie und welche personenbezo­genen Daten verarbeitet werden dürfen.
- Telemediengesetz (TMG): Beinhaltet spezifische Datenschutzregeln.
- Markenrecht (MarkenG): In diesem Gesetzt wird der Schutz von Marken, ge­schäftlichen Bezeichnungen und geographischen Herkunftsangaben geregelt.
- Wettbewerbsrecht (UWG): Das Gesetz schützt Mitbewerber, Verbrau­cher/innen und sonstige Marktteilnehmer vor unlauteren geschäftlichen Hand­lungen und dient einem unverfälschten Wettbewerb.
- Urheberrecht (URHG): Urheber von Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst werden durch dieses Gesetz im Besonderen geschützt.[11]

2.3 Corporate Identity

Basis für die Entwicklung einer Corporate Identity sind die Instrumente:

- Corporate Behaviour (Unternehmenspräsentation bzw. -verhalten nach innen wie außen),
- Corporate Design (optische Signale und Zeichen wie Logo, Farben etc.) und
- Corporate Communications (Gesamtheit sämtlicher Kommunikationsinstru­mente und -maßnahmen) die im Unternehmen zur Anwendung kommen.[12]

Die Corporate Identity (auch Cl-Linie genannt) wird aus dem Wesen eines Unter­nehmens heraus entwickelt und muss sich, unabhängig vom gewählten Kommunika­tionsmix, in ihrer Gesamtheit in den klassischen wie modernen Kommunikationska­nälen einheitlich widerspiegeln. Ob Visitenkarte, Messestand, Website oder Face- book-Fanpage, überall sind dieselben Farben, Formen, Inhalte und Botschaften zu kommunizieren - nur so kann ein entsprechender Wiedererkennungswert und Be­kanntheitsgrad bei angestrebten Zielgruppen erreicht werden.

3 Entwicklung klassischer Kommunikationsinstrumente

Der erste bekannte Werbebrief stammt aus dem Jahr 1197, als der französische Bi­schof Regnault de Mouçon den europäischen Adel anschrieb, damit diese Geld für den Wiederaufbau der zerstörten Kathedrale in Chartres spenden. Im Jahr 1240 er­hält Frankfurt/Main als erste deutsche Stadt das Messeprivileg, 1650 in Leipzig - hier erscheint weltweit die erste Tageszeitung. Im 17. Jahrhundert - zu Zeiten des Son­nenkönigs Louis XIV - kommen die ersten Visitenkarten in Umlauf, und 1854 werden in Berlin die ersten Litfaßsäulen aufgestellt. Im Jahr 1897 läuft die erste Kinower­bung, 1920 wird kurz vor Weihnachten die erste Radiosendung - und 1956 die erste Fernsehwerbung in Deutschland ausgestrahlt.

Erst ab ca. 1990 bestimmen Verbraucher endgültig das Marktgeschehen. Auf Grund eines andauernden Überangebots von Produkten und Dienstleistungen können Käu­fer heute - ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen und Wünschen, selbst be­stimmen, für welchen Verkäufer sie sich entscheiden. (siehe: Anlage 3: Entwicklung der Kommunika­tionspolitik - zeitlicher Abriss)

Dies hat einen schärfer werdenden Wettbewerb der Anbieter um die Gunst des Käu­fers zur Folge, und so beeinflussen immer verlockendere Werbebotschaften das täg­liche Einkaufsverhalten von Verbrauchern.

3.1 Visitenkarten

Da sie alle persönlichen Kontaktdaten und Informationen über den Geschäftszweck beinhalten, sind Visitenkarten nicht nur wichtige Datenquellen im geschäftlichen All­tag und persönlicher Kommunikation, sie sind auch Statussymbol - denn sie offenba­ren die Funktion der Gesprächspartner in ihren Unternehmen.

Unternehmer/innen sollten ihre Visitenkarten großzügig an Gesprächspartner bzw. an zufriedene Kunden, mit der Bitte um Weiterempfehlung, verteilen. Das Platzieren im Eingangsbereich bei Veranstaltungen, eventuell bei Kooperationspartnern oder als "vergessenes Lesezeichen" in einem besichtigten oder ausgeliehenen Fachbuch, kann sehr werbewirksam sein.

3.2 Messen und Inhouse-Events

Deutschland ist weltweit die Nr. 1 bei der Durchführung internationaler Messen. Nach Einschätzung des Messevereins AUMA (Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.), haben sich im Jahr 2010 ca. 174.000 Aussteller auf 157 überregionalen Messen in Deutschland präsentiert.

