In der Nikomachischen Ethik widmet Aristoteles zwei der zehn Bücher der Darstellung der Philia (Φιλíα) und verschafft uns damit einen Einblick in die antike Auffassung von der Freundschaft. In dieser Arbeit möchte ich betrachten, inwieweit dieses antike Freundschaftsbild fruchtbar für aktuelle Fragestellungen der Spieltheorie sein kann. Dazu werde ich anhand der Bücher VIII und IX drei Formen der Philia, die Nutzen-, Lust-, und Tugendfreundschaft nachzeichnen und zeigen, welche besondere Rollen das Wohlwollen und der Altruismus im aristotelischen Freundschaftsverständnis hat. Sodann werde ich den Leser kurz in die allgemeine Spieltheorie einführen, um anschließend mit zwei spieltheoretischen Analysen, dem Gefangenen- und dem Altruistendilemma zu betrachten, wie sich Nutzen-, Lust- und Tugendfreunde in sozialen Konfliktsituationen verhalten würden. Mein Ziel ist es zu zeigen, dass die Philia eine mögliche Lösung für soziale Fallen darstellen kann, wie sie z.B. durch das Gefangenendilemma beschrieben werden. Ich werde dafür argumentieren, dass zumindest die Tugendfreundschaft einen handlungsstabilisierenden Mechanismus darstellt, der Akteure stets zur Kooperation anhält. Gleichzeitig möchte ich den Leser aber auch zu einem Gedankenexperiment einladen, das aufzeigt, welchen paradoxen Situationen Freunde ausgesetzt sind, wenn sie versuchen stets wohltätig und altruistisch motiviert zu handeln.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Philia (Día) - Die Freundschaft
- Das Wesen der Freundschaft
- Akzidentielle Freundschaften - Nutzen- und Lustfreundschaft
- Vollkommene Freundschaft – Die Tugendfreundschaft
- Wohlwollen und Altruismus in der Philia
- Spieltheorie und Freundschaft
- Die Spieltheorie
- Das Gefangenendilemma
- Philia als Lösung des Gefangenendilemmas
- Das Altruistendilemma
- Fazit und Kritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die antike Vorstellung von Freundschaft, dargestellt in Aristoteles' "Nikomachischer Ethik", und ihre Relevanz für aktuelle spieltheoretische Fragestellungen. Der Fokus liegt auf der Analyse der drei Freundschaftsformen - Nutzen-, Lust- und Tugendfreundschaft - sowie der Rolle von Wohlwollen und Altruismus im aristotelischen Freundschaftsverständnis. Ziel ist es, zu zeigen, wie Philia als mögliche Lösung für soziale Fallen, wie sie im Gefangenendilemma beschrieben werden, dienen kann.
- Analyse der drei Freundschaftsformen nach Aristoteles: Nutzen-, Lust- und Tugendfreundschaft
- Untersuchung der Rolle von Wohlwollen und Altruismus im aristotelischen Freundschaftsverständnis
- Einleitung in die Spieltheorie und die Anwendung von spieltheoretischen Analysen auf die Philia
- Beurteilung der Eignung der Philia als Lösung für soziale Dilemmata, insbesondere das Gefangenendilemma
- Diskussion der paradoxen Situationen, in denen Freunde in ihrem Streben nach Wohlwollen und Altruismus geraten können
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt Aristoteles' "Nikomachische Ethik" als Quelle für das antike Freundschaftsbild vor und erläutert die Zielsetzung, die Relevanz der Philia für die Spieltheorie zu untersuchen.
- Philia (Día) - Die Freundschaft: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Philia und erläutert die drei notwendigen Bedingungen für eine Freundschaft nach Aristoteles: Liebe, reziprokes Wohlwollen und offene Gegenseitigkeit. Es werden die drei Formen der Freundschaft – Nutzen-, Lust- und Tugendfreundschaft – vorgestellt und ihre jeweiligen Merkmale sowie die zugrundeliegenden Phileton (Liebesgründe) erklärt.
- Das Wesen der Freundschaft: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Grundlage der Freundschaft, der Liebe und dem Wohlwollen, das die Freunde einander entgegenbringen. Es wird erläutert, wie sich diese Liebe aus verschiedenen Gründen, wie dem Nützlichen, dem Angenehmen und dem Tugendhaften, entwickeln kann.
- Akzidentielle Freundschaften – Nutzen- und Lustfreundschaft: In diesem Kapitel werden die beiden Formen der Freundschaften, die auf Nutzen und Lust basieren, genauer betrachtet. Es wird gezeigt, dass diese Beziehungen auf akzidentellen Motiven basieren und somit weniger stabil sind als die Tugendfreundschaft.
- Vollkommene Freundschaft – Die Tugendfreundschaft: Dieses Kapitel behandelt die Tugendfreundschaft als die vollkommenste Form der Freundschaft, die auf dem gegenseitigen Respekt und der Wertschätzung der Tugenden des jeweils anderen basiert.
- Wohlwollen und Altruismus in der Philia: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Wohlwollen und Altruismus in der Philia. Es wird gezeigt, dass die Tugendfreundschaft einen altruistischen Kern beinhaltet und sich durch ein stabiles und dauerhaftes Wohlwollen auszeichnet.
- Spieltheorie und Freundschaft: Dieses Kapitel führt den Leser in die allgemeine Spieltheorie ein und stellt das Gefangenendilemma als ein bekanntes soziales Dilemma vor.
- Die Spieltheorie: Hier wird die Spieltheorie als Methode zur Analyse von strategischen Entscheidungen in sozialen Interaktionen vorgestellt.
- Das Gefangenendilemma: Dieses Kapitel erklärt das Gefangenendilemma als ein Modell für soziale Konflikte, in denen Individuen ihre eigenen Interessen gegenüber dem gemeinsamen Wohl priorisieren.
- Philia als Lösung des Gefangenendilemmas: Es wird untersucht, inwieweit die Philia, insbesondere die Tugendfreundschaft, eine mögliche Lösung für das Gefangenendilemma bietet, indem sie Akteure zur Kooperation motiviert.
- Das Altruistendilemma: Dieses Kapitel behandelt das Altruistendilemma, das die paradoxen Situationen beschreibt, in denen Freunde durch ihren Wunsch nach Wohltätigkeit und Altruismus in Konflikte geraten können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen Freundschaft, Philia, Aristoteles, Spieltheorie, Gefangenendilemma, Wohlwollen, Altruismus und Tugendfreundschaft. Die Untersuchung der Philia im Kontext spieltheoretischer Modelle bietet einen neuen Blickwinkel auf die antike Vorstellung von Freundschaft und ihre Relevanz für heutige soziale Interaktionen.
- Citation du texte
- Joel Eiglmeier (Auteur), 2012, Eine spieltheoretische Betrachtung der Freundschaft (Philia), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192526