"Irgendwie fühlt Muguluma sich überfordert. Er ist schließlich kein ausgebildeter Lehrer, sondern hat selber erst vor einigen Wochen mit der Oberschule abgeschlossen und steht nun plötzlich auf der anderen Seite des Klassenraums."
Durch die einleitende Reverse-Geschichte eines Afrikaners, der in Deutschland an einer Oberschule unausgebildet unterrichtet, dafür aber ein fettes Gehalt von seiner Heimat bekommt, wird eine Problematik veranschaulicht, die in ähnlichen Fällen fast täglich in den "Entwicklungsländern" geschieht.
Deutsche Freiwillige gehen durch die Weltwärts Initiative ins Ausland doch nicht immer sind die Ergebnisse positiv zu bewerten. Das hat auch der erste Evaluierungsbericht über Europas größtes Freiwilligenprogramm erkannt.
Im folgenden Text wird eine kritsche Analyse dargestellt und Freiwlligenarbeit auch aus der Sicht der Empfängerstaaten betrachtet, denn vermeintlich gut gemeinte, westliche Ideen können langfristig das Gegenteil ihres definierten Ziels bewirken. Unterschiede zu schätzen und Verbindungen zu sehen bedeutet gegenseitig voneinander und vor allem miteinander zu lernen. Ein wechselseitiger kultureller Austausch würde bedeuten auch Jugendliche aus den südlichen Ländern nach Deutschland einzuladen um in sozialen Einrichtungen und Projekten im Bildungswesen zu arbeiten. Gerade nach der Abschaffung des Zivildienstes könnte ein solcher Austausch sich positiv für alle Beteiligten auswirken und einen wichtigen Beitrag zur friedlichen Völkerverständigung leisten.
Einen Freiwilligendienst andersrum betrachtet
Es ist 08:05 Uhr am Montagmorgen als der junge Afrikaner Muguluma aus Uganda das Goethe Gymnasium irgendwo in Deutschland betritt. Strahlend kommt ihm der Schulleiter entgegen und begleitet ihn zu der Klasse 8b. In seiner Muttersprache Luganda begrüßt er seine Schüler freundlich: „Moli Motya!“ Die nächsten 45 Minuten gibt er Englischunterricht. Doch es läuft nur mäßig. Die Klasse ist zwar sehr interessiert und folgt zum größten Teil seinen Worten, aber irgendwie fühlt Muguluma sich überfordert. Er ist schließlich kein ausgebildeter Lehrer, sondern hat selber erst vor einigen Wochen mit der Oberschule abgeschlossen und steht nun plötzlich auf der anderen Seite des Klassenraums.
Wie war noch gleich das Participle von „to tear apart“? Er kann sich zwar exzellent in Englisch ausdrücken, die Grammatik jedoch seinen deutschen Schülern zu erklären, bereitet ihm Kopfschmerzen. Der Schulleiter versucht Muguluma nach dem Unterricht aufzubauen und erklärt ihm, dass es mit der Zeit sicher besser werden wird. Schließlich bleibe Muguluma zwölf Monate als Lehrer an der Schule. Da das Goethe Gymnasium in finanziellen Nöten steckt, wurde die Stelle des Englischlehrers gestrichen und durch Muguluma ersetzt. Der Schulleiter muss Muguluma keinen Lohn zahlen, denn eine ugandische Organisation zahlt Muguluma eine Pauschale von 6000€ monatlich für seinen Freiwilligendienst, samt Umkosten. Es ist sogar ein kleines Taschengeld für den Schulleiter als Betreuungsgeld darin eingeplant.
Am Abend liegt Muguluma in seinem Bett und geht noch einmal seinen ersten Arbeitstag im Kopf durch. Er war hoch motiviert zu helfen. Im ugandischen Fernsehen sah er all den Missstand in Deutschland. Familien die nicht zusammenhalten, alte Menschen, die in Altersheime abgegeben werden, Millionäre die an schweren Depressionen leiden und tausende Menschen, die nicht einmal ihren Nachbarn im Hausflur grüßen. Er wollte seinen Schülern mit Beispielen aus Afrika erklären, dass ein System der Solidarität unter- und miteinander viel besser funktioniert als eine Gesellschaft des Individualismus. Aus Afrika weiß er, dass Menschen viel glücklicher sind, wenn sie verstehen dass jeder Teil eines Ganzen ist. Ihr handeln richten sie dementsprechend aus und versuchen die Wirkungen individueller Entscheidungen auf das Gesamtsystem zu verstehen.
Nun zweifelt Muguluma allerdings ob er seine eigenen Wertvorstellungen den deutschen Schülern beibringen möchte. Denn bedeutet das Aufzwingen seiner Werte nicht gerade dass, wogegen er kämpfen möchte? Seine individuellen Ideen und Werte als die einzig richtigen darzustellen heißt, das bestehende und auch teilweise funktionierende System in Deutschland als falsch zu bewerten. Ihm fällt das Participle vom Morgen ein: „torn apart“. Muguluma ist hin und her gerissen zwischen dem Sinn seines Freiwilligendienstes in Deutschland und seiner ursprünglichen Motivation den Deutschen helfen zu müssen.
Diskussion über die Initiative Weltwärts
Mugulumas Geschichte ist frei erfunden und mag vielleicht absurd und unrealistisch erscheinen doch in umgekehrter Richtung gibt es tausende dieser Szenarien. Sie haben keine afrikanischen Namen sondern heißen Jan, Anna, Julia oder zum Beispiel Daniel. Sie sind deutsche Jugendliche, die mit dem Programm Weltwärts vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unter dem Motto: „Globales lernen durch tatkräftiges Handeln“ in so genannten „Entwicklungsländern“ unterwegs sind um vor Ort zu „helfen“ (BMZ, 2011).
10.000 Freiwilligendienste pro Jahr ist ein angestrebtes Ziel des BMZ. Da die Entsendeorganisationen für jeden Freiwilligen eine Pauschale von 580 Euro pro Monat für entstehende Kosten erhält (VENRO, 2009), steuert das größte Freiwilligenprogramm Europas auf die 70 Millionen Euro jährlich zu. Das Geld geht als „Entwicklungshilfe“ in die deutsche Bilanz ein und ist ein
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