Auch wenn die Besucherzahlen in den letzten Jahren etwas rückläufig waren, sind die Kontaktmöglichkeiten zu über 10 Mio. Messebesuchern jährlich nicht zu unter­schätzen. Für das gesamte Jahr 2011 rechnet die Auma mit drei bis vier Prozent hö­heren Aussteller- und Besucherzahlen. Messen bieten darüber hinaus eine einzigar­tige Möglichkeit, Wettbewerber und Trends genau zu erkennen bzw. Interessenten, Kunden und mögliche Kooperationspartner durch persönlichen Dialog kennen zu lernen.[13]

Innovative Startup-Unternehmen werden in Deutschland darüber hinaus durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie seit 2007 gefördert. So wird die Teilnahme an ausgewählten internationalen Messen in Deutschland durch nichtrück­zahlbare Zuschüsse bis zu einer förderfähigen Summe je Teilnehmer und Veranstal­tung von 7.500 Euro gefördert.[14]

Inhouse-Events sind dagegen für Unternehmen in Nischenmärkten, mit kleinen Ziel­gruppen und/oder erklärungsbedürftigen bzw. komplexen Produkten, eine besonders attraktive Möglichkeit Kunden bzw. Interessenten zu begeistern. In angenehmer At­mosphäre können einem ausgewählten Publikum neueste Innovationen präsentiert werden, nicht nur eine besonders günstige Gelegenheit Abnehmer im persönlichen Dialog mit neuen Lösungen zu versorgen, so können auch zufriedene Kunden gebe­ten werden, aus ihrem Geschäftspartnerkreis neue Interessenten mit einzuladen.

3.3 Werbesendungen (Direct Mailing)

Werbesendungen sind besonders für jene Unternehmen gut geeignet, die eine breite Masse von Zielkunden ansprechen und auf einen großen Kundenstamm angewiesen sind. Auch als Direct Mailings bezeichnet ist unter Werbesendungen die direkte An­sprache potenzieller Kunden mittels Postkarte, Brief, Prospekt, Flyer, Katalog oder Warenprobe - inklusiv einer Aufforderung zur direkten Antwort zu verstehen.

Hierbei kommen drei Arten von Direct Mailings zur Anwendung:

- Unadressierte Werbesendung (z. B. An alle Haushalte in Musterhausen)
- Teiladressierte Werbesendung (z. B. An alle Einwohner der Sonnenstr. 11)
- Volladressierte Werbesendung (z. B. Max Mustermann, Sonnenstraße 11, 12345 Musterhausen).

So verschickten deutsche Unternehmen im Jahr 2010 Werbesendungen mit einem Werbeaufwand von 11,9 Mrd. EUR an ihre Zielgruppen. Das bedeutet, dass im Ein­zelnen 24,2 Mrd. Werbesendungen, respektive zwei Sendungen im Schnitt je Haus­halt und Werktag, im Briefkasten von Zielkunden zu finden waren.

Allgemeingültige Responsequoten sind nur schwer zu eruieren, da Rückläufe abhän­gig von der Definition sind (Anmeldungen zu einer Veranstaltung, Auftragsbestellung oder Order eines Gutscheins etc.), ob private Endverbraucher oder Unternehmer respektive Neu- bzw. Bestandskunden angeschrieben werden und wie Werbebriefe in ihrer Dramaturgie gestaltet sind. Schätzungsweise liegen Responsequoten bei normalen Neukundenmailings zwischen 0,5 - 1,5 % sowie bei Bestandskunden zwi­schen 2,0 - 3,5 % Rücklauf verschickter Werbebriefe, es sei denn - es handelt sich um extravagante Events oder Zugaben, die die Responsequoten steigen lassen.[15]

Der Erfolg von Direct-Mailings hängt daher von der inhaltlichen Gestaltung und im Wesentlichen von der Qualität der zur Verfügung stehenden Adressen bzw. deren

Zielgruppenoptimierung ab. Startup - Unternehmen stehen oft vor der Situation, dass nicht ausreichende, unvollständige bzw. veraltete Adressen vorhanden sind.

Abhilfe können in solchen Fällen seriöse Lettershops schaffen, bei denen zielgrup­penspezifische Adressen gemietet werden können bzw. die die gesamte Abwicklung von Direct Mailings rechtssicher übernehmen.

Neben günstigeren Portopreisen durch die Liberalisierung des Briefmarktes im Jahr 2009, liegen die durchschnittlichen Herstellungskosten für einen in Eigenproduktion hergestellten Werbebrief laut Bundesnetzagentur zwischen 1,20 und 3,49 EUR.[16]

3.4 Flyer, Prospekte und Werbemittel

Flyer und Prospekte sind eine sehr gute Möglichkeit, kurz und prägnant Unterneh­men, bestimmte Dienstleistungen oder Produkte visuell zu präsentieren. Neben der Zustellung via Post sind diese Werbemittel auf Messen, in Verkaufsräumen oder im Außendienst unverzichtbarer Bestandteil persönlicher Kommunikation.

Professionelle Gestaltung und haptisch angenehme Materialien lassen Kunden er­ahnen, welche Wertschätzung Unternehmen ihren Kunden entgegenbringen. Flyer, Prospekte und Werbemittel anderer Unternehmen bieten darüber hinaus eine gute Möglichkeit seine Wettbewerber zu bewerten und Erkenntnisse über deren Innovati­onen zu gewinnen.

Laut Werbemittel-Monitor 2011 des "Gesamtverbandes der Werbemittel-Wirtschaft e.V.", stieg der Umsatz mit Werbegeschenken von 2,8 Mrd. EUR im Jahr 2005 auf 3.4 Mrd. EUR im Jahr 2010. Das ist rund 1 Mrd. EUR mehr Umsatz als die gesamten Bruttowerbeumsätze, die im Jahr 2010 über das Internet realisiert wurden. Werbear­tikel mit aufgebrachter Werbebotschaft, Logo oder Internetadresse eignen sich sehr gut zur Marken- bzw. Produktkommunikation, dienen letztendlich der Kundenbin­dung, Imagepflege und dem Bekanntheitsgrad.[17]

Bei den Werbemitteln sind zum einen Streumittel für die Massenverbreitung bis zu 10,- EUR - wie z. B. Kalender, Einwegfeuerzeuge, Kugelschreiber, Bändchen, USB- Sticks usw. sehr beliebt. Zu den hochwertigen Werbeartikeln über 35,- EUR gehören u.a. wertvolle Schreib- und Lederwaren, elektronische Kombi-Geräte bis hin zu BBQ- Kühltaschen u.v.m., die ausgesuchten Kunden überreicht werden.

3.5 Zeitungen, Publikums- und Fachzeitschriften, Anzeigenblätter

Je nach Zielgruppe, Produkt oder Dienstleistung haben Unternehmen bei entspre­chenden Zeitschriften die Möglichkeit, sich interessierten Lesern mittels Fachbeiträ­gen als Spezialisten breitenwirksam zu präsentieren. Vor allem bei Zeitschriften, die Leser mittels Abonnement beziehen, besteht die Chance, einen nachhaltigen Be­kanntheitsgrad durch kontinuierliche Beiträge oder Beilagen zu entwickeln bzw. Käu­fer zu gewinnen.

Zu den Publikumszeitschriften gehören u. a. Magazine, Wirtschaftspresse, Frauen­zeitschriften, Kundenzeitschriften u.s.w.. Im Einzelnen sei hier z. B. die Wirtschafts­Woche, der Stern, die BamS, Brigitte und Fokus genannt, die Zeitung "ADAC motor­welt" liegt mit einer Auflage von 13,55 Mio. Exemplaren auf Rang 1 der beliebtesten Publikumszeitschriften.[18]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dazu kommen noch regionale Anzeigenblätter. Anzeigenblätter sind Presseprodukte, die zu 30 - 40% redaktionell aufbereitet werden, den Rest können Unternehmen für ihre Werbebotschaften nutzen. Der Vorteil besteht darin, dass die Anzeigenblätter oft kostenlos, auch s. g. Werbeverweigerern zugestellt werden dürfen und somit eine hohe Haushaltsabdeckung, hohe Reichweite und eine nahezu flächendeckende Ver­teilung erreicht wird.

Die meisten solcher Anzeigenblätter erscheinen einmal die Woche und erreichen statistisch zwei von drei Personen in Privathaushalten. Da hier überwiegend regiona­le Anbieter sich mit ihren Produkten / Dienstleistungen präsentieren, sind diese Blät­ter recht beliebt, denn die Hälfte der Leser nutzt die Informationen, um Preise zu ver­gleichen bzw. um sich vor Einkäufen über bestimmte Angebote zu informieren.

Im Jahr 2009 wurden 91,2 Mio. Anzeigenblätter mit einem Anzeigenumsatz von 1,97 Mrd. EUR an private Haushalte verteilt.[19]

3.6 Telemarketing (Call-Center)

Unter Telemarketing sind systematische Werbeanrufe bei Verbrauchern zu verste­hen, mit dem Ziel, bestimmte Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen bzw. Termine für den Außendienst zwecks Neukundengewinnung, Bestandskundenpflege oder Kundendienstanfragen zu vereinbaren.

Beim Telefonmarketing haben sich seit etwa Mitte der 1970er Jahre zwei Anwen­dungsverfahren heraus entwickelt:

[...]


[1] Vgl. IfM Bonn, Gründungs- und Liquidationsgeschehen 2010 in Deutschland und in den Bundesländern, http://www.ifm-bonn.org/assets/documents/Eekhoff-Guenterberg-24-03-2011.pdf, S. 3, 30.10.2011

[2] Vgl. BMWi-Studie: Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens | Mannheim und Neuss, März 2010, http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Service/publikationen,did=353052.html, S. 61, 30.10.2011

[3] Vgl. Kotler, Marketing der Zukunft - Mit mehr Sense and Response zu mehr Wachstum und Gewinn, Campus Verlag GmbH 2002, S. 11

[4] Vgl. Direct Marketing Center Berlin - Deutsche Post, Werbung mit Köpfchen, Handout Präsentation 14.06.2010

[5] Vgl. Kotler, Marketing der Zukunft - Mit mehr Sense and Response zu mehr Wachstum und Gewinn, Campus Verlag GmbH 2002, S. 39

[6] Vgl. Gruner + Jahr, Studie - Der Werbemarkt Januar 2010 - Juni 2011, http://www.gujmedia.de/media- research/print-studien/werbemarkt, Seite 2, 30.10.2011

[7] Vgl. Deutsche Post, Direktmarketing-Monitor 2008, Deutschland, S. 67

[8] Vgl. ARD/ZDF-Onlinestudie 2011, http://www.ard-zdf-onlinestudie.de, 29.10.2011

[9] Vgl. Statistisches Bundesamt, Unternehmensregister, http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/ Internet/DE/Navigation/Statistiken/UnternehmenGewerbeInsolvenzen/Untemehmensregister/ Unternehmensregister.psml, 29.10.2011

[10] Vgl. BITKOM, Breitbandkommunikation Unternehmen, http://www.bitkom.org/de/markt_statistik/64042_ 65130.aspx, 04.11.2011

[11] Vgl. Bundesministerium der Justiz, http://www.gesetze-im-internet.de/aktuell.html, 28.10.2011

[12] Vgl. Esch, Gabler Wirtschaftslexikon Corporate Identity, http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/corporate- identity.html, 25.10.2011

[13] Vgl. AUMA_ Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.), http://www.auma.de/_pages/d/24_Inlandsmessefoerderung/2402_FoerderungDurchBund/240200_FoerderungDur chBund.aspx?0, 25.10.2011

[14] Vgl. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Messeprogramm junge innovative Unternehmen, http://www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/messeprogramm_junge_innovative_unternehmen/index.html, 25.10.2011

[15] Vgl. Durchschnittswert Responsequote bei Direkt Mailings, telefonische Befragung mehrerer Direkt-Mailing- Anbieter, 08.11.2011

[16] Vgl. B4B Mittelstand, Ausgabe 1/2011, Briefdienste - Jetzt geht die Post ab, S. 20

[17] Vgl. Werbemittel-Monitor 2011, www.gww.de/download/file/176/Werbeartikel_Monitor_2011.pdf, 28.10.2011

[18] Vgl. Gruner + Jahr Werbetrend Januar - Juni 2011, Werbeumsätze nach Medien, S. 2-4 || Verlag Werben & Verkaufen GmbH,http://www.wuv.de/w_v_research/basisfakten/medien/auflagenstaerkste_publikumszeitschriften, 26.10.2011

[19] Vgl. Fachzeitschrift akquisa 12/2010, CRM & Database - Geomarketing, "Ohne Streuverlust in die Briefkästen", S. 64-56

Ende der Leseprobe aus 58 Seiten

Details

Titel
Ganzheitliche Kommunikationsstrategien für Startup-Unternehmen - von der Visitenkarte über Facebook, Twitter und Co.
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
58
Katalognummer
V192439
ISBN (eBook)
9783656174110
ISBN (Buch)
9783656174226
Dateigröße
32251 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die wenigsten Unternehmen in Deutschland werden von Studenten oder aus dem Universitäts- bzw. Hochschulumfeld heraus gegründet, wo betriebswirtschaftliches Know-how von Anfang an in Startup-Unternehmen einfließen könnte. Dieses Sachbuch baut daher thematisch auf das erste Autorenwerk von Mathias Tretschog, "Chancen und Risiken bei Existenz-gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus", auf. Die angeführten Daten und die verständliche Lesbarkeit ermöglichen einen schnellen Einblick in die Gesamtthematik und vermitteln kommunikationsstrategische Ideen für Unternehmen in der Gründungsphase.
Schlagworte
Marketing, Vertrieb, Kommunikationspolitik, Social Media, Werbung, Soziale Netzwerke, USP, Zielgruppen, Messen, Werbemittel, Prospekte, Flyer, Zeitungswerbung, Radiowerbung, Fernsehwerbung, Kinowerbung, Website, Landingpage, SEO, SEM, Newsletter, YouTube, XING, LinkedIn, Wer liefert was?, Facebook, Twitter, Mobile Marketing, Social Media Marketing, Videomarketing
Arbeit zitieren
Mathias Tretschog (Autor:in), 2012, Ganzheitliche Kommunikationsstrategien für Startup-Unternehmen - von der Visitenkarte über Facebook, Twitter und Co., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192439

